30 Schüler zählt seine Sexta heuer, deutlich mehr als die 17 Schüler, die er im letzten Jahr unterrichtete. Die kleine Schule hat sich in diesem Jahr viel vorgenommen. Im Kollegium wurde die Einrichtung eines Schwimmkurses für den Sommer beantragt und duch das Ministerium für den Monat August genehmigt. Heinrich Schuchts Kollege, Zeichenlehrer Köller, soll dann den Schwimmunterricht leiten. An besonders heißen Tagen kann dann statt Turnuntericht auch mit den Schülern gebadet werden und im Winter bietet der nahe See Gelegenheit zum Schlittschuhlaufen. Weiterhin hat die städtische Behörde in Aussicht gestellt einen Bootssteg am Geserichsee zu errichten, um den Schülern Rudersport zu ermöglichen. Die vielen neu gegründeten Rudervereinen zeigen, dass diese Sportart in den letzten Jahren zunehmend an Beliebtheit gewinnt und die Seenlandschaft der Umgegend von Deutsch-Eylau ist wie geschaffen zum Rudern.
Heinrich Schucht wird das prächtige Wetter in dieser Woche nutzen, um mit seiner Klasse gleich morgen Nachmittag für Turnspiele in die umliegenden Wälder zu gehen. Einmal in der Woche, wenn es das Wetter erlaubt, legen die Klassenleiter großen Wert auf das Spielen im Freien. Die Gräfliche Forstverwaltung hat das Gesuch von Schulleiter Ganske wohlwollend gestattet und lässt unter Aufsicht eines Lehrers den Klassen Zutritt zu den Waldungen und an den Geserichsee.
Heinrich Schucht geht aus dem Konferenzzimmer in die benachbarte Lehrerbibliothek hinüber. Diese konnte durch Eigenmittel und Schenkungen deutlich erweitert werden. Er blättert interessiert in einigen Neuerwerbungen: „Menschenart und Jugendbilder“ von Grube, „Ein griechisches Lesebuch“ von Palleske, „Turnspiele“ von Eitner, „Das Rudern an den höheren Schulen Preußens“ von Schulze und „Die antiken Schlachtfelder“ von Wickenhagen müssen unter anderem noch einsortiert werden. Eine Besonderheit stellt als Neuzugang ein Exemplar von „Deutschlands Seemacht“ dar, die die Schule im Januar des Jahres im Auftrag Seiner Majestät des Kaisers als Prämie für die besonderen schulischen Leistungen eines Schülers erhalten hat. Aber auch die Schülerbibliothek ist auf einen beachtlichen Bestand von fast 300 Büchern angewachsen. Im größten Maße wurde aber die naturwissenschaftliche Sammlung erweitert. Der örtliche Hotelbesitzer Thielemann allein hat einen präparierten Fischreiher, einen Turmfalken, eine Krähe und ein Wiesel übergeben. Weitere Deutsch-Eylauer Bürger und Schülereltern haben einen Seekrebs, eine Seespinne, eine Kreuzotter und viele weitere Tiere gespendet. Die botanische Sammlung, die im Regal steht, stammt vorallem von Heinrich Schucht selbst. Er hat seiner Schule eine große Anzahl von Bildern zur Verfügung gestellt, um für eine Belebung des Unterrichts und die Förderung der Anschauung zu sorgen. Zufrieden kehrt Heinrich zurück ins Konferenzzimmer, um vor Ende der Pause noch ein wenig auszuruhen. Mit den Vorbereitungen für den großen Schulausflug am 27.Mai will Heinrich Schucht gleich morgen Abend beginnen. Er möchte mit seinen Schülern gerne durch den Kiefernwald des Schöneberger Forstes wandern, den Silmsee besuchen und anschließend am Waldschlößchen rasten. An den Ufern des Sees brüten viele verschieden Vogelarten, Kraniche und abertausende von Wildenten sind hier zu Hause. Vielleicht können sie auch einige Hirsche und Rehe an dem stillen Waldsee entdecken. Heinrich freut sich schon auf das Naturerlebnis und während er in Gedanken ist, betritt Schulleiter Ganske das Konferenzzimmer. „Herr Dr. Schucht, ich möchte Sie bitten für dieses Schuljahr die Festrede zum Kaiser-Geburtstag zu halten. Es ist eine Veranstaltung im großen Saal des evangelischen Gemeindehauses geplant. Herr Oberpräsident Delbrück und einige weitere wichtige Herren werden uns besuchen.“ Heinrich Schucht willigt ein und beide Lehrer kehren in ihre Klassenräume zurück, um den Unterricht für die aus der Pause zurückkehrenden Schüler fortzuführen.
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