Es dauerte geraume Zeit, dann waren alle Bäume zu Asche geworden. Doch Samen, die nicht dem Feuer zum Opfer gefallen waren, begannen sofort aufzugehen. Jetzt war Sulass an der Reihe, sein Pulver, welches diese Schösslinge vernichten würde, auszubringen. Er konzentrierte sich, sein Sack öffnete sich und außerhalb des Raumschiffs bildete sich eine Blase, die sich langsam mit einem grauen Pulver füllte. „Das sollte genug sein“, murmelte Sulass und die Blase machte sich auf den Weg zur Oberfläche der Schwammerwelt um sich dort in einem Schleier zu entleeren, der die gesamte Oberfläche bedeckte. Überall dort, wo die Sämlinge aufgegangen waren, entstand ein leichtes Brodeln, sobald der Staub die Keimblätter berührte, und löste diese auf. „So, das hätten wir“, brummte Sulass zufrieden.
Im alten Haus an der Südküste hatte Carolyn unter Zuhilfenahme ihres Zauberstabes einen Spiegel geschaffen und die Freunde verfolgten gespannt, was sich dort über der Welt der Schwammer abspielte. Hans, seine langen Beine unter seinem Kinn, murmelte: „Ich habe da gerade etwas gehört. Hat denn schon jemand mit den Mu Kontakt aufgenommen? Ladina hatte eine geniale Idee und wir sollten versuchen, es so zu machen, wenn sie einverstanden sind.“ Tom, der in der Ecke saß, sprach in einen Ring, den er vor sich hielt. Carolyn vernahm die Stimme von Tahona, der Anführerin des Volkes der Mu und so viel sie verstehen konnte, war Tahona einverstanden, ihre Raumschiffe zum Transport von Wasser einzusetzen. Sie würde sofort alles vorbereiten und die Geschwister wussten, auf Tahona konnte man sich verlassen.
Carolyn wandte sich an Tom und sagte: „Komm, Tom, lass uns gehen, sonst sind die von Mu womöglich noch vor uns da.“ Sie nahm ihren Bruder bei der Hand, nahm ihren Zauberstab heraus, murmelte etwas und an der Decke bildete sich ein hell leuchtender Ring, der die Geschwister aufsog. Der Ring erlosch.
Carolyn hatte sich die Stelle, an der sie entstehen wollten, genau vorgestellt. Die Welt war von Wasser bedeckt, aber es gab einige kleine, nur aus Sand bestehende Inseln. Am Rande des unendlichen Meeres wurden sie wieder. Tom schaute sich um „Und nun?“, wollte er wissen und Carolyn antwortete lächelnd: „Ich habe bereits Kontakt, habe etwas Geduld, sie werden gleich kommen.“ In der Nähe des Ufers begann es zu sprudeln, Wasser schäumte auf und mehrere Helme wurden sichtbar. Die Bewohner der Wasserwelt konnten an der Oberfläche nicht leben und so benutzten sie Anzüge und Helme, die mit Wasser gefüllt waren.
Vier muskulöse Gestalten, aus deren Rücken große Flossen emporwuchsen, lösten sich aus dem Meer, in den Händen hielten sie Anzüge und Helme. „Na, dann werden wir wohl wieder einmal schwimmen und tauchen müssen“, maulte Tom. Einer der Wasserweltbewohner gab ihnen die Anzüge in die Hand und machte die Bewegung des Anziehens. Als Carolyn und Tom die Anzüge übergestreift hatten, kam er mit den dazugehörigen Helmen, setzte sie ihnen auf und sicherte sie. Ein Seil, welches er ebenfalls mit sich trug, gab er ihnen und Carolyn erinnerte sich. Ja, das Seil diente zum Festhalten, sie würden zu der unterseeischen Behausung der Wasserweltler geschleppt werden, um dort alles Weitere zu besprechen.
