Katja Kauer - Queer lesen

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Queer Reading ist eine Methode, die die Konstruktionen des Geschlechts und des Begehrens lesbar macht. Eine queere Lektüre öffnet etwa den Blick dafür, wie Heterosexualität als postulierte soziale Norm in Texten stetig untergraben wird, und ermöglicht die Entdeckung homoerotischer oder homosexueller Subtexte. Ziel ist allerdings nicht, im Gegenzug andere Identitäten zur Norm zu erklären oder Autor*innen und Figuren Prädikate wie homosexuell oder transsexuell zuzuschreiben. Vielmehr legt Queer Reading ein anderes Begehren offen, das nicht den Äußerungen der Figuren und unseren Erwartungen entspricht. Es erweitert so unseren Horizont und bedeutet damit eine Bereicherung jeder literaturwissenschaftlichen Arbeit. Das Studienbuch verdeutlicht anhand von Lektüren ganz unterschiedlicher Prosa, wie ein Text queer gelesen werden kann, und will seine Leser*innen ermutigen, sich Leitlinien zu erarbeiten, mit denen sie Texte selbst queer lesen können. Das Buch leistet neben der Methodendiskussion auch einen Beitrag zur Erforschung kanonisierter Autor*innen und Werke aus neuer Perspektive.

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Die heterosexuelle Matrix entfaltet ihre Macht, indem sie die Annahme von der Existenz zweier Geschlechter mit der Fiktion verknüpft, dass sich Männer und Frauen nicht nur in ihrer körperlichen Erscheinung, sondern auch in ihrem Auftreten, quasi per Natur, unterscheiden würden. Es gehört schon zu den Grundannahmen des Egalitätsfeminismus, dass die sozialen Unterschiede zwischen Mann und Frau kulturell produziert worden sind. Wir manifestieren auf vielen sozialen, kulturellen und politischen Ebenen die Vorstellung von einer einander andersgearteten weiblichen und männlichen Physis/Psyche. Es besticht durch eine sozusagen faktische Evidenz, dass Männer und Frauen sich unterscheiden, und es erscheint uns manchmal bequem und schmeichelhaft, diese Vorstellung selbstherrlich und blind zu bedienen. Dass diese Unterschiede jedoch als biologisch verankert betrachtet werden können, stellt Butler – und mit ihr die Queertheorie – in Frage. Sie lehnt es ab, die phänomenologische Gegensätzlichkeit der Geschlechter, also die sexuelle Differenz, in den biologischen Bereich zu verschieben. Queertheoretiker*innen sehen ‚ Sex ‘ und ‚ Gender ‘ nicht als etwas, das einfach so ist, sondern werten die Geschlechterdifferenz als (kulturell gewachsene), als gewordene Erscheinung.

Ist das naiver Idealismus? Diese Frage stellten sich viele kritische Stimmen nach Erscheinen von Gender Trouble , und zwar nicht nur diejenigen, die einer konservativen Geisteshaltung zu verdächtigen sind. Mutet das, was Butler postuliert, nicht einfach viel zu kontra-intuitiv an, weil wir ja ständig die Geschlechterunterschiede vor Augen haben und nach ihnen leben (müssen und wollen)? Ist es nicht so, dass wir bereits, wenn wir das stille Örtchen aufsuchen, mit unserer Geschlechterdifferenz konfrontiert werden? Ist das bestreitbar? Butlers Argumente postulieren keineswegs eine Nichtexistenz des Körperlichen, sondern sie verweisen darauf, dass wir die Geschlechterdifferenz nur kulturell vermittelt wahrnehmen können:12

Die Radikalität dieser Position löste vor allem in der deutschen Butler-Rezeption eine vehemente Debatte aus, die sich auf den Status des Körpers in seiner unhintergehbaren Materialität konzentrierte. Dazu ist zu bemerken, dass Butlers Konstruktionsgedanke die Materialität des Körpers keineswegs leugnet, wie manchmal behauptet. Vielmehr geht es ihr darum zu zeigen, dass der dem Individuum vorgängige, auf Zweigeschlechtlichkeit basierende Geschlechterdiskurs als Regulativ fungiert, das nur solche Arten von Materialisierung hervortreten lassen kann, die innerhalb dieses Diskurses lesbar sind.13

Das biologische Geschlecht ist kulturell determiniert, weil die Interpretation bestimmter Organe als primäre Geschlechtsorgane bereits eine kulturell vorgegebene Praxis ist. „Als Ort kultureller Interpretationen ist der Körper eine materielle Realität, die bereits in einem gesellschaftlichen Kontext lokalisiert und definiert ist.“14 Lehrt uns die Sorge um die hormonelle Verneblung nicht genau das, was Butler hier behauptet? Die Queertheorie fragt, wie diese Unterschiede als Vorspiegelungen einer unterstellten natürlichen Wahrheit von Geschlechterdifferenz kulturell hervorgebracht und vermittelt werden, und geht davon aus, dass der Ursprung der Zweigeschlechtlichkeit nicht biologisch, sehr wohl aber begriffslogisch festzumachen sei. Demnach wäre es durchaus denkbar, dass es Gesellschaften geben könnte, die ihre Geschlechter in ein Dreier- oder Vierermodell einordnen und dass es ebenso viele Erscheinungen unserer Kultur gibt, die dem Zweigeschlechtermodell zuwiderlaufen, aber sprachlich missachtet, nicht ernst genommen und so in ein diffuses Außen abgedrängt werden. Auf analytischer Basis betrachtet ist die binäre Geschlechterdifferenz Ausdruck des binär geordneten Denksystems unserer Kultur. Das Denken in sich ausschließenden Gegensätzen (schwarz vs. weiß, hoch vs. tief oder eben männlich vs. weiblich) bestimmt die abendländische Denkstruktur. Diese Denkstruktur ist auch im Bereich des Sexuellen derart fundamental, dass sie die Aufteilung der Geschlechter in ‚männlich‘ und ‚weiblich‘ ebenso nachhaltig prägt. Doch gerade in diesem Bereich zeigt sich, dass die binären Begriffe ‚Mann‘/‚Frau‘ oft unzulänglich sind, weil sie einer Vielfalt des Geschlechtlichen kaum gerecht werden, ja dass auffallen muss, wie wir in einer Denkstruktur verharren, die kaum plausibel und empirisch widerlegt ist.

