»Klingt ausnahmsweise, als wüsstest du, wovon du sprichst, Ian.« Ein Lachen erklang von der Tür her. McConaghey blickte genervt auf. Wie nicht anders erwartet, gehörte die gut bekannte Stimme zu Jason, der mit einem spitzbübischen Grinsen im Türrahmen lehnte. »Auch wenn ich das sicherlich nicht häufig sage«, richtete der dunkelblonde Agent das Wort an Jonas, der sich ebenfalls umgewandt hatte. »Wenn jemand die Hunter in ihrer derzeitigen Aufstellung kennt, dann ist es McConaghey.«
Erstaunt über die ungewohnte Schützenhilfe, blickte der schwarzhaarige Doppelagent zu Jason, der daraufhin wortlos auf seine Uhr wies. »Melde dich, wenn du deinen ersten Tag überlebt hast, Jonas«, richtete er, nach einem kurzen Nicken zu Jason, abschließend das Wort an Jonas, bevor er ihn mit einer knappen Handbewegung aus seinem Büro warf.
»Können wir los?«, fragte Jason, kaum, dass Jonas an ihm vorbei, durch die Tür getreten war. »Oder soll ich Graf Dracula und dich noch kurz für einen Quickie allein lassen?«, stichelte er mit einem Blick auf den blonden Ahn .
McConaghey öffnete den Mund zu einer harschen Antwort auf Jasons Spott, dann schoss Adrenalin durch seine Adern, als ihm endlich die zündende Idee kam, wie sie die zehn festgesetzten Doppelagenten eindrucksvoll an ihre Arbeitgeber zurückschicken konnten. »Manchmal bist du richtig nützlich, Singer«, murmelte er belustigt, als er sich hinter seinem Schreibtisch erhob, wenngleich er innerlich sofort wieder zu kotzen begann, dass Jason ihn zu Winfields Befragung begleiten sollte.
*
Angespannt nickte Frank ihr zu, als sie das Büro betrat. Seit er sie vor zwei Minuten angepiept hatte, hatte sich eine beginnende Unruhe in ihr breitgemacht. Das vage Gefühl steigerte sich zu Nervosität, als sie Nathans erstarrte Züge sah. »Ich habe Winfield in der Leitung«, erklärte Frank ihr trocken, kaum, dass sie die Tür ganz hinter sich geschlossen hatte. »Er besteht explizit darauf, mit dir zu sprechen.«
Cathrynn runzelte irritiert die Stirn. Nach dem letzten Gespräch, das sie vor zwei Tagen mit dem schmuddeligen Ahn geführt hatte, hatte sie den Eindruck gewonnen, dass sie ihn als Informanten verloren hatten.
Frank hob ahnungslos die Schultern, in Antwort auf ihre stumme Frage, als sie um den Schreibtisch herum, neben ihn trat. Noch einmal suchte sie Franks Blick, der ebenfalls von deutlichem Ärger gefärbt war, dann nickte sie seufzend. Frank drückte einen Knopf am Telefon, der daraufhin rot aufleuchtete.
»Was kann ich für dich tun, Bart?«, fragte Cathrynn herablassend.
»Ich habe noch mal über unser Gespräch nachgedacht, Rayven«, drang die Stimme des Ahnen unsicher aus dem Lautsprecher.
»Und weiter?«, forderte Cathrynn ihn unwirsch auf fortzufahren, während sie kurz erst Nathans und dann Franks Blick suchte.
»Du hast wahrscheinlich Recht damit, dass wir hier im selben Boot sitzen«, fuhr er gedehnt fort. Nathan warf ihr einen missbilligenden Blick zu, den sie allerdings vorzog zu ignorieren, während sie der Stimme des Ahnen weiter lauschte. »Die neue Führung stellt, sowohl für uns, als auch für euch, ein ernst zu nehmendes Problem dar.«
Frank knurrte ungeduldig neben ihr. Cathrynn nickte ihm zu. »Verstehe ich dich richtig, dass du mit uns kooperieren möchtest?«, fragte sie Winfield, im Versuch, seinen Monolog abzukürzen.
»Es ist nicht viel, aber ich bin bereit, euch alles zu sagen, was ich weiß«, bestätigte der Ahn . Cathrynn stieß die angespannt angehaltene Luft aus. »Dafür verlange ich allerdings Schutz«, betonte er schnell.
Sie hörte Nathan hart auflachen. »Er kann eine Kugel haben, wenn er nicht redet«, murmelte er hasserfüllt.
rank warf ihm einen drohenden Blick zu, den er mit einer entwaffnenden Geste beantwortete.
Fragend wandte sie ihre Aufmerksamkeit Frank zu, der, nach einem entschuldigenden Blick zu Nathan, mit geschlossenen Augen nickte. »Also schön, du kriegst Personenschutz«, willigte Cathrynn ein, bevor sie irritiert dem freudlosen Lachen des Ahnen lauschte.
