Rocky drehte den Ton etwas lauter und setzte sich dann neben Helen auf die weiße Ledercouch. Er nahm einen Schluck von seinem Jack Daniels, dem er viel Soda beigegeben hatte.
»Wann, sagten Sie, wird Doktor Fowler kommen?« fragte er.
»Nicht vor acht, eher später.«
»Dann bleiben Sie ja noch eine ganze Weile. Fein.«
Sie betrachtete ihn von der Seite. »Es wird nicht einfach für Sie werden, Rocky.«
»Ich weiß. Das heute morgen war ein kleiner Vorgeschmack. Es war aber wirklich das erste Mal, daß ich so was hatte.«
»Wie lange sind Sie schon auf Heroin?« Helen merkte, daß er zögerte, und fügte rasch hinzu: »Sie müssen nicht darüber reden, wenn Sie nicht wollen.«
»Seit sechs Monaten ungefähr.«
»Und vorher?«
Er bewegte unbehaglich die muskulösen Schultern. »Na ja, was man so nimmt. Ab und zu einen Joint, dann ein paar Tabletten – Quaaludes und so –, und eines Tages bietet einem jemand Speed an. Ich war down, und ich dachte: probier’s mal. Vielleicht bist du dann besser drauf. Zuerst hab’ ich nur gesnieft, und das Zeug hat mir wirklich über die Runden geholfen. Und irgendwann setzt man sich dann eben die erste Spritze.«
Er wandte sich zu ihr und legte einen Arm auf die Couchlehne. »Müssen wir unbedingt davon sprechen?«
»Natürlich nicht. Ich wollte nur wissen, wie lange Sie das Zeug nehmen. Ein halbes Jahr ist nicht viel. Da können Sie den Absprung schaffen. Sie dürfen nur nicht wieder rückfällig werden.«
»Ich verspreche Ihnen nichts«, sagte er ein wenig mürrisch. »Das wäre albern. Sie sollen nicht glauben, ich hätte nur darauf gewartet, daß jemand kommt und mich aus dem Dreck zieht, und hast du nicht gesehen wird aus dem abgewrackten Rocky wieder ein braver amerikanischer Junge. Ich war ziemlich unten, Miß DeCorey. Zuerst waren vielleicht die anderen dran schuld, aber in der letzten Zeit hab’ ich mich selbst immer tiefer reingeritten.«
»Klar«, erwiderte sie mit einem halben Lächeln. »Sie hätten ja auch beim Wagenwaschen und Wäscheausfahren bleiben können. Im übrigen können Sie mich Helen nennen, wenn Sie mögen.«
Seine Augen leuchteten auf. »Okay, Helen. Und – danke.«
Sie setzte ihr Glas auf dem niedrigen Tisch mit der Onyxplatte ab. Verdammt, er sollte sie nicht so ansehen, dieser Junge!
Helen stand auf.
»Wollen wir schwimmen gehen? Haben Sie eine Badehose dabei?«
»Klar«, sagte Rocky, »aber ...«
»Sie sind doch nicht etwa wasserscheu?«
Er stand ebenfalls auf und ging zur Tür.
»Ich bin in fünf Minuten umgezogen.«
Er wartete auf der Terrasse auf Helen, als sie herunterkam. Sie trug einen raffinierten Einteiler von Giorgio, schwarzweiß, dessen Schnitt ihre Beine noch länger erscheinen ließ, als sie waren. Und sie registrierte sehr genau, daß Rocky sie aus den Augenwinkeln musterte.
»Wohin?« fragte sie. »Pool oder Meer?«
Er griff nach ihrer Hand. »Meer«, sagte er und rannte los.
Mit langen Sprüngen liefen sie über den heißen Sand, warfen sich in die Brandung und schwammen ein Stück hinaus.
Rocky überholte Helen, kam aber bald wieder zurück. Er lachte ihr zu. »Ihre Haare sind ganz naß geworden.«
»Das macht nichts. Ich hasse Badekappen. Lieber bin ich schlecht frisiert.« Sie drehte sich auf den Rükken und ließ sich treiben, das Gesicht der Sonne zugewendet.
Als eine besonders große Welle kam, schwappte sie über Helen hinweg. Sie schluckte Wasser, tauchte prustend wieder auf und blickte in Rockys erschrokkenes Gesicht.
»Sind Sie okay?« fragte er besorgt.
»Natürlich«, japste sie und warf das triefende Haar zurück. »Sehen Sie mich nicht so entsetzt an. Mein Vater war Kapitän eines Ausflugsdampfers in San Francisco. Ich habe fast eher schwimmen als laufen gelernt.«
Und als er sie immer noch beunruhigt ansah, spritzte sie ihn mit Wasser voll.
