Darüber hinaus habe ich in diesem Buch verschiedene Anregungen aus Forschungsaufenthalten und Konferenzen aufgegriffen, für die ich mich ausdrücklich bedanken möchte. Kapitel 3dieses Buches ist während einer Gastprofessur an der Université Paris 2 Panthéon-Assas entstanden. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei meinen dortigen Kolleg:innen bedanken, insbesondere bei Tristan Mattelart, ohne den mein Aufenthalt nicht möglich gewesen wäre und der mir sehr konstruktives Feedback während meiner Zeit dort gab. Die Kapitel 5und 6habe ich geschrieben, als ich Gastprofessor am Department of Media and Communications der London School of Economics and Political Science war. Auch hier möchte ich mich bei meinen dortigen Kolleg:innen bedanken, insbesondere bei Bart Cammaerts, Nick Couldry, Sonia Livingstone und Robin Mansell – nicht nur dafür, dass sie mir den Aufenthalt ermöglicht haben, sondern auch für die Anregungen, die sie in vielen Gesprächen gegeben haben (und die vielen schönen Abende in und um London). In die deutsche Übersetzung sind einige Hinweise eingeflossen, die ich während eines Gastaufenthalts am Department of Communication der Stanford University erhalten habe. Hier danke ich insbesondere Fred Turner, dass er den Aufenthalt möglich gemacht hat – sowie für die Anregungen, die er mir gab. Darüber hinaus konnte ich Teile des Manuskripts dieses Buches auf vielen Konferenzen und Workshops vorstellen, teilweise als Keynotes, teilweise als Panel Papers. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen bedanken, die mich großzügig eingeladen haben, bei den Teilnehmer:innen der Tagungen und Workshops für die vielen ausführlichen Diskussionen und bei den anonymen Gutachter:innen für die Hinweise, die ich erhalten habe. Ein großer Dank geht auch an die Sektion Mediatization der European Communication Research and Education Association (ECREA), die seit vielen Jahren eine perfekte Heimat bietet, um Fragen der Mediatisierung zu diskutieren.
Ich möchte mich bei Göran Bolin, Nick Couldry, Knut Lundby, Wiebke Loosen und Kim Schrøder für ihre sehr hilfreichen Kommentare zum ersten Entwurf dieses Buches bedanken. Ihre Hinweise auf Unschärfen in der Argumentation, fehlende Beispiele und Verweise sowie reine Denkfehler ermöglichten es mir, das Manuskript weiter zu verbessern.
Eine wesentliche Hilfe bei der Fertigstellung des englischen Manuskripts waren verschiedene studentische Hilfskräfte. Ich möchte Jeanette Asmuss, Linda Siegel und Kian Reiling für ihre Besuche in der Bibliothek, ihre Visualisierungen der Daten und ihr Korrekturlesen danken. Alle drei haben mich bei meiner Arbeit maßgeblich unterstützt. Ein ganz besonderer Dank geht an Marc Kushin, der mir bei der sprachlichen Überarbeitung meines englischen Manuskripts geholfen hat. Bei der Übersetzung half mir Nicola Peters beim Finden der deutschen Zitate, bei der Korrektur des Literaturverzeichnisses und beim Erstellen des Index. Vor allem danke ich aber Leif Kramp, der mein Manuskript kritisch auf nach wie vor auftretendes ›Denglish‹ durchsah, sowie Heide Pawlik für die finalen Korrekturen.
Dem Verlag Herbert von Halem möchte ich dafür danken, dass er diese deutsche Übersetzung von Deep Mediatization möglich gemacht hat. Danken möchte ich daneben Volker Manz für das sorgfältige Lektorat. Mein Dank geht insbesondere an Rüdiger Steiner für die vortreffliche Betreuung und Begleitung im Prozess des Übersetzens sowie für seine Korrekturen und Hinweise zum eingereichten deutschen Manuskript.
Aber all diese Dankesworte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich für die verbleibenden Fehler, Unklarheiten oder einfach schlechtes Schreiben selbst verantwortlich bin. Es liegt nun an den Leser:innen, über die Qualität dieses Buches zu entscheiden. Ich hoffe jedenfalls, dass es für viele Menschen anregend sein wird und dass es unser kollektives Nachdenken über die tiefgreifende Mediatisierung und die entstehende digitale Gesellschaft voranbringt.
