Wolfram Lutterer - Eine kurze Geschichte des systemischen Denkens

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Was ist es eigentlich genauer, was systemisches Denken ausmacht? Wo kommt es her? Wolfram Lutterers «Kurze Geschichte des systemischen Denkens» bietet zunächst genau das, was der Titel verspricht: Das Buch gibt die Entwicklungsgeschichte systemischen Denkens in einem überschaubaren Überblick wieder und diskutiert kritisch die Positionen maßgeblicher Denker:innen.
Wolfram Lutterer zeigt, dass es Vorformen des systemischen sowie des konstruktivistischen Denkens bereits seit der Antike und darüber hinaus auch jenseits des westlichen Kulturkreises gibt, also gewissermaßen «von jeher» und vielleicht sogar «überall». Besonderes Gewicht erhält die Entwicklung systemischer Ansätze im 20. Jahrhundert, u. a. mit den Arbeiten von Gregory Bateson, Heinz von Foerster und Humberto Maturana.
Ergänzend zum systemischen Diskurs werden parallele und konkurrierende wissenschaftliche Herangehensweisen thematisiert.

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In diesem Sinne entspräche jedenfalls Hegels Erwartung einer alles vermittelnden Synthese letztlich einer Art »Alles-wird-gut«-Mentalität, welche heute, vor unserer komplexen Wirklichkeit, eher als utopisch-romantisierend, wenn nicht gar als naiv erscheint. Zumindest mir wäre es daher lieber, wenn wir (infolge von Hegels Dialektik) vermehrt versuchen würden, Spannungsverhältnisse zwischen unterschiedlichen Vorstellungen erst einmal auszuhalten und sich nicht gleich für das Bessere oder Einfachere oder was auch immer zu entscheiden. Denn gerade an dieser Stelle könnten systemisches ebenso wie dialektisches Denken durchaus in totalitäre Denkmuster einmünden. Dann haben wir wieder die eine Wahrheit – und das mit und nach Auschwitz.

Die andere Variante hierzu, nämlich sich jeglicher Form der Auseinandersetzung durch die alltagspraktische Lust auf Vereinfachung (»Die anderen sind schuld«, »Das ist doch gar nicht so«) zu entziehen, führt dabei auch nicht weiter, selbst wenn sie sich zuweilen sogar wissenschaftlich zu adeln versucht in Gestalt der Doktrin der Übervereinfachung bzw. des »Reduktionismus«.

Von Hegels Denken bleibt jedenfalls die Anerkennung sozialer Verhältnisse als zueinander unterschiedliche und sich wechselseitig bedingende. Im Kontext systemischer Denkansätze würden wir heute wohl eher versuchen, Unterschiede in Gestalt dynamischer Spannungsverhältnisse weiterzudenken, anstatt auf den großen versöhnenden Ausgleich zu hoffen. Hegel, als Wegbereiter der modernen Dialektik, hat damit jedenfalls einen verdienten Platz in unserer systemischen Ahnengalerie gewonnen. Im Rahmen der systemischen Therapie wurde er im Übrigen insbesondere duch Helm Stierlin ausführlicher rezipiert. 46

Missklänge (Friedrich Nietzsche)

Dieser kurze Rundgang durch die Neuzeit endet mit Friedrich Nietzsche (1844–1900). Nach ihm beginnt – Zufall oder nicht – die Moderne. Geboren wurde Nietzsche etwa 70 Jahre nach Hegel, in Röcken in Sachsen-Anhalt. Er lehrte zunächst Philosophie in Basel, erkrankte dann aber psychisch schwer, litt unter Wahnvorstellungen und starb schließlich im Kreis seiner Familie in Weimar.

Eine der großen Ideen, die Nietzsche entwickelte, besteht in der »Umwertung aller Werte«. Gehört er damit ebenfalls zum Kreis der frühen Konstruktivisten? Auf den ersten Blick zumindest könnte man das meinen. Ein gewisser Differenzierungsschritt erscheint an dieser Stelle jedoch angebracht: Im Sinne einer konstruktivistischen Erkenntnistheorie ist natürlich jeder Mensch – und somit jeder Denker – ein Konstruktivist, indem er denkt, handelt und Weltwahrnehmungen aufbaut. Für Konstruktivisten jedweder Richtung stellen Theorien jeglicher Art notwendigerweise einen Akt der Konstruktion dar. Sie sind damit weder »gottgegeben« noch »wahr« (selbst wenn sie das in Anspruch nehmen sollten), noch stellen sie ein exaktes Abbild der Natur (oder wovon auch immer) dar.

