
Jede nur denkbare Kommunikationssituation kann mit Hilfe der einfachen Begriffe Bernes auf den Prüfstand unseres Bewusstseins gehievt werden. In unserem konkreten Beispiel haben wir es notwendig außerdem mit ganz bestimmten Kontexten von Kommunikation zu tun. Da es davon mehrere gibt, lohnt es sich, diese systematisch zu betrachten. Unser beschriebenes Problem berührt die Beziehungs- und Befindlichkeitskontexte. Die Gelegenheit ist als Thema definiert durch den bevorstehenden Urlaub, die Beziehung durch den Umstand ehelicher Gemeinschaft, die Befindlichkeit schließlich durch die emotionale Ausgangssituation von Kommunikator und Rezipient. Zu einer echten Problemdiskussion, die Sie mit Ihrer sachlichen Frage intendiert hatten, ist es deswegen nicht gekommen, weil Sie sich der Kontextlage Ihrer Frau nicht bewusst waren. Die Systematik wird komplettiert durch die Felder „kultureller“ und „sprachlicher“ Kontext. Denn dass die kulturelle Herkunft wie die Sprache eine bedeutende Rolle beim Zustandekommen oder bei der Art von Kommunikation spielen, dürfte klar sein. Die sogenannte „Ausländerproblematik“ fast überall auf der Welt ist ein trauriger Beleg für die Relevanz dieser Kontexte.
In einer höchst einfachen und deswegen überaus nützlichen Matrix verdeutlicht Harris in seinem Buch Ich bin ok., du bist ok. die wechselwirkenden Befindlichkeitsalternativen von Sender und Empfänger. „Ich bin ok, du bist ok.“ dokumentiert jene Befindlichkeitskonstellation. Harris verwendet den Begriff „Lebensanschauungen“, die eine sinnvolle Kommunikation erwarten lässt. Alle anderen Konstellationen sind ungleichgewichtig, jede mögliche Kommunikation erscheint problembelastet. Dabei spricht die von Harris gewählte Sprachsymbolik für sich. Die vier möglichen „Lebensanschauungen“ unserer abgebildeten Matrix entstehen bereits in einem frühen Lebensalter, bisweilen während der ersten Lebensmonate.
Wie ein Mensch sich selbst und wie er andere sieht, wird also sehr früh in das Individuum eingegraben. Ganz zwangsläufig, so Harris, startet jeder Mensch mit der Anschauung „Ich bin nicht ok., du bist nicht ok.“ ins Leben. Diese Anschauung sei die logische „Folgerung“ des Babys aus einer Situation der Ohnmacht bei der Geburt und im Säuglingsalter. Wie und auf welche Weise sich die Anschauungen im späteren Leben verändern, hängt vollkommen von der nicht zuletzt kommunikativen Entwicklung des Individuums in seinen sich wandelnden sozialen Umfeldern ab.
Generell zeigt sich Kommunikation in jeder sozialen Konstellation immer auch in zweifacher Hinsicht als Funktion der miteinander kommunizierenden Selbsts. Beiden geht es um die Befriedigung der Bedürfnisse Sicherheit und Macht. Vergewisserung des eigenen Selbst und Einflussnahme auf das andere Selbst sind insofern nur zwei Seiten derselben Kommunikationsmedaille. Sicherheits- und Machtbedürfnis verweisen stets auf das je individuelle Selbst im Kommunikationsprozess.
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