MUSIK-KONZEPTE Sonderband - Josquin des Prez

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"Das Buch, das die Zeugnisse für Josquins Ruhm bei den Zeitgenossen und Nachruhm bis ins 17. Jahrhundert systematisch gesammelt und gedeutet hätte, ist", so Ludwig Finscher, «noch nicht geschrieben, aber die Umrisse des Bildes sind deutlich genug. Josquin war der erste Komponist, der schon die Zeitgenossen als Person interessierte, und er galt spätestens seit den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts unangefochten als der bedeutendste seiner Zeit».
Vor 500 Jahren starb Josquin des Prez (geb. um 1450/55), und noch heute gelten vor allem seine Messen und Messsätze vielen als unerreicht. Aber Josquin ist nicht nur der Messkomponist schlechthin, sondern Schöpfer von Motetten und Chansons. Die Autoren des Sonderbandes nehmen den gesamten Josquin in den Blick und reflektieren seine Werke im Kontext seiner Zeit, und zwar nicht nur im Besonderen der Musikgeschichte, sondern auch im Allgemeinen der Geschichte, der Kunst- und Literaturgeschichte wie der Religions- und Frömmigkeitsgeschichte.
Mit Beiträgen von Esma Cerkovnik, Michael Chizzali, Felix Diergarten, Ludwig Finscher, Guido Heidloff Herzig, Philine Helas, Laurenz Lütteken, Stefan Menzel, Michael Meyer, Gesa zur Nieden, Klaus Pietschmann, Volker Reinhardt, Thomas Schmidt, Nicole Schwindt, Daniel Tiemeyer und Christiane Wiesenfeldt.

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Ulrich Tadday (Hrsg.)

MUSIK-KONZEPTE Sonderband XI/2021

Josquin des Prez

MUSIKKONZEPTE Die Reihe über Komponisten Herausgegeben von Ulrich Tadday - фото 1

MUSIK-KONZEPTE

Die Reihe über Komponisten

Herausgegeben von Ulrich Tadday

Sonderband

Josquin des Prez

Herausgegeben von Ulrich Tadday

November 2021

Wissenschaftlicher Beirat:

Ludger Engels (Berlin, Regisseur)

Detlev Glanert (Berlin, Komponist)

Jörn Peter Hiekel (HfM Dresden/ZHdK Zürich)

Laurenz Lütteken (Universität Zürich)

Georg Mohr (Universität Bremen)

Wolfgang Rathert (Universität München)

Print ISBN 978-3-96707-397-3

E-ISBN 978-3-96707-399-7

Umschlaggestaltung: Thomas Scheer

Umschlagabbildung: Filippo Mazzola, Bildnis eines Musikers, akg-images/Erich Lessing und München, Bayerische Staatsbibliothek, 4 Mus.pr. 194#Beibd.9.

Die Hefte 1–122 und die Sonderbände dieses Zeitraums wurden von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn herausgegeben.

E-Book-Umsetzung: Datagroup int. SRL, Timisoara

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.deabrufbar.

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlages. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

© edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag GmbH & Co KG, München 2021

Levelingstraße 6a, 81673 München

www.etk-muenchen.de

Inhalt

Vorwort

VOLKER REINHARDT

Josquin des Prez in ItalienMacht, Hof und Kultur in Mailand, Rom und Ferrara

PHILINE HELAS Das Porträt des Komponisten und MusiktheoretikersEin neues Bildthema in Italien im 15. Jahrhundert

LAURENZ LÜTTEKEN Musarum decus?Josquins Wirklichkeiten und die Wirklichkeit Josquins

CHRISTIANE WIESENFELDT Z wischen Ordo und VarietasStrategien des Wiedererzählens in Josquins Messenschaffen

KLAUS PIETSCHMANN Sublimierte SinnlichkeitJosquins Messen in liturgie- und frömmigkeitsgeschichtlicher Perspektive am Beispiel der Missa Gaudeamus

DANIEL TIEMEYER J osquins marianische Kompositionen im Kontext zeitgenössischer Frömmigkeit

STEFAN MENZEL Josquins Motetten im lutherischen Gottesdienst

THOMAS SCHMIDT Imitationstechnik oder Textbehandlung?Zwei komplementäre Kompositionsprinzipien in den Motetten Josquins

MICHAEL MEYER Werkindividualität, Kanon und GebetÜberlegungen zu Josquins Ostinato-Tenormotetten

FELIX DIERGARTEN Wundersam schönVersuch einer Ehrenrettung von Ecce tu pulchra es

ESMA CERKOVNIK »Poenitentia«, »devotio« und »conversio«Über Josquins Bußpsalmmotetten

NICOLE SCHWINDT »Josquin des Prez, ne faictes plus chanson«Josquin und der Imperativ der Kantilene

GUIDO HEIDLOFF HERZIG Ein Blick in Josquins KomponierstubeSechsstimmige Satzkonzepte in der Chanson Se congié prens

MICHAEL CHIZZALI Aufer a nobis domine, eine neu aufgefundene Kontrafaktur von Josquins Chanson N’esse pas ung grant desplaisirÜberlegungen zum Spannungsfeld »humanistischer« Textunterlegung

GESA ZUR NIEDEN Der Weg ins UnbekannteErnst Blochs Josquin-Rezeption im Spannungsfeld von Geschichtsphilosophie der Innerlichkeit und Musikgeschichte

LUDWIG FINSCHER (†) Von Josquin zu Willaert – ein Paradigmenwechsel?

