Marina Köhler - Die Dunkelheit der Unschuld

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Was ist es, das den Weg eines Menschen, ja den Menschen als Person selbst so stark verändert, dass er weit von dem endet, was er gewesen ist? Ist es ein einzelnes, gravierendes Ereignis, das ihn in der Grundstruktur so erschüttert, dass er – wenn er es überstanden hat – nicht mehr derselbe ist?
Oder ist es die Summe der kleinen Entscheidungen, die man an den einzelnen Weggabelungen trifft?
Sind es Momente, die sich wie ein Mosaik zusammensetzen und irgendwann ist es ganz anders, als ursprünglich geplant?

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Marina Köhler

Die Dunkelheit der Unschuld

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Inhaltsverzeichnis Titel Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog Prolog Was ist es, das den Weg eines Menschen, ja den Menschen als Person selbst so stark verändert, dass er weit von dem endet, was er gewesen ist? Ist es ein einzelnes, gravierendes Ereignis, das ihn in der Grundstruktur so erschüttert, dass er – wenn er es überstanden hat – nicht mehr derselbe ist? Oder ist es die Summe der kleinen Entscheidungen, die man an den einzelnen Weggabelungen trifft?Sind es Momente, die sich wie ein Mosaik zusammensetzen und irgendwann ist es ganz anders, als ursprünglich geplant? Emma beobachtete, wie die Zeichen am Bildschirm auftauchten und wieder verschwanden, während das Programm die Formatierung durchführte und so die letzten Spuren ihrer Suche vernichtete. Ein kurzer Ton bestätigte das Ende der Prozedur, doch die Entscheidung war bereits davor gefallen. Es hatte nie wieder so weit kommen sollen, aber es gab keinen Zweifel – die Frau war schuldig und kannte keine Reue. Sie musste sterben.

Teil 1: Am Anfang war die Tat Teil 1: Am Anfang war die Tat

Teil 2: Durch das finstere Tal Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Teil 3: Auf neuen Wegen Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Teil 4: Ein Sturm zieht auf Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Teil 5: Vom Suchen und Finden Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Teil 6: Der Sog der Dunkelheit Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Teil 7: Der Anfang vom Ende Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Impressum neobooks Marina Köhler Die Dunkelheit der Unschuld Dieses ebook wurde erstellt bei

Prolog

Was ist es, das den Weg eines Menschen, ja den Menschen als Person selbst so stark verändert, dass er weit von dem endet, was er gewesen ist? Ist es ein einzelnes, gravierendes Ereignis, das ihn in der Grundstruktur so erschüttert, dass er – wenn er es überstanden hat – nicht mehr derselbe ist? Oder ist es die Summe der kleinen Entscheidungen, die man an den einzelnen Weggabelungen trifft?Sind es Momente, die sich wie ein Mosaik zusammensetzen und irgendwann ist es ganz anders, als ursprünglich geplant?

Emma beobachtete, wie die Zeichen am Bildschirm auftauchten und wieder verschwanden, während das Programm die Formatierung durchführte und so die letzten Spuren ihrer Suche vernichtete. Ein kurzer Ton bestätigte das Ende der Prozedur, doch die Entscheidung war bereits davor gefallen. Es hatte nie wieder so weit kommen sollen, aber es gab keinen Zweifel – die Frau war schuldig und kannte keine Reue. Sie musste sterben.

Teil 1: Am Anfang war die Tat

(1)

Langsam verebbten auch die letzten Stimmen der Kollegen, an der vorderen Spielwarenkasse zählte Lydia noch die Tageseinnahmen, aber ansonsten war Ruhe eingekehrt. Emma schloss kurz die Augen und streckte sich, um ihre Verspannungen im Rücken etwas zu lockern. Die Luft im Lagerraum war muffig und abgestanden, aber sie genoss die Stille nach dem nicht zu enden scheinenden Stimmengewirr der vorhergegangenen Stunden. Ein Kunde nach dem anderen hatte sich an die Kasse gedrängt, neben ihr hatten Kinder die neuesten Spielzeuge ausprobiert, andere wurden heulend oder quengelnd von ihren Eltern aus dem Geschäft gezogen. Manchmal hatte Emma sich wie in einer Blase gefühlt, in der alles an ihr vorbeizog, ohne dass sie selbst richtig beteiligt war.

