E.R. Greulich
Robinson spielt König
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Inhaltsverzeichnis
Titel E.R. Greulich Robinson spielt König Dieses ebook wurde erstellt bei
ERSTES KAPITEL
ZWEITES KAPITEL
DRITTES KAPITEL
VIERTES KAPITEL
FÜNFTES KAPITEL
SECHSTES KAPITEL.
SIEBENTES KAPITEL
ACHTES KAPITEL
NEUNTES KAPITEL
ZEHNTES KAPITEL
ELFTES KAPITEL
ZWÖLFTES KAPITEL
DREIZEHNTES KAPITEL
VIERZEHNTES KAPITEL
FÜNFZEHNTES KAPITEL
SECHZEHNTES KAPITEL
SIEBZEHNTES KAPITEL
ACHTZEHNTES KAPITEL
NEUNZEHNTES KAPITEL
ZWANZIGSTES KAPITEL
Impressum neobooks
Anfang nach einem traurigen Ende
Leiser Wind fächelte die Palmen der Insel. Die Sonne begann ihre Wanderung über einen tiefblauen südlichen Himmel. Unendlich weit breitete sich das Meer. In der Bucht lag es glatt wie ein Spiegel.
Das Wrack hinter dem weißen Schaumstreifen der Brandung schien eine hässliche Erinnerung zu sein, wie der Streifen geknickter Palmen, der die Richtung anzeigte, den die äußeren Ausläufer des Orkans genommen hatten.
Der einsame Mann betrachtete kritisch den Verband um seine Wade. Prüfend tat er einige Schritte und fluchte leise. Der Schmerz zwang ihn, leicht zu lahmen. Aus einem Haufen Treibholz suchte er sich einen passenden Stecken. Dann pfiff er dem Hund.
"Komm, Prinz, mal sehen, ob wir jemand finden."
Der Hund winselte, als habe er verstanden. Er lief dem Hinkenden zu stürmisch. Sein unruhiges Gebaren zeigte, dass er etwas gewittert haben musste. Als sie, immer dem Strand folgend, eine Bodenerhöhung hinaufstiegen, riss sich Prinz los und stürmte davon. Er verschwand hinter der Anhöhe, und von dort ertönte freudiges Gejaule. Der Mann schlug eine raschere Gangart an und musste darüber lächeln, wie wenig ihn die Wunde jetzt behinderte, da er erregt war. Als er oben ankam, bot sich ihm ein eigenartiges Bild. Einige Leute waren damit beschäftigt, sich gegenseitig Pflaster aufzulegen. Im Augenblick war die Aufmerksamkeit aller vom Hund in Anspruch genommen.
"Prinz! Da bist du ja! Haben dich die Haie nicht gefressen?" Eine junge Dame schlang beide Arme um den Hals des Hundes und gab ihn auch dann nicht frei, als er aufgeregt zum nächsten springen wollte.
"Rätselhaft", der korpulente Herr, der sich eine Schramme am Unterarm behandeln ließ, wunderte sich, "wie mag Prinz hierhergekommen sein?"
"Mit mir, wenn's recht ist, bitte!" rief von oben der so plötzlich Aufgetauchte. Mit wenigen Schritten stand er in der Mitte des Lagerplatzes.
"Sundström ist mein Name, Knut Sundström." Belustigt über die offenen Münder und erstaunten Augen, setzte er hinzu: "Ein bisschen überraschend mein Auftritt, aber das gehört wohl hier zur Landschaft. Dessen ungeachtet geben Sie bitte Prinz endlich frei, Miss Ellen, sonst wäre ich gezwungen, ihn das zweite Mal zu retten."
"Sagen Sie mal, junger Mann, wollen Sie uns nicht sagen, wer Sie sind und wo Sie herkommen?", rügte der Korpulente.
"Bitte nicht junger Mann, Mister Knatchbull, das klingt so - überheblich."
"Wollen Sie sich lustig über uns machen?"
"Nicht im geringsten. Aber einen Bärenhunger hab' ich. Ich muss unbedingt etwas Essbares auftreiben. Deshalb bis nachher, dann werde ich Ihnen alles erklären!" Sundström hinkte wieder nach oben. Dort stieß er einen gellenden Pfiff aus. "Komm, Prinz, wir gehen gemeinsam auf die Jagd!" Er winkte dem Hund, als sei er seit Menschengedenken dessen Herr.
"Prinz, hierher!" Mister Knatchbull stampfte mit dem Fuß auf.
"Prinz wird Ihnen die letzte Nacht nicht so schnell vergessen. Und mir nicht, dass ich an ihn dachte."
