Ralph Scheible - Starknebel auf der Autobahn
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Dies ist der erste Band der Couch-Trilogie.
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Rumpeln und andere Geräusche hört Max aus seinem Magen. Mal sehen was sein Singlehaushaltskühlschrank heute zu bieten hat. Hm, so gut wie nichts direkt Verwertbares, stellt Max fest. Gegenüber auf der anderen Straßenseite sind zwei Dönerbuden, dort riecht es immer so gut. Muss eigentlich nicht sein, Schnellfutter ist dann doch nicht so sein Ding. Er futtert dagegen schnell seine Tabletten, die er dreimal täglich nehmen muss. Ja keine vergessen, sonst wird es übel. Schinkennudeln ohne Schinken könnte er sich zubereiten. Breite gewalzte Nudel sind noch da und eine oder zwei Gewürzgurken. Während das Nudelwasser schon sprudelnd vor sich hinkocht, schaltet er den Fernseher ein. Der Rechner muss auch noch an. Im Internet gibt es immer mal etwas zu Ermitteln. Als angehender Bildungsbürger würde er gerne Volkshochschulkurse besuchen, wie etwa der Kolleg Allgemeinbildung, Englisch für Ältere – Lost in Translation, oder Geschichte im Zeitspiegel der Politik. Töpfern würde ihm bestimmt auch gut gefallen, aber das kostet einfach zu viel Geld. Dann doch lieber den Magen füllen. Ach ja, die schwäbischen Tagliatelle müssen ins Wasser. Feinschmecker und Hobbykoch Max musste nach seinem sozialen Abstieg, ganz schön Federn lassen, was seine Ansprüche der höheren Kochkunst anbelangt. Jedoch hat er festgellt, dass Breite Nudeln in nördlichen Gefilden eher wie abgefahrene Panzerketten anmuten. Kartoffeln bevorzugt er allerdings lieber als Salat oder gebraten in der Pfanne.
Huch, was schallt da aus dem Fernsehgerät? Da wird über »Kredithebel und Rettungsschirme« debattiert. Was auch immer das ist, das ist bestimmt nicht für einen wie ihn gedacht. Bestimmt so eine andere Bezeichnung für, wie vertausendfache ich das gestohlene Kapital einfacher Länder und Leute. Max ist empört, fällt aber gleich wieder in die gewohnte Lethargie zurück. Als nächstes wird von einem neuen Film über Udo Jürgens und seiner Familie berichtet »Der Mann mit dem Fagett« sagt die Moderatorin Ulla Kaijali. Kann eigentlich nur Fagott heißen, denkt sich Max und kümmert sich um seine Nudeln. Die schmecken gar nicht so schlecht mit Butter durchgemischt. Nach einem Apfel, der noch einsam in der Küche lag, lehnt er sich wieder zurück und freut sich über seine neueste Errungenschaft, die Sven ihm installierte. Max ist jetzt in der Lage umsonst ins Deutsche Festnetz zu telefonieren. Und das über den Computer, ist er voller Stolz diese Entwicklung nicht verschlafen zu haben. Etwas frustrierend stellt er jedoch fest, dass er weder angerufen wird, noch weiß er nicht wen er anrufen könnte. Mit seiner Familie, die ihn als angeblichen Taugenichts zur Persona non grata erklärte, hat er inzwischen komplett gebrochen.
Am heutigen Donnerstag tritt plötzlich das Urgestein des Morgenmagazins Gernot Tapsatai, mit gewohnten Turnschuhen zum Anzug auf die Bildfläche, um den erkrankten Kollegen Bill Passif zu vertreten. Mit scharfem und politikstudiertem Verstand erklärt er die »Integration Europas« und erfreut sich riesig über spezielle deutsche Mitmenschen mit Migrationshintergründen. Den sogenannten Hintergründen um es Neudeutsch zu sagen. Kaum mitzuzählen wie oft und zu was man das Wort »sogenannt« überall einsetzen kann. Mit kritischem Blick auf seinen Tisch denkt sich Max »Aha, das ist ab sofort ein sogenannter Tisch« Einfach nur Tisch zu sagen erscheint ihm von nun an viel zu trivial. Ulla Kaijali tritt heute voller Begeisterung, zusammen mit Herrn Tapsatai moderieren zu dürfen, ausnahmsweise mit Kostüm und Turnschuhen auf. Und weiter geht es mit der Migrationsdebatte, die laut Frau Kaijali eine große »Wichtung« hat. Das kommt Max, warum auch immer, schon längst so vor. Voller Wissensdurst lauscht er ergriffen weiter über Rettungsschirme um den total verarmten Euro, oder deren Besitzer, oder wie war das nochmal? Jedenfalls erfährt er von Gernot Tapsatai um die sagenhafte Wirkung der Kredithebel. Das klingt jetzt aber zu kompliziert für Maximilians Ohren. Den soll ihm Sven am Telefon erklären.
