Dem entgegen standen Männer wie Nathan, der Psychologe gewesen war und alles, was er übers Kämpfen wusste, von Vince Montgomery gelernt hatte.
Dustin lachte in sich hinein, als ihm über seinen Überlegungen bewusst wurde, dass Cathrynn der einzige echte CIA-Agent innerhalb der Sondereinheit war. Die beiden anderen, die ein vergleichbares Training absolviert hatten, hatten dies, wie Christian Smith, beim Secret Service oder, wie Dustin selbst, beim Marinenachrichtendienst getan.
Dustin erinnerte sich wieder daran, dass er eine ganze Weile zu ergründen versucht hatte, wie es möglich sein konnte, dass solche, sowohl in ihrer Bildung als auch in ihrer Herkunft, grundverschiedene Männer, die unter normalen Umständen mit Sicherheit niemals in den gleichen Kreisen verkehrt hätten, so eng zusammenarbeiteten. Franks Worte, die er benutzt hatte, als er ihn für die Hunter rekrutiert hatte, gingen ihm wieder durch den Kopf. » Einen Haufen von durchgeknallten Kerlen, die jederzeit bereit sind, füreinander zu sterben «. Dustin hätte es selbst nicht treffender auf den Punkt bringen können.
»Cat wird sicherlich gleich auftauchen, Grumpy «, versicherte Nathan amüsiert in seine Gedanken hinein, als er sich neben Dustin setzte.
»Fängst du jetzt auch mit der Scheiße an?« Dustin erschrak selbst über seine Heftigkeit.
Nathan hob in einer entwaffnenden Geste die Hände, bevor er mit merklicher Besorgnis auf den Zügen seinen Blick suchte. »Färbt die schlechte Laune unserer DO auf dich ab?«
Dustin seufzte tief, als er die Augen schloss. »Ich weiß es nicht, Nate«, gestand er. Langsam ging ihm seine mürrische Stimmung selbst auf den Geist, wenngleich Nathan vielleicht sogar Recht mit seiner Vermutung haben mochte. »Könnte an Cats Befürchtung, dass etwas bei den Ahnen im Argen liegt, nicht doch was dran sein?«, wechselte er das Thema, bevor er noch begann, sich wirklich in seine miese Stimmung hineinzusteigern.
Nathan hob die Achseln, als er versonnen ins Leere blickte. »Ich erinnere mich nur an eine einzige Situation, in der Cat mit einer Einschätzung falsch gelegen hatte«, erklärte der stellvertretende Direktor der Hunter . Dustin schmunzelte als er den Hauch von Stolz in Nathans Stimme bemerkte. »Und diese Fehleinschätzung hatte noch nicht einmal etwas mit der Arbeit zu tun, sondern mit ihrer Partnerwahl«, fügte er hinzu. »Dennoch hoffe ich, dass sie dieses Mal falsch liegt«, murmelte Nathan, bevor er zur Bierflasche griff.
»Du glaubst es aber nicht«, stellte Dustin trocken fest.
Nathan nickte bestätigend.
»Was würde das konkret für uns bedeuten?«, fragte der dunkelblonde Agent, als ein ungutes Gefühl an ihm zu nagen begann. Er wusste, dass es utopisch wäre, zu glauben, dass eine Veränderung innerhalb der Sieben Ahnen ihre eigene Arbeit nicht beeinträchtigen würde.
»Bestenfalls haben die Bastarde ihre Taktik geändert; schlimmstenfalls laufen wir geradewegs in eine Falle«, murmelte Nathan. »So oder so, sollte Cathrynn richtig liegen, dann fangen wir wieder bei null an, sofern wir es überhaupt überstehen«, beendete er seine Einschätzung resignierend.
Dustin nickte finster, das waren genau seine Befürchtungen. Er hoffte inständig, dass Cathrynn, entgegen aller Wahrscheinlichkeiten, mit ihrer Vermutung falsch lag.
»Jetzt mach endlich ein anderes Gesicht, Singer«, wies Nathan ihn genervt zurecht, als er schon wieder in Grübeleien zu versinken drohte. »Wir haben auch morgen noch genug Zeit, uns über die Ahnen den Kopf zu zerbrechen«, beharrte der stämmige Hunter kompromisslos, als er ihm kameradschaftlich eine Hand auf die Schulter legte und ihm mit der anderen ein volles Whiskeyglas zuschob.
Dustin nickte, bevor er das Glas an seine Lippen hob.
»Da bist du ja endlich, Perle«, rief Montgomery erfreut.
»Sie sieht aus, als hätte sie sich mal wieder richtig mit Frank angepisst«, flüsterte Nathan besorgt, als Dustin über die Schulter blickte.