Wie kann es sein, dass „die Wissenschaft“ als Begründungsinstanz mit der Unterstellung gerade heilsbringender Vergewisserung für die immer wieder perpetuierte „Normalität“ der Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität herhalten muss (und dies teilweise auch bereitwillig tut), während genau diese (Natur-, Sozial und Geistes-) „Wissenschaft“ regelmäßig und produktiv den Blick auf das „Geschlecht“ verkompliziert – sieben Jahrzehnte nach Simone de Beauvoirs Le Deuxième Sexe und fünf Jahrzehnte nach Stonewall?15

Die Frage spiegelt zwei Jahrzehnte nach Butlers Gender Trouble dasselbe ungläubige Erstaunen gegenüber dem Beharren auf einer „Normalität“ der Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität“ wider, die den genderkonstruktivistischen Thesen damals noch entgegengehalten wurde. Das Beharren auf „Zweigeschlechtlichkeit“ scheint auch aus studentischer Sicht überholt. Das zeigt mir meine bisherige Lehrerfahrung. Wenn Studierende ihr erstes Seminar zu Queer Studies belegen, ist es nicht selten so, dass zwanzig Jahre intellektueller Auseinandersetzung auf 14 mal 2 Semesterwochenstunden komprimiert werden müssen. Öffnet sich der Erkenntnisweg, wird plötzlich das, was erst so unplausibel erschien, offenkundig. Zu viele Texte widerlegen die Heteronormativität. Wenn es für einige Studierende erst einmal eine intellektuelle Hürde darstellen kann, die Zweigeschlechtlichkeit produktiv zu hinterfragen, mutet hingegen den Studierenden, die sich bereits länger mit Gender beschäftigt haben, das Phantasma einer sich stetig bewährenden Heterosexualität, die vorbildlich in einer „hierarchisch-sphärengetrennten Kleinfamilie“ gelebt wird, „empirisch unsinnig“ an.16 Sie stimmen mühelos in den Ton der queer Denkenden ein.

Um nicht gnadenlos betriebsblind mit Judith Butler als Gewährsfrau des Queeren zu operieren, schränke ich die Wiedergabe ihrer Thesen, die seit den 1990er Jahren in fast jedem Buch, das sich mit Gender auseinandersetzt, nachzulesen sind, auf die zentralen Aspekte ein. Ich möchte an dieser Stelle einen Text für das Selbststudium vorschlagen. Der Aufsatz Variationen zum Thema Sex und Geschlecht. Beauvoir, Wittig und Foucault 17 eignet sich dafür gut. Während Gender Trouble ohne vorherige Kenntnis der Theorie auf Deutsch schwer zu rezipieren ist, ist dieser Aufsatz auch für Leser*innen ohne Vorkenntnisse als Einstieg zu empfehlen. Hier benennt Butler einige ihrer denkerischen Wurzeln, die auch immer in Einführungstexten zu Gender Studies referiert werden. Wie Simone de Beauvoir (1908–1986)18 schon in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts darlegte, werde man nicht als Frau geboren, sondern durch systematische Erziehungsprozesse zu dem sozialen Wesen ‚Frau‘ gemacht. Diese Erkenntnis radikalisiert die Philosophin Butler mit ihrer Behauptung, dass die Projektion der sozialen Zuschreibungen ( Gender ) auf den Körper der Frau erst das natürliche Geschlecht ( Sex ) als eine wie auch immer geartete prädiskursive Figur erschaffen würde, die aber selbst jenseits der Gendervorstellung keine Essenz, ja keinen Raum hätte. Die Kultur macht eine Frau also nicht nur sozial, sondern auch biologisch zur Frau, denn ursprünglich für die Geschlechtszuschreibung einer Person sei Gender . Die sozial erworbene Rolle einer Person bestimmt deren Geschlecht (auch im Sinne von Sex ), obwohl man es gemeinhin andersherum betrachtet. Besonders hervorzuheben ist in Butlers Theorie der Begriff der Performativität. Damit ist die darstellerische Realisierung der jeweiligen Geschlechtsidentität als Mann oder Frau gemeint. Nicht die Natur verleihe demnach den Menschen ihr Geschlecht, sondern die zwanghafte und doch oftmals zum Scheitern verurteilte performance vermittelt die Identität eines Menschen. Sie lässt das Geschlecht erscheinen. Der Begriff stammt aus der Theatersprache. Es ist jedoch nicht so, dass eine einmalige Aufführung der Geschlechtsidentität genüge, um als Mann oder Frau ‚durchzugehen‘ (was im Englischen als passing bezeichnet wird), sondern dass Geschlecht ständig zur Vorstellung gebracht wird. Diese Vorstellung der sozial erworbenen Rolle geht Sex voraus. Die Verwechslung von Ursache und Wirkung benennt Butler mit der rhetorischen Figur der Metalepsis. Dies ist für uns Literaturwissenschaftler*innen sehr spannend. Barbara Vinken fasst Butlers Thesen so zusammen:

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