„Und, willst du dir die Verkaufspferde anschauen?“ fragte Colin und klang dabei ehrlich interessiert.
„Ja, klar, warum nicht. Aber der ganze Transport und das alles ... und ist ja nicht so, dass wir in Deutschland keine Pferde hätten.“
Colin grinste. „Sehr gute sogar. Was hättest du denn gerne?“ Er trank einen Schluck.
„Schwierige Frage. Meinen Wallach hatte ich fünfzehn Jahre lang – seit ich selbst fünfzehn war. Ich hab ihn bekommen, da war er gerade angeritten. Er war ein tolles Pferd. Dressur, Gelände, alles kein Problem. Dafür einen Nachfolger zu finden, wird schwierig, auch vom Emotionalen her.“
„Ja, das glaube ich. Willst du denn wieder Turniere reiten? Ihr habt gerade im Dressurbereich in Deutschland wirklich tolle Pferde.“
„Ja, das schon. Ich weiß es einfach nicht. Durch Konstantins ständige Turnierbesuche und seine Verbissenheit hab ich da echt keine Lust mehr drauf. Mal ein Turnier ist ja schön und gut ... aber von Frühjahr bis Spätherbst fast jedes Wochenende auf teilweise mehreren Turnieren zu sein, diese Leistungsbesessenheit und der Erfolgsdruck, und Pferde als Material zu sehen oder Geldanlage ... das ist nicht meine Welt. Er hat da Spaß dran. Ich habe in den letzten Jahren gemerkt, dass ich das echt nicht brauche. Er hätte besser Börsenmakler werden sollen.“
Colin stand auf und brachte die leeren Teller in die Spülmaschine. „Und momentan hast du kein Pferd?“ fragte er, während er den Gefrierschrank öffnete.
„Nein, momentan reite ich seine Jungpferde und eine Stute, die er quasi für mich gekauft hat, die aber ihm gehört. Ich habe sie weder selbst ausgesucht, noch ist sie mir sympathisch. Sie ist ein tolles Pferd, rein sportlich gesehen und hat auch eine super Abstammung, aber ist nicht meins. Ich mag sie nicht. Was ich genau will, weiß ich gar nicht. Aber heute das am Strand, das hat echt Spaß gemacht. So viel Spaß hatte ich seit Jahren nicht mehr. Immer nur in der Halle an den armen Pferden herumzuzerren, das will ich nicht. Ich will ein Pferd, mit dem ich auch mal rausgehen kann ein paar Stunden, ohne dass es sich gleich verkühlt oder vor einem fliegenden Blatt einen Affentanz aufführt, weil es sowas noch nie gesehen hat.“
Colin kam mit einer großen Packung Eiscreme und zwei Löffeln wieder zum Tisch zurück. „Mom hasst das, wenn ich das Eis direkt aus der Packung esse, aber sie ist ja nicht hier, also hau rein.“
Hannah nahm sich von dem Eis und redete sich in Rage. Nach weiteren zwanzig Minuten wusste Colin so gut wie alles über sie und gleichzeitig nichts. Sie wusste ja selbst nicht, was sie wollte, weder reiterlich noch im Leben.
„Gut, also halten wir fest: Dein Job gefällt dir nicht mehr, dein Freund und du, ihr habt euch auseinandergelebt, du willst ein nettes Pferd für‘s Gelände und hin und wieder mal ein Turnier, deinen Eltern ist alles egal, deine Freundin, Bekannte, was auch immer, ist irgendwie komisch und jetzt musst du hier auch noch an einem Cross-Country-Turnier teilnehmen, obwohl du Springen gar nicht magst.“
Hannah ließ ihren Löffel im Eis stecken und lehnte sich zurück. „Ja, genau! Präzise zusammengefasst!“
„Danke.“
Sie sahen sich an und mussten beide gleichzeitig loslachen. Genau in diesem Moment kam Mary in die Küche, erfasste mit einem Blick die im Eis steckenden Löffel und dass der Gast in der für Gäste verbotenen Küche saß. Dass der Hund ebenfalls in der Küche war und auch noch an einem Stück Steak kaute, konnte sie gottseidank nicht sehen, Arrow hatte seine Beute nämlich unter die Eckbank geschleppt.
„Aha“, sagte sie nur und verließ die Küche sofort wieder.
„Lass uns aufräumen“, sagte Colin leise. Hannah half beim Wegräumen des Geschirrs und Saubermachen des Tisches und verzog sich danach in ihr Zimmer.
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