Ulrich Tadday (Hrsg.)
MUSIK-KONZEPTE Sonderband XI/2020
György Kurtág
MUSIK-KONZEPTE
Die Reihe über Komponisten
Herausgegeben von Ulrich Tadday
Sonderband
György Kurtág
Herausgegeben von Ulrich Tadday
November 2020
Wissenschaftlicher Beirat:
Ludger Engels (Berlin, Regisseur)
Detlev Glanert (Berlin, Komponist)
Jörn Peter Hiekel (HfM Dresden/ZHdK Zürich)
Birgit Lodes (Universität Wien)
Laurenz Lütteken (Universität Zürich)
Georg Mohr (Universität Bremen)
Wolfgang Rathert (Universität München)
Print ISBN 978-3-86916-878-4
E-ISBN 978-3-86916-880-7
Der Abdruck der Notenbeispiele bzw. Abbildungen erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Paul Sacher Stiftung, Basel und von Universal Music Publishing Editio Musica Budapest.
Umschlaggestaltung: Victor Gegiu
Umschlagabbildung: György Kurtág 1992, Foto: Sibylle Ehrismann. Paul Sacher Stiftung, Basel, Sammlung György Kurtág
Die Hefte 1–122 und die Sonderbände dieses Zeitraums wurden von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn herausgegeben.
E-Book-Umsetzung: Datagroup int. SRL, Timisoara
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© edition text + kritik im Richard Boorberg Verlag GmbH & Co KG, München 2020
Levelingstraße 6a, 81673 München
www.etk-muenchen.de
Vorwort
I György Kurtágs Werk
JÖRN PETER HIEKEL Erfahrungshorizonte, Spuren und der Ausdruck einer »wahren ästhetischen Freiheit«Überlegungen zur nicht-puristischen Ästhetik von György Kurtág
ANNA DALOS Von Darmstadt angezogenGyörgy Kurtág und die musikalische Avantgarde um 1959
LUKAS HASELBÖCK »… le tout petit macabre«Ligeti-Spuren in der Musik György Kurtágs
TOBIAS BLEEK »… dem Notenbild glauben …«?Überlegungen zu György Kurtágs Notation
JÁNOS BALI Spiele?Über die Serien Spiele sowie Zeichen, Spiele und Botschaften von György Kurtág
TOM ROJO POLLER Zwischen Aneignung und ZueignungZu einigen Aspekten von György Kurtágs Beckett-Vertonungen
ROLAND MOSER SCHRITTE. ENDEN. On voyait le fond. Si blanc. Si net. Zu Fin de partie, scènes et monologues, opéra en un acte von György Kurtág, nach Samuel Becketts Theaterstück Fin de partie (1957)
II György Kurtágs Kafka-Fragmente (1985–87) und ihre Traditionen
SIMONE HOHMAIER György Kurtágs Kafka-Fragmente im Kontext der VokalwerkeÜber den Nutzen der Analyse für die Interpretation
WILLIAM KINDERMAN Zum Kompositionsprozess der Kafka-Fragmente op. 24
MARTIN ZENCK Versuch über die Geste in György Kurtágs Kafka-FragmentenDem Freund und Kafka-Forscher Gerhard Neumann zum Gedächtnis
CHRISTIAN UTZ Kontinua aus DiskontinuitätenDimensionen der performativen Form in Interpretationen von György Kurtágs Kafka-Fragmenten
MAJID MOTAVASSELI »Ein Kaleidoskop im klassischen Rahmen«Zum Zyklusproblem in György Kurtágs Kafka-Fragmenten
THOMAS GLASER »(…) aus mehr oder weniger zerklüfteten Bruchstücken große, weitläufige musikalische Formgebilde (…) bauen.«Klanglich-aufführungspraktische Gestaltung makroformaler Zusammenhänge in Tonaufnahmen von György Kurtágs Kafka-Fragmenten für Sopran und Violine op. 24
CECILIA OINAS György Kurtágs Erbe in Tonaufnahmen hörenEine Untersuchung der fünf veröffentlichten Aufnahmen der Kafka-Fragmente
Abstracts
Bibliografische Hinweise
Zeittafel
Autorinnen und Autoren
György Kurtág zählt zweifelsohne zu den bedeutendsten lebenden Komponisten weltweit. Man könnte vielleicht sogar so weit gehen und sagen, dass sich durch Kurtágs Kompositionen die Tendenzen unseres Zeitalters besichtigen lassen. Angesichts des überwältigenden Werks, das Kurtág geschaffen hat, erschiene es deshalb vermessen, sein Lebenswerk innerhalb eines einzigen Buches in Gänze würdigen zu wollen. Gleichwohl stellen sich die Autoren des Sonderbandes dem Anspruch, zentrale Aspekte seines Werks im Kontext der europäischen Musik nach 1945 zu thematisieren.
