Ralph Scheible
Starknebel auf der Autobahn
Maximilians Couch
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Ralph Scheible Starknebel auf der Autobahn Maximilians Couch Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1 Kapitel 1 Impressum Texte: © Copyright by Ralph Scheible Bildmaterial: © Copyright by Ralph Scheible Oktober 2011 Alle Rechte vorbehalten. Ralph Scheible Hindenburgstr. 98 75417 Mühlacker info@rscheible.de www.rscheible.de Ralph Scheible
Starknebel auf der Autobahn Starknebel auf der Autobahn Maximilians Couch
Journalistendeutsch
Damlisch
Phonetik
Ach so!
Sensationsgier
Deutschland stottert!
Mokka
Ausblicke
Noch mehr Aussichten
Das schwarze Loch
Impressum neobooks
Impressum
Texte: © Copyright by Ralph Scheible
Bildmaterial: © Copyright by Ralph Scheible
Oktober 2011
Alle Rechte vorbehalten.
Ralph Scheible
Hindenburgstr. 98
75417 Mühlacker
info@rscheible.de
www.rscheible.de
Ralph Scheible
Starknebel auf der Autobahn
Maximilians Couch
Nein, Nein, Nein, die Würfel sind nicht neu gemischt, wie kürzlich zu vernehmen war, wie denn auch. Nach konzentriertem Mischen der Selben, mit Abheben und Ziehen, war da überhaupt nichts zu machen. Na ja, vielleicht hätte Max dann doch lieber sechs anstatt nur fünf Würfel genommen, oder hat Max da etwas falsch verstanden? Bei solchen Satzschöpfungen einiger in öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten agierenden Journalisten, tut sich ihm, mittlerweile Kulturpessimist, dann doch die Frage auf, ob der einhergehende Verlust der deutschen Sprache, nicht doch ein tiefenpsychologisches Problem darstellt.
Nach mehrmonatigen Aufzeichnungen derartigen Sprachmissbrauchs in verschiedenen Morgenmagazinsendungen, muss er sich tatsächlich fragen, ob die deutsche Provinzbevölkerung der so akademisch klingenden Wortschöpfungen überhaupt mächtig ist. Nichts gegen kreative Wörter wie »Fernsehlandschaft«, das hat immerhin ein gewisses Etwas. Besonders frappierend für Max, als einfacher Plattenleger, ist jedoch, dass dies nicht mal unserer angeblich akademischen Elite auffällt und munter in diesem Stil weiter drauf losplappert.
Maximilian Maier, ein fünfundfünfzigjähriger Fliesenleger aus der südwestdeutschen Kleinstadt Kühlacker, ohne Familienanhang und momentaner Arbeitslosengeld II Bezieher, nimmt sich tatsächlich die Zeit, die allmorgendlichen geistigen Ergüsse sogenannter Journalisten in allen möglichen Fernsehmorgenmagazinen zu verfolgen, man könnte direkt sagen »Max Allein Zuhaus«. Auch macht er sich die Mühe alle möglichen germanistischen und linguistischen Entgleisungen seit September 2011, peinlich genau zu protokollieren. Mit schon schütterem Haar, um nicht mit schwäbischen Worten zu sagen »Muggaflugplatz«, und leichtem Bauchansatz, wundert er sich immer wieder aufs Neue über Aussagen wie »Anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts, circa um 1895«.
Moderatoren wie Ulrich Stusse leiten dann galant über zu den »Wettern«, der ehemals gewohnten Wettervorhersage. Um auf »Augenhöhe« zu bleiben, holt sich Max ganz schnell noch eine Tasse Kaffee mit Milch und Zucker aus der Küche, um ja nichts zu verpassen. Bert Wetterfrosch, Nomen est Omen, parliert dann sogleich über Starkregen und das nicht vorhandene Schnee Chaos, welches ein Jahr zuvor auch schon nicht stattfand um diese Jahreszeit. Nach ein paar Zahlen, die auf die Wärmeentwicklungen des heutigen Tages deuten lassen, freut sich Max auf eines der faszinierenden Interviews des Ulrich Stusse mit einem seiner hochkarätigen Interviewpartner. Heute ist es ein Grüner Politiker aus dem Ländle, der etwas zur Lage um »Stuttgart 21« sagen soll. Ob der unterirdische Bahnhof nun gebaut werden soll, oder ob der alte Kopfbahnhof oben bleiben wird, lässt sich daraus auch nicht erschließen. Nach der Frage »ob die Bahn nun kommen soll«, war der Grüne Verkehrsminister so verblüfft, dass auch der keine Antwort wusste. Jedenfalls soll weiter demonstriert werden. Max war regelrecht angetan von diesem Interview, obwohl er eigentlich gar nichts verstanden hat. Seit geraumer Zeit ist er an Politik und dem allgemeinen Weltgeschehen derart interessiert, obwohl ihm eine höhere Bildung versagt blieb, dass er gerne mal im Internet recherchiert, um herauszufinden was die da eigentlich meinen. Zu seiner Überraschung wird er nicht immer fündig, was auch nicht verwundert.
