1 ...7 8 9 11 12 13 ...30 Ich kam an den Tisch zurück und setzte mich hin. Der Kellner brachte uns das Essen. Die Stimmung war hinüber. Emma überlegte was sie erzählen könnte, ihr fiel aber nichts ein. Frank begann ein Thema. “Ich wollte euch von meinem Stationsleben erzählen. Aber nur wenn ihr wollt“. Wilfried nickte. “Bitte keine Horrorgeschichten, ja?“ „Natürlich nicht.
Tja, wir hatten einen Grafen auf der Privatstation. Dieser bekam ein Vierbettzimmer für sich alleine. Meine Stationsschwester und deren Stellvertretung mussten immer in das Zimmer gehen. Wir anderen waren ja zu blöd. Die Schüler durften auch nicht rein.“ „ Nein, was für ein Quatsch“, merkte Emma an und schüttelte den Kopf.
„Die Schülerin Beatrix sollte bei ihm den Blutdruck messen. Sie konnte das auch.
Der liebe Graf war aber anderer Meinung und schickte sie wieder raus. Beatrix war empört.
Lydia ging hinein und der Blutdruckwert stimmte auch mit den Werten von der Schülerin.
Aber was will man machen? Sein Chauffeur kam jeden Tag mit einem Korb voller Essen. Seine Frau durfte von der Geliebten nichts wissen und wir mussten dann immer aufpassen, dass sich die beiden nicht über den Weg liefen. Er hat allerdings ein gutes Trinkgeld für alle da gelassen.“ „Aber was bringt das, die anderen so zu diskriminieren?“ fragte Emma nach.
Frank nickte mit dem Kopf. „ Ja, es ist nicht immer leicht, allen gerecht zu werden!
Mir macht die Arbeit noch Spaß; ich hoffe das wird sich nicht ändern.“ Er sah zu mir herüber, ich wirkte abwesend. Ich blickte in dem Moment auf und lächelte. Ich tat, als ob nichts wäre.
„ Es gibt auch sehr anstrengende Patienten, die immer alles besser wissen und können. Aber die lernen ganz schnell, dass es Grenzen gibt. Mir tun immer die neuen Schüler leid. Die werden auch vom Team auf die Probe gestellt. Wir hatten eine alte Patientin, die inkontinent war und haben regelmäßig die Schüler dort rein geschickt. Als Test, ob sie sich auch zur Wehr setzten. Die meisten Schüler haben sich nicht getraut, aber es gab eine Schülerin die nahm kein Blatt vor den Mund. Sie wehrte sich und beklagte sich bei mir, dass es ja wohl nicht sein könnte, dass immer die Schüler auf Schelle gehen mussten und halt zu dieser Patientin. Besonders in der Frühstückspause. Sie hat sich auch beim Kursleiter beschwert und hatte Erfolg damit. Im Grunde genommen war es auch ungerecht. Aber Lehrjahre sind auch keine Herrenjahre! Ich musste Husten und trank einen Schluck Wasser.
Dann nickte ich Emma und Wilfried zu. „ Das Essen ist sehr gut hier, ich glaube ich rolle nach dem Urlaub nach Hause.“
Sie grinsten alle. Emma meinte: „ Du hast es auch nötig. Der Stress tut dir nicht gut.“
„Sollen wir noch zusammen einen Kaffee trinken“? fragte Wilfried. Alle nickten zustimmend.
Frank stand auf und ging zur Terrasse um eine zu Rauchen. Wilfried ging mit. Emma bestellte Kaffee und Tee. Sie sah mich fragend an. „ Was überlegst du Luise?“
„Ach, ich fühle mich als Spinnerin mit dem Gesicht und frage mich ob es wohl Hirngespinste sind. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass es stimmen könnte. Ich habe mich selten getäuscht.“
Emma nickte mit dem Kopf. „Bestimmt hast du kein falsches Gefühl, aber überlege mal was das mit dir und Frank macht“. Ich winkte ab. „Frank, weiß immer alles besser. Er will sich nicht damit auseinandersetzen. Teilweise hat er auch Recht, aber ich kann nicht gegen meine Gefühle angehen. Die sind einfach da“. Beide schwiegen für einen Moment. Der Kellner brachte den Tee und den Kaffee. „Emma könnten wir beide morgen zusammen bummeln gehen? Ich brauche noch ein schönes Kleid. Ich glaube Frank will mir einen Heiratsantrag machen. Und ich möchte mich hübsch für ihn machen. Er hat mich für morgen Abend zu einem Dinner eingeladen!“ „Oh das ist ja schön“, Emma strahlte „ lass uns morgen um 10.00 Uhr bummeln gehen.Ich glaube die beiden Männer haben nichts dagegen. Da kommen sie zurück. Lass dich nicht unterkriegen, aber verderbe dir nicht deinen Urlaub, hörst du?“ Ich nickte.
