Die Anfälligkeit zum Selbstbetrug
Explizit von der Wahrheit handelt der dritte Essay. Schon vor mehr als 100 Jahren hatte Friedrich Nietzsche schonungslos analysiert, was wir Wahrheit nennen: „Die Wahrheit sind Illusionen, von denen man vergessen hat, dass sie welche sind ...“. Vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang auch nicht die gesellschaftliche Disposition in der Demokratie zu Mehrheitsentscheidungen einerseits, zur Bereitschaft und Aufgeschlossenheit für Moden und Zeitgeist andererseits. Es gilt halt auch, dass wir uns gerne in Illusionen wiegen oder wiegen lassen, denn die menschliche Anfälligkeit zum Selbstbetrug gehört zur Wahrheitssuche wie das Salz zur Suppe. Der Frage der Kommunikation in der Politik und deren oft behaupteter Alternativlosigkeit, vulgo nichts anderes als der kollektive Selbstbetrug in einem Parteiprogramm oder der individuelle bei einer konkreten Entscheidung zur Lebensgestaltung genauso wie im Business, nimmt sich der nächste Text an und kommt zu dem Ergebnis: Sage mir, wie du kommunizierst, und ich sage dir, wie du regierst.
Authentisch sein
Politische Kommunikation aus dem Blickwinkel des Individuums und dessen Verantwortung in Allzeit-Jetzt und Augenblicks-Ökonomie und einer daraus resultierenden Simultan-Kultur der wahrnehmenden Gleichzeitigkeit und Parallelität von Ereignissen, verbunden mit einer Jederzeit-Verfügbarkeit von Informationen ist Thema des folgenden Aufsatzes. Die erkenntnisleitende Frage des Aufsatzes lautet: „Wie gelingt es, unter dem Joch der Medien und des Augenblicks authentisch zu sein, ein wahrhaft menschliches Leben zu leben, eine ‚natürliche’ Kommunikation von Mensch zu Mensch zu pflegen, eine Kultur der Verantwortung unter ethischen Maximen zu entwickeln und urteilssicher im Sinne eines großen Ganzen Entscheidungen zu treffen?“ Vielleicht die essenzielle Frage par excellence in der zwischenmenschlichen Kommunikation, ja, im Miteinander generell in unserer so und nichts anders gewordenen Wirklichkeit unserer Zeit.
Medienkompetenz
„Der Geist des Internet“ greift die Frage in anderem Kontext auf und knüpft an Friedrich A. Kittlers Analyse der Entwicklung der Aufschreibsysteme und deren Transformation ins digitale Zeitalter an. Mit dieser Transformation verbunden ist die jederzeitige Abrufbarkeit von Wissen durch einschlägige Suchdienste im Internet. Die daraus resultierende „Endlosschleife des absoluten Wissens“ (F. A. Kittler) birgt Gefahren auch im Blick auf die Entwicklung unseres Denkvermögens. Wurde im Recherchieren und in der damit verbundenen Lektüre von ganzen Bibliotheken im vordigitalen Zeitalter nämlich das systematische Denken durch die disziplinierte und disziplinierende Methodologie des Forschens geschult, braucht es heute keiner tiefschürfenden Systematik des Bibliographierens und der Recherche mehr. Das digitale Allzeit-Jetzt findet sein Komplement im jederzeit verfügbaren, scheinbaren All-Wissen, gelenkt und geleitet freilich von Algorithmen, die den User manipulieren und seinen Intellekt in Oberflächlichkeiten eindimensionieren. Die digitale Wissensgesellschaft verblödet ihre Mitglieder und reduziert deren Kommunikationsfähigkeit in systematischer Art und Weise zu systemstützender Funktionalität, Suchtgefahr inklusive, wie das Buch in verschiedenen Texten deutlich macht. Der Wissenskonsument wird zum gefügigen „User“ digitaler Errungenschaften. Denken unerwünscht und überflüssig. Dieser Verblödung Einhalt gebieten kann nur ein Mehr an Bildung und – damit einhergehend – die Fähigkeit, mit Medien kritisch umgehen zu lernen. „Medienkompetenz“ steht denn auch immer wieder auf der Agenda meiner Vorträge und Publikationen, unter anderem bei einer Veranstaltung vom Bund Deutscher Kunsterzieher. Der Vortragstext gibt noch einmal einen generellen Überblick über die Genese der Kommunikation, ihrer technologischen Entwicklung und der daraus resultierenden Konsequenzen. Last not least wird die Frage der Medienkompetenz in der Pädagogik unserer heutigen Zeit thematisiert.