Max als ehemaliger Fliesenleger, gerne auch mal als »Das Team vom Bau, blöd wie d’Sau« verspottet, hat es gewagt sich diesen neuen Medien öffnen zu wollen und sich einen Computer angeschafft. Das Wort Rechner ist ihm zu heftig, weil ihn das verstärkt an unbezahlte Rechnungen erinnert, die ihr Dasein ungeöffnet in einer speziell dafür eingerichteten Ecke fristen, wie noch viele andere amtliche Schreiben mehr. Einzige Sorge jetzt, hoffentlich wird nicht eines Tages der Strom abgestellt. Aber was ist das nun? Den Computer eingestöpselt und es kommt nur ein freundliches optimistisches »Willkommen«. Sehr enttäuscht über diesen ihm erscheinenden Unsinn, beschloss Max, dass da jetzt ein Fachmann ran muss, schließlich wollte er ja in diesem weltweiten Internetz so etwas wie Weiterbildung betreiben und dann nur ein Willkommen? Aber wie und wo? Im »Gelbe Seiten« Telefonbuch vielleicht, aber was kostet dann so ein Informationstechniker? er ist ja inzwischen, mehr oder weniger, mittellos. Hm, eventuell kann ihm ein Telefonat mit seinem Kumpel Sven Schänkel weiterhelfen. Der ist jedoch, obwohl Langzeitarbeitsloser, immer sehr beschäftigt, oft auch mit Extrem Frühschoppen. Aber vielleicht hat Max ja Glück und Sven, der Studienabbrecher und autodidaktischer EDV Experte mit Schwerpunkt Netzwerktechnik, geht tatsächlich sofort ans Telefon. Glück gehabt, bevor Sven sein stationäres Büro ins Unterwegs Office verlegt. »Schänkel, was gibts?« grummelt es auf der anderen Seite. Nachdem Max sein Dilemma mit diesem widerborstigen Computer schilderte, kam nur ein nicht enden wollendes schallendes Gelächter seitens Sven. Als er sich nach geraumer Zeit beruhigt hatte, wurde Max mitgeteilt was er da noch alles lernen muss und vor Allem was er noch zu kaufen hat. Auch, dass das Internet ohne Zugang bei einem Internetdienstanbieter, also bei einem ISP, das ist ein Internetserviceprovider, wie Sven dem verdatterten Max mit stolz geschwellter Brust erklärt, nicht funktioniert. Wobei er es sich nicht nehmen lässt, das Wort Provider in bestem Englisch und mit zwei amerikanischen zungenverdrehten und Kaugummi kauenden »ar« auszusprechen. Das zeugt von Kompetenz und Fachwissen, wie Max bewundernd feststellt und er fühlt sich direkt dumm Sven gegenüber. »Warte, ich komme kurz bei dir vorbei, das wird besser sein« Na gut, was ist nun zu tun, und an welchen Anbieter soll er sich da wenden? Da wäre doch diese junge Schöne, die ständig im Fernsehen irgendwas von Äliss haucht. Aber Sven, inzwischen in Maximilians Wohnung eingetroffen, findet das nicht die passende Lösung für Max und er meldet ihn schwuppdiwupp bei einem ihm komfortabel erscheinenden Provider an. »Dauert ungefähr zwei Wochen, ich komme dann wieder vorbei um Alles einzurichten!« trällert er. Einstweilen könne Max sich ja mit den von Sven installierten Programmen näher befassen, wie zum Beispiel Texte schreiben und Tabellen kreieren. »Und was ist mit Spielen?« möchte Max noch wissen. Aber das ist nicht so Svens Ding, der hat es gerne akademischer und empfindet Computerspiele als brutale Zeitvernichtung. Außer Poker, damit haut er sich ganze Nächte um die Ohren. Mit der Sicherheit einmal ganz groß herauszukommen. Bis nach Las Vegas selbstverständlich. Immerhin hat er in sechs Monaten schon stattliche 20 Cent erspielt. Nach ein paar Einweisungen mehr in die Welt der Computer, verlässt Sven die kleine, aber gemütliche Zweizimmerwohnung seines Kumpels, mit dem Versprechen bald wieder zu kommen.
Читать дальше