»Das ist unfair«, protestierte er lachend. »Ich kann Ihnen das nicht zurückzahlen.«
»Tun Sie’s ruhig!« rief sie und tauchte unter, als er eine weit ausholende Armbewegung machte.
Eine Weile alberten sie wie zwei Kinder im Meer herum, lachten und schrien. Dann sagte Helen:
»Kommen Sie, wer zuerst am Strand ist ...«
Sie war eine ausgezeichnete Schwimmerin, und Rocky blieb hinter ihr zurück. Als sie Grund unter den Füßen spürte, richtete sie sich auf und lief ein paar Schritte zum Strand hoch. Jetzt in der Mittagshitze war er menschenleer. Die Bucht war ohnehin den Besitzern der Strandhäuser vorbehalten, und die Surfer von vorhin und die Motorjacht waren verschwunden.
»Ich hoffe doch nicht, Mr. Marfield, daß Sie mich absichtlich gewinnen ließen«, sagte Helen, als Rocky sie eingeholt hatte, und wrang ihr nasses Haar aus.
Er war ein bißchen außer Atem und schüttelte lachend den Kopf. »Gezwungenermaßen, Lady. Meine Kondition ist schlechter als Ihre. Aber das wird sich mit jedem Tag ändern, den ich hier bin.«
»War es zu anstrengend für Sie, Rocky?« fragte sie sofort und musterte ihn.
»Ach was. Ich hab’ mich seit langem nicht so gut gefühlt – und so glücklich«, setzte er leise hinzu.
Helen betrachtete ihn, sah, wie das Wasser an seinem gebräunten Körper herunterperlte, sah seine langen kräftigen Beine, die schmalen Hüften – und spürte jähe Hitze in sich aufsteigen. Das Verlangen, sich einfach gegen diese breite Brust fallen zu lassen, von Rockys Armen umschlungen zu werden, sich an ihn zu pressen.
»Helen«, sagte Rocky, und da war ein Ausdruck in seinen blauen Augen ...
Helen schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte sie. »Das ist ... Ich will das nicht. Sehen Sie mich nicht so an.«
Aber da war er schon bei ihr und umarmte sie. Als er sie küßte, hielt sie ein paar Sekunden die Lippen fest zusammengepreßt. Aber dann spürte sie seine Zunge, die über ihre Mundwinkel glitt, suchte, tastete – und ihr Widerstand zerbrach.
Sie öffnete sich seinem Mund, und ihre Arme, die sie eben noch abwehrend gegen seine Brust stemmen wollte, wurden weich, schlangen sich um seinen Nakken, während das Verlangen in ihr wuchs und wuchs, daß sie meinte, es nicht mehr aushalten zu können.
Ich bin verrückt, dachte sie verschwommen, während sie Rockys Zunge in sich hineinsaugte und mit ihrer eigenen seinen Mund erforschte. Absolut wahnsinnig. Aber es ist herrlich, und es ist das, was ich gewollt habe.
Ihre Brüste wurden flachgedrückt in seiner heftigen Umarmung, und sie rieb ihre Hüften an ihm und spürte, daß er erregt war.
Rockys Hände glitten in den tiefen Rückenausschnitt ihres Badeanzugs, umfaßten ihren Po und preßten sie noch fester an sich.
»Hör auf«, keuchte Helen zwischen zwei Küssen und fuhr doch fort, sich an ihn zu drängen und ihn mit ihren Bewegungen noch weiter zu reizen.
Als er sich über sie beugte, gaben ihre Knie nach, und zusammen fielen sie in den Sand, ohne sich voneinander zu lösen. Rocky lag halb über ihr, die eine Hand noch immer auf ihrem Po, und mit der anderen begann er, ihre Brüste zu streicheln und zu kneten, daß sie halb wahnsinnig wurde.
Erst als er versuchte, ihr den Badeanzug herunterzustreifen, kam Helen zur Besinnung.
»Nein«, sagte sie. »Nicht hier. Komm ...«
In ihrem Schlafzimmer nahmen sie sich nicht einmal die Zeit, Sand und Salzwasser von ihren Körpern zu spülen.
Helen half Rocky, als er ihr den Badeanzug herunterzog, und sog scharf den Atem ein, als er gleich darauf ebenfalls nackt vor ihr stand.
Sie berührte ihn, streichelte ihn und preßte ihr heißes Gesicht gegen seinen flachen Bauch, bis er sie hochhob und mit zwei großen Schritten zum Bett trug. Dann warf er sich über sie.
Helen schrie auf, als er mit einem harten Stoß in sie eindrang. Sie umschlang ihn mit Armen und Beinen und kam fast augenblicklich. Er spürte es und blieb eine kleine Weile tief und reglos in ihr, ehe er begann, sich zu bewegen.
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