Bremen, im Sommer 2021
Andreas Hepp
Populäre Medien präsentieren uns gerne fiktive Charaktere wie Mia, eine junge Frau, die im Jahr 2037 lebt: Eines Morgens wird Mia mit freundlichen Worten von Ben, ihrem künstlichen Begleiter, aus ihrem tiefen Schlaf geweckt. Ben ist eine auf künstlicher Intelligenz (KI) basierende Softwareanwendung, die hauptsächlich in der ›Cloud‹ existiert. Mia kann jederzeit über ihre Smartwatch, ihr Mobiltelefon und andere Geräte auf Ben zugreifen. Sie lebt in einem Smart Home: Wenn sie ihr Badezimmer betritt, schaltet sich das Licht automatisch ein. Am Rand des Badspiegels erscheint stets ein kuratierter Fluss von Nachrichten aus ihren Social-Media-Kanälen sowie eine Auswahl von Gesundheitsdaten und persönlichen Metriken wie ihre Herzfrequenz, die Qualität ihres Schlafs in der letzten Nacht und wie viele Kalorien sie am Vortag verbrannt hat. Das Essen in ihrer Küche wird automatisch zubereitet; künstliches Fleisch wird dafür in Bioreaktoren gezüchtet und der Kühlschrank wird automatisch durch Online-Einkäufe aufgefüllt. Mia fährt mit einem Hochgeschwindigkeitszug zur Arbeit. Wenn sie sich individueller durch die Stadt bewegen möchte, kann sie dies in einem autonomen Elektroauto tun. Sie arbeitet in einem Support-Center für autonome Fahrzeuge und es ist ihre Aufgabe, einen Simulator zu steuern, um einen fahrerlosen Lkw durch belebte Innenstädte zu manövrieren, wenn menschliche Unterstützung benötigt wird. Dank der Produktivitätsvorteile, die Robotik und KI-Technologien bieten, muss Mia nur vier Stunden am Tag arbeiten. In ihrer Freizeit genießen Mia und ihre Freunde Virtual-Reality-Erlebnisse und reisen auf diese Weise an weit entfernte Orte, vielleicht zu einem Außenposten auf dem Mars, um über die wogenden Dünen des Roten Planeten zu fahren.
Dieses Szenario wurde ursprünglich als ›Multimedia-Story‹ von Journalist:innen des deutschen Nachrichtenmagazins Der Spiegel in Zusammenarbeit mit Zukunftsforscher:innen des Ars Electronica Future Lab entwickelt. Der Artikel positioniert sich als »optimistische[r] Blick in die Zukunft, der nicht zwangsläufig der realistischste ist«. 1Trotz der oft beschworenen Risiken und Gefahren, die mit der Digitalisierung verbunden werden, geht es den Autor:innen vor allem um die »Chancen […], die die Zukunft bietet«. Ihr Szenario begreifen sie dabei nicht als »haltlose Fantasie«, sondern als eine »auf dem aktuellen Stand der Forschung« basierende Zukunftsvision, die von den bereits heute verfügbaren medientechnologischen Innovationen ausgeht.
Es gibt mehrere Gründe, warum ich dieses Buch mit der Geschichte von Mia beginne. Zunächst einmal zeigt Mias Alltagswelt, wie ein Leben in der digitalen Gesellschaft aussehen könnte. Einige der im Szenario beschriebenen Möglichkeiten sind bereits heute Teil unserer Alltagswelt: Während Bens Funktionalitäten umfangreicher sind als die der aktuellen Sprachassistenten, haben wir auf ähnliche Artificial Companions bereits jetzt über unsere Smartphones, Smartwatches und andere ›smarten‹ Geräte Zugriff. Beispiele dafür sind Amazons Alexa, Microsofts Cortana oder Apples Siri. Diese sind bereits in der Lage, unsere Termine zu erfassen, wir können Nachrichten und E-Mails diktieren, nach Informationen suchen lassen und mit einfachen Sprachbefehlen Einkäufe tätigen. Und diese Begleiter ›leben‹ bereits jetzt in der ›Cloud‹. Es scheint, dass wir möglicherweise auf dem besten Weg zu einer digitalen Gesellschaft sind, die dem oben beschriebenen Szenario ähnelt.
Interessant ist dieses Szenario aber auch im Hinblick auf das, was es nicht thematisiert – nämlich die potenziell problematischen Aspekte eines durch immer mehr vernetzte digitale Medientechnologien umfassend durchdrungenen Lebens. Zum Beispiel sammeln heutige Sprachassistenten kontinuierlich Daten über uns, während wir sie nutzen. In vielen Fällen ist die automatisierte Analyse dieser Daten das zentrale Geschäftsmodell hinter ihrer Entwicklung. Technologien, bei denen wir mittels Simulation Fahrzeuge und andere Geräte steuern, sind bereits in mehr Berufen verbreitet, als wir denken. Aber auch hier wird in der Zukunftsvision des Spiegel nicht deutlich, in welchen Bereichen die Simulationssteuerung derzeit am weitesten verbreitet ist. 2Wenn wir ihren Einsatz genauer untersuchen würden, könnten wir feststellen, dass ihr vorherrschendes Einsatzgebiet das Militär und dessen Steuerung unbemannter Drohnen ist.
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