»Schänkel, was gibt’s?« »Max hier, ich bin dumm, kannst du mir erklären was so ein Kredithebel ist?« »Naja, also sagen wir mal so, du gibst mir zehn Euro und dafür gebe ich Dir dann hundert Euro als Kredit. Die zehn Euro sind für mich eine Art Sicherheit deiner Liquidität. Alles klar?« »Nee, klingt aber gut, vielleicht komme ich mal darauf zurück« »Du Doof, das geht doch nur zusammen mit dem ESFS, also nicht zwischen Privaten.« »Na dann, vielen Dank für die Auskunft« verabschiedet sich Max, noch immer grübelnd. Das muss also so sein, wenn er die einhundert Euro dann zurückbezahlt hat, ist er gerettet und Schänkel hat zehn Euro gut gemacht. Tolle Sache, obwohl da noch irgendwo ein Haken sein muss. Da Sven diese einhundert Euro ja gar nicht hat…, hm, wo kommen die jetzt genau her? Banken verschenken doch kein Geld, so etwas kann sich nicht einmal Max vorstellen. Jemand der eigentlich gar nichts damit zu tun hat wird wohl die Zeche bezahlen, da ist sich Max sicher.
Den Schatz im Silbensee hat jedoch Hanne Resthüsen gehievt, und aus den gefundenen Silben »Mit wohlwollender Dominanz kann man das Foto von Ursula Vonnderleyen als etwas blury bezeichnen.« zusammengebastelt. Das ist schon stark und beinhaltet so ziemlich alles was Max vollends von seiner Couch haut. Eigentlich hätte die doch einfach nur sagen können, dass das Foto der Ursula von der Leyen ziemlich unscharf ist. Wer will das eigentlich wissen? Was hat es mit der wohlwollenden Dominanz auf sich? Warum muss das blury heißen und kann man den Namen der armen Ursula nicht wenigsten ein einziges Mal richtig aussprechen? Der fast revolutionäre Beat Club von einst hätte dagegen schon ziemlich alt und spießig ausgesehen, obwohl der weder eine Nachrichtensendung, noch ein Allerweltsmagazin war, sondern für die Jugend gedacht war. Nachrichten sind heutzutage also so etwas wie die alten Rock - und Popsendungen, mit noch mehr Geräuschkulissen und Durcheinandergequatsche als damals. Waren wir nicht bei den Nachrichtensendungen? unterbricht Max seinen Gedankenfluss. Sollten diese nicht mehr seriös, informativ, objektiv und auf dem neuesten Stand sein? Noch besser investigativ und in verständlichem Deutsch. Aber nein, da werden Nachrichten verbreitet die gar keine sind. Man kann ja mal spekulieren ob es je eine wird, und ganz wichtig und gewinnbringend: die Zuschauermeinungen einholen. Dazu muss man dort anrufen und sagen: ja, dafür – nein, überhaupt nicht – mir doch egal. Ganz unten am Bildschirm und kaum zu lesen, steht für etwa eine Nanosekunde, wie viel dieser Anruf kostet. Das ist besonders für diejenigen gedacht, die mit »mir doch egal« abstimmen. Daraus entsteht dann ein »sogenanntes Voting«. Nach weiteren nichtssagenden und wiederholten Meldungen, wird dann das Voting verkündet. Gevoted wurde… nein es hat keine Regierungswahl in einem englisch sprechenden weit entfernten Land stattgefunden, um einfach so aus Jux und Tollerei festzustellen, ob irgendeine Kowalski aus Berlin, die ständig beim Hair Stylisten oder in einem Nail Studio abhängt und ALG II kassiert, oder sich doch lieber dazu bewegt einen ihr entsprechenden Job anzunehmen. 87 Prozent sind für den Job, niemand war dagegen und den restlichen 13 Prozent war es egal. Völlig intellektuell überfordert fragt sich Max, was diese dreizehn Prozent veranlasst für viel Geld dort anzurufen, nur um zu sagen das es ihnen egal ist? Das Volk, die unbekannten Wesen.
