Ängste und Sorgen sind wie die Erde, auf der alle Flüsse fließen. Sie erzeugen die Negativität, wie die Erde durch ihre Masse die Schwerkraft erzeugt, und halten das Wasser am Boden und in seinen Bahnen und die Negativität in deinem Leben.
» Deine Ängste und Sorgen sind es, die den Kurs deiner Gedanken bestimmen.
Beispiele – warum auch hinter deinem Problem immer eine Angst steckt
Beispiel 1: Stress im Alltag
» Wenn du beispielsweise daran festhältst, dass du eine perfekte Angestellte, Hausfrau und Mutter sein solltest, geht das im Endeffekt auf die Angst zurück, andere zu enttäuschen. Oder dich selbst zu enttäuschen.
Dahinter steht die Angst vor Ablehnung. Eine existenzielle Angst, denn die Ablehnung auf deiner Arbeit, in deinem Haushalt, von deinen Kindern oder deinem Partner könnte deine Existenz bedrohen. Zumindest die bekannte und bequeme Existenz, wie du sie gewohnt bist. Diese existenzielle Angst vor Ablehnung ist die Hauptangst, die in den meisten Fällen hinter unserem Festhalten steckt, wie du gleich sehen wirst. Im nächsten Beispiel ist es noch offensichtlicher:
Beispiel 2: Ängste und Selbstzweifel
Wenn du dich davor fürchtest, einen Vortrag vor einer Gruppe zu halten, dann geht das auf genau jene existentielle Angst vor Ablehnung zurück. Die Gruppe war für unsere Vorfahren überlebenswichtig. Mitglieder einer Sippe hatten diverse Vorteile, wie zum Beispiel besseren Schutz vor Gefahren wie wilden Tieren oder kriegerischen Angriffen, besseren Zugang zu Nahrung, bessere Erziehung des Nachwuchses in der Gruppe etc. Aus der Gruppe verstoßen zu werden bedeutet demnach den Verlust all dieser Vorteile. Das Leben wurde schwerer und das Überleben gefährdet. Als Folge der Evolution überlebten also diejenigen Individuen besonders gut, die sich erfolgreich in die Gemeinschaft einfügten und bei den anderen Gruppenmitgliedern beliebt waren.
» Daher haben wir heute alle diese instinktive Angst, der Gruppe nicht mehr zu gefallen, obwohl ein Verstoß schon lange kein Überlebensrisiko mehr darstellt.
Es sei denn, du bist bei den Hells Angels, dann kann es durchaus gefährlich für Leib und Leben werden, wenn du verstoßen wirst. Genauso wie mit der Angst vor Vorträgen verhält es sich mit 100 % aller anderen Ängste! Nehmen wir unser drittes Beispiel:
Hier ist es sogar noch eindeutiger. So wie früher die Sippe stand und steht ein Lebenspartner für viele Vorteile, die das Überleben leichter machen.
» Unser Leiden in der Liebe beruht also ursprünglich auf der Angst, keinen Partner zu finden oder einen Partner zu verlieren und dann alleine überleben zu müssen.
Vor allem für Frauen kommt hier noch ein besonderer Aspekt hinzu: In der Zeit der Schwangerschaft waren Frauen schon immer mehr auf die Unterstützung der Gruppe oder des Partners angewiesen. Damit will ich jetzt nicht die Frau als schwaches Geschlecht hinstellen. Es ist einfach ein biologischer Fakt, dass eine schwangere Frau nicht so gut Sammeln und Jagen kann wie ein nicht schwangerer Mann. Und damit meine ich nicht bloß die körperliche Einschränkung! Es gibt viele schwangere Frauen, die körperlich fitter sind als nicht schwangere Männer. Aber alleine die Tatsache, dass vom Überleben der Frau ein weiteres Leben in ihrem Bauch abhängt, führt dazu, dass eine schwangere Frau sich nicht so gerne Hals über Kopf ins Jagdgetümmel stürzen möchte.
Angst vor dem Tod – die eine Angst, die hinter allen anderen steckt
Existenzängste beziehungsweise die Angst um unser Überleben sind also der Ursprung unserer Sorgen und negativen Gedanken. Und egal, um was du dich heute sorgst, ich halte jede Wette, dass es am Ende auf eine existentielle Angst hinausläuft. Die Angst, dein Leben zu verlieren. Das Positive an der Sache ist aber:
» Wenn du es schaffst, dich mit dieser Angst vor dem Tod auseinanderzusetzen und mit ihr umzugehen, dann werden automatisch auch all die anderen Ängste schwinden!
