Jack Campbell - Fluchtpunkt Ixion
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- Название:Fluchtpunkt Ixion
- Автор:
- Издательство:Bastei Lübbe
- Жанр:
- Год:2010
- Город:Köln
- ISBN:978-3-8387-0242-1
- Рейтинг книги:4 / 5. Голосов: 1
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Jack Campbell
Die verschollene Flotte 3
Fluchtpunkt Ixion
Für David Sherman, der die Treue gehalten hat. Semper Fi
Und wie immer für S.
Eins
Für den Captain des Handelsschiffs der Syndikatwelten, das sich dem aus dem Baldur-System führenden Sprungpunkt näherte, mochte es ein guter Tag gewesen sein — bis zu dem Moment, da mehrere Zerstörergeschwader der Allianz-Flotte aus eben jenem Sprungpunkt kommend auftauchten. Möglicherweise waren ihm ein paar Minuten geblieben, um zu überlegen, ob er wohl um die Zerstörer herumfliegen sollte, um aus dem System und damit in Sicherheit zu springen, doch dann waren weitere Zerstörer gefolgt, hinter denen wiederum ganze Geschwader aus leichten Kreuzern materialisierten. Ganz sicher waren er und seine Crew zu der einzigen Rettungskapsel gerannt, als dann auch noch Divisionen aus schweren Kreuzern, Schlachtkreuzern und Schlachtschiffen den Sprungpunkt verließen.
Die Behörden der Syndikatwelten auf der einen bewohnbaren Welt im Orbit um Baldur sollten die Zerstörung des Handelsschiffs in sechs Stunden zu sehen und dann auch die Hilferufe der Besatzung zu hören bekommen. Fast zur gleichen Zeit würde das Licht vom Sprungpunkt ihre Welt erreichen, und dann konnten sie auch die Allianz-Flotte sehen, die in ihrem abgeschiedenen Sternensystem aufgetaucht war.
Spätestens dann würde es für sie auch kein guter Tag mehr sein.
»Rapier und Bulawa melden die Vernichtung des Syndik-Handelsschiffs. Eine Rettungskapsel hat das Handelsschiff verlassen. Die Singhauta meldet die Zerstörung der automatischen Verkehrsleitboje, die den Sprungpunkt überwacht.« Die Stimme des Wachhabenden schallte ruhig und deutlich über die Brücke des Schlachtkreuzers Dauntless. »Es wurden keine Minenfelder festgestellt und keine verdächtigen Anomalien gesichtet.«
Captain John »Black Jack« Geary nickte bestätigend, seine Aufmerksamkeit war auf das schwebende Display vor seinem Kommandosessel gerichtet. Auf dem Display hätte er sich jede Einzelheit der Informationen heraussuchen können, die ihm der Wachhabende soeben gemeldet hatte, doch aus Erfahrung wusste er, dass der menschliche Verstand immer noch der beste Filter war, um wichtige von unwichtigen Daten zu unterscheiden. Wenn das von einem anderen Menschen erledigt wurde, konnte sich Geary auf das Gesamtbild konzentrieren. »Welches unserer Schiffe hat die beste Position, um die Rettungskapsel zu bergen?«
»Einen Moment, Sir. Die Battleaxe, Sir.«
Geary tippte ohne lange suchen zu müssen auf die entsprechende Komm-Kontrolle, und nahm mit Erleichterung zur Kenntnis, dass er sich allmählich an die fremdartig anmutenden Instrumente der Zukunft gewöhnte. » Battleaxe, hier spricht Captain Geary. Nehmen Sie bitte die Syndik-Rettungskapsel an Bord. Ich möchte die Handelscrew befragen.«
Zwangsläufig dauerte es gut eine Minute, bis die Antwort eintraf. Der Zerstörer Battleaxe war rund zwanzig Lichtsekunden von der Dauntless entfernt, also vergingen zwanzig Sekunden, bis die Anfrage dort eintraf, und weitere zwanzig Sekunden, bis die Antwort empfangen werden konnte. »Jawohl, Sir. An wen sollen wir die Crew überstellen?«
»An die Dauntless«, ließ Geary ihn wissen.
