Auf der rechten Seite entdeckten wir etwas, das wir auf den ersten Blick nicht einordnen konnten: das Waikiki Natatorium War Memorial. Es ist ein Meerwasserschwimmbad, errichtet zu Ehren der Frauen und Männer Hawaiis, welche im Ersten Weltkrieg dienten. Es wurde am 24. August 1927 eingeweiht. Leider ist es heute aufgrund seines baufälligen Zustandes geschlossen. An seinem hübschen Eingang sind bebilderte Tafeln angebracht, auf denen man einiges über die Geschichte des Denkmals nachlesen kann. Meine Mitstreiter mahnten jedoch, unser jetziges Ziel, das Frühstück, nicht aus den Augen zu verlieren. Und so begaben wir uns auf die Kalakaua Avenue, welche direkt vor unserem Hotel entlangführt. Wir hatten zwei Rucksäcke und zwei Handgepäck-Trolleys dabei, denn nach dem Frühstück wollten wir Waikiki ein wenig zu Fuß erkunden und anschließend Einkäufe erledigen. Wir ließen unser Hotel hinter uns und liefen die Kalakaua Avenue Richtung Waikiki auf der linken Straßenseite ganz gemächlich entlang. Als Erstes fielen uns sagenhafte Eisenholzbäume auf, welche den Straßenrand flankierten. Sie sahen so märchenhaft aus! Ihre unglaublich dicken Stämme waren an der Basis gedreht wie ein Korkenzieher, wurden, nach oben verlaufend, schmaler. Von den verknöcherten, dicht bewachsenen Ästen hingen lange Nadeln herunter, wie wir sie von unseren europäischen Kiefern kennen. Die Eisenholzbäume wurden offensichtlich allesamt zum gleichen Zeitpunkt gepflanzt, denn sie hatten exakt dieselbe Höhe und standen alleeartig in Reih und Glied.
Nach ungefähr 500 Metern erreichten wir das „Waikiki Aquarium“. Ich hatte mir seine Website vor unserer Reise schon im Internet angeschaut. Jede Menge Meeresbewohner kann man sich dort ansehen und Veranstaltungen werden auch regelmäßig durchgeführt. Auf der Internetseite des „Waikiki Aquariums“ kann man dies gut nachlesen. Es gibt dort außerdem eine sehr wichtige Information – den Box Jellyfish Calendar. Der Box Jellyfish ist eine giftige Würfelqualle. Eine Berührung seiner Tentakel löst sehr starke Schmerzen aus. Schlimmstenfalls kann das Gift der Würfelqualle zum Tod eines Menschen führen. Einmal im Monat wird Oahu von diesen Quallen besucht. Man kann sich vor der geplanten eigenen Anreise also schon mal informieren, wann mit dem Eintreffen der Quallen zu rechnen ist. Dieses wird mit acht bis zehn Tage nach dem Vollmond angegeben. Die Vorhersagen sind ziemlich genau und variieren nur um ca. plus/minus zwei Tage. Sind die Tiere eingetroffen, werden sofort an den bewachten Stränden Hinweisschilder aufgestellt. Man sollte diese unbedingt ernst nehmen und auf keinen Fall ins Wasser gehen. Die Tiere bleiben vier bis fünf Tage und verschwinden dann genauso schnell, wie sie gekommen sind. Wir betrachteten das Aquarium jedoch erst einmal nur von außen und schlenderten weiter Richtung Waikiki. Im Anschluss an das Aquarium beginnt eine kleine Parkanlage. Auf den grünen Wiesen stehen ebenfalls wunderschöne Bäume. Palmen, Akazien, Banyan-Bäume, Koa-Bäume und andere Arten, die ich namentlich nicht kenne. Diese Parkanlagen erstrecken sich bis zum „Eingang Waikiki“, in Höhe des Honolulu Zoo.
