Knut Voigt
Geschichten vom kleinen Wassertropfen
"Gute Nacht" Geschichten
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Inhaltsverzeichnis
Titel Knut Voigt Geschichten vom kleinen Wassertropfen "Gute Nacht" Geschichten Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Beginn Der Beginn Geschichten vom kleinen Wassertropfen Meiner jüngsten Tochