Derek zog fast beeindruckt die Augenbrauen in die Höhe. "Ich dachte immer, eine Partnerschaft funktioniert nur auf Augenhöhe!?" Er kicherte leise, denn auch ihm stieg der Alkohol mittlerweile zu Kopf.
"Ach was, Augenhöhe!" wehrte Riley ab. "Leyla ist doch kleiner, als du! Und Sophia kleiner, als ich! Da ist nichts mit Augenhöhe!" Er schüttelte den Kopf. "Und das ist auch gut so. Die Weiber müssen zu einem aufschauen. Dann läuft alles richtig!"
"War das bei dir und Sophia auch so?"
Was? Wieso? Was soll diese Frage überhaupt? Das steht doch hier jetzt gar nicht zur Debatte! "Klar!" Ben nickte. "Ich habe ihr alle Freiheiten gelassen, die sie wollte, aber ab und zu…!" Er grinste salomonisch. "Ich kann dir sagen!" Er nickte mehrmals. "Da ging es heftig zur Sache, aber am Ende hat sie wieder gewusst, wie der Hase zu laufen hat!"
"Okay!" Foreman zog beeindruckt die Mundwinkel nach unten. "Und ich dachte immer, Sophia hatte bei euch die Hosen an!"
"Was?" Riley schrie fast auf und lachte dann laut. "Blödsinn!" Er schüttelte vehement den Kopf. Wo sie doch in ihren Kleidern so hübsch aussieht! "Ich habe mich halt immer nur etwas zurückgenommen. Tatsächlich aber war ich der Boss!" Idiot, du bist ja noch nicht einmal jetzt der Boss, wo Sophia schon lange nicht mehr da ist!
"Na gut!" Derek nickte. "Dann meinst du also, ich sollte bei Leyla auf den Tisch hauen?"
Was? Habe ich das gesagt? Was habe ich gesagt? "Na ja…!" Zurückrudern! Aber schnell! "Du sollest ihr zumindest klarmachen, was sie an dir hat!" Er sah Derek direkt an. "Aber so richtig, weißt du! Kein Weichei, sondern betonhart bis ins Glied!"
Foreman blieb stumm, trank sein Bier und schien zu überlegen.
Ben nutzte die Gunst, ging aufs Klo und holte vier weitere Biere aus dem Kühlschrank.
Außerdem füllte er die Gläser nochmal mit Wodka. Danach war die Flasche leer. Er ging daraufhin zum Barfach und holte eine Flasche Ron Zacapa heraus. Diesen Rum aus Guatemala mochte er schon seit vielen Jahren, liebte seinen weichen, vollmundigen, intensiven Geschmack. Ben hielt ihn für den Besten, den es gab. Normalerweise teilte er ihn nicht, hatte es nie getan, außer vielleicht mit Sophia. Doch heute war eine Ausnahme, sicherlich auch begünstigt durch die nicht unerhebliche Menge Alkohol, die sich in seinem Körper gerade mächtig breitmachte.
"Was ist denn…?" meinte Derek plötzlich, als Riley sich gerade wieder setzen wollte. "…wenn ich Leyla gar nicht zurückhaben will?"
Ben erschrak so sehr, dass er förmlich in den Sitz plumpste. "Was?" fragte er bass erstaunt, während er sich nicht sicher war, ob Derek diese Worte eben wirklich gesagt oder sie der Alkohol ihm nur vorgegaukelt hatte. Irgendwie begann es zudem in seinen Ohren zu rauschen.
"Na ja…!" Foreman atmete schwer durch und trank einen Schluck Wodka. Seine Augen würden allmählich glasig, die Haut in seinem Gesicht rotfleckig. "…sie ist immerhin fremdgegangen! Hat sich mit einem anderen Kerl eingelassen!" Man hörte, dass seine Zunge schwer wurde. Dann sah er Riley direkt an. "Hättest du Sophia so etwas verzeihen können?"
"Ich…?" Was will er? Ben atmete schwer durch. In seinem Kopf begann alles zu rotieren, sein Gehirn gegen den Alkohol zu rebellieren, weil es versuchte, noch klar zu denken. Oh Mann, ich kann das nicht! Ich will das nicht mehr! Ich will doch nur besoffen sein! Doch irgendwie fand sein Gehirn doch noch Gehör und er erkannte, dass das eine echt knifflige Frage war. Hätte er oder hätte er nicht ? "…weiß nicht!" erwiderte er wahrheitsgemäß. "Vielleicht! Womöglich! Vielleicht auch nicht!" Er zuckte in den Achseln. "Keine Ahnung!"
"Das ist jetzt aber nicht sehr hilfreich!" Derek lachte heiser auf.
