"Nein, das ist okay!" Foreman trocknete die Pfanne ab und stellte sie weg.
"Was hast du bis dahin vor?" Was ist denn das für eine saublöde Frage, hör mal? Hast du etwa vor, den ganzen verdammten Tag Babysitter zu spielen?
"Ich mache mich gleich auf den Weg nachhause...!"
Super! Bleib doch am besten gleich da!
"…und hole noch ein paar Sachen!"
Riley sah ihn mit finsterer Miene an. "Du wirst dich zurückhalten und keinen Ärger machen?"
Foreman lächelte. "Leyla ist gar nicht da! Sie ist für ein paar Tage zu ihren Eltern gefahren und kommt erst nächstes Wochenende wieder!" Jetzt lachte er heiser, während er Bens Geschirr in der Maschine etwas anders arrangierte. "Aber trotzdem Danke für den Hinweis!"
Ben lächelte mit verzogenen Mundwinkeln. Kleiner Scheißer!
"Ich bin auch eigentlich schon so gut, wie weg!" erklärte Foreman. Er nahm einen Spülmaschinen-Tab aus der Verpackung, legte ihn in die Maschine, schloss sie und startete das Programm. "Im Anschluss will ich meine Oma im Altersheim besuchen. Mit ihr konnte ich schon immer gut reden! Sie kennt Leyla. Mal sehen, was sie dazu zu sagen hat!"
Ratschläge von Omma, na super! Doch Riley wollte jetzt eigentlich nur noch allein sein. Die letzte Viertelstunde war schon anstrengend genug gewesen, so früh am Morgen konnte er Derek noch nicht länger ertragen. "Mach das!" pflichtete er ihm daher bei. "Wir sehen uns um drei!" Sei pünktlich, sonst bin ich weg.
"Geht klar!" Derek nickte. "Ich werde pünktlich sein. Ich will ja nicht, dass du ohne mich gehst!"
Na toll!
Am späten Vormittag verließ Ben die Wohnung und ging im Park spazieren. Das Wetter war schön, die Sonne schien, es war warm, aber nicht zu heiß, mit einer leichten Brise, die um die Nase wehte.
Mittags setzte er sich in ein kleines Café, schlürfte zwei leckere Cappuccinos und aß ein Sandwich, belegt mit Hühnerbrust und einem herzhaften Dressing.
Dann machte er sich wieder auf den Heimweg.
Seine Hoffnung (wenn er sie denn überhaupt gehabt hätte), dass Derek doch zu spät kommen würde, wurde sogleich zerschlagen, als er seinen Audi vor dem Haus erkannte.
Tatsächlich schien Foreman schon länger in der Wohnung zu sein, denn ganz offensichtlich hatte er Staub gewischt und die Böden gesaugt bzw. gewienert.
"Was tust du da?" fragte Ben mit finsterer Miene.
"Ach, ich dachte, wenn ich schon hier wohnen darf, kann ich mich auch ein wenig erkenntlich zeigen und für Ordnung sorgen!" erklärte Derek.
"Das musst du nicht! Ich habe eine Haushälterin!" Was bildest du dir ein?
"Ach so?" Diese Information schien Derek ein wenig zu überraschen. "Okay!" Er zog die Mundwinkel herab. "Das wusste ich nicht!"
"Ja, schon okay! Sie kommt einmal die Woche. Immer montags!" Ben lächelte schief. Na ja, meistens jedenfalls! "Sie wird sich sicher freuen, wenn sie weniger zu tun hat!" Sicherlich. Hauptsache sie bekommt ihr Geld! "Aber jetzt lass gut sein oder willst du nicht mehr mitkommen?" Ein Hoffnungsschimmer!
"Was? Doch, klar!"
Und wieder dahin!
"Ich packe nur schnell meine Sachen. Bin gleich soweit!"
*
Ben durfte Derek als Gast kostenfrei mitnehmen.
Während sie sich in der Umkleidekabine umzogen, bedankte sich Foreman höflich, doch Ben wollte das gar nicht hören. Bring deine Ehe wieder ins Lot und alles ist gut, dachte er.
Schließlich betraten sie das Studio. Riley ging zielstrebig auf eine der vielen Kraftstationen zu, an denen man über entsprechende Gewichts- und Hantelzüge die Arm-, Brust-, Rücken- und auch Beinmuskulatur trainieren konnte.
Anfangs folgte Derek ihm auch noch, doch als sie an ein paar Laufbändern vorbeikamen, stoppte er ab. "Ich denke, ich nehme erst einmal die hier!" sagte er.
Riley blickte ihn ausdruckslos an, dann nickte er. "Wie du meinst!" Mit einem Brummen ging er zu der Kraftstation etwa fünf Meter weiter, wo er Platz nahm und dann sein übliches Pensum abspulte.