Der dunkelblonde Agent stutzte als er die Anspannung in den Zügen seiner Freundin sah. Sein Magen begann zu rumoren, als er sie dabei beobachtete, wie sie den doppelten Whiskey, den Beckett ihr reichte, entgegennahm und hinunterstürzte. Hatte die Hand, die das Glas gehalten hatte, wirklich gezittert, fragte er sich, als er sich erhob. Als er sich näherte, sah er, wie sie einen weiteren Whiskey mit einem gepressten Lächeln von Montgomery entgegennahm, den sie dann ebenfalls in einem Zug hinunterschüttete. Sie hatte diese Prozedur noch zwei weitere Male wiederholt, als Dustin endlich die wenigen Schritte zu ihr zurückgelegt hatte, um sie ordentlich zu begrüßen. »Mach langsam, sonst wird das eine verflucht lange Nacht im Badezimmer«, flüsterte er ihr mahnend ins Ohr, als sie sich umarmten.
Cathrynn antwortete ihm mit einem harten Lachen, gerade als er sich erfolgreich eingeredet hatte, dass er sich, in Bezug auf ihre Anspannung, geirrt haben musste. »Glaub mir Dustin, ich kann gar nicht so besoffen werden, wie ich es heute gern wäre«, knurrte sie, als sie den fünften Whiskey an ihre Lippen hob. Etwas in ihrem Blick ließ Dustins Magen noch stärker rumoren und er begann sich unwillkürlich zu fragen, wer von ihnen beiden heute, mit größerer Wahrscheinlichkeit, die Nacht über der Toilettenschüssel verbringen würde.
Kapitel 6
Stöhnend öffnete Cathrynn die Augen und schloss sie auch sofort wieder, als Übelkeit sie begrüßte. Automatisch zog sie die Bettdecke über den Kopf.
Dustin, der neben ihr schlief, knurrte etwas Unverständliches, als er sich zu ihr herumdrehte und sie, offensichtlich noch im Tiefschlaf, in seine Arme zog.
Für einen Moment wunderte Cathrynn sich darüber, dass sie, trotz ihres spektakulären Katers, noch vor dem Wecker wach geworden war. Was für ein Abend , dachte sie, gegen ihren Willen amüsiert, als sie sich wieder daran erinnerte, dass sie wirklich schon wieder versucht hatte, Montgomery unter den Tisch zu trinken. Natürlich hatte sie, wie jedes Mal, wenn sie in einem Anfall von Wahnsinn, etwas in dieser Art versuchte, kläglich versagt und war übel abgestürzt, vermutete sie weiter, als ihr auffiel, dass ihr einige Details des hinter ihr liegenden Abends fehlten. Allem voran das Detail, wie sie nachhause gekommen war, fasste sie zusammen, obwohl sie fast darauf gewettet hätte, dass sie in ihrem Zustand noch gefahren war. Sie konnte sich ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass sie jemals so betrunken sein könnte, um ihren Firebird irgendwo anders, als vor ihrer Wohnung oder der Tiefgarage unter dem Bürokomplex, in dem sie arbeitete, über Nacht stehen zu lassen.
Unwillig spähte sie unter der Bettdecke hervor zum Wecker auf dem Nachttisch, um herauszufinden, wie viel Zeit ihr noch blieb, um wieder richtig ansprechbar zu werden. » Scheiße !« Sie erstarrte, als ihr Blick auf das Display fiel, das ihr schadenfroh zuzwinkerte mit der freudigen Mitteilung dass es bereits halb acht war.
Wieder murmelte Dustin irgendetwas Unverständliches.
Sie war inzwischen hellwach, als sie aus dem Bett sprang. Soviel zu: Vor dem Wecker wach geworden , dachte sie mit beginnender Panik, während ihr Schädel zu explodieren drohte. Sie hatte das Scheißding viel mehr nicht gehört, als es vor fast einer Stunde geklingelt hatte. »Dustin, steh auf, wir kommen zu spät«, rief sie, als sie hektisch ins angrenzende Badezimmer stürmte.
Mit fliegenden Fingern absolvierte sie ihre Morgenroutine und erhaschte dabei einen kurzen Blick in den Spiegel. Sie fuhr zusammen, als sie ihre blutunterlaufenen Augen und ihre bleiche Haut sah, befand dann allerdings, dass sie, für das, was sie gestern Abend noch hinter sich gebracht hatte, erstaunlich lebendig wirkte. Schnell riss sie sich von ihrem Anblick im Spiegel los und rauschte zurück ins Schlafzimmer.
Читать дальше