„Emma du strahlst so, gibt es etwas Neues“? fragte Wilfried. “Nein, mir geht es gut!
Morgen wollen Luise und ich bummeln. Habt ihr beide auch was geplant, Frank?“
„Nee, ich werde mich morgen ein bisschen ausruhen und endlich den Artikel lesen.“ „Wie, du hast dir Arbeit mit in den Urlaub genommen?“ Wilfried grinste: „das glaube ich nicht“. „Ja, und Nein“. „Ich muss mir noch einige Gedanken über unsere weitere Zukunft machen. Wir wollen nach Norwegen auswandern. Und ich muss noch einige Formulare lesen und ausfüllen, einen Sprachkurs belegen. Das ist keine Arbeit, sondern sind Träume, die vielleicht wahr werden könnten.
Wilfried schmunzelte vor sich hin. „Diese Träume hatte ich auch als ich jung war. Es ist doch alles anders gekommen. Aber ich habe nichts bereut mit meiner Entscheidung nicht auszuwandern. Frisch verliebt und auf Wolke sieben. Gemeinsam mit Emma die Zukunft planen. Nicht wahr, meine Liebste?“ „Da gebe ich dir Recht. Wir haben so viel von der Welt gesehen, bevor die Kinder kamen. Es stimmt schon, ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben, bzw. unserem Leben! Und möchte nicht tauschen. Aber ich wollte nie auswandern. Für mich war das Zuhause mit meinen Lieben sehr wichtig!“
Sabine nahm die Tasche mit den gepackten Sachen ihres Mannes und fuhr wieder zum Krankenhaus. Sie hatte überhaupt keine Lust in das Männerzimmer zu gehen. Was soll es, seufzte sie. Ich bleibe nicht all zulange, denn ich muss mir noch eine Perücke kaufen. Sie klopfte an die Türe. „ Herein“, tönte Peter. Sabine ging hinein und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Hallo Schatz wie geht es dir heute?“ „Besser, ich bekomme laufend Infusionen und Diätkost.“ Sein Bettnachbar nickte. „Und bei dir?“ „Viel zu tun. Muss zwei Torten backen für Mittwoch. Zum Geburtstag im Seniorenheim, du weißt ja. Da hat ja immer einer Geburtstag. Ich habe auch nicht viel Zeit. Mir fehlen noch Zutaten und die wollte ich besorgen. Brauchst du noch irgendwas?“
„Nein, hast du die braune Mappe mit gebracht?“
„Ja habe ich und deinen guten Stift. So, deine Sachen packe ich in den Schrank, welcher ist es?“ „Der dritte von Links. Danke Schatz, Kuss und bis morgen, ja?“
Sie ging wieder und dachte bei sich im Stillen: im Lügen bin ich doch gut geworden. Dr. Bauer kam ihr entgegen. „Frau Holz haben sie 10 Minuten Zeit? Also ihrem Mann geht es nicht so prima wie man vielleicht meint. Die Leber ist sehr angegriffen und wenn er weiter trinkt, dann sehe ich Schwarz für ihn, und eine Lebertransplantation ist auch nicht Ohne.“ „Ja, das denke ich mir“, sprach Sabine laut. „ Aber wie soll ich ihm das abgewöhnen? Herr Doktor Bauer?“ „Er muss eine Therapie machen. Denken sie mal darüber nach Frau Holz. Schönen Tag noch!“ Er ging nach draußen und ließ Sabine stehen. Blödian. Soll Peter doch sehen wie er klar kommt!!
Sabine ging zu ihrem Auto, den sie sich von ihrem Mann genommen hatte. Wir sind schließlich verheiratet. Sie fuhr drei Dörfer weiter, damit sie nicht auffiel oder von einem Bekannten gesehen würde. Das Dorf war schon eher eine Kleinstadt. Dort war ein großes Warenhaus und da bekam sie bestimmt eine Perücke. Es ging ihr besser und sie freute sich auf ihr Zuhause. Alleine ohne Peter und seinem Kommandoton. Sie musste in den dritten Stock und fand sofort die Abteilung. Es muss eine braune langhaarige Perücke sein, überlegte sie. Sabine ging vorher in die Damentoiletten und nahm das Bild von Ruth aus ihrer Handtasche heraus. Glattes langes Haar. Und die Augenfarbe musste sie auch berücksichtigen. Braune Kontaktlinsen besorgen, das dürfte kein Problem sein. Aber, sie überlegte, dass sie doch noch in die Wohnung von Ruth musste, wegen der Kleider und Schuhe.
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