Sundström schien seiner Sache sehr sicher zu sein. Tatsächlich kam die Dogge dem Befehl Knatchbulls nicht nach. Sie drückte sich winselnd, den Bauch am Erdboden, immer weiter von ihm fort. Sundström wiederholte den Pfiff, dann waren Mann und Hund hinter dem Hügel verschwunden.
Außer dem Matrosen Pete Hawk, der sich in stummer Augensprache mit dem Freund Sundström verständigt hatte, erging sich die Gesellschaft in erstaunten Äußerungen über den überraschenden Besuch.
Knatchbull schimpfte:
"Dieser Bursche wird Zwiespalt unter uns säen." Er hütete sich, hinzuzusetzen: Und einen nach dem andern auf seine Seite ziehen.
"Du misst den burschikosen Reden dieses jungen Menschen zu viel Bedeutung bei, Phil, Ich finde, er ist ein ganz herzhafter Bursche. Wenn er nur nicht so furchtbar laut und schrill pfeifen würde." Mit diesen Worten charakterisierte Joan Knatchbull, die Gattin, mehr sich selbst als den, über den sie sprach.
"Wer weiß, warum uns Gott diesen Mann gesandt hat. Wahrscheinlich sollen wir uns an seinen Ecken abschleifen oder …"
"Tu mir den Gefallen, Lionel, und lass den lieben Gott aus dem Spiel." Knatchbull sagte es ziemlich grob. Als er Lionel Strongs, des Reverend, bekümmerte Miene gewahrte, setzte er hinzu: "Nichts für ungut; aber du weißt, dass wir nie Freunde geworden wären, wenn ich dich als Frömmler kennengelernt hätte."
"Trotzdem tust du Lionel Unrecht, Pap." Ellen Knatchbull konnte es sich erlauben, ihrem Vater das zu sagen, was den andern schwer oder gar nicht über die Zunge ging.
Ihre Mutter versuchte wie meist zu vermitteln, ohne dabei ihren Standpunkt aufzugeben. "Selbstverständlich hat Papa recht, Ellen. Sundström ist ein bisschen sehr salopp, aber das wird sich schon im Verkehr mit uns geben. Phil, bemühst du dich bitte um eine weniger feindselige Haltung?"
"Vielleicht sage ich Danke schön für seine Frechheiten?"
"Mister Knatchbull hat recht. Man muss Flegeleien energisch entgegentreten." Dass Maud Downburn für Knatchbull Partei ergriff, wurde von den anderen als selbstverständlich hingenommen. Es war ihr zur zweiten Natur geworden. Knatchbull war der erfolgreiche Mann. Man brauchte beispielsweise nur sein Einkommen gegen die Pension ihres Gatten Malcolm Downburn zu halten. Das Erfreulichste, das Colm bisher im Leben erreicht hatte, war die Freundschaft mit Knatchbull, dem Präsidenten der "United Steel and Iron Company" und Aufsichtsratsmitglied in einigen anderen, ebenfalls nicht kleinen Unternehmen. Diese Freundschaft hatte ihnen auch die mehrmonatige Ferien-Weltreise eingebracht, gegen keine andere Gegenleistung als die, Knatchbull Gesellschaft zu leisten. Dass man dabei in die augenblicklich nicht beneidenswerte Lage gekommen war, dafür konnte man auf keinen Fall Knatchbull verantwortlich machen. So jedenfalls dachte Maud Downburn.
"Das Auftreten dieses Mr. Sundström ist umso herausfordernder, als es sich um einen blinden Passagier des 'Delphin' handeln muss. Ich habe den Verdacht, der ehrenwerte Herr Pete Hawk ist daran nicht unbeteiligt. Wollen Sie uns nicht aufklären, Herr Hawk?" In Knatchbulls Worten war Genugtuung.
Doch Hawk war verschwunden.
"Robert", Knatchbull wandte sich an seinen Butler Emerson, der auf der Jacht als Steward und Kammerdiener fungiert hatte, "wussten Sie von der Anwesenheit Sundströms?"
"Nein, Sir. Wenn ich meine bescheidene Meinung äußern darf, so muss ich sagen, dass ich über den Ton dieses - dieses jungen Menschen erstaunt bin." Das Gesicht Emersons blieb bei diesen Worten unbeweglich.
"Interessant, dass während der Abwesenheit des Herrn Sundström so viel und dabei so wenig Gutes über ihn gesprochen wird", stellte Rose Taylor fest. Sie sagte öfter Dinge, die andere vorsichtiger ausgedrückt hätten. Sie war ja Ellens Freundin.
Sundström kam vom Hügel, Hawk folgte ihm mit Prinz. Sundström warf seine Jacke voller Para-Nüsse in die Mitte des Lagerplatzes. Hawk brachte Muscheln und legte seine Mütze voller gesprenkelter Vogeleier dazu.
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