»Milchkühe« leben nicht artgerecht
Weit mehr als die Hälfte der deutschen Milchkühe verbringt ihr Leben in Stallungen ohne Weidegang. Etwa ein Viertel aller Milchkühe in Deutschland lebt sogar immer noch in grausamer Anbindungshaltung. Dort sind die Tiere quasi bewegungslos auf einem Fleck gefesselt und können viele Verhaltensweisen nicht artgerecht ausleben.
Milchkonsum tötet Kälber
Über 300.000 männliche Kälber wurden 2019 in Deutschland als »Nebenprodukt« der Milchindustrie nach wenigen Lebensmonaten geschlachtet und zu Kalbfleisch verarbeitet. Milch- und Fleischindustrie hängen also unweigerlich zusammen.
Kühe stammen aus Qualzuchten
Kühe geben nur Milch wenn sie Nachwuchs haben und auch dann nur in einer Menge, die ausreichend für das Kalb ist. Heutige Kühe stammen aus Qualzüchtungen, die viermal mehr Milch pro Jahr geben als noch um 1900. Die hohe Milchleistung geht dabei u. a. zu Lasten der Eutergesundheit.
Abb. 16. Probleme verbunden mit dem Verzehr von Milch(-produkten)
Vegane Alternativen zu Milch(-produkten)
Käsealternativen
•Veganer Pizzakäse (Rezept siehe S. 234oder gekauft von Wilmersburger oder Veganz)
•Veganer Frischkäse (Rezepte siehe S.99, 102oder von Soyana)
•Veganer Parmesan (Rezept siehe S. 103oder von Vantastic Foods oder Violife)
•Veganer Brotzeitkäse (Rezept siehe S. 100oder von Soyana oder Lord of Tofu)
•Veganer Mozzarella (Rezept siehe S. 106oder von Mozzarisella oder Mondarella)
•Veganer Hirtenkäse (Rezept siehe S. 99oder gekauft von Soyana oder Lord of Tofu)
Milchalternativen
•Haferdrink (z. B. Oatly)
•Sojadrink (z. B. Alpro)
•Reisdrink (z. B. Provamel)
•Erbsendrink (z. B. Vly)
•Mandeldrink (z. B. Joya)
•Dinkeldrink (z. B. Allos)
•Kokosmilch (z. B. Rapunzel)
Wann immer möglich, eine mit Kalzium angereicherte Sorte wählen
Alternativen zu Butter, Sahne usw.
•Butter
Margarine (z. B. Naturli oder Alsan)
•Sahne
Hafer- oder Sojacuisine (z. B. Natumi)
•Crème fraîche
Creme VEGA (Dr. Oetker)
•Schlagsahne
vegane Schlagcreme (z. B. Soyatoo)
•Saure Sahne
Soyananda (von Soyana)
Joghurtalternativen:
•Sojajoghurt (z. B. Sojade)
•Mandeljoghurt (z. B. Alnatura)
•Haferjoghurt (z. B. dmBio)
•Kokosjoghurt (z. B. Harvest Moon)
•Cashewjoghurt (z. B. Dr. Mannah's (ehemals Happy Cashew))
Abb. 17. Vegane Milch- & Käsealternative
Um 1900 betrug die jährliche Milchleistung deutscher Kühe in der Milchwirtschaft »nur« etwa 2.000 Liter. Durch die auf Milchleistung optimierte Qualzucht geben heutige »Milchkühe« mit durchschnittlich über 8.000 Liter pro Jahr etwas viermal so viel Milch .
Abb. 18. Kuheuter an der Melkmaschine
Zur Vertiefung: Das Thema des von Andreas Pichler produzierten Dokumentarfilms Das System Milchist die Intensivierung der Milchwirtschaft samt der damit einhergehenden negativen Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Er zeigt, dass Milch in den allermeisten Fällen nichts mit dem idyllischen Bild von glücklichen Kühen auf Bauernhöfen zu tun hat, sondern ein knallhartes Business ist, das zulasten der Milchkühe geht. Der Film wirft einen Blick hinter die Kulissen der Milchindustrie, offenbart die versteckten Kosten und Folgen der globalen Produktion von Milcherzeugnissen und erörtert mögliche Lösungsansätze.