Dabei blickte er immer wieder zu Derek hinüber und war eigentlich ganz zufrieden. Obwohl Foreman vier Jahre jünger war, als Ben, hatte Riley durchaus den muskulöseren, durchtrainierteren und festeren Body. Da er außerdem noch rund zehn Zentimeter größer war, als er, wirkte Derek eher unscheinbar. Zwar war Foreman schlank und sicher nicht übergewichtig und es waren durchaus Muskeln an Oberarmen, Brust und Beinen zu erkennen, aber eben nicht so deutlich, wie bei Ben. Da Riley auch in Punkto Aussehen problemlos mit Derek mithalten konnte, war er ganz klar der attraktivere Mann von Beiden. Diese Erkenntnis befriedigte Ben außerordentlich und versetzte ihn in eine lockere Stimmung. Fast hätte er sogar gelächelt.
Wenn das mit ihm und Leyla nichts mehr wird, vielleicht sollte ich dann mal mein Glück bei ihr versuchen? Schließlich war sie eine sehr hübsche und attraktive Person. wenngleich mit ihren ziemlich üppigen Brüsten eigentlich nicht sein Typ. Dann mach die Augen zu und denk an…Sophia? Verdammt! Einfach jemand anderen… Hauptsache, sie schreit ordentlich!
Wenn er daran dachte, dass Derek sie zum Schreien gebracht hatte, musste er nun doch grinsen. Das kann ich mir kaum vorstellen! Wie hat er sie nur jemals für sich gewinnen können?
Die Ernüchterung folgte jedoch auf dem Fuße, als nur wenige Minuten später zwei junge, sehr hübsche und überaus durchtrainierte Frauen vorbeikamen.
Zunächst sahen sie Ben an und lächelten ihm zu, doch war er gerade zu sehr damit beschäftigt, seinen Körper mit Brustmuskeltraining zu stählen, um es zu erwidern.
Derek aber tat es mit einem sanften Lächeln, was beide Frauen sichtlich erfreute.
Schleimer! Ben kräuselte säuerlich die Lippen, doch sollte sich sein Frust in den nächsten Minuten nur noch steigern.
Zunächst sah er, dass beide Frauen ebenfalls an Kraftstationen Platz nahmen. Sie absolvierten ihr Training in einer Mischung aus konzentrierter Konsequenz und Plauderei. Typisch Frau! erkannte Ben. Nie ohne Weibergetratsche. Dennoch kam ihr herrlich fester Body nicht von ungefähr. Das respektierte er. Doch so sehr er sich auch bemühte, sie würdigten ihn kaum eines Blickes. Schlimmer noch: Sie sahen zu ihm herüber und reagierten überhaupt nicht auf ihn, sein Lächeln oder sein Krafttraining. Und als wenn all das noch nicht reichte, warfen sie stattdessen immer wieder verstohlene Blicke in Richtung Derek, der auf seinem Laufband in einem beachtlichen Tempo dahin jagte und schwitzte. Besonders die kleine Blonde mit den strahlblauen Augen schien ausgesprochen angetan von Foreman zu sein. Mit ihrem schlanken, strammen Körper und den kleinen Brüsten sah sie wirklich zum Anbeißen aus und war eigentlich genau Bens Typ. Doch was macht die blöde Nuss: Sie funkelt Derek an.
Dem entging das natürlich nicht. Doch schien er dies eine ganze Zeitlang nicht wirklich ernst zu nehmen.
Na umso besser, dachte Riley. Dann will ich den beiden Hasen jetzt mal zeigen, wie das ein echter, durchtrainierter Kerl macht. Er stoppte seine Übungen, erhob sich und ging zu dem Laufband neben Derek. Als der ihn sah, lächelte er und lief stumm weiter.
Ben stellte sich das Gerät ein und begann sein Lauftraining. Dabei achtete er darauf, sinnig anzufangen, um keine Zerrung zu riskieren, um jedoch so schnell als möglich das Tempo so weit zu beschleunigen, dass er Foreman übertraf. Alter, das ist ja wirklich sauschnell! stellte Ben überrascht fest. Schon konnte er spüren, wie seine Lungen zu kochen begannen. Wie soll ich das länger, als eine Minute aushalten? Er spürte ja jetzt schon, wie seine Kräfte nachließen. Und wie zum Teufel schafft Derek das schon seit mehr als zehn Minuten? Frust stieg in ihm auf, auch, weil die beiden Frauen ihn im Gegensatz zu Foreman noch immer kaum beachteten. Doch wollte sich Ben seine Schwäche nicht anmerken lassen und rannte einfach weiter. Um zu zeigen, dass ihm diese Tortur nicht das Geringste ausmachte, lächelte er, was allerdings sehr schnell zu einem echt dämlichen Grinsen wurde, weil er vielmehr damit beschäftigt war, seinen Schwindel zu unterdrücken, als auf sein Aussehen zu achten.
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