Dustin hatte sich noch keinen Millimeter aus dem Bett bewegt.
» Beschissen großartig «, knurrte sie, als sie ans Bett herantrat. Wenn ihr Freund sich nicht endlich von den Toten erhob, würden sie auf jeden Fall erheblich zu spät kommen. »Dustin, verdammte Scheiße ! Schieb deinen Arsch aus dem Bett«, bellte sie ärgerlich, während sie ihr Kopfkissen nach ihm warf. Sie brauchte noch drei weitere Anläufe, bis ihn schließlich, ein nicht besonders zimperlicher Schlag gegen die Schulter weckte.
»Was machst du denn für einen Krach, Cat?« nuschelte er, noch bevor er die Augen aufgeschlagen hatte und zog sie wieder an sich.
»Wir haben verschlafen«, informierte sie ihn genervt, als sie sich mit einem Ellenbogenstoß aus seiner Umarmung löste. »Sieh zu, dass du bei Drei lebensfähig bist.« Befriedigt quittierte sie, dass er sich endlich stöhnend aus dem Bett quälte, und warf ihm das Döschen mit den Kopfschmerztabletten zu, nachdem sie selbst vier Stück ohne Wasser heruntergeschluckt hatte. Eilig schlüpfte sie in ihre Klamotten vom Vortag. Wenn Dustin jetzt nicht zu trödeln begänne, bestand eine minimale Chance, dass sie doch noch gerade eben pünktlich zur morgendlichen Dienstbesprechung um neun Uhr im Büro sein könnten. Sie wollte nicht ausgerechnet an ihrem ersten offiziellen Tag als neuer DO der Hunter zu spät zum Dienst erscheinen.
»Sehe ich so schlimm aus, wie ich mich fühle?«, stöhnte Dustin, als er aus dem Badezimmer zurück ins Schlafzimmer schlurfte.
»Du siehst aus, als hättest du versucht, mit uns mitzuhalten«, erklärte sie genervt, als sie sich die Haare zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zurückband.
Cathrynn trommelte mit der Schuhspitze ihres Kampfstiefels auf den Boden, während sie darauf wartete, dass Dustin endlich fertig wurde. Trotz ihrer Hektik konnte sie sich das Grinsen nicht ganz verkneifen, als sie seine linkischen Bewegungen beobachtete. Dustin hatte nicht annähernd so viel getrunken, wie sie, war aber doppelt so heftig danach abgestürzt. Kurz erinnerte sie sich wieder an sein Versprechen, ihr in der Nacht auf dem Klo Gesellschaft zu leisten. Es hatte sich genau andersherum verhalten, dachte sie mit beginnender Schadenfreude, als ihr einige bruchstückhafte Erinnerungen in den Kopf schossen. »Singer, du brauchst länger als jedes Mädchen«, fuhr sie ihn unvermittelt an, als sie automatisch auf ihre Uhr blickte.
Ihr Freund verdrehte die Augen, als er sich auf die Bettkante fallen ließ und begann, seine Schnürsenkel zu binden. »Wie wäre es nebenbei mit Kaffee, dann bin ich wieder lebensfähig«, stöhnte er.
Cathrynn lachte fassungslos auf. » Fick dich «, fuhr sie ihn an, als sie ihm die Schlüssel ihres Firebirds zuwarf. »Du fährst«, wies sie ihn an. »Ich muss mich unterwegs wenigstens ein bisschen schminken.«
Dustin begann zu lachen. »Glaube mir, das bringt heute auch nichts mehr«, betonte er, als er neben ihr das Schlafzimmer verließ.
*
McConaghey blickte kurz von dem Bericht auf, als die Tür zu seinem Büro sich öffnete. Ein unwilliges Grunzen entwich ihm beim Anblick von Jasons dunkelblondem Schopf, als dieser mit einem breiten Grinsen und zwei Bechern Kaffee, eintrat.
Mit deutlicher Belustigung in den hellgrünen Augen trat der jüngere Agent an McConagheys Schreibtisch heran. Er stellte einen Becher vor ihm ab, bevor er sich unaufgefordert auf einen der Stühle setzte. »Ich war mir nicht mehr ganz sicher, wie du deinen Kaffee trinkst, Ian. Ich hoffe, schwarz war richtig«, erklärte er gut gelaunt.
McConaghey spürte, dass seine eigene Laune sich im selben Maß verschlechterte, wie Jasons Belustigung zunahm, als beide Männer sich über den Tisch hinweg kurz musterten. »Was willst du, Jason?«, knurrte er mürrisch, während er den Becher misstrauisch beäugte.
