Félix Brun - Sprechen wir über Europa

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Seit Jahrhunderten befasst sich die Schweiz mit der Frage, ob sie sich aussenpolitisch öffnen soll und wie diese Öffnung auszusehen hat. Im 20. Jahrhundert beherrschte diese Debatte die schweizerische Aussenpolitik wie keine andere, da mit den beiden Weltkriegen, den verschiedenen Versuchen, die europäischen Nationen in ein gemeinschaftliches Gebilde zu führen, und schliesslich mit dereuropäischen Einigung auch die Existenz der Schweiz als Kleinstaat in Europainfrage gestellt wurde. Zehn herausragende Reden und Texte bedeutender Schweizer Persönlichkeiten spiegeln die Überlegungen zum Verhältnis der Schweiz zu Europa in den vergangenen 100 Jahren. Zu Beginn jedes Kapitels werden der Redner bzw. der Autor oder die Autorin eingeführt, der zeitgeschichtliche Hintergrund erläutert und die Bezüge zur Biografie der Person hergestellt. Auf die Einführung folgt jeweils der Originaltext.

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Bärfuss zeigt auf, warum «am Ende der Sprache», am Ende des Theaters, der Tod lauert. Die vereinsamten Menschen irren umher und kommen sich abhanden. Einer der einsamsten Menschen in Bärfuss’ Stücken ist Parzival im gleichnamigen Stück. Die Welt, in der dieser Parzival aufwächst, ist zu einer seelischen Wüste verkommen. «Du kannst den Jungen aus der Einöde holen, aber die Einöde nicht aus dem Jungen», 75steht da einleitend und wie eine Art Prophezeiung über Parzival. Alles Schöne ist in dieser Welt vernichtet, oder es wird gerade vernichtet, von Parzivals eigener Mutter: «Geht. Tötet alle Vögel», beauftragt sie die Bauern, Parzival «soll nicht sehnsüchtig sein.» 76Die Menschen in den Stücken von Lukas Bärfuss können ihre Konflikte nicht anders als mit Gewalt lösen, und es wird einem bewusst, wie bedroht die menschliche Existenz doch eigentlich ist. Man überlegt sich, wie eine andere Welt aussehen könnte: eine blühende, farbige Welt, in der Konflikte Platz haben, in der man sich austauscht. Hier wird das Theater politisch. «Im Zentrum des Theaters […] steht allein der Mensch. Der Mensch ist teuer. Man könnte auch sagen, er ist kostbar», 77sagt Bärfuss. Das Theater verweist auf den Menschen und seine Konflikte, es bildet den Menschen in seiner Unterschiedlichkeit aus. «So habe ich Bildung seither verstanden», erklärt Bärfuss einmal, «als eine Möglichkeit, ein Mensch zu werden, der sich unterscheidet, der anders ist und der diese Differenz nicht als Makel, sondern als Auszeichnung versteht.» 78Anerkennt der Mensch seine Einzigartigkeit, erkennt er sie hoffentlich auch in den anderen Menschen. Hier tut sich ein Raum auf: eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegenseitig in ihrer Vielfalt würdigen. Das Theater verweist so «auf den Menschen, dem es nicht genügt, im fahlen Licht der Bildschirme zu ermatten, zu Hause vom Home-Cinema unterhalten zu werden, in vierzig Folgen und in Dolby-Surround». Das Theater wird zu einer Begegnungszone für alle Menschen, so unterschiedlich sie auch sind, auf der Bühne, aber auch im Publikum. Das Theater «steht für den Menschen, dem es nicht genügt, alleine zu sein und ohne Applaus». 79

Das Theater ist die ganz persönliche Rettung von Lukas Bärfuss. Seine Kindheit und Jugend in der Kleist-Stadt Thun, wo «die Panzer […] in langen Kolonnen durch die Stadt» fahren und «vom Übungsplatz […] der Lärm der Maschinengewehre und Haubitzen» 80herüberdrängt, sind schwierig. Um ihn herum bricht alles zusammen, «es war ein einziges Niederreissen, nichts blieb, wie es war». 81Ein Hirntumor macht seinen besten Freund zu einem anderen Menschen, und bald darauf verschwindet auch der Stiefvater «spurlos, und die Familie, in die ich geraten war, ging in die Brüche». 82Sein leiblicher Vater hatte sich schon früher «aus der Gesellschaft verabschiedet». 83In seiner Jugend besucht Bärfuss kurz das staatliche Lehrerseminar und nennt dies die «einzige höhere Ausbildung, die ich in meinem Leben genossen habe». 84Bärfuss lebt im Moment, zieht umher, geniesst seine Freiheit und will einfach «nicht dazugehören» zur Gesellschaft. 85Ein Aussenseiter, einsam wie seine Figuren. Dann beginnt er zu lesen. Es ist, wie er selbst sagt, seine Rettung. 86Durch die Literatur findet er Zugang zu seiner eigenen Geschichte, eine Geschichte, die plötzlich einen Wert bekommt, die erzählt werden kann. Seine eigene Geschichte kann jetzt, indem er darüber zu schreiben beginnt, erfahren werden, von ihm selbst, aber auch von seinen Lesern. «Was mir blieb», sagt Lukas Bärfuss heute über seine späte Jugendzeit, «war das Schreiben, die Erfindung meiner oder irgendeiner Geschichte, weniger, um zu erzählen, als um etwas zu erfahren, über mich und meine Stellung in den Ereignissen, die man als Schicksal bezeichnet.» 87Er stemmt sich gegen die Flucht, die Ausflucht; sein Vater, sein Stiefvater und auch sein Bruder sind geflüchtet, er findet einen anderen Ausweg aus der Misere, die auch eine zutiefst menschliche ist. Er versucht jetzt, aus seinen Erfahrungen zu lernen. «Es gibt angenehme und schmerzhafte Erfahrungen», sagt Bärfuss, aber es gibt «keine falschen Erfahrungen.» 88Bärfuss will den Problemen, die immer wieder auf ihn zukommen, nicht ausweichen, im Gegenteil. «Wir könnten ein paar neue Probleme gebrauchen», 89sagt er den Maturanden an ihrer Feier, und ein anderes Mal: «Schwieriges hielt mich nicht ab, es spornte mich an.» 90