Abstracts

Bibliografische Hinweise

Autorinnen und Autoren

Vorwort Inhalt Vorwort VOLKER REINHARDT Josquin des Prez in Italien Macht, Hof und Kultur in Mailand, Rom und Ferrara PHILINE HELAS Das Porträt des Komponisten und Musiktheoretikers Ein neues Bildthema in Italien im 15. Jahrhundert LAURENZ LÜTTEKEN Musarum decus? Josquins Wirklichkeiten und die Wirklichkeit Josquins CHRISTIANE WIESENFELDT Z wischen Ordo und Varietas Strategien des Wiedererzählens in Josquins Messenschaffen KLAUS PIETSCHMANN Sublimierte Sinnlichkeit Josquins Messen in liturgie- und frömmigkeitsgeschichtlicher Perspektive am Beispiel der Missa Gaudeamus DANIEL TIEMEYER J osquins marianische Kompositionen im Kontext zeitgenössischer Frömmigkeit STEFAN MENZEL Josquins Motetten im lutherischen Gottesdienst THOMAS SCHMIDT Imitationstechnik oder Textbehandlung? Zwei komplementäre Kompositionsprinzipien in den Motetten Josquins MICHAEL MEYER Werkindividualität, Kanon und Gebet Überlegungen zu Josquins Ostinato-Tenormotetten FELIX DIERGARTEN Wundersam schön Versuch einer Ehrenrettung von Ecce tu pulchra es ESMA CERKOVNIK »Poenitentia«, »devotio« und »conversio« Über Josquins Bußpsalmmotetten NICOLE SCHWINDT »Josquin des Prez, ne faictes plus chanson« Josquin und der Imperativ der Kantilene GUIDO HEIDLOFF HERZIG Ein Blick in Josquins Komponierstube Sechsstimmige Satzkonzepte in der Chanson Se congié prens MICHAEL CHIZZALI Aufer a nobis domine, eine neu aufgefundene Kontrafaktur von Josquins Chanson N’esse pas ung grant desplaisir Überlegungen zum Spannungsfeld »humanistischer« Textunterlegung GESA ZUR NIEDEN Der Weg ins Unbekannte Ernst Blochs Josquin-Rezeption im Spannungsfeld von Geschichtsphilosophie der Innerlichkeit und Musikgeschichte LUDWIG FINSCHER (†) Von Josquin zu Willaert – ein Paradigmenwechsel? Abstracts Bibliografische Hinweise Autorinnen und Autoren

»Das Buch, das die Zeugnisse für Josquins Ruhm bei den Zeitgenossen und Nachruhm bis ins 17. Jahrhundert systematisch gesammelt und gedeutet hätte, ist«, so Ludwig Finscher, »noch nicht geschrieben, aber die Umrisse des Bildes sind deutlich genug. Josquin war der erste Komponist, der schon die Zeitgenossen als Person interessierte, und er galt spätestens seit den ersten Jahren des 16. Jh. unangefochten als der bedeutendste seiner Zeit«. 1 1 Ludwig Finscher, Art. »Josquin des Prez, Ruhm und Nachruhm «, in: MGG Online , hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel – Stuttgart – New York 2016 ff., zuerst veröffentlicht 2003, online veröffentlicht 2016, unter: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46144 . — 2 Zit. nach Finscher, ebd. — 3 Ludwig Finscher, »Von Josquin zu Willaert – ein Paradigmenwechsel?«, zuerst erschienen in: Musik/Revolution. Festschrift für Georg Knepler zum 90. Geburtstag , hrsg. von Hanns-Werner Heister, Bd. 1, Hamburg 1996, S. 145–173. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Renate Finscher, Wolfenbüttel, sowie Rolf von Bockel/von Bockel Verlag, Neumünster. So wenig die Geschichtsmächtigkeit Josquin des Prez’, der am 27. August 1521 in Condé-sur-l’Escaut starb, in Abrede gestellt werden kann, so wenig scheint die Frage, woher genau denn die Geschichtsmächtigkeit des Komponisten rührt, bislang beantwortet worden zu sein. Dafür dürfen an dieser Stelle zwei Gründe angeführt werden: Der erste Grund ist ein ästhetischer, der in der kompositorischen Güte und Auslegungsfähigkeit der Werke Josquins liegt. Der zweite Grund ist ein historiografischer, der in der Selbstbezüglichkeit des Diskurses über Josquin liegt. Letzterer hat im Laufe der Jahrhunderte dazu geführt, dass der überlieferte Spruch Martin Luthers, Josquin sei »der noten meister / die habens müssen machen wie er wolt / die andern Sangmeister müssens machen, wie es die Noten haben wöllen«, 2 1 Ludwig Finscher, Art. »Josquin des Prez, Ruhm und Nachruhm «, in: MGG Online , hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel – Stuttgart – New York 2016 ff., zuerst veröffentlicht 2003, online veröffentlicht 2016, unter: https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46144 . — 2 Zit. nach Finscher, ebd. — 3 Ludwig Finscher, »Von Josquin zu Willaert – ein Paradigmenwechsel?«, zuerst erschienen in: Musik/Revolution. Festschrift für Georg Knepler zum 90. Geburtstag , hrsg. von Hanns-Werner Heister, Bd. 1, Hamburg 1996, S. 145–173. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Renate Finscher, Wolfenbüttel, sowie Rolf von Bockel/von Bockel Verlag, Neumünster. zwar nirgendwo fehlen darf, wenn von Josquin die Rede ist – auch in diesem Vorwort nicht –, dass die »Noten« selbst jedoch im emphatischen Sinne ihrer zeichenhaften Geschichtsmächtigkeit, weit über die Epoche der Renaissance hinausweisend zunehmend aus dem Blick geraten sind.

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