Anna Katharina Bodenbach
Der Seelenhandel
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Inhaltsverzeichnis
Titel Anna Katharina Bodenbach Der Seelenhandel Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Seelenhandel Der Seelenhandel von Anna Bodenbach
Kapitel 1 Kapitel 1 Lindenberg, Sommer 2013 Um Leben und Tod
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Kapitel 2
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Kapitel 3
1
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Kapitel 4
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4
Kapitel 5
1
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Kapitel 6
Kapitel 7
1
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3
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Kapitel 8
Kapitel 9
1
2
Kapitel 10
1
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Kapitel 11
1
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Kapitel 12
1
2
3
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5
Kapitel 13
Kapitel 14
1
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6
Kapitel 15
1
2
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5
Kapitel 16
1
2
3
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
1
2
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
1
2
3
Kapitel 25
Impressum neobooks
von Anna Bodenbach
Lindenberg, Sommer 2013
Um Leben und Tod
Ben war nie ein einfaches Kind gewesen. Seitdem er der deutschen Sprache mächtig war, widersprach er seiner Mutter. Je älter er wurde, desto schlimmer war sein Verhalten, sodass Bens Mutter irgendwann resigniert aufgab. Nun musste sie ihren Sohn, einen respektlosen Siebzehnjährigen, ertragen und obendrein seine frauenfeindliche Machoart erdulden.
Ben und seine viel jüngere Freundin Caroline lagen bei ihm zu Hause auf dem Bett. Caroline himmelte Ben an und dachte, er würde genauso für sie empfinden. Er war ein Draufgänger, und seine Machoseite gefiel ihr. Er zog sie irgendwie magisch an. Doch es wäre besser, wenn es sie genauso abgeschreckt hätte wie alle anderen. Carolines Mutter hatte Ben von Anfang an nicht gemocht. Doch Kinder hören ja bekanntlich nicht auf ihre Eltern, sonst wäre Caroline heute wahrscheinlich noch am Leben. Der Prophet im eigenen Haus wird immer ignoriert.
Caroline war dreizehn Jahre alt. Es störte sie nicht, dass ihr Freund bald achtzehn werden würde. Sie fand es ziemlich cool, in naher Zukunft einen Freund mit Führerschein und Auto zu haben. Blind vor Liebe tat sie alles, um ihm zu gefallen. Dies war definitiv der falsche Weg, doch das erkannte sie nicht.
Ben spielte mit ihr und genoss es, seine Macht auf sie auszuüben. Viele Männer nehmen eine Frau ohnehin nicht mehr ernst, wenn sie sich sicher sind, sie zu besitzen. Nur in diesem Alter konnte es Caroline nicht besser wissen, denn Ben war ihr erster Freund. Ein paar Jahre später, und sie hätte einen großen Bogen um ihn gemacht. Schließlich lag es an der Reife, dass er keine Freundin in seinem Alter bekam.
Carolines Mutter hätte am liebsten den Kontakt verboten. Immer wieder redete sie auf ihre Tochter ein, sagte ihr, dass er der Falsche sei und dass er nur das Eine von ihr wolle.
Doch dabei stieß sie jedes Mal auf taube Ohren. Es war so, als würde sie mit einer Wand reden. Der einzige Unterschied war, dass die Wand nicht abhauen konnte.
Bens Mutter hingegen war mittlerweile alles egal, was ihr Sohn machte, sie war alleinerziehend und konnte sich ohnehin nicht gegen ihn behaupten. Von daher ließ sie ihn einfach gewähren. Wenn jeden Monat ein anderes Mädchen bei ihm im Bett lag, so tolerierte sie das einfach.
Sie wusste, dass wieder so ein junges Ding bei ihm war, weil ein verdächtiges Paar rosa Sneakers unten im Flur stand. Ben wären diese mindestens acht Nummern zu klein gewesen, von der Farbe ganz zu schweigen.
Verträumt lagen beide aneinandergekuschelt da, schauten sich an, während Ben Caroline sanft streichelte. Vor etwa einem Monat hatte sie mit ihm ihr erstes Mal erlebt. Er war eindeutig ihre große Liebe. Doch zu welchem Verhängnis es für sie werden sollte, konnte Caroline nicht im Geringsten ahnen.
»Liebst du mich?«, fragte sie und schaute Ben mit strahlenden Augen an.
»Klar«, antwortete er etwas irritiert wegen so einer blöden Frage.
»Wie sehr?«, bohrte Caroline weiter.