Zwei weitere Gehminuten vom Aquarium entfernt blickt man linker Hand auf die Rückseite des „Barefoot Beach Cafe“. Wir haben es geliebt! Dazu später mehr. Wir liefen weiter, ließen das „Barefoot Beach Cafe“ hinter uns und wechselten die Straßenseite. Nun befanden wir uns auf der rechten Straßenseite der Kalakaua Avenue in Richtung Waikiki. Diese Straßenseite wird in ihrer gesamten Länge, von unserem Hotel ausgehend, bis fast zum Honolulu Zoo vom Kapi‘olani Park begleitet. Dort, wo wir die Straße überquerten, gab es eine kleine Überraschung für uns. Wir befanden uns Höhe Kapi‘olani Band Stand, welcher sich etwas abseits im Inneren des Parkes befindet. Der Band Stand ist ein hübscher Pavillon, der für Aufführungen, wie kleine Konzerte oder Hula-Vorführungen, genutzt wird. Direkt am Fußweg der Kalakaua Ave fanden wir dann aber etwas ganz Bezauberndes vor: eine Statue der Namensgeberin des Parkes – eine Statue von Queen Kapi‘olani. Die lebensgroße Figur wurde auf einen kleinen Sockel gesetzt. An diesem befindet sich eine Tafel mit dem Schriftzug „Queen Kapi‘olani“ sowie die Inschrift „Kulia I Ka Nu‘u“. Das bedeutet so viel wie: „Strebe nach dem Höchsten“. Diesem Motto hatte Queen Kapi‘olani sich zeitlebens verschrieben. Beharrlich und aufopfernd setzte sie sich vor allem für die Gesundheit der Menschen ihres Volkes ein. So ließ sie das „Kapi‘olani Maternity Home“ erbauen, in welchem Mütter und ihre Neugeborenen versorgt wurden. Während ihrer Regentschaft wütete die Lepra auf den hawaiianischen Inseln. Eine Siedlung von an Lepra erkrankten Menschen befand sich in dem Ort Kalaupapa auf der Insel Moloka‘i. Queen Kapi‘olani besuchte diesen traurigen Ort und war voll Mitgefühl. Sie versprach den Betroffenen Hilfe, und diese bekamen sie umgehend. Queen Kapi‘olani sammelte Spenden und ließ in Honolulu, im Stadtteil Kaka‘ako, das „Kapi‘olani Home for Girls“ errichten, ein Haus, in welchem Mädchen aufwachsen konnten, deren Eltern an Lepra erkrankt waren. Es war Queen Kapi‘olanis Herzenswunsch, die Welt für die kranken und bedürftigen Menschen ihres Volkes etwas besser zu machen. Und nun standen wir hier vor ihrem Monument. Die Statue war über und über mit Leis geschmückt (das sind die hawaiianischen Blumenkränze). Leis lagen auf ihrem Haupt und bildeten einen farbenprächtigen Kopfschmuck. Duftende Blumenketten waren um ihren Hals drapiert, um ihre Hände geschlungen. Auf dem Sockel der Statue lagen zuhauf tropische Blumen, einzeln oder zu Sträußen gebunden. Eine Huldigung der hawaiianischen Menschen, die noch heute Queen Kapi‘olani für ihre gelebte Großherzigkeit und Wohltätigkeit verehren.
Das hat mich schon sehr berührt! Auch hier hieß es: „Weitergehen!“. Wir überquerten dann die Monsarrat Avenue und hatten bereits den Zooeingang vor Augen. Den ließen wir dann aber rechts neben uns liegen und überquerten die Kapahulu Avenue. Vor uns lag das „Queen Kapi‘olani Hotel“. Es wurde neu renoviert. Ines und ich wären nur allzu gern hineingegangen, um es zu besichtigen. Das musste jedoch warten. Denn wir betraten in diesem Augenblick die Lemon Road. Sie ist etwas schmal, ohne Fußweg und zwischen den Hochhäusern eingebettet. Sie wirkt deshalb ein wenig wie eine Gasse. Ziemlich am anderen Ende der Lemon Road befindet sich das „Waikiki Beachside Kitchen“. Dort wollten wir frühstücken. Wir entdeckten es auch. Anhand der Werbeplakate im Fenster wusste ich – hier sind wir richtig. Aber es gab ein Problem. Das „Waikiki Beachside Kitchen“ war geschlossen. Laut den angeschriebenen Öffnungszeiten hätte es geöffnet sein müssen. Aber dann fiel mir ein, wir leben hier ja nach „Honolulu-time“ … soll heißen: Die Bewohner Hawaiis oder in unserem Fall die Bewohner Honolulus richten ihren Tagesablauf gern nach der Hawaii-Surf-Report-App aus. Wenn diese gute Surfbedingungen voraussagt, also gute Windverhältnisse, optimale Wellenhöhen, dann fragt man einfach beim Chef nach, ob man später zur Arbeit kommen kann oder sich den Tag freinehmen darf, um die hervorragenden Surfbedingungen nutzen zu können. Ist wirklich so! Die Hawaiianer sind da durchaus entspannt und tolerant in gleicher Weise und schaffen sich somit ein kleines Stück Lebensqualität, was ich ausgesprochen sympathisch finde.
Vielleicht nutzten die Betreiber des „Waikiki Beachside Kitchen“ gerade in diesem Moment ja auch dieses ungeschriebene Gesetz und surften im Pazifik vor dem Waikiki Beach ein paar Wellen ab … Was aber nun mit uns? Langsam knurrte uns allen der Magen! Es half nichts. Plan B kam zum Tragen. Und Plan B hieß in diesem Fall – auf zu „McDonald’s“! Da kam uns unser erster Hawaiiaufenthalt zugute. Mein Mann und ich kannten uns dadurch schon ein wenig in Waikiki aus. Ruckzuck fanden wir den richtigen Weg und standen vor einer „Mäckes-Filiale“. Ich bat meine drei hungrigen Mitreisenden, mir mitzuteilen, was sie denn essen möchten, damit ich die Bestellung aufgeben konnte. Zehn Minuten später und um einige Dollars erleichtert, saßen wir an einem Tisch im Außenbereich mit Blick auf die Kalakaua Ave und ließen es uns schmecken. Auf der Kalakaua Ave herrschte bereits reges Treiben. Der Verkehr und die Vielzahl der vorbeispazierenden Touristen machten mich unruhig. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite konnten wir den Strand und den Ozean sehen. Ich hätte am liebsten mein Frühstück geschnappt und mich damit an den Strand gesetzt. Das teilte ich auch meinen anderen dreien mit. Aber die ermahnten mich, es erst einmal geruhsam angehen zu lassen, und so blieben wir. Die Option mit dem „Strandfrühstück“ wollten wir für die Zukunft jedoch im Hinterkopf behalten!
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