Susanna Schwager - Das volle Leben

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In diesem Buch lassen zwölf Frauen ein ebenso schwieriges wie verrücktes Jahrhundert Revue passieren. Direkt und ungekünstelt erzählen sie von den Rollbahnen und Sackgassen des Lebens, von gefundenen und verlorenen Lieben, von Träumen und Tränen, schwerer Arbeit und blauen Nächten. Sie sprechen von den grossen und kleinen Geheimnissen der Frauen, ihren Sehnsüchten und Kämpfen, ihren Erfolgen und Niederlagen auf der Bühne der »Comédie humaine«.
Es erzählen die Künstlerin Hanny Fries, die Unternehmerin Fränzi Utinger, die Schauspielerin Stephanie Glaser, die Zigeunerin Urselina Gemperle, die Bergbäuerin Maria Loretz, die Entwicklungshelferin Lilly Vogel, die Schauspielerin Anne-Marie Blanc, die Kinderschwester Monica Suter, die Volksmusikerin Trudi Kilian, die Politikerin Emilie Lieberherr, die Sängerin Lys Assia und die Hebamme Marie Zürcher.
Susanna Schwager hat ein schillerndes Kaleidoskop weiblicher Lebensentwürfe geschrieben. Dabei ist kein Lob des Alters entstanden, sondern ein Hohelied auf das Leben.
»Die Reise in die Lebensgeschichten dieser Frauen war ein Abenteuer. Ich hatte das nicht erwartet. Ich hatte mich darauf gefreut, mit ihnen zu reden, aber auf so viel Herzklopfen, Augenwasser, Strahlkraft, Offenheit, Tapferkeit und Wärme war ich nicht gefasst. Auch nicht auf die Leichtigkeit und das unkomplizierte Gottvertrauen, das aus jeder von ihnen kam.«

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Sehr gute Kunden waren auch die Juden. Schon während dem Krieg waren sie zu uns gekommen, die meisten emigrierten aus Deutschland und versuchten, sich hier wieder eine Existenz aufzubauen. Sie holten bei uns günstige Uhren »zu treuen Handen« und verkauften sie auf der Strasse, im Bekanntenkreis oder in einschlägigen Lokalen. Erst, wenn sie die Uhren verkaufen konnten, mussten sie sie bezahlen. Die Juden waren sehr gute Händler, viele bauten sich in kurzer Zeit wieder ein eigenes Geschäft auf. Der berühmteste in Zürich war ein Smaragdkönig, der fing auch so an und wurde dann mehrfacher Millionär. Ein sehr netter Mensch, bis er in die Luft gejagt wurde. Er hatte das grosse Pech, bei der Hochzeit seiner Tochter eines der ersten Attentatsopfer in Israel zu werden.

Handel und Schmuggel waren an der Tagesordnung. Fast jeder betrieb nach dem Krieg irgendein Geschäftchen, wenn er konnte. An den Grenzen gab es kaum Kontrollen. Was wir in unserer Firma verkauften, versteuerten wir immer, für uns war alles legal. Im Gegenteil, diese Geschäfte und die Aktivität der Leute waren das Schmiermittel der Wirtschaft. So kam das halbtote Europa nach dem Krieg wieder auf die Beine. Mit der Moral nahm man es nicht übertrieben streng, dazu hatte man schlicht keine Zeit. Jeder investierte, was er konnte, damit es wieder aufwärtsging.

Einige investierten auch ihr Leben. Wir hatten zwei Dänen, sehr nette Leute. Sie reisten regelmässig in die Schweiz und deckten sich bei uns mit Uhren ein. Ein alter und ein junger, wahrscheinlich Vater und Sohn. Der alte war mit allen Wassern von zwei Kriegen gewaschen, der junge ein sehr sympathischer Draufgänger. Er lernte mit meinem Compagnon und mir zum ersten Mal richtige Berge kennen. Raste mit den geliehenen Holzski ohne einen einzigen Bogen von der Klewenalp schnurgerade ins Tal. Unten wartete er und grinste. Ich mochte den.