Der Sonderband betrachtet das Schaffen des Komponisten aus zwei Blickwinkeln heraus, aus einem allgemeinen und einem besonderen Blickwinkel oder – wenn man so will – von innen und von außen bzw. von Nahem und aus der Ferne.
In der ersten Abteilung des Bandes sind zunächst die Aufsätze all derjenigen Autoren versammelt, die sich Kurtágs Werk in allgemeiner Hinsicht annehmen: Jörn Peter Hiekel, Anna Dalos, Lukas Haselböck, Tobias Bleek, János Bali, Tom Rojo Poller und Roland Moser spannen einen breiten Bogen zur musikhistorischen und -ästhetischen Standortbestimmung des Komponisten in seiner Zeit. In der zweiten Abteilung des Bandes geht es dann mehr exemplarisch um ein konkretes Werk, und zwar um Kurtágs größten Vokalzyklus, d. h. um die Kafka-Fragmente op. 24 für Sopran und Violine (1985–87) und um ihre Interpretationen. Hier kommen Simone Hohmaier, William Kinderman, Martin Zenck, Christian Utz, Majid Motavasseli, Thomas Glaser und Cecilia Oinas zu Wort.
Zu danken habe ich vor allem allen am Sonderband beteiligten Autoren, darunter in ganz besonderem Maße Christian Utz, der mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat und 2019 im Rahmen des Forschungsprojekts »Performing, Experiencing and Theorizing Augmented Listening (PETAL)« gemeinsam mit Thomas Glaser und Majid Motavasseli den durch den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Workshop »Interpretation und Analyse: György Kurtágs Kafka-Fragmente für Sopran und Violine op. 24 (1985–87)« an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz veranstaltet hat, dem die Aufsätze der zweiten Abteilung dieses »Musik-Konzepte«-Sonderbandes ihre Entstehung verdanken. Danken möchte ich auch László Stachó, der den Beitrag von János Bali vermittelt hat, und Dank gebührt Péter Halász, UMP Editio Musica Budapest, Verlag der meisten Werke Kurtágs, nicht zuletzt Heidy Zimmermann, Paul Sacher Stiftung, Basel, für die überaus freundliche Bereitstellung der im Sonderband gezeigten Abbildungen.
Ulrich Tadday
JÖRN PETER HIEKEL
Erfahrungshorizonte, Spuren und der Ausdruck einer »wahren ästhetischen Freiheit«
Überlegungen zur nicht-puristischen Ästhetik von György Kurtág
Für die Beschäftigung mit der neueren Musikgeschichte sollte es heute selbstverständlich sein, das fruchtbare Nebeneinander verschiedenster wichtiger kompositorischer Ansätze und Kristallisationspunkte hinreichend zu berücksichtigen. Dazu gehört die Überwindung geschichtsphilosophisch grundierter Narrative, die den musikwissenschaftlichen Diskurs lange Zeit dominierten und den Blick auf viele wichtige Persönlichkeiten und Phänomene verstellten.
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