Damlisch
Max hat seine Verwunderung und das ständige Grübeln über diese schöne neue Sprachenwelt aufgegeben. Vermutlich muss er sein sämtliches in der Hauptschule, die damals noch Volksschule hieß, mühevoll Erlerntes komplett über den Haufen werfen, um sich nicht als Halbgebildeter zu outen und ausgelacht zu werden. Sich jetzt mit Neuen und für sein Verständnis unlogischen und eingedeutschten Wörtern, die amerikanisch ausgesprochen werden, auseinander zu setzen, ist nun seine Devise. Vor allem diese englisch anmutenden Wörter und Satzbildungen, also denglisch, oder eher damlisch was dann auch vom Wort her schon auf gewisse Intelligenzien deuten lässt. Übertroffen wird das Ganze nur noch von deutschen Wörtern die direkt amerikanisch ausgesprochen werden, also auch Namen wie Sarah, Paul, Michael, oder Müller. Neubildungsbürger Max wollte sich mal wieder auf ein Bier, oder zwei, mit dem Hochbegabten und zwölf Jahren jüngerem Sven treffen. Aber diesmal ist sein Echtzeit Notizblock mitsamt real Kugelschreiber dabei, um eventuelle neue Weisheiten festzuhalten. Die heutige Chill Out Area wurde in einer türkischen Eckkneipe installiert. Das ist cool. Sven natürlich ohne Echtzeit Notizblock, dafür aber mit furchtbar vielen Apps auf seinem Smartphone bestückt, fühlt sich schon bei der ersten Hefeweizenbestellung gut gechillt. Es hat so seine Zeit gedauert bis Max da durchgestiegen ist, was so ein Äpp überhaupt ist. Handelt es sich da etwa um verschiedene Äpfel? Aber die wären ja viel zu groß für sein kleines flaches Mobilteil. »Das sind Applikationen, die braucht man halt, wie zum Beispiel zum Telefonieren, oder um den Weg zu finden und so« erklärt Sven überzeugend. Aha, erkennt Max, und diese Dinger als Äpps auszugeben klingt global und macht Sinn? Wahrscheinlich versteht das einfache Volk simple Anwendungen nicht. Aber warum man die nun unbedingt braucht ist Max trotzdem schleierhaft. Sein antiquiertes Klapphandy von Tsang Tsung funktioniert ganz einfach so und ziemlich schnell. Telefonieren geht ruck zuck und sogar fotografieren kann dieses alte Ding. Deckel auf, Deckel wieder zu und gut. Die Welt des Sven Schänkel ist schon sehr entrückt. »Noch zwei Cervezas« bestellt der polyglotte und heute glattrasierte Sven, mit zwei hochgestreckten Fingern beim türkischen Kellner. Die dicke Glastür aufstoßend, erscheint plötzlich die etwas rundliche, aus Frankreich immigrierte Claudine Fleureau, wie immer voll bepackt mit Einkäufen und anderen Dingen. »Bonjour Mademoiselle« winkt Sven die Schöne, wild gestikulierend in die multikulturelle Abhängzone. Ein Eyecatcher ist sie nicht gerade, dafür aber umso lauter. »Isch asse diese deutsche Ämter, immer machen die mir Ärger. Nur weil ich keinen gültigen Ausweis abe schicken die misch nach Stuttgart auf französische Konsulat. Was das alles kostet« Claudine, mittlerweile auch Langzeitarbeitslos, erwidert noch etwas von Revolution und dem Sturm auf die Bastille. Um sich mehr federfeeling zu fühlen, ordert Sven, der eigentlich gar kein Geld hat, drei griechische Ouzo beim türkischen Kellner. »Cheers zusammen« ruft der jetzt noch mehr vielsprachige Sven. Claudine zeigt Teile ihres heutigen Einkaufs und schimpft über die immer mehr steigenden Preise. Wie so oft kauft sie aber Sachen die kein Mensch braucht. Das ist ihre große Leidenschaft. »Jaja, so hat man´s halt auf der Welt, was man kauft koscht Geld« wirft Max in die illustre Runde. Verständnislose Blicke seitens der französischen Tischnachbarin. Max macht sich jedoch weiterhin seine eigenen Gedanken über Sinn und Unsinn, während Sven gerne fokussiert, wie er das nennt. »Ich fokussiere meine Geschäfte heutzutage lieber auf Blu-ray« Claudine, immer noch mit ihren Taschen beschäftigt, macht sich laute Gedanken über das immer teurer werdende Mehl, obwohl sie dieses weder kauft, noch jemals verbrauchen würde. »Was heißt jetzt fokussieren und Blu Ray?