Die Frage wäre somit etwas genauer zu formulieren: Beinhaltet Nietzsches Denken Merkmale einer konstruktivistischen Grundhaltung? Dann aber fällt die Antwort etwas schwerer. Bei Nietzsche finden sich nämlich durchaus Anfänge eines konstruktivistischen Weltverständnisses, insbesondere wenn er althergebrachte Weisen der Wirklichkeitskonstruktion infrage stellt. Allerdings: Letztendlich beharrt und verharrt er trotz wiederholt großer Geste in einem reichlich konventionell anmutenden Anspruch eines »Besserwissens«. Im leider ironiefreien O-Ton von Nietzsche lautet dies beispielsweise so: »Warum ich so weise bin«. 47

Mit seiner Idee einer »Umwertung aller Werte« betreibt Nietzsche jedoch zunächst einmal ein durchaus vielversprechendes Unternehmen. Eine Reflexion auf Werte und Wertvorstellungen, das macht natürlich neugierig. Doch was meint er genauer? Nietzsche setzt hierbei interessanterweise bei einem ganz ähnlichen Punkt ein, den wir schon bei Hegel kennengelernt haben, nämlich erneut beim Verhältnis von Herrn und Knecht. Nur heißt dies bei Nietzsche dann – und das durchaus programmatisch: Herr und Sklave .

Die von ihm dabei formulierte Erkenntnis ist zunächst einmal die folgende: Der Gegensatz von »gut« und »schlecht« habe ursprünglich gar keine moralische Bedeutung gehabt, sondern sei vielmehr Ausdruck davon gewesen, dass sich die Mächtigen bzw. die »Höhergestellten« als die »Guten« bezeichneten, während sie all die »Niedrigen, Niedriggesinnten, Gemeinen und Pöbelhaften« als »schlecht« bezeichneten. 48So weit, so gut. Gegen diese herabwürdigende Setzung der Stärkeren hätten laut Nietzsche in der Folge die Schwachen eine besondere Waffe entwickelt, und sie bestand in der Erfindung der Moral. Die »Sklaven« stellten sich mit derlei heimtückischen Vorstellungen wie »schlechtes Gewissen« und »Schuld« gegen die Macht der Stärkeren und unterminieren in dieser Weise deren auf Macht und durch Gewalt fundamentierten Herrschaftsanspruch. Die Schwachen strebten somit danach, den Begriff des »Guten« neu zu besetzen. Für Nietzsche haben sich die Starken jedoch darüber hinwegzusetzen. Anstelle der Dialektik – die für Nietzsche ein Ausdruck des Verfalls, der décadence , darstellt – geraten wir hier in einen unversöhnlichen Kampf zwischen Stark und Schwach. Es geht um Leben und Tod, und es sind die Stärkeren, die hier den Krieg erklären.

Was aber versteht Nietzsche selbst in diesem Zusammenhang als »gut«? Gut sei »alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht« 49. Die Schwachen hingegen mögen zugrunde gehen. Nietzsche wünscht sich die »Züchtung« eines neuen Menschen, und er wünscht sich für diesen ausdrücklich nicht »Zufriedenheit«, sondern »Macht«; nicht »Friede«, sondern »Krieg«; nicht »Tugend, sondern »Tüchtigkeit«. Nietzsche: Prophet oder gar Wegbereiter des Nationalsozialismus? Eine vielerorts wiederholt kontrovers diskutierte Frage.

Das bundesdeutsche Strafrecht spiegelt im Übrigen bis heute die während des Nationalsozialismus initiierte und durch Nietzsches Denken durchaus mit inspirierte Unterscheidung von Mord und Totschlag aus dem Jahre 1941: Es ist der körperlich Starke, der bei vollzogenem Totschlag bis heute weniger streng bestraft wird als der Schwache, der »heimtückisch« 50»mordet«.

Aus heutiger Perspektive ist Nietzsche mit seinem ausgesprochenen Antisemitismus sowie seinen Wendungen von »Herren-Rasse« und von »Ariern« 51bis hin zu seiner Begeisterung von »blonden Raubtiere« 52häufig nur schwer lesbar. Interessant bleibt jedoch der zunächst aufklärerisch anmutende Impuls: Woher kommen eigentlich unsere Vorstellungen von Gut und Schlecht – wenigstens bis hin zu jener Kippbewegung, die im Konzept des »Übermenschen« endet? Nietzsches Denken könnte durchaus lehrreich dafür sein, dass vielversprechend erscheinende Anfänge nicht unbedingt zu einem guten Ende führen müssen.

Damit ergibt sich ein weiterer Missklang in unserer kleinen Ahnenreihe: Die Dekonstruktion von Wertideen, wie Nietzsche sie entwickelt, könnte zunächst einmal eine wertvolle Facette in der Reflexion unserer Wertvorstellungen darstellen. Sie führt bei ihm jedoch zu einer autokratischen Vorstellungswelt, fernab jeglicher konstruktivistisch-reflexiver Anteile. Letztlich singt er bloß ein Lob der Stärke und bejubelt die Unterwerfung der Schwächeren durch die Stärkeren im Sinne von »Raubvogel« und »Lamm«. 53In diesem Zusammenhang steht auch seine Vorstellung des sogenannten »Übermenschen«.

Ironischerweise war Nietzsche selbst, der später psychisch schwer erkrankte, nahezu zeit seines Lebens kränklich gewesen. Es war der Schwache, der vom Starken träumte. Nietzsche steht mit seiner Philosophie am relativen Anfang und somit stellvertretend für eine ganze Reihe von Irritationen, die in der Folgezeit ausgelöst wurden.

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