Diese beiden Dänen verpackten die Uhren immer sorgfältig in Plastik, bevor sie wieder abreisten. Sie verstauten sie zwar nicht im Loch von Dosen-Ananas, die nachher in grosse Büchsen verlötet wurden, so wie andere das machten. Ihr Versteck war das Dach über den Toiletten von Fernzügen. Dort hatte es einen Hohlraum. Der Alte stieg am Hauptbahnhof in Zürich ganz normal in den Nachtzug nach Kopenhagen, der Junge stieg aufs Dach. Dort verstaute er die Uhren, und in Basel stieg er zum Alten ins Abteil.

Eines Morgens kam der Alte völlig aus dem Häuschen an die Ulmbergstrasse zurück. Sein Junge sei in Basel nicht zugestiegen. Ich ging in eine Telefonkabine und rief die SBB an, unter falschem Namen, fragte, ob in dieser Nacht auf der Strecke Zürich–Basel etwas nicht gestimmt habe. Das wurde bestätigt. Ein tragischer Unfall. Einen jungen Mann, einen Schwarzfahrer, habe es bei einem Tunneleingang vom Zugdach gerissen. Er sei auf der Stelle tot gewesen. Normalerweise fuhr der Zug nicht durch enge Tunnels auf dieser Strecke. Aber in dieser Nacht war er eine andere Route gefahren.

Das machte mich sehr traurig, aber nicht ängstlich, im Gegenteil. Ich ging jetzt manchmal auch selber mit der Ware ins Ausland. Die Rennfahrer hatten mich darauf gebracht, sie fragten, ob wir die Uhren nicht auch bringen könnten. Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Nach Deutschland und nach Kopenhagen lieferte ich, in einem Auto mit doppeltem Boden. Angst gehörte so wenig zu meinem Lebensgefühl wie moralische Bedenken. Ich schadete ja niemandem damit, wenn ich Uhren im Auto versteckte. In der Schweiz rechnete ich den Verkauf ganz normal ab. Nur in Dänemark und Deutschland waren die Einfuhr und der Schwarzmarkt eigentlich verboten. Ich überlegte nicht so viel in diese Richtung in meinem Überschwang. Ich wusste einfach, ich musste das Darlehen abbezahlen, und wollte endlich unabhängig sein – eine eigene Wohnung, weg von der Mutter. Und wenn man so quer durch Deutschland fuhr nach diesem Krieg, dann war einem sowieso nicht nach erhobenem Zeigefinger zumute, eher ums Heulen. Schrecklich deprimierend war es, man kann sich das nicht vorstellen. In der Schweiz hatte man eigentlich keine Ahnung, wie das ennet der Grenze aussah, die Ausmasse. Deutschland gab es nicht mehr. Hunderte von Kilometern, nichts, nichts, nichts. Schutt und Asche. Alles kaputt. Ich fand nichts Schlimmes dabei, in diese kaputten Gegenden Uhren zu bringen, die schön waren, funktionierten und die sich die Leute leisten konnten.

Ich hatte nie Angst vor den Menschen, aber heute, um Gottes willen, würde ich das nicht mehr machen. Jetzt würde mir wohl nichts mehr passieren, aber jetzt hätte ich Angst. So ist das im Leben. Brenzlig wurde es zum Beispiel in Hamburg, da war ich allein mit meinem Koffer in einem düsteren, leer stehenden Haus. Meine Kundschaft war zuoberst, zwei komische Typen in fleckigen Arbeitsschürzen. Sie hockten in einem Zimmer und rauchten. Rundherum zitterten in Käfigen Mäuse. Es stank ganz grässlich nach Urin. Überall Gläser und Zeug und Sachen, Schläuche, Bunsenbrenner. Das sei ein Labor, erklärten sie. Nicht sehr vertrauenerweckend sah das aus. Sie machten Schwangerschaftstests mit dem Urin von schwangeren Frauen, kauften grosse Mengen Schweizer Uhren, und wozu sie die Mäuse brauchten, weiss ich nicht mehr. Sie waren unheimlich, und ich musste dringend aufs Klo. Das sei zuunterst im Haus, sechs Stockwerke tiefer. Ich musste ihnen meinen kostbaren Koffer dalassen und war sicher, jetzt würde ich ausgeraubt. Aber es geschah nichts. Sie bezahlten höflich ihre Ware, und ich konnte gehen. Wenige konnten es sich leisten, nur eine gute Figur zu machen nach diesem Krieg. Jeder musste schauen, wie er irgendwie über die Runden kam.