Der dunkelblonde Agent begann schallend zu lachen, als er seinen Blick bemerkte. »Ich schwöre, das ist wirklich nur Kaffee«, betonte er mit einem schelmischen Blitzen in seinen Augen, bevor er McConaghey merklich amüsiert zuzwinkerte. »Den Spaß, dich mit meinen bloßen Händen umzubringen, würde ich mir nicht entgehen lassen.« Sowohl Jasons Stimme, als auch sein Blick blieben ausnehmend freundlich, bei diesem Kommentar, gleichwohl als hätte er lediglich eine Bemerkung über das Wetter gemacht.
McConaghey lehnte sich mit ausdruckslosen Zügen zurück, damit waren die Fronten eindeutig geklärt. Er hatte sich nicht getäuscht, als sein Bauchgefühl ihm versichert hatte, dass es zwischen Jason und ihm Probleme geben würde. Desinteressiert beobachtete er, wie Jason Augen rollend zu dem Pappbecher griff und ihn an seine Lippen führte. Angeekelt verzog der jüngere Agent das Gesicht, bevor er ihm den Becher wieder vor die Nase stellte. »Siehst du, alles in Ordnung«, murmelte er mit deutlichem Ekel in der Stimme, bevor er mit einem Schluck aus seinem eigenen Becher nachspülte. McConaghey grinste in sich hinein, als er sich erinnerte, dass Jason puren Kaffee hasste, dann seufzte er wieder. »Besteht die Hoffnung, dass du mir noch mitteilst, was du von mir willst?«, schnappte der schwarzhaarige Hüne bissig, als er sah, dass Jason sich entspannt im Stuhl zurücklehnte.
»Du enttäuscht mich, Ian«, feixte Jason, noch immer umspielte das spitzbübische Grinsen seine Mundwinkel.
McConaghey erinnerte sich unwillkürlich daran, dass er schon früher, als sie noch zusammen bei den Huntern gedient hatten, genau auf diese läppische Art angesprungen war, die Jason an den Tag legte.
»Ich wollte lediglich einem alten Freund einen Besuch abstatten«, behauptete der andere Agent mit einem Achselzucken, »und mich bei der Gelegenheit direkt erkundigen, wie es bei dir läuft.« Das höhnische Aufflackern in den hellgrünen Augen, versicherte McConaghey, dass Jason mitnichten hier war, um kollegialen Small-Talk mit ihm zu halten.
»Alles bestens«, erklärte McConaghey spröde. »Wenn du mich dann auch entschuldigst, ich habe zu arbeiten«, fuhr er trocken fort, bevor er sich demonstrativ wieder dem Bericht auf seinem Monitor zuwandte. »Das soll übrigens gegen offenkundige Langeweile helfen«, richtete er noch einmal herablassend das Wort an den anderen Agenten.
»Gut, dass du das ansprichst«, rief Jason, noch immer mit jener unerschütterlichen Fröhlichkeit, die McConaghey schon früher zur Weißglut getrieben hatte und sie beide einige Male in der Trainingshalle hatte landen lassen, um ein paar Grundsätze miteinander zu erörtern. McConaghey erinnerte sich, dass Jason ihm die meiste Zeit ebenbürtig gewesen war, wenn es hart auf hart gekommen war. »Ob du es glaubst oder nicht, genau das habe ich gestern Abend getan«, fuhr Jason in seine Gedanken hinein fort. Etwas in dem triumphierenden Unterton, den Jasons Stimme bei diesen Worten angenommen hatte, ließ einen Schauer über McConagheys Rücken laufen. »Da wir ohnehin gerade dabei sind, ein bisschen Ordnung in den Sauhaufen zu bringen, dachte ich mir, dass ich mich an einen, uns allen bekannten Spitzel der Hunter hänge«, erklärte Jason grinsend.
McConaghey stutzte. Winfields Rekrutierung hatte fast ein Jahr nach Jasons Zeit bei den Huntern stattgefunden. Warum, in Gottesnamen, wusste der Hurensohn davon? Mit einem angespannten Blick zu dem dunkelblonden Agenten, fragte McConaghey sich mit wachsendem Unbehagen, was Jason noch alles wusste.
»Soll ich dir was sagen? Das war der Jackpot«, erklärte Jason gerade zufrieden, als McConaghey noch zu ergründen versuchte, inwieweit der Agent eine ernstzunehmende Gefahr für ihn darstellen konnte. McConaghey blickt seinen früheren Kollegen fragend an, als dieser sich erhob. Was hatte Jason herausgefunden, das ihn derart fröhlich stimmte? »Bart hat sich gestern Abend mit einer verdammt heißen Schwarzhaarigen getroffen und mehr als eine Viertelstunde angeregt mit ihr geplaudert«, beantwortete Jason seine stumme Frage bereitwillig.
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