Dieter Landgraf
Das Geheimnis der Haushälterin
Kriminalroman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Dieter Landgraf Das Geheimnis der Haushälterin Kriminalroman Dieses ebook wurde erstellt bei
Die Tote am See
In der Villa
Vernehmung der Familienangehörigen
Zurück im Kommissariat
Die Haushälterin
Besuch in der Villa
Die Soko ‚Erbe‘
Die Observierung
Eine neue Spur
Das verspätete Paket
Die Hauptkommissarin in Baden-Baden
Solveig Lilienthal erhält Besuch
Ein halbes Jahr vorher
Malte in Akazienaue
Die Freundin
Die Verwirklichung des Planes
Der Geburtstag
Die Beerdigung
Eiskalt und skrupellos
Die Weihnachtspakete
Das Alibi
Die Frist läuft ab
Vollendete Täuschung
Der letzte Akt
Aufregender Hinweis
Das Verhör
Impressum neobooks
Der Spätherbst zeigt sich an diesem Sonntagmorgen von seiner goldenen Seite. Vereinzelt ziehen weiße Wolken am tiefblauen Himmel vorüber. Nichts erinnert mehr an das neblig trübe Novemberwetter der vergangenen Tage. Das bunte Herbstlaub weist die für die Jahreszeit typische gelbe Farbe auf. Die Abgrenzungen zwischen den Wiesen und Äckern links und rechts der Bundesstraße vermitteln den Eindruck, als hätte ein Landschaftsarchitekt mit einem Lineal die scharfen Konturen der Feldraine akkurat eingezeichnet. Die reizvolle Landschaft des Naturparks Sandahlener Heide wird durch wenige Ortschaften beeinträchtigt. Selbst diese passen sich mit ihren malerischen Fachwerkhäusern der Natur an. Der weiße Rauch aus vereinzelten Schornsteinen steigt kerzengerade in die Luft. Er steht in einem reizvollen Kontrast zu dem azurblauen Himmel.
Die Bundesstraße scheint um diese Jahreszeit nahezu verwaist zu sein. Ebenda, wo sich in den Urlaubsmonaten permanent Caravans und Personenkraftwagen Stoßstange an Stoßstange aneinanderreihen, ist heute dagegen kaum ein Fahrzeug unterwegs. Das Blaulicht auf dem Dach der Dienstlimousine des Kriminalkommissariates von Ballenhainischen erweist sich als vollkommen überflüssig. Mit hoher Geschwindigkeit nähern sie sich dem Ort Akazienaue. Die Insassen interessieren sich weder für die reizvolle Landschaft noch für das um diese Jahreszeit recht ungewöhnliche sonnige Herbstwetter. Kriminalhauptkommissarin Veronika Sommercamp und Kommissar Jens Knobloch erhielten vor wenigen Minuten die Nachricht über den Fund einer Wasserleiche im Akaziensee. Aus ihrer langjährigen Berufserfahrung wissen sie, dass damit das dienstfreie Wochenende beendet ist. Bei der Ankunft auf dem Parkplatz des Hotels ‚Haus am Akaziensee' sehen sie den Menschenauflauf. In dem zweihundert Einwohner zählenden idyllischen Ferienort sprach sich der Fund einer Toten in Windeseile herum. Beim Aussteigen sagt Jens Knobloch: »Wo kommen nur die vielen Leute her. Außerhalb der Urlaubszeit ist Akazienaue eher ein überschaubares kleines Dörfchen mitten im Naturpark. Nach meinem Wissen erwacht es erst zu Beginn der Hochsaison. Dann beherbergen der Campingplatz, die privaten Pensionen im Ort und das Hotel im Vergleich zur Einwohnerzahl die doppelte Anzahl von Gästen.«
»Das ist im Moment wahrlich nicht mein Problem. Vielmehr beschäftigt mich, wie wir schnellstmöglich zu der Stelle gelangen, an der man die Leiche fand«, äußert Veronika Sommercamp ungeduldig.
Die Blinklichter der Polizeieinsatzwagen und der beiden Fahrzeuge des Rettungsdienstes signalisieren den Kommissaren unmissverständlich den Brennpunkt des Geschehens. Polizeiwachtmeister Fritz Bauerstolz hat trotz der Absperrung mit rotweißen Flatterbändern sichtliche Mühe, den Fundort der Toten vor übertrieben Neugierigen abzuschirmen. Mühsam bahnen sie sich einen Weg nach vorn. Keiner der Schaulustigen ist gewillt, auch nur einen Zentimeter von seinem erkämpften Beobachtungsplatz freizugeben. »Benehmt euch nicht derartig starrköpfig. Bildet eine Gasse, damit die Hauptkommissarin recht rasch nach vorn gelangt. Sie ist genauer gesagt zum Arbeiten hier. Nicht wie ihr, die nur Maulaffen feilhaltet«, hören sie die sonore Stimme ihres Kollegen. Wie gewohnt spricht er ruhig und sachlich auf die allzu Aufdringlichen in den vorderen Reihen ein.