»Ja, so sehr halt. Normal. Wieso fragst du so blöd?«, gab Ben genervt zurück.
»Nur so«, stammelte sie und senkte den Blick.
»Was ist los, Baby?«, fragte Ben machomäßig und rüttelte sie an ihrem Becken.
»Nichts«, flüsterte sie als Antwort und küsste ihn.
Er erwiderte den Kuss nicht.
»Warum küsst du mich nicht?«
»Warum? Sag mal hältst du mich für doof oder was?«
Ihr stiegen Tränen in die Augen. »Nein, ich halte dich nicht für doof. Warum?«
»Du hast irgendwas. Doch du willst es mir nicht sagen. Ich bin dein Freund, daher musst du mir alles sagen! Halt mich nicht für bescheuert mit deinem doofen: Es ist nichts. Ihr Mädels habt sie doch nicht mehr alle. Ich hätte mir lieber doch eine Ältere suchen sollen, die nicht auf so kindische Spiele steht, sondern sagt, was Sache ist. Entweder du sagst es mir jetzt oder hältst das nächste Mal besser direkt deine Klappe!«
»Ich bin nicht blöd«, schluchzte sie, »ist ja gut, ich sage es schon.«
»Ach nein? Du bist nicht blöd? Kommt mir aber so vor. Dann hör aber erst mal mit deiner scheiß Flennerei auf!«
Caroline wischte sich das Gesicht an ihrem Ärmel ab und antwortete: »Vor etwas mehr als einem Monat hatten wir unser erstes Mal.« Sie stockte und holte Luft.
»Du meinst du hattest dein erstes Mal«, korrigierte er sie und grinste überlegen. »Und was willst du mir damit sagen? Hat es dir nicht gefallen? Ich weiß, dass ich gut bin. Also kotz dich endlich aus! Was ist?«
Caroline fiel es schwer, die Fassung zu bewahren, doch zu diesem Zeitpunkt war sie noch der Annahme, dass Jungs, Männer, nun mal so sind und dass ihr Freund der Beste von allen war. »Ich habe meine Tage nicht bekommen«, hauchte sie kleinlaut und senkte erneut ihren Blick.
»Ach du Scheiße!«, platzte es aus ihm raus. »Na ja, die können sich ja verschieben.«
»Nein, Ben. Ich habe einen Test gemacht. Ich bin schwanger.« Caroline schaute scheu in sein Gesicht. »Ist das nicht super?«, fragte sie und lächelte zögerlich.
»Nein! Konntest du nicht besser aufpassen?«, entgegnete er sauer. »Aber lass mal gut sein!« Er ignorierte ihren schockierten Blick. »Wahrscheinlich ist es eh nicht von mir.«
Sie wollte etwas sagen, doch er schnitt ihr das Wort ab. »Komm, mach dich fertig! Es ist Wochenende, und wir sind gleich mit den anderen zum Saufen am Bushäuschen verabredet.«
Die Clique, zu der beide gehörten, traf sich immer am Bushäuschen. Caroline tat, wie es ihr befohlen wurde, stand auf und machte sich ohne weitere Widerworte fertig. Sie hoffte, dass sich ihr Freund beruhigen und irgendwann zur Vernunft kommen würde, doch da konnte sie lange und vergeblich warten. Ihr Traum, mit ihm das Leben zu verbringen, war genauso unmöglich, wie sich eine Schlange mit einem Kaninchen paart. Manche Sachen passen einfach nicht.
Kurz bevor sie losgehen wollten, versuchte sie, noch einmal mit Ben zu reden. »Was wollen wir denn machen, wenn unser Kind auf die Welt kommt?«
»Wir? Du! Du musst zusehen, wie du mit dem Ding klarkommst. Mich kannst du abschreiben.« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
Jill, eine andere Jugendliche der Clique, stand bei ihrer Mutter im Flur und wollte sich gerade die Schuhe anziehen. Es sollte zur Bushaltestelle gehen. Sie war mit ihren Freunden verabredet. Jill war fünfzehn Jahre alt, dennoch war ihre Mutter mit allem übervorsichtig. Sie behandelte ihre Tochter, als wäre sie ein fünfjähriges Kleinkind. Jill durfte kaum etwas alleine unternehmen, da sich ihre Mutter immer zu viele Sorgen machte. Am liebsten hätte sie ihre Tochter in Watte gepackt und in eine Vitrine gestellt. Jill hingegen wäre gern von zu Hause ausgerissen und nie mehr wiedergekommen.
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