Ulrich Hammer
Prolog Prolog Wir könnten den Roman mit den Zeichen der Corona-Pandemie versehen und die Menschen mit Masken und Abstandsregeln agieren lassen. Da wir diese Zeit aber überwunden haben wollen, lassen wir es. Die Geschichte soll in einer »ganz normalen« Zeit spielen, mit all dem, was unseren Alltag ausmacht. Es war einmal … so könnten wir beginnen … ein heißer Sommer. In welchem Jahr? Ach, das ist nicht so wichtig. In dieser Zeit so etwa. In der Gegenwart. Als schon alles so war wie jetzt. Sagen wir Anfang Juli. Das Land litt unter Trockenheit, wie in den früheren Sommern auch. Es ist der Klimawandel, wussten viele ganz genau. Im Grundlosen Moor zwischen Hohenfelde und Retschow war kein freier Wasserspiegel mehr zu sehen. Es verlandete Jahr für Jahr mehr. So hatte jeder seine Zeichen für oder gegen irgendwelche Katastrophen. Aber das änderte doch nichts am Täglichen. Die Molli dampfte wie immer durch Bad Doberan. Reisebusse drängten sich vor dem Münster und schickten Besucher und Besucherinnen zu den Führungen in das altehrwürdige Backsteingemäuer. Der Backenzahn stand wuchtig wie immer mit versteinerter Miene auf dem Buchenberg. Am Doberaner Wasserfall, den kaum jemand kannte, stürzten sich wie immer die Wasser des Bollhäger Fließes, befüttert durch den Althöfer Bach, in die Conventer Niederung. Im Cepelin und im Kellerswald gaben die wuchtigen, alten Baumbestände auf den Doberaner Bergen Schatten und Kühle. Eine Geschichte wie diese passiert so mittendrin und manch einer wird fragen: »Wie konnte es so weit kommen?« Aber bis dahin ist noch etwas Zeit …
Kapitel 1 Kamptheater Bad Doberan
Kapitel 2 Das Fachkommissariat 1
Kapitel 3 Chili con Carne
Kapitel 4 Amtsgericht Rostock
Kapitel 5 Die »versenkbare« Mühle von Kröpelin
Kapitel 6 Gesucht
Kapitel 7 Die Rechtsmedizin
Kapitel 8 Vermisst
Kapitel 9 Hello again
Kapitel 10 In der Kroy
Kapitel 11 Die Staatsanwaltschaft
Kapitel 12 E-Mail für Dich
Kapitel 13 Kroy reloaded
Kapitel 14 »Was haben wir?«
Kapitel 15 Semper
Kapitel 16 Obduktion Tengler (58)
Kapitel 17 ROSTOCKER 7
Kapitel 18 Butter bei die Fische
Kapitel 19 Von null auf hundert
Kapitel 20 Zurück in Groß Klein
Kapitel 21 Tengler reloaded
Kapitel 22 Neue Nachricht
Kapitel 23 Im Ursprung
Kapitel 24 Alte Freunde
Kapitel 25 Gestrandet
Kapitel 26 Schadensmeldungen
Kapitel 27 Literatur
Kapitel 28 Abschied
Kapitel 29 Noch einmal in die Literatur
Kapitel 30 Rerik
Kapitel 31 Der technische Sachverständige
Kapitel 32 Auf der Suche nach Redlock
Kapitel 33 Neuer Friedhof Rerik
Kapitel 34 Fernabfrage
Kapitel 35 Bleib bei mir
Kapitel 36 EVA im FK 1
Kapitel 37 Dienstreise
Kapitel 38 DNA-Labor
Kapitel 39 Festnahme
Kapitel 40 Anfang und Ende
Epilog
Danksagung
UNSER AUTOR
Wir könnten den Roman mit den Zeichen der Corona-Pandemie versehen und die Menschen mit Masken und Abstandsregeln agieren lassen. Da wir diese Zeit aber überwunden haben wollen, lassen wir es. Die Geschichte soll in einer »ganz normalen« Zeit spielen, mit all dem, was unseren Alltag ausmacht.