Probleme, Schwierigkeiten, Konflikte: Hier entsteht die Literatur, hier wird der Autor Lukas Bärfuss fündig. Das menschliche Zusammenleben wird zu einem «Abmühen». «Wir werden uns abmühen müssen mit der Grammatik des menschlichen Zusammenlebens», 91fordert Bärfuss einmal. Man muss die Lösung gemeinsam suchen, die Konflikte gemeinsam angehen, alles ist miteinander verbunden, Isolation, auch Flucht ist nicht möglich, sie führt in die Zerstörung, gerade die Literatur lehrt uns das: «In jeder Geschichte findet man die Spuren aller anderen Geschichten. Keine Geschichte kann sich isolieren», 92ist Bärfuss überzeugt. Wer den Konflikt als menschliches Schicksal anerkennt, der trachtet danach, den Konflikt lösen zu können. Wer den Konflikt nicht anerkennt, also vor ihm flüchtet, der wird ihn auch nicht lösen können. Das ist die Entscheidung, die Lukas Bärfuss in seiner Jugend fällte: sich dem Konflikt zu stellen. Damit ist er ein politischer Mensch geworden. «Sich [zu] entscheiden» heisst für Bärfuss, «politisch zu werden». 93

Das Abstrakte, die Vereinfachung: Politisch gesehen sind sie eine Unmöglichkeit. Es gibt keine «Schweiz», und sollte es sie doch geben, dann höchstens in der Vielzahl. «Genau genommen gibt es den Staat, die Schweizerische Eidgenossenschaft nicht, nicht in der Wirklichkeit. Sie ist ein Abstraktum. […] Das Land ist nicht unabhängig, ganz im Gegenteil: Die politischen, kulturellen, wirtschaftlichen, klimatischen Abhängigkeiten sind offensichtlich – und vor allem sind viele von diesen segensreich. […] Jedenfalls bleibt der Staat eine Behauptung.» 94Das führt zur Schlussfolgerung, dass die «Abschottung […] nicht gelingen» kann und nicht gelingen wird, «mit welcher Gewalt sie auch durchgesetzt werden will». 95Die Schweiz ist Teil eines grösseren Ganzen, sie ist Teil Europas. Wenn kein Mensch «eine Insel» sein kann, dann können es auch Gesellschaften oder Gemeinschaften wie beispielsweise die Schweiz nicht sein. Nein, eine Scholle ist die Schweiz mit Sicherheit nicht. Der Mensch und damit die menschlichen Gesellschaften existieren für Lukas Bärfuss «streng genommen […] nur durch die Beziehung». 96

Wenn also die Schweizerinnen und Schweizer in einer eigenartigen Manie an einem Sammelspiel eines Grossverteilers teilnehmen, statt abstimmen zu gehen, dann stimmt etwas nicht mehr mit den politischen Zeitgenossen. Das ist der Aufhänger des Textes von Lukas Bärfuss, der im Oktober 2015, eine Woche vor den nationalen Wahlen, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien. «Die Schweiz ist des Wahnsinns», diagnostiziert Bärfuss jetzt ernüchtert. Der Text ist eine Polemik, eine Wutrede. Man flüchte sich in der Schweiz vor den Herausforderungen, die anstünden, liest man da. Was ein bisschen rieche, etwa das Verhältnis der Schweiz zur Europäischen Union, das hänge man in der Schweiz jetzt einfach mal auf den Balkon, in der Hoffnung, der Gestank werde sich wieder verziehen. Brav seien die Schweizerinnen und Schweizer, Protest sei rar, Nase zuhalten und durchmarschieren, das sei die Devise. Alle machten dieses Spiel mit, auch die Medien, sagt Bärfuss entrüstet. Man ducke sich und ziehe sich zurück. Jetzt endlich werde man auch von aussen als die Zwerge wahrgenommen, als die sich die Schweizer immer gerne ausgeben: verantwortungslos, klein, irrelevant. Dass diese Flucht, diese Idee, man könne sich von Europa abschotten als kleine Schweiz, man könne sich lossagen von den Verantwortlichkeiten, dem Schriftsteller Lukas Bärfuss zutiefst zuwider ist, hat seine Gründe: Die Flucht weist in irritierender Weise zurück in seine Kindheit, und er stellt sich ihr in der Konfrontation. Damit ist Lukas Bärfuss auch Europäer geworden: «Jeden Tag finde ich Dinge, die ich nicht verstehe, und jeden Tag tröste ich mich, dass mein Europa mit der Aufklärung und die Aufklärung mit einer Frage beginnt, nicht mit einer Antwort.» 97

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