"Sorry! Aber ich schätze…!" Plötzlich musste Ben unvermittelt rülpsen, was ihn selbst derart überraschte, dass er Luft in seine Wangen blies und große Augen machte. "…das musst du erstmal allein für dich klären!" Er trank seinen Wodka aus, griff die Rumflasche, öffnete sie und goss sich und auch Derek einen ordentlichen Schluck ein, wobei er bereits etwas danebengoss, weil er schon nicht mehr geradeaus sehen konnte.
Derek betrachtete das Geschehen ausdruckslos und nickte nur. "Da hast du Recht!" Seine Stimme begann zu lallen. "Das muss ich wohl!" Auch er rülpste, konnte es aber einigermaßen unterdrücken. "Was trinken wir jetzt?"
"Rum! Aus Kuba oder so!" Ben reichte ihm das Glas, Foreman nahm es. "Echt geiles Zeug!"
"Na dann!" Sie ließen die Gläser klingen. "Auf uns!"
"Auf uns!" rief Ben.
Beide tranken ihre Gläser halb leer.
Foreman war sofort sehr angetan von dem Getränk. "Mann, der schmeckt ja wirklich ganz außergewöhnlich geil!"
"Sag ich doch!" Ben nickte mit schweren Augenlidern.
"Auf die Weiber!" rief Foreman unvermittelt.
"Auf die blöden Weiber!" rief Ben.
Wieder klangen die Gläser und sie stürzten den Alkohol herunter.
"Hast du noch einen für mich?" Derek lallte schwer, sein Oberkörper begann zu leicht zu schwanken.
"Aber klar doch!" Ben nahm die Flasche und füllte nach. Erst bei Derek, dann sein Glas. Dabei ging einiges daneben und landete auf dem Tisch.
"Und worauf trinken wir jetzt?" fragte Foreman.
Ben überlegte kurz - soweit ihm das noch möglich war. Warum nicht? dachte er dann nebulös. "Auf Allyson…!" Er hob das Glas. "…und den serbischen Bullen!"
Derek stutzte mit glasigem Blick. "Das…verstehe ich nicht!"
"Musst du auch nicht!" meinte Ben jedoch nur lax. "Hauptsache es schmeckt!"
Und einen Moment später klangen die Gläser erneut und der Alkohol fand seinen Weg in ihre Kehlen.
Etwa eine Stunde später war auch die Rumflasche restlos geleert.
Danach war keiner der beiden mehr fähig, sich zu bewegen und so schliefen sie einfach ein, wo und wie sie waren.
Ihr raues, lautes Schnarchen durchdrang hart die Wohnung, sodass selbst Leroy, der anfangs noch neben Ben auf dem Sofa gelegen hatte, das Weite suchte und in Rileys Bett seine Ruhe fand.
Durst!
Das war das Gefühl, das er gerade verspürte. Seine Kehle fühlte sich ausgetrocknet an, geradezu ausgedörrt.
Und Ben verfluchte sie dafür.
Denn mit dem Durst kam eine noch ganz andere Empfindung hervor und drängte beinahe noch wuchtiger in sein Bewusstsein: Kopfschmerz! Und ganz sicher kein gewöhnlicher, der irgendwie in der Stirn arbeitete oder vom Nacken heraufzog, um ihn zu quälen. Nein, dieser hier war weitaus mächtiger, intensiver und schmerzvoller. Und er war überall. In seiner Stirn, in seinen Schläfen, im Nacken, auf dem Kopf, ja er hatte sogar das Gefühl, als habe er seine verdammten Haare befallen. Ein allumfassender, widerlich hämmernder, brutal ziehender und irrsinnig kraftvoller Schmerz, der sich gerade in seinem ganzen Körper ausbreitete und ganz speziell in seinem Magen ein äußerst mulmiges Gefühl entflammte, das er nur sehr schwer zu unterdrücken vermochte.
Wasser!
Das war es, was er jetzt brauchte. Flüssigkeit. Sein Körper schrie geradezu danach.
Glücklicherweise hatte Ben immer einige Mineralwasserflaschen neben seinem Bett stehen, da er auch nachts öfter mal Durst bekam.
Einziges Problem war nur: Woher zum Teufel sollte er die Kraft nehmen, seinen vollkommen erschlagenen Körper auch nur annähernd so weit herum zu drehen, dass seine Hand eine der Flaschen greifen konnte? Er wusste nicht, ob er seinem Gehirn den Befehl dazu geben konnte und ob dieses dann tatsächlich noch mit den entsprechenden Muskelsträngen und Gelenken verbunden war, um ihn auszuführen! Mehr noch aber war er sich absolut nicht sicher, ob er einen solchen Befehl überhaupt geben wollte, weil er befürchtete, dass sein Magen dadurch nur noch mehr in Wallung geriet und er am Ende nicht nur seinen Arm über die Bettkante in Richtung Boden drücken würde.
Читать дальше