Die Bewohner des Planeten, alle vier drehten sich dem Wasser zu und gingen mit lautem Platschen ihrer Flossenfüße hinein. Die jungen Menschen konnten nicht anders, sie mussten dem Zug des Seils folgen. Schon bald schlug das Wasser über ihnen zusammen und das Tau straffte sich. Die Wasserweltler waren nun in ihrem Element und begannen, mit hoher Geschwindigkeit zu schwimmen. Sie zogen Carolyn und Tom hinter sich her. In der Ferne tauchte die Behausung auf und durch ein großes Tor wurden sie hineingezogen. Durch mehrere Flossenschläge, die ihnen fast die Sicht nahmen, wurden sie angehalten. In einem weiten Halbkreis schwebte der Rat vor ihnen und in ihrer gurgelnden Sprache baten sie die Besucher, ihnen den Grund ihres Kommens zu berichten. Carolyn trug ihre Bitte vor und sie bekam glucksende Zustimmung von allen Seiten. Einer der Wächter, der draußen im Meer seinen Beobachtungsposten verlassen hatte, kam in die große Halle hinein geschwommen und wandte sich an den Rat. „Es sind viele metallene Flugkörper in unsere Atmosphäre eingedrungen, was hat das zu bedeuten?“ Der Vorsitzende des Rates antwortete ihm und klärte ihn auf. Die vier Gestalten, die Carolyn und Tom hergeschleppt hatten, tauchten vor den Geschwistern auf, gaben die Schnur frei, die Geschwister klammerten sich fest und mit großer Geschwindigkeit wurden sie hinausgezogen in die Wasserwelt, um schon bald die Oberfläche des endlosen Meeres zu erreichen.
Sie entledigten sich der Anzüge und der Helme und fühlten die warme Luft, die ihre Körper streichelte. Sie schauten auf! Ein merkwürdiges Bild bot sich ihnen. Große Plattformen schwebten in geringer Höhe über dem Wasser, lange Schläuche fielen herab und versanken im Meer. Wo sie auftrafen, begann das Wasser zu brodeln und auf den Plattformen wölbten sich die Transportballons auf. Nach etwa einer Stunde war das Werk vollbracht, die benötigte Wassermenge war verladen und die von Mu verschwanden mit ihren Transportplattformen im All. Carolyn dankte den Bewohnern der Wasserwelt für ihre Hilfe, wandte sich an Tom und meinte: „Sollen wir nun heimkehren?“ Tom nickte nur und das Mädchen nahm ihren Zauberstab heraus, murmelte etwas und die beiden verschwanden spurlos. Nur Sekunden später bildete sich im großen Wohnzimmer ihres Elternhauses ein großer Spiegel an der Wand und Carolyn und Tom stiegen heraus.
Carolyn setzte sich und nahm ihren Zauberstab zur Hand. „Lass uns schauen, was bei den Schwammern gerade passiert.“ Sie murmelte einen Zauberspruch und im Spiegel erschien die Welt der Schwammer. Das Raumschiff der Freunde erschien und in der Ferne wurden die Transportplattformen derer von Mu sichtbar.
Löscheinsatz
Die großen Plattformen, schwer beladen mit großen, ballonähnlichen Gegenständen voller Wasser vom Planeten der Wasserweltler. Sie fächerten sich auf und begannen, das Wasser in die Atmosphäre abzugeben. Plötzlich erschien im Lichtkreis des Spiegels Sulass, der Rucks und der brummte: „ Ich glaube, wir müssen doch noch unterstützen. Es soll ja regnen, um das Gras wieder zum Wachsen anzuregen. Ich schaue mal in meinen Sack.“ Kurze Zeit später meldete er sich mit seiner tiefen, rauen Stimme und sagte: „Ich habe da etwas gefunden, ob wir es verwenden können, da könnt ihr mir vielleicht Auskunft geben. Es handelt sich um eine Mischung aus Silber und Jod, ihr nennt es wohl Silberjodid. Wir so ist meine Vermutung, dass sich durch das Ablassen des Wassers bereits Wolken gebildet haben.“ Hans meldete sich und meinte: „Das ist eine gute Idee, hast du denn genug davon in deinem Sack?“ Der brummte etwas, das sich so anhörte wie „Der Sack ist unendlich groß aber ihr könntet die beiden Trolle schicken, die können uns helfen.“ „Können die Drachen diese Aufgabe nicht übernehmen?“, wollte Tom wissen, „das würde doch schneller gehen?“ Der Rucks brummte zustimmend und gemeinsam machten sie sich ans Werk. Jeder bekam einen kleinen Sack, den Sulass mit seinem Pulver gefüllt hatte. Die Säcke verschwanden plötzlich und tauchten in den großen Klauen der Drachen wieder auf.
Eine große Gruppe von ihnen machte sich sofort auf den Weg und begannen, das Pulver auf die inzwischen zahlreich erschienen Wolken zu streuen.
Kurze Zeit später gingen sintflutartige Regengüsse über dem Schwammerland nieder und wuschen die Asche der verbrannten Bäume in den Boden hinein. So würden die Überreste der gefährlichen Bäume noch als Dünger dienen können. Eine erste Gefahr auf einer befreundeten Welt war gebannt, würde die Erde das nächste Ziel des bösen Baums sein? Erste seiner Baumkinder waren ja bereits erschienen und der Zauberbaum hatte dazu eindringliche Warnungen von sich gegeben.
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