»Damit ist es nicht getan. Wenn ich auspacke, bin ich schneller tot, als ihr gucken könnt«, rief er, ein nervöses Lachen untermalte seine Worte.
»Das wäre wirklich ein herber Verlust«, stichelte Nathan ätzend. Sein jahrelanger, abgrundtiefer Hass auf Winfield troff aus seinen Worten.
»Entweder du reißt dich jetzt am Riemen oder du verlässt dieses Büro«, zischte Frank drohend, mit einem wütenden Blick auf den stellvertretenden Direktor der Hunter .
»Das ziehen wir doch nicht wirklich in Erwägung oder?«, schoss Nathan ärgerlich zurück, bevor ein fassungsloses Lachen über seine Lippen rollte, als er kurz Franks Blick suchte. »Schön, ich bin hier raus! Macht das ohne mich«, knurrte er, während er sich ärgerlich erhob und Franks Büro verließ.
Während sie wartete, dass sich der Tumult in Franks Büro wieder legte, fing sie noch kurz Franks besorgten Blick auf. Ohne nachzudenken, berührte sie kurz beschwichtigend Franks Arm, der sie daraufhin aufrichtig überrascht anblickte. »Ich rede mit Nate, wenn wir hier fertig sind«, versprach sie ihm leise. Frank nickte ihr dankbar zu. »Entschuldige die Unterbrechung, Bart. Gregory hatte ein paar andere Pläne mit dir, das mussten wir kurz erörtern«, erklärte sie dem Ahn sarkastisch, was ihr einen mahnenden Blick von Frank einbrachte. »Was willst du für deine Kooperation?« Ihr schwante nichts Gutes und der steinerne Ausdruck auf Franks Gesicht sprach Bände.
»Ich will die Möglichkeit von der Bildfläche zu verschwinden«, erklärte Winfield ohne Umschweife.
Dieses Mal war es Frank, dem ein fassungsloses Lachen entfuhr. Cathrynn zuckte erstaunt zusammen, als die Hand ihres Vorgesetzten an ihr vorbeischoss und das Telefon auf stumm schaltete. »Wenn wir darauf eingehen, schmeißt Nathan zurecht die Brocken hin«, betonte Frank mit einem tiefen Seufzen.
Cathrynn nickte versonnen. Das wäre durchaus denkbar und mehr als das, es wäre absolut verständlich, nach allem, was Winfield dem stämmigen Hunter angetan hatte. »Dann sagen wir ihm, er soll sich ficken und beenden das Gespräch hier«, schlug Cathrynn vor. So sehr sie es verstanden hätte, dass sie genau das, um Nathans Willen taten, so sehr frustrierte sie die Aussicht, eine wirklich gute Chance, um herauszufinden, was bei den Sieben Ahnen lief, zu verlieren.
»Bist du wirklich der Ansicht, dass es uns weiterbringt, wenn Winfield auspackt?«, fragte Frank resignierend.
Wieder schwieg Cathrynn einen Moment nachdenklich, als sie erwog, Frank eine Lüge aufzutischen. Schon allein für Nathan sollte sie behaupten, dass sie sich keine derart pikanten Informationen von Winfield erhoffte, die diese Forderung rechtfertigten. Sie wusste, dass Frank ihr kommentarlos geglaubt hätte, wenngleich sein Blick bereits sagte, dass er die Wahrheit kannte. »Es wäre wahrscheinlich für uns der Durchbruch und ich glaube, das ist hier nicht der Diskussionspunkt«, gestand sie leise. Franks Nicken bestätigte ihre Einschätzung. »Wir sollten besser darüber sprechen, ob wir Nate das wirklich antun können«, fügte sie resignierend hinzu.
Wieder nickte Frank. »Was denkst du?«, fragte er mit einem tiefen Seufzen, offensichtlich kannte er auch auf diese Frage die Antwort bereits.
»Ich denke, dass wir den Hurensohn zum Teufel jagen sollten«, schlug Cathrynn trocken vor, dann lachte sie bitter auf. »Wenn wir auf Winfields Forderung eingehen, dreht Nathan durch und ich befürchte, dass wir ihn dann nicht mehr bremsen können«, fuhr sie sachlich fort.
Franks Gesichtsausdruck sagte ihr, dass er diese Reaktion mindestens genauso gut nachvollziehen könnte, wie sie selbst. »Wenn ich mir vorstelle, dass wir dieses Gespräch hier nicht mit Winfield, sondern mit Serpentine führen würden«, murmelte Frank kopfschüttelnd. Er ließ den Rest des Satzes unvollendet zwischen ihnen im Raum schweben. Er wusste natürlich, dass Cathrynn ihn auch so verstand.
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