Blogs aus CFO-World
Die folgenden Beiträge aus „CFO-World“, einem mittlerweile eingestellten Online-Dienst, greifen als Blog-Texte im journalistischen Duktus zeitbezogene Themen kommentierend auf und stellen sie in den großen Rahmen unserer zivilisierten Welt, in der wir leben.
Unter dem Titel „Gefühle sind Fakten“ etwa wird die Befindlichkeit der Schotten beim Brexit-Referendum thematisiert und kommt zu dem Ergebnis, dass Good Communication immer auch einhergeht mit einem identitäts- und heimatstiftenden Impetus. Folgerichtig beschäftigt sich ein nächster Blog mit „Investments in Good Communications“ und der „Demokratisierung“ von Kommunikation. Ein wesentliches Element des Textes ist die kritische Auseinandersetzung mit der Segmentierung der Öffentlichkeit in „Teilöffentlichkeiten“. Eine Teilöffentlichkeit zum Beispiel ist die Bundeswehr und die Art und Weise wie zeitweise deren Nachwuchs angeworben wurde – zum Beispiel über Stellenanzeigen für eine Art von Abenteuerurlaub in „Bravo“.
Der „Empörung der Profis“ widmet sich ein Kommentar zur Manipulation von Befragungen unter rein unterhaltungsrelevanten Gesichtspunkten.
Der Beitrag „Konsens oder Kompromiss“ greift diese Manipulationsproblematik unter dem grundsätzlichen Gesichtspunkt einer Kommunikationsverantwortung in einer offenen Gesellschaft auf.
Der Blog „Der Fakt des Augenblicks“ fordert eine Selbstverpflichtung zu transparenter Unternehmenskommunikation unter verantwortungsethischen Gesichtspunkten, befördert durch die Kommunikationskompetenz des Einzelnen, der sich seiner Verantwortung im kommunikativen Spektrum von Allzeit-Jetzt und sozialen Medien jederzeit bewusst ist.
Mit der Kommunikation als Führungsaufgabe setzt sich der Beitrag „Anonyme Antworten gibt es nicht“ auseinander, festgemacht an der Aufforderung, nur wahrhaftige Botschaften mit essenziellem Inhalt auf effizientem Weg zum angemessenen Zeitpunkt an relevante Empfänger zu senden. Ein relevanter Empfänger zum Beispiel ist der Mitarbeiter in einem jeden Unternehmen – als Kommunikations-Kunde des Unternehmensmanagements. Diesen „Kunden“ angemessen in der Kommunikation zu berücksichtigen, ist ein Ausdruck von Respekt und Wertschätzung gegenüber wichtigen Botschaftern des Unternehmens.
Der letzte Blog der Reihe befasst sich mit dem Thema „Verwahrloste Kommunikation“ und thematisiert die Forderung nach Transparenz als kategorischem Gebot.
Kommunikation in der Immobilienbranche
Zu meinen Kompetenzen gehört seit mehr als vier Jahrzehnten das Thema Kommunikation im Bau- und Immobiliensektor. Der erste Beitrag in diesem Kapitel zeichnet denn auch die Entwicklung der systematischen Pressearbeit in der Immobilienbranche nach und kommt zu dem Ergebnis, dass in einer offenen Gesellschaft nur ein Unternehmen Seriosität für sich beanspruchen darf, das die Kommunikation zum Prinzip der Unternehmensraison erhoben hat.
Dieser generellen Einführung in das Thema folgen journalistisch aufbereitete Kolumnen aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, beginnend mit einem Text zu „Immobilien und Ethik“, der die Bedeutung von Transparenz als Gebot auch immobilen Handelns in einer offenen Gesellschaft betont.
„Öffentlichkeitsarbeit“, der nächste Text, erläutert die Wirkmechanismen von „Public Relations“ und ihrer Wechselwirkung mit der Arbeit der Medien und deren Repräsentanten, den Journalisten. In den Blick genommen werden müssen dabei freilich auch die diversen Zielgruppen, vulgo das Publikum. Dass Public Relations im Sinne des großen Ganzen einer Gesellschaft einem unternehmerischen Zweck dienen, speziell bei hochgradig komplexen Produkten wie der Immobilienbranche, erläutert die folgende Kolumne, gefolgt wiederum von grundsätzlichen Ausführungen zu einem speziellen Segment der Public Relations, den Investor Relations, die häufig vernachlässigt werden.
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