Es war einmal … so könnten wir beginnen … ein heißer Sommer. In welchem Jahr? Ach, das ist nicht so wichtig. In dieser Zeit so etwa. In der Gegenwart. Als schon alles so war wie jetzt. Sagen wir Anfang Juli. Das Land litt unter Trockenheit, wie in den früheren Sommern auch. Es ist der Klimawandel, wussten viele ganz genau. Im Grundlosen Moor zwischen Hohenfelde und Retschow war kein freier Wasserspiegel mehr zu sehen. Es verlandete Jahr für Jahr mehr. So hatte jeder seine Zeichen für oder gegen irgendwelche Katastrophen. Aber das änderte doch nichts am Täglichen. Die Molli dampfte wie immer durch Bad Doberan. Reisebusse drängten sich vor dem Münster und schickten Besucher und Besucherinnen zu den Führungen in das altehrwürdige Backsteingemäuer. Der Backenzahn stand wuchtig wie immer mit versteinerter Miene auf dem Buchenberg. Am Doberaner Wasserfall, den kaum jemand kannte, stürzten sich wie immer die Wasser des Bollhäger Fließes, befüttert durch den Althöfer Bach, in die Conventer Niederung. Im Cepelin und im Kellerswald gaben die wuchtigen, alten Baumbestände auf den Doberaner Bergen Schatten und Kühle. Eine Geschichte wie diese passiert so mittendrin und manch einer wird fragen: »Wie konnte es so weit kommen?« Aber bis dahin ist noch etwas Zeit …
Kapitel 1
Kamptheater Bad Doberan
Das Bad Doberaner Kino arbeitet nach dem Motto: »Filme können Sie überall sehen, aber Kino, das gibt’s nur hier bei uns im Kamptheater.« Es war ein Mittwoch. Der alte Kinosaal mit Parkett und Rang, 244 roten Polstersitzen und einem Verkauf für Wein, Bier und Popcorn verströmt Kinogeschichte. Der originale UFA-Gong markiert vor jeder Vorstellung den Beginn einer Reise in andere Welten, wie sie eben nur im Kino und nicht zu Hause im Sessel erlebt werden kann. Es lief »Systemsprenger« von Nora Fingscheidt. Eine wuchtige Psychopathologie schrie sich zwei Stunden durch den Saal. Beim Abspann sang Nina Simone »Ain’t got no, I got life …« und entkernte die Zuschauer endgültig, die noch im Eindruck vom finalen Sprung der Benni sitzen blieben und erst einmal tief durchatmeten, bevor sie nach ihren Mänteln und Jacken griffen. Langsam erhob man sich, winkte ein Tschüss zu den Diensthabenden des Kinovereins und schob sich langsam aus dem Saal in den kalten Flur. Das Bistro hatte noch auf. Dr. Karsten Brandenburg und sein Begleiter nahmen schnell einen Tisch in Besitz.
»Und? Wie fandest du den Film?«, fragte Dr. Brandenburg.
»Ging so. Nicht unbedingt mein Thema. Ist mir zu schwer«, entgegnete sein alter Freund Torsten Tengler.
»Ist eben Programmkino hier in Doberan und nicht irgendein Mainstream, den sie überall spielen«, erklärte Dr. Brandenburg.
»Ja, sicher, ist ja auch gut so. Trotzdem, dem einen liegt so ein Film zum Feierabend, der andere will oberflächlich unterhalten werden. Ich brauche nicht immer so eine furchtbare Seelentiefe, auch wenn es ja ein starkes und wichtiges Thema ist. Wenn hier jetzt Fips Asmussen selig oder Markus Krebs auftreten würde, dann würde ich mich schlapp lachen und hätte den richtigen Ausgleich zu dem, was mich letzte Tage auf der Arbeit genervt hat. Meine Frau sagt dann, dass ich ein primitives, dumpfes Männerhirn habe und mit mir kulturell nichts los sei und hätte sie das früher gewusst … Und warum kann ich mir nicht mehr Mühe geben und auf sie eingehen? Dabei würde ich dann allerdings eingehen, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ach Torte«, entgegnete Dr. Brandenburg, »ich kann mir nicht vorstellen, dass du so kulturlos bist. Jetzt verordne ich dir als Arzt ein Spätbier und du wirst sehen, dass es wirkt.« »Dr. Brandenburg!?«, rief es laut durch das Bistro. »Telefon!«
»Oh, was ist das denn? Ist ja wie früher«, meinte Dr. Brandenburg, den seine Freunde und engsten Mitarbeiter in der Rostocker Rechtsmedizin nur BRB nannten. Er stemmte sich hoch, winkelte sich aus dem schmalen Spalt zwischen Tisch und Stuhl und ging schnell zum Tresen.
»Brandenburg. Wann ich nach Hause komme? Ach je, hör mal, der Film hatte Überlänge, ist gerade zu Ende und ich will mit Torsten Tengler noch ein Bier trinken. Drück mal bitte nicht. Allzu lange wird’s nicht dauern. Ich komme dann schon, ok? Bis dann. Ja, sicher. Nein, ich pass auf. Wer kommt morgen? Weiß ich doch. Warum sagst du das jetzt? Nein, ich trinke zwei Bier und das war’s und dann bin ich morgen fit. Du, der Torsten trommelt schon nervös mit den Fingern auf der Tischplatte … Nein, das ist kein Problem, ich … ja, du kannst dich auf mich verlassen. Auf jeden Fall. Ok, Tschüss!«
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