Haarscharf schief ging es einmal in Kopenhagen. Dort blieb ich jahrelang Persona non grata, auf der schwarzen Liste, durfte nicht mehr einreisen. In Kopenhagen mietete ich immer ein Hotelzimmer, und dann kamen die Kunden und holten die bestellte Ware. Die Prozedur im Hotelzimmer dauerte jeweils eine Viertelstunde, dann gingen die Kunden wieder. Auch einige Rennfahrer kamen, und wir feierten das Wiedersehen. Sie führten mich aus, mal der, mal der, das war lustig. Am Schluss nähte ich das viele Geld in den Mantel und ins Futter meines Koffers, picobello.

Ich war beinahe fertig, da klopfte es. Der Hotelmanager stand an der Tür und linste ins Zimmer. Was ich hier eigentlich mache? Sie seien kein Stundenhotel! Ich erklärte ihm das mit den Uhren, da hatte er nichts mehr dagegen, kaufte sich auch eine und war mir fortan sehr wohlgesinnt. Er rettete mich sogar. Als mich einer verpfiffen hatte, wahrscheinlich aus Eifersucht. Das kam in der Zeitung in Kopenhagen, ein Rennfahrer brachte sie mir später nach Zürich. Ich hatte riesiges Glück und einen noch grösseren Schutzengel. An einem Morgen beim Erwachen spürte ich seltsamerweise, dass ich sofort abreisen musste, keine Zeit verlieren. Es war sonst alles normal, aber ich spürte ganz stark eine Gefahr. Ich sagte dem Hotelmanager, ich müsse sofort in die Schweiz zurück. Ob er mir helfen könne, zu einem Flugticket zu kommen. Eine halbe Stunde später hatte ich eins und konnte abreisen. Am Flughafen kam mir in der Hektik noch der kostbare Koffer abhanden, aber das Bodenpersonal trug ihn mir freundlich nach. Im Hotel kreuzte unterdessen die Polizei auf und durchsuchte das Zimmer. Die hätten mich verhaftet, aber der Manager verriet mich nicht.

Es war irrsinnig spannend, so das Geld zu verdienen, mir gefiel das. Ich machte es viele Jahre. Mit der Zeit lief das Geschäft von allein, und ich hatte diese Reisli nicht mehr nötig. Ich konnte mein Darlehen abbezahlen und eine eigene kleine Wohnung mit Balkon mieten. Touristen kamen, die Nachfrage nach Bijouterien wurde grösser. Wir zogen weg von der Enge an die Bahnhofstrasse, dort gab es plötzlich viele Amerikaner. Die GIS kamen mit ihren Frauen wieder, sie waren immer noch begeistert von den Schweizer Uhren, leisteten sich jetzt etwas Teureres. Den Frauen gefiel der Schmuck, den wir im Sortiment hatten. Wir engagierten einen Schlepper von American Express, der leitete die Kunden aus den Hotels in unser Geschäft und bekam dafür Provision. Oft schauten sie nur herum und benutzten ausgiebig das WC, das ich am Abend putzen durfte. Bis ich jedes Mal sagte, es sei leider defekt, aber am Paradeplatz habe es ein schönes öffentliches. Ich hatte mein Leben lang nie eine Putzfrau.

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