« ist Max mal wieder ganz verwirrt. »Ich richte meinen Schwerpunkt…« startet Sven mit einer Erklärung, die von Max sofort abgewürgt wird, mit den Worten »Aber ein Fokus ist doch der Brennpunkt und kommt aus der Optischen Industrie, das Wort fokussieren gibt es als solches doch gar nicht« »Aber mein Schwerpunkt liegt jetzt eben auf BD, so ist das« erwidert Sven schon leicht genervt. Ah, auf BD jetzt. »Und was ist das nun wieder?« »Das ist eine Blu Ray Disc, damit kann man Filme besser sehen. Das ist ein optisches Speichermedium, Nachfolger der DVD« schwadroniert Sven. Hat sich wohl nicht durchgesetzt, denkt sich Max. Bei dem Wort Film aufhorchend, fragt Claudine »Kann das mein Computör auch?« »No, Claudine, das kann der nicht, dazu braucht man einen extra Player, oder das weltweite World Wide Web, aber so etwas hast du ja nicht und das ist sowieso nicht erlaubt« »Isch asse Deutschland, alles verboten« meckert Claudine. »Warum bist Du dann überhaupt hier« erkundigt sich Max. »Isch asse Fronkraisch« erklärt sie bestimmend. Der türkische Kellner, der sich inzwischen als Kurde entpuppt hat, aber trotzdem beim Türken arbeitet, wird abermals bemüht neu gefüllte schwere Hefeweizengläser zu schleppen. Ein griechischer Gast kommt von seiner Shopping Tour durch den türkischen Back Shop am Corner, um typische türkische Sesamkringel im Lokal zu verteilen. Eigentlich war der nur ein paar Meter vom Lokal entfernt unterwegs, hat aber eine sprachliche Reise durch Amerika gemacht. Obwohl dort ein Back Shop eher ein Laden für Rückenleiden wäre und womöglich gar nicht an der Ecke zu finden sei. Bei dem Wort Sale am Schaufenster, würde der sizilianische Pizzabäcker ein paar Häuser weiter oben, wahrscheinlich eher an ein Gewürzmittel für sein berühmtes Gebäck denken, als an einen Verkauf, oder gar ein Schnäppchen. Toll auch, dass jetzt plötzlich, nach jahrzehnter Ignoranz und rein zu Integrationszwecken, eine lupenreine deutsche Sprache für deutsche Mitbürger mit Migrationshintergründen gefordert wird. Glück für Max, das würde er so nicht bewältigen können. Und ohne direkte Englischkenntnisse schon gar nicht. Zum Glück hat er in Sven einen geeigneten Mentor gefunden, hinsichtlich seines mangelnden Englisch. Vielleicht kann der ihm erklären was eine Bad Bank ist. Hat das mit einem Bad, womöglich in Geld baden, zu tun? »Nein Max, das ist quasi eine Bäd Bänk, also eine schlechte Schulden Bank. Die nennen das so, um das gemeine Volk nicht auf die Idee zu bringen, dass die Bürger eigentlich selbst für die Ausfälle der Banken bezahlen. Besonders beliebt ist das in einer durch Spekulationen selbstverursachten Bankenkrise, im Volksmund auch als Finanz- und Eurokrise bekannt. Die Bad Bank ist also eine Abwicklungsbank für faule Kredite sanierungsbedürftiger Banken. Ziel ist die Übertragung der Ausfallrisiken auf Dritte« weiß Sven. Eine Bandenkrise also. So, oder ähnlich, wurde auch Griechenland verschrottet, denkt sich Max. Ist das nun schade oder besser, dass man das als einfacher Bürger nicht merkt. Da hilft alles Grübeln nicht. Als besonderer Clou hat sich nun so eine Bad Bank um satte 55 Milliarden verrechnet. Damit fällt die deutsche Schuldenquote um einen ganzen sagenhaften Punkt. Da diese Bank jetzt aber dem ganzen Volk