Samar: „Was ist der Unterschied?“
ICH: „Der Unterschied ist, dass man nicht nur einen Reisepass haben würde, sondern dann darf ich zu Deutschland, zur deutschen Gesellschaft gehören, oder eben nicht. Nicht alle Bürger sind Deutsche, und Bürger können auch Ausländer sein, aber die Gesellschaft ist anderer Meinung. Bis jetzt ist die Zugehörigkeit zu Deutschland durch die Abstammung bestimmt, das Blut-und Boden-Prinzip. Bis jetzt haben die Jüngeren, die fremde Eltern haben und hier in Deutschland aufwachsen, in Deutschland ein Problem, bis jetzt haben die Deutschen die Jugendlichen gefragt, woher kommt ihr? Weil sie andere Kleidung, andere Augen, andere Hautfarbe, andere … haben.“
Samar: „Meinst du türkische Leute?“
ICH: „Ja, nicht nur türkische Leute, aber auch andere Ausländer oder Migranten. Was ist der Unterschied zwischen Ausländern und Migranten?“
Samar: „Das ist nicht richtig, ich habe gesagt, dass ich hier seit sechs Jahren bin und ich es nicht erlebt habe, dass die türkischen Leute diese Probleme haben, weil sie eine starke Zugehörigkeit zur Türkei und zum Islam empfinden.“
ICH: „Ja, das ist auch ein Teil des Problems, aber der Grund liegt auf beiden Seiten, bei den Deutschen und den Türken, dass die Deutschen auch das Gefühl der starken Zugehörigkeit haben. Wenn die Gesellschaft diese starke Bindung hat, dann ist sie keine offene Gesellschaft. Wir können Eva fragen, was ist ihre Meinung, weil sie aus der Türkei kommt.“
Eva: „Nein, ich komme aus Deutschland, nicht aus der Türkei, aber mein Vater kommt da her. Ich bin hier in Hamburg geboren, und ich weiß nichts über die Türkei.“
ICH: „Ja, und dein Name ist sehr deutsch.“
Samar: „Aber du sprichst Türkisch, oder?“
Eva: „Ja, ich spreche Türkisch, Englisch, Französisch, aber meine Muttersprache ist Deutsch.“
Samar: „Aber du trägst ein Kopftuch.“
Eva: „Und dann, was bedeutet das?“
Samar: „Du trägst etwas Anderes als das, was hier in Deutschland die Menschen tragen.“
Eva: „Es gibt große Missverständnisse bei diesem Thema. Erstens, nicht alle Ausländer sind Muslime. Zweitens, es gibt auch deutsche Muslime, und man kann hier in Deutschland tragen, was man möchte, weil wir in Freiheit leben. Drittens, ich gehöre zu Deutschland trotz meiner Religion. Denn ich kann eine Deutsche und eine Muslima sein. Viertens, was ist der Islam? Das ist die große Frage, es gibt fast 20 Arten von Islam, jeder Teil hat gesagt, dass nur sein Teil der richtige Islam ist, und andere Teile sind es nicht. Mein Glaube ist, dass es nicht einen Islam gibt, aber sehr viele islamische Strömungen, der Islam ist nicht Eines, es sind Unterschiede wie bei den Christen, aber das bedeutet nichts.“
Samar: „Ich weiß nicht, aber meine Meinung ist, dass der Islam nicht in Übereinstimmung mit Deutschland, seiner Kultur und Geschichte, ist.“
Eva: „Warum hast du das gesagt? Der Islam ist nur eine Religion, aber die Frage ist, können wir als Menschen miteinander auskommen, und trotzdem unsere eigene Religion und unsere Hautfarbe und unsere Kultur leben?“
Samar: „Ja, aber der Islam funktioniert nicht mit Freiheit und Demokratie, das ist anders als hier in Deutschland die Verhältnisse mit der Religion, verstehst du?“
Eva: „Erstens, der Islam ist eine Religion, so wie Christen, Juden, Hindus die ihre haben, und jede Religion hat ein Problem mit gänzlicher Freiheit, weil die Religion glaubt, dass der Mensch mit gänzlicher Freiheit wie die Tiere ist, aber der Mensch kann mit den Religionen oder den Gesetzen leben, die Gesetze und die Religion organisieren unsere Leben.“
Samar: „Meinst du, der Islam ist genauso wie das Christentum und wie das Gesetz?“
Eva: „Ja, genauso, nur der Name ist unterschiedlich, aber sie haben dieselbe Grundlage und dieselbe Geschichte, und ein Teil von jeder Religion sind Gesetze, was man machen darf und was man machen muss, und ein anderer Teil handelt von der Spiritualität.“
Samar: „Aber es gibt keinen christlichen Terror, oder?“