Sie war müde, es war ein langer Tag gewesen, erst die Schule, dann die Arbeit. Morgen würde sie noch eine Vormittagsschicht schieben müssen und dann irgendwann nachmittags die Hausaufgaben erledigen. Und als ob das alles nicht genug wäre, hatte ihr Chef beschlossen, sie müsse jetzt noch die gelieferten Tüten verstauen. Dabei hätte das morgen auch locker gereicht. Sie mochte Fischer nicht sonderlich und sie glaubte, er spürte das auch, obwohl sie immer höflich war. Schon bei seiner Vorstellung war er ihr unsympathisch und verplant erschienen, dieser Eindruck hatte sich noch verstärkt, seit er im Dienst war. Herr Baumgart, der sie eingestellt hatte, war okay gewesen, er hatte einen jungenhaften Charme gehabt, dann war für einen kurzen Zeitraum Herr Meiller gefolgt, bis nun schließlich Fischer kam. Emma hatte nicht verstanden, warum man den zweiten Chef, Herr Brock, nicht einfach befördert hatte; er kannte das Geschäft, war höflich und verfügte über wesentlich mehr Wissen. Emma seufzte; sogar der zweite Chef war schon nach Hause gegangen, nur sie, die Aushilfe, ackerte noch. Die Tür zum Nebenbüro war eben ins Schloss gefallen, was ihr verriet, dass auch Lydia nun fertig war und Feierabend machen konnte.

Sie fluchte leise, zehn Minuten würde sie vermutlich noch brauchen und dann musste sie ebenfalls noch die Abrechnung machen, bevor sie endlich nach Hause konnte.

Emma war dankbar für das Geld, das sie hier verdiente. Bei ihnen Zuhause war nie viel dagewesen und so konnte sie sich wenigstens etwas auf die Seite legen für Urlaub oder eben den Führerschein, den sie vor kurzem erlangt hatte. Ihre Mutter Irina arbeitete im Schichtbetrieb, der Vater war verschwunden, als sie vier gewesen war. Ganz hatte ihre Mutter das nie verwunden. Sie hatte zwar immer dafür gesorgt, Emma finanziell das bestmögliche zu bieten, wie zum Beispiel die Ausbildung am Gymnasium, die durch Schulmaterialien, Ausflüge und sonstige Veranstaltungen ordentlich ins Geld ging. Auf der Gefühlsebene jedoch standen sie sich nicht sehr nah, ihre Mutter war verbittert und immer auf der Suche nach dem wahren Mann fürs Leben; letztlich blieb es jedes Mal jedoch nur ein Lebensabschnittsgefährte. Emma arbeitete hart in der Schule, weil sie auf ein besseres Leben hoffte, wollte etwas erreichen, leben, glücklich sein, die Welt sehen. Dafür nahm sie die Arbeit neben der Schule in Kauf. Und viel verpasste sie ja eh nicht, in letzter Zeit interessierten sie keine Discotheken mehr und sie hatte nie etwas davon gehalten, sich sinnlos zu betrinken. Es konnte teilweise recht einsam sein als 18-Jährige, wenn man sich mehr Gedanken über die Welt und den Sinn des Lebens als die nächste Party machte. So war es aber nun mal, wenn man aufwuchs wie sie – man wurde schneller erwachsen.

Ein Geräusch dicht hinter ihr ließ Emma herumfahren. Fischer war zu ihr getreten und sah sie mit merkwürdigem Blick an. „Sie sind die Letzte, die noch hier ist.“ Emma spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. Zuerst ließ er sie diesen undankbaren Zusatzjob machen und jetzt dauerte es ihm scheinbar auch noch zu lang. „Es waren einige Kisten, aber ich bin fast fertig“, antwortete sie kühl und um Fassung bemüht. Er fixierte sie weiter. „Es war ein langer Tag. Ich finde, es ist Zeit für etwas Entspannung.“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sich vorgebeugt, nach einer Haarsträhne von ihr gegriffen und versuchte nun ihr Gesicht zu seinem heranzuziehen. Sie wich entsetzt zurück und wischte sich über ihren Mund, den Fischers Lippen gestreift hatten. „Ich möchte das nicht. Bitte lassen Sie das“, presste sie hervor und spürte ihr Herz hart gegen die Rippen pochen.

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