gehört, könnte man dort bestimmt gleich etwas abheben, oder hat Max das schon wieder falsch verstanden. Und wie können sich Bankenrechenkünstler um so viele Kommas verrechnen? Das sind vermutliche diese Bankster, von denen man immer mehr hört. Zum Glück hat sich Max mit seinen Kenntnissen in den Grundrechenarten noch nie verrechnet. Das wäre auch ganz fatal, weil er sich dann gewiss wegen Unterschlagung und Betrug und was noch alles verantworten müsste. Bombo Müller betritt die Chill Out Zone, zum Glück ist noch ein Stuhl frei. »Gudden Dohg« begrüßt er alle zusammen, nicht vergessend mit den Knöcheln seiner rechten Hand auf die Tischplatte zu trommeln. Heute hat der kleine und viel zu dünne Mittfünziger Spätschicht. Aus Stressgründen braucht er vorher noch unbedingt ein Flasche Export Bier direkt aus der Flasche. Der türkische kurdische Kellner ist schon unterwegs. Bombo ist ein Opfer türkischer Einwanderer. Als seine Ehefrau mit einem türkischen Migrationshintergrund das Haus verließ, ist der hörige Leser einer Bundesweiten Tageszeitung mit vielen Bildern, nur noch niedergeschlagen und überzeugter Ausländerhasser. Inzwischen hat der kurdische Kellner den Exportauftrag erledigt und Bombo nimmt erst mal einen tiefen Schluck aus der Pulle. Er ist wohl der Einzige der Chill Out Area, der einer regelmäßigen Arbeit nachgeht, und dennoch schon nach dem ersten des Monats kein Geld mehr zur Verfügung hat. Fast sein ganzes Gehalt geht drauf, welches er bei einer Weltfirma verdient, die auf der ganzen Welt tätig ist. Hat wohl noch viel an Haus und Hof und Banken und Kinder abzubezahlen, der Arme. »Santé« ruft Claudine mit ihrem Ouzo in der Hand. »Cheers« rufen die Anderen in der türkischen Kneipe weltmännisch zurück. Der türkische Patron, eigentlich Armenier, spendiert eine Schale Pistazien für 1,50 €. Es erklingt kein Beifall. Darf man Prost, Santé, und Cheers einfach so zum Trinkspruch erklären, wundert sich Max. Das wirkt irgendwie pseudo-elegant und aufgesetzt. Prosit aus dem Lateinischen kommend, bedeutet doch >es möge nützen<. Das geht gar nicht. Die Verkleinerung »Prösterchen« ist ein noch schlimmerer stilloser Fauxpas. Im Allgemeinen wird heute nur das Glas erhoben und ein »Zum Wohl« hinzugefügt. Na gut, mit Kumpels im Biergarten kann man vielleicht auch schon mal ein lustiges »Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken« trällern. Oder man passt sich einfach der auserwählten Trinkgesellschaft an. Neues Hefeweizen und griechischer Ouzo machen die Runde. »Ein Hoch auf die türkische Gastfreundschaft« tönt Sven. Bombo, mental schon in der Spätschicht, Claudine, von Geburt Baskin und wahrscheinlich innerlich auf Frankreich fluchend, und Max still über diese ganze Runde philosophierend, sagen für ein paar Sekunden gar nichts. »Ach ja« seufzt Bombo endlich, der gerne noch ein Export getrunken hätte, und macht sich mit seinem neudeutschen Backpack weiter auf den Weg zur Weltfirma. »Hey Sven, warum sagt man zu so einem Rucksack jetzt nur noch Backpack?« »Jaaa, das kommt halt vom Outdoor und Trekking her, aus dem Amerikanischen« »Und mit einem ordinärem britischen, oder deutschsprachigem Rucksack darf ich nur noch innentürlich herumwandern?« »Nein, so ist das auch wieder nicht. Aber ein Backpacker hat ein festes Ziel vor Augen, während die Rucksackleute von damals nur umherwanderten, dann abends irgendwo einkehrten und auch dort übernachteten. Zum Beispiel auf dem Weg nach Poona, oder so« »Aua, aber ein Backpack im Amerikanischen war doch früher einmal ein Totensack, für die Beute der Jäger und auch diese riesen Dinger der US Armee heißen so. Versteht das ein Amerikaner in Deutschland?