Eva: „Das ist nicht richtig, Samar, die ganzen Rechtsextremen sind auch ein Teil des Fanatismus, nur ein anderer, wie der islamistische Terror, sie sind gleich, und die Rechtsextremen haben gesagt, dass sie Christen sind, aber das bedeutet nicht, das Christentum wäre eine fanatische Religion wie der Islam. Ein großes Problem ist für den Islam, dass er sich nicht mit der Freiheit zusammen entwickelt hat, weil fast alle islamischen Länder leider diktatorische Regime haben.“
Samar: „Dann kann der Islam nicht mit der Freiheit leben!“
Eva: „Natürlich ist das falsch, ich habe gesagt, fast alle Länder, nicht alle, nicht Malaysia, Indonesien. Das sind islamische Länder, und sie leben mit der Freiheit, es gibt in Europa fast 14 Millionen Muslime, die mit der Freiheit leben.“
ICH: „Wir haben über die deutsche Gesellschaft geredet, ob sie eine offene Gesellschaft ist.“
Eva: „Das ist ein kompliziertes Thema, ich habe ein kleines Problem mit der deutschen Gesellschaft, aber ich glaube, sie ist wie andere auch, die Zeit und Geduld brauchen, sie verändert sich, aber leider sehr langsam.“
ICH: „Ja, aber die Gesetze und das politische System haben ihr nicht geholfen.“
Samar: „Warum sagst du das? Mein Glaube ist, dass Deutschland eine sehr offene Gesellschaft hat. Das Andere ist dein Problem, nicht das der Leute hier. Du möchtest nur die deutsche Kultur kritisieren. Lasst euch als Ausländer sagen, dass der Stress nicht von den Leuten hier, sondern von euch kommt.“
ICH: „Vielleicht möchte ich das machen, weil ich Kritik als solche mag, vielleicht hast du recht, aber die Probleme hier gibt es seit fast sechzig Jahren, das war früher ein kleines Problem, aber seit die Geflüchteten in Deutschland angekommen sind, vergrößert sich dieses Problem. Warum wächst die Zahl der Menschen, die zu den Rechtsextremen gehören, in Deutschland? Warum gibt es in Deutschland überhaupt Rechtsextreme?“
Samar: „Überall gibt es die Rechtsextremen, nicht nur in Deutschland. Und wir haben in unsern Ländern den Terror.“
ICH: „Nein, nicht überall gibt es Rechtsextreme, zum Beispiel, in Lateinamerika fehlen sie. Ich bin mit dir einig, dass der Terror dasselbe wie der Rechtsextremismus ist, beides ist das Indiz, das es sich um geschlossene Gesellschaften handelt.“
Samar: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber die deutsche Gesellschaft ist offen. Die Gründe für alle Probleme in unseren östlichen Ländern kommen aus unserer Religion, die Ursache, dass wir eine geschlossene Gesellschaft haben. Aber hier in Deutschland gibt keine Staatsreligion, außerdem ist die Gesellschaft frei. Hier gibt es Freiheit, womit es sich um keine geschlossene Gesellschaft handelt.“
ICH: „Du siehst das nicht ganz richtig, die Religion ist ein Teil des Problems, und sie ist wichtig für einen Teil der Deutschen. Aber es gibt sehr viele Gründe für Intoleranz. Geschichte, Traditionen, Gedanken der Menschen und Anderes.“
Samar: „Ich bin nicht mit dir einverstanden, die Deutschen sind nicht religiös.“
ICH: „Und warum ist eine große Partei in Deutschland religionsmäßig definiert? Die CDU, christlich-demokratische Partei?“
Samar: „Ja, nein, das politische System hier gibt nicht genug her für einen ganzheitlichen Blick auf die Gesellschaft. Nur ein Drittel der Deutschen geht wählen.“
ICH: „Das politische System gibt uns das Anfangsbild für die Gesellschaft.“
Samar: „Das stimmt so nicht, hier ist eine offene Gesellschaft, und ihr könnt so nicht leben, weil ihr diese Probleme mit der deutschen Kultur habt, weil ihr eine intolerante Kultur habt.“
ICH: „Vielleicht ist unsere Kultur deshalb so verschlossen, weil die Religion einfach sehr wichtig in unserer Kultur ist, aber auch hier in Deutschland ist die Religion wichtig, aber unterschiedlich, hier gibt es Freiheit, aber in unseren Ländern gibt es nur die Diktatur, die mit unserer Religion verwoben ist, um sich für immer an der Macht zu halten. Die Menschheit hat dieselbe Geschichte und dieselben Aufgaben, aber unterschiedliche Lösungen, und unterschiedliche Politiksysteme. Zum Beispiel die Frauen haben überall Probleme mit ihren Rechten und der Gleichberechtigung. Aber hier in Deutschland haben sie im deutschen Gesetz die Gleichberechtigung, aber sie haben real nicht ganz die Gleichberechtigung. Sie kämpfen dafür.“
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