GRÜNDE
für die Exklusion von Eiern
1850 verzehrte jeder Mensch in Deutschland durchschnittlich 46 Eier (Schaleneier und Eier in verarbeiteten Produkten zusammengezählt) pro Jahr. 76Im Jahr 2020 waren es mit 239 Eiern pro Person mehr als fünfmal so viel. 77Dieser hohe Bedarf steht im Gegensatz zu der eigentlichen Frequenz, in der Hühner Eier legen. In der Natur dienen die Eier einzig der Fortpflanzung. Aus diesem Grund legten die nicht domestizierten Vorfahrinnen heutiger Hühner lediglich zwei- bis viermal pro Jahr fünf bis zehn Eier. 78
Um die stark steigende Nachfrage zu günstigen Preisen zu bedienen, wurden über die Jahrzehnte hinweg Hühner so gezüchtet, dass diese immer mehr Eier legen. Betriebe wurden immer größer, die Besatzdichten immer höher und die Haltungsformen damit einhergehend immer weniger artgerecht. Um 1900 legten Hühner in der »Nutztierhaltung« mit etwa 80 Eiern pro Jahr schon mehr als das Doppelte von natürlich vorkommenden Hühnerrassen, und heutzutage sind es sogar 300 und mehr Eier pro Jahr. 792018 stammten knapp zwei Drittel der Eier, die in Deutschland verkauft wurden, aus Bodenhaltung und knapp 6 Prozent aus der noch grausameren Käfig- bzw. Kleingruppenhaltung. 80In der Bodenhaltung werden mehrere Tausend Legehennen in großen Hallen dicht gedrängt gehalten. Bis zu neun Hennen drängen sich hier pro Quadratmeter, und sie haben keinen Ausgang ins Freie. Bei der beschönigend als »Kleingruppenhaltung« bezeichneten Haltung sind es sogar 13 Hennen pro Quadratmeter. Somit steht in der Bodenhaltung jeder Henne nur etwa die Fläche von anderthalb DIN–A4–Blättern zu, und in der Kleingruppenhaltung ist es nur etwa ein einziges DIN-A4-Blatt. Selbst in der Biohaltung müssen sich sechs Hennen 1 Quadratmeter teilen.
In den Ställen, in denen nicht selten Zehntausende Hühner auf engem Raum zusammengedrängt werden, können sich selbstredend keine Familien und Sozialverbände bilden. Hühnergruppen sollten nicht mehr als 50 Individuen umfassen. 81Ist die Gruppe wesentlich größer, können Hühner keine stabile Rangordnung aufbauen. So ist es wenig überraschend, dass die Tiere unter permanentem Stress leiden und es zu Verhaltensstörungen wie Federpicken kommen kann. Diese Störung kann sich bis zum Kannibalismus ausweiten. Um Verletzungen zu verhindern, wird den Hennen daher für gewöhnlich schon im Kükenalter der vordere Teil ihres Schnabels abgeschnitten. Das Kürzen des Schnabels zerstört dabei Knochen und Gewebe und verursacht starke akute und zum Teil chronische Schmerzen beim Tier. 82Der Schnabel ist ein empfindliches Tastorgan und kann durch das sogenannte Kupieren seine Funktion nur noch eingeschränkt erfüllen. Das führt dazu, dass die Tiere kaum noch artgemäß fressen und ihr Gefieder nicht sachgemäß pflegen können. Dieser Eingriff ist zwar offiziell verboten, aber er wird auf der Grundlage von Ausnahmegenehmigungen dennoch weiterhin routinemäßig durchgeführt. 83
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