« »Klar doch, die verstehen alles was die Deutschen da so an neuen amerikanisch englischen Wörtern zusammenbasteln. »Sind halt Anglizismen« meint Sven. Das kann Max bei allem Wohlwollen nicht nachvollziehen. Wenn deutsche Hersteller ihren Produkten amerikanisch klingende Namen geben, um die besser verkaufen zu können und in der Werbung dafür, die jetzt auch schon Äds von Advertising her heißt, das Ganze als Trendy und Hip und Top erklären, hat der normal verständige Bürger, egal welcher Nation, wohl keine andere Chance als diesen Nonsens einfach mitzumachen. Anglizismen kennt Max schon gar nicht. Was soll das sein? Richtig englisch spricht doch kaum jemand auf der Welt. Die rein schon an Einwohnern überzählige Riesennation der USA wird einen Teufel tun, diese englische Minderheitensprache in Reinform zu sprechen. Also müsste man deshalb schon von Amerikanismen sprechen. Obwohl der gebildete US Amerikaner weiß, dass das Wort Rucksack eine deutsche Wortschöpfung ist und auf dem Rücken getragen wird, im Gegensatz zu den Backpacks die beim Gehen meistens in die Kniekehlen schlagen. Zur Verwunderung und Belustigung älterer Mitbürger. Auch weiß der Mensch aus der neuen Welt was kraxeln ist. Der Uralt Rucksack war ein Hafersack, auch Kraxe genannt und speziell für gebirgige Klettereien geeignet, eben das Kraxeln. Amerikanismen sind für Max ein eindeutiges Imponierdeutsch. Selbstverständlich muss sich eine Sprache stets weiter entwickeln. Es gibt aber keinen Grund dafür warum ein gutes Deutsch selbst auf Hochschulen entwertet wird. Man geht heutzutage walken, am besten mit einem Kaffee aus dem westafrikanischen Land Togo in der Hand. Oder heißt to go ganz banal zum Davonlaufen? Es geht akademisch aber noch besser wenn sogar Latein nicht einmal vor Anglizismen verschont bleibt. Von einer Dual Career ist da die Rede, oder und leider auch oft, von einer Management Diversity, im Sinne von >soziale Vielfalt konstruktiv nutzen<. Dieses hebt das Ansehen des ausgebeuteten Mitarbeiters und lässt ihn im Glauben er sei einer von besonderer Wertschätzung Betroffener. Das ist doch cool. Dabei steht aber nicht die Minderheit selbst im Augenmerk, sonder Alle in ihren Unterschieden. Die amerikanische Wörterleidenschaft hat auch Worte wie Beamer und Handy hervorgebracht, obwohl der Wortursprung des mobilen Telefons eher in der Türkei zu suchen ist. Es klingt dann schon sehr gebildet und International wenn man sich solcher Anglizismen bedient. Richtig weh tun allerdings Sätze wie, Hier Coffee To Go, jetzt auch zum Mitnehmen, oder I like your Küchenmöbel. Auch Back Factory, heute For Sale und so weiter und so fort. In Sekundenbruchteilen erkennt man Politiker und Journalisten, die sich mit dem fehlerhaften Gebrauch solchen Unsinns lächerlich machen. Solche Loser Events im Fernsehen, sieht Max besonders gerne. Anglizismus des Jahres ist leaken, hat eine Jury eines sprachwissenschaftlichen Klubs beschlossen. Gleich danach kamen App und entfrienden. Die Badische Zeitung stellt fest: Leaken, also enthüllen, verstehen ganz Sprachgewandte gleich als deutsches lecken. Das Internet als Parademedium kann dann gleich weiterhin großflächig leaken, schon wegen der germanliken Sprachstruktur. Inzwischen auch als Wikileck und Wikienthüllungen in Gebrauch. Max kommt immer mehr dahinter warum sein Mentor als so gebildet daher kommt. Ob er das alles selbst versteht, wird wohl Svens Geheimnis bleiben. Or something like that»
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