Schließlich kommen die beiden Kriminalkommissare am Seeufer an. Es ist ein reizvoller Anblick, wie sich die Laubbäume mit ihrem herbstlichen Blätterkleid im glasklaren Wasser des Akaziensees spiegeln. Wie auf der Fahrt hierher steht ihnen für die Beachtung der Natur im Moment absolut nicht der Sinn. Ihre ganze Aufmerksamkeit gehört den Begebenheiten am Ufer des Sees.
»Hallo Monika«, begrüßt Veronika Sommercamp die neben der Leiche kniende Pathologin Dr. Bieberstein. Beide kennen sich seit vielen Jahren der Zusammenarbeit und haben zahlreiche Fälle gemeinsam gelöst.
»Kommt unbesorgt näher Die Spurensicherung hat den Strand sowie die daran angrenzende Rasenfläche bereits untersucht. Die Ergebnisse sind auf dem Weg in das Kriminaltechnische Institut. Soweit ich es mitbekommen habe, wurden zahlreiche Fußabdrücke genommen. Das Tatwerkzeug fanden unsere Kollegen bisher nicht. Auch sonstige Gegenstände, die mit dem Verbrechen in Zusammenhang stehen könnten, wurden nicht gesichtet.«
»Ist dir bekannt, um wen es sich bei der Leiche handelt?«, fragt Veronika Sommercamp..
»Ja, die Tote hat eine Handtasche bei sich. Den Inhalt habe ich sichergestellt.«
Dr. Monika Bieberstein übergibt der Kriminalhauptkommissarin eine Plastiktüte. Dabei führt sie weiter aus: »Es scheint nichts zu fehlen. Ausweis, Führerschein und Kreditkarte sind hier drin. Der ganze Inhalt wird im Labor untersucht. Einschließlich der Analyseergebnisse erhaltet ihr sie in Kürze zugestellt.«
»Ist es dir möglich, eine erste Aussage zum Todeszeitpunkt zu treffen?«, will Veronika Sommercamp weiter wissen.
»Ja, unter allem Vorbehalt einer Erstuntersuchung schätze ich ein, dass die Leiche nicht länger als zwölf Stunden im Wasser lag. Natürlich präzisiere ich die Uhrzeit. Freilich erst dann, nachdem die Tote von mir auf dem Obduktionstisch in der Pathologie untersucht wurde.«
Jens Knobloch mischt sich in das Gespräch ein und fragt: »Steht fest, dass sie ertrunken ist, oder sind Spuren von äußerer Gewalt erkennbar? Sie erwähnten bei unserer Ankunft ein Tatwerkzeug, welches nicht gefunden wurde.«
»Die Todesursache ist von mir im Augenblick nicht mit hundertprozentiger Sicherheit zu bestimmen. Die Strieme um den Hals ist ein eindeutiges Strangulierungsmerkmal. Ob diese Gewalteinwirkung zum Tod führte oder ihr Kopf gewaltsam unter Wasser gedrückt wurde, ist bei der ersten Inaugenscheinnahme nicht mit Gewissheit zu sagen. Die Untersuchung der Lunge der Toten müsst ihr abwarten. Also, übt euch ein wenig in Geduld.«
Veronika Sommercamp schaut sich den Inhalt der von Dr. Monika Bieberstein übergebenen Plastiktüte an. Die Angaben auf dem Personalausweis und der Kreditkarte sind deutlich lesbar. Es handelt sich bei der Leiche um Saskia Jungblut, einer fünfzigjährigen Frau, die in Sommerfeld geboren wurde. Der gegenwärtige Wohnort bleibt den Augen der Kommissare verborgen. Die Information steht auf der Rückseite des Ausweises, die durch andere Papiere aus der Handtasche der Toten verdeckt wird.
»Einen Raubmord können wir zumindest auszuschließen«, bemerkt Veronika Sommercamp, »ich gehe davon aus, dass der Täter bei einer vorsätzlichen Tötung aus materiellen Beweggründen, die Kreditkarte nicht außer Acht gelassen hätte.«
Jens Knobloch nickt zustimmend und begutachtet nochmals sorgfältig den Inhalt der Tüte. »Wow, was haben wir denn hier«, ruft er und stößt einen leisen Pfiff aus.
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