Warum du deine Ängste überwinden musst
Du siehst jetzt schon, dass das Loslassen gleichzeitig auch das Überwinden von Ängsten bedeuten muss, denn weil wir Angst haben, halten wir fest. Auch bei deinem aktuellen „Nummer-eins-Problem“. Und genau diese Fähigkeit des Loslassens wollen wir uns hier aneignen. Aber dazu müssen wir uns noch ein klein wenig genauer mit unseren Ängsten beschäftigen, denn auch hier steht noch etwas anderes dahinter. Wie du sicher weißt, ist es nicht so leicht, eine Angst einfach loszulassen. Ginge das, könnten wir es ja alle jedes Mal tun, wenn uns eine Angst im Weg steht. Also, was steckt noch hinter unseren Ängsten?
Wie unsere Angst uns zum Festhalten treibt
Angst ist also die Ursache allen Übels. Erinnerst du dich noch an das Kapitel über das Festhalten? Wir hatten festgestellt, dass die Ursache all unserer Probleme auf den Unterschied zwischen unseren Erwartungen (Idealen) und der echten Welt basiert. Und genau diese Erwartungen entstehen aufgrund unserer Angst. Der Angst, nicht genug zu Essen zu haben, aus der Gesellschaft verstoßen zu werden oder keinen Partner mehr zu haben.
» Im Grunde steckt hinter jedem Problem in deinem Leben eine Angst.
Der wichtigste Schritt ist deshalb, dass du diese Angst in dir erkennen und identifizieren kannst. Wenn du zum Beispiel …
ein Suchtproblem hast, widersprechen sich dein Ideal davon, dass du dich immer entspannt und heiter fühlen solltest, und die Wirklichkeit, in der das naturgemäß nicht immer so ist. Du hast Angst, der Realität ins Auge zu schauen.
zu sehr an Besitz, Status und Macht festhältst, widersprechen sich deine Erwartung davon, dass andere dich für wichtig und wertvoll erachten sollten, mit der Realität, in der das nicht so sein könnte. Du hast Angst, ohne diese Dinge selbst nicht genug zu sein.
immer der Beste sein und mit Erfolgen und Ruhm glänzen willst, stößt dein Ideal davon, dass du ein beliebtes und anerkanntes Mitglied der Gruppe sein willst, auf die Wirklichkeit, in der das nicht der Fall sein könnte. Du hast Angst, von anderen abgelehnt zu werden.
krampfhaft nach Sicherheiten im Leben suchst und vielleicht sogar Zwänge und Ticks entwickelst, widersprechen sich dein Ideal von einer Welt, in der du alles unter Kontrolle hast, und die Realität, in der das mit absoluter Sicherheit nicht immer so ist. Du hast Angst, die Kontrolle zu verlieren.
an deinem Partner klammerst, trifft deine Erwartung davon, dass dein Partner dich nie verlassen und für immer bei dir sein sollte, auf die Wirklichkeit, in der dieses Szenario durchaus möglich ist. Du hast Angst, ihn zu verlieren.
deinen Expartner nicht loslassen kannst, widersprechen sich die Erwartung, dass du diesen Menschen an deiner Seite brauchst, um glücklich zu sein, mit der Realität, in der diese Bedingung nicht mehr gegeben ist. Du hast Angst vor dem Alleinsein und dem Gefühl nicht geliebt zu werden.
von deiner Vergangenheit und negativen Erinnerungen gequält wirst, stößt das Ideal davon, dass du so schreckliche Dinge nie wieder erleben willst, auf die Wirklichkeit, in der das aber möglich ist. Du hast Angst, etwas schlimmes wieder durchmachen zu müssen.
einen Verstorbenen nicht loslassen kannst, treffen dein Ideal davon, dass du mit diesem Menschen noch Zeit verbringen solltest, und die Realität aufeinander, die das einfach nicht mehr hergibt. Du hast Angst, ihn nie mehr wieder zu sehen und dass nach deinem eigenen Tod vielleicht einfach „nichts“ mehr kommt.
Wir wollen gleich noch etwas genauer auf unsere drei Leit-Beispiele eingehen. Zunächst schlussfolgern wir:
„Angst ist der Pfad zur dunklen Seite.“
(Meister Yoda)
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