Er wartete noch auf die Bestätigung durch die Battleaxe, da meldete sich hinter ihm eine kühle Stimme zu Wort. »Was hoffen Sie von der Besatzung eines Handelsschiffs zu erfahren, Captain Geary? Die Syndik-Führung wird diesen Leuten keine Geheiminformationen anvertraut haben.«
Geary warf einen Blick über die Schulter und sah, wie Victoria (keine Rechtschreibvorschläge) — Co-Präsidentin der Callas-Republik und Senatorin der Allianz — ihm einen neugierigen Blick zuwarf. »Dieses Schiff wollte das System verlassen, was bedeuten dürfte, dass es sich nicht um ein Schiff handelt, das ausschließlich innerhalb des Systems unterwegs ist. Das wiederum lässt den Schluss zu, dass das Schiff erst innerhalb der letzten Wochen in dieses System gekommen ist und daher über Neuigkeiten aus anderen Syndik-Systemen verfügen dürfte. Ich will wissen, was man ihnen über diese Flotte gesagt hat und was sie über den Krieg im Allgemeinen wissen. Außerdem möchte ich herausfinden, ob ihnen auf ihren Reisen irgendwelche Gerüchte zu Ohren gekommen sind.«
»Denken Sie, diese Informationen werden für uns von Nutzen sein?«, bohrte Rione nach.
»Ich habe keine Ahnung, aber solange ich diese Informationen nicht kenne, kann ich das nicht beurteilen, nicht wahr?«
Sie nickte nur, ließ aber nicht erkennen, was ihr durch den Kopf ging. Allerdings war das für Geary nichts Ungewohntes. Er und Rione waren ein paar Wochen lang ein Liebespaar gewesen, doch kurz vor Verlassen des Ilion-Systems war sie mit einem Mal auf Abstand zu ihm gegangen. Der Grund dafür war ihm bislang ein Rätsel. »Dann sollten die Gefangenen vielleicht besser an die Vengeance ausgeliefert werden«, schlug sie schließlich vor. »Wie ich gehört habe, soll dieses Schiff über die besten Verhöreinrichtungen der Flotte verfügen.«
Captain Tanya Desjani, die neben Geary saß, drehte abrupt den Kopf herum und konterte frostig: »Die Dauntless besitzt hervorragende Verhöreinrichtungen und kann Captain Geary mit allem dienen, was er benötigt.« Desjani wollte gar nicht erst den Gedanken zulassen, irgendein Schiff der Flotte könnte ihrem Schiff überlegen sein.
Einen Moment lang musterte Rione regungslos die Befehlshaberin der Dauntless, dann deutete sie ein flüchtiges Nicken an. »Ich wollte nicht unterstellen, die Dauntless könnte dieser Aufgabe nicht gewachsen sein.«
»Danke«, erwiderte Desjani genauso unterkühlt wie zuvor.
Geary versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Seit Ilion standen Desjani und Rione andauernd dicht davor, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, doch der Grund dafür war ihm ebenfalls ein Rätsel. Es war schon schlimm genug, dass er sich wegen der Syndik-Flotte den Kopf zerbrechen musste, da hätte er gern darauf verzichtet zu grübeln, wieso es auf einmal böses Blut zwischen den beiden besten Beraterinnen gab, die er in der Flotte hatte. Er konzentrierte sich wieder auf das Display, auf dem die Flottensensoren alle Hände voll damit zu tun hatten, sämtliche aktuellen Informationen zu verarbeiten. Auf einmal fluchte er.
»Was ist los, Sir?«, fragte Desjani und ließ ihren Blick bereits über das eigene Display wandern. »O verdammt!«
»Ganz meine Meinung«, stimmte Geary ihr zu. Er wusste, Rione hörte ihnen zu und fragte sich, was wohl los war. »Da ist ein zweites Handelsschiff der Syndiks unterwegs, das fast den Sprungpunkt auf der anderen Seite des Systems erreicht hat. Es wird noch genug Zeit haben, um unsere Ankunft zu sehen, bevor es den Sprung unternimmt, und diese Information wird es den Syndik-Behörden im nächsten System überbringen.«
»Schon gut, dass wir uns hier nicht länger aufhalten wollen«, meinte Desjani. »In Baldur gibt es nichts, was wir benötigen. Es ist nur ein zweitrangiges Sternensystem.«
Geary nickte, während seine Gedanken ein Jahrhundert zurückwanderten. In die Zeit vor dem Krieg, in die Zeit, bevor er sich einen verzweifelten Kampf mit den Syndiks lieferte, als die ihren ersten Überraschungsangriff starteten. In die Zeit, bevor er es nur mit Mühe in eine beschädigte Rettungskapsel schaffte, in der er hundert Jahre im Kälteschlaf verbrachte, ehe er mit einem Mal zum Befehlshaber einer ganzen Flotte geworden war, deren Überleben auf seinen Schultern lastete. In eine Zeit, als er nur John Geary war, ein ganz normaler Flottenoffizier, nicht der mythische Held Black Jack Geary, von dem die Menschen dieser Zeit glaubten, er könne alles schaffen, was er sich vornahm. »Vor dem Krieg sind die Leute nach Baldur gereist«, sagte er in einem fast gedankenverlorenen Tonfall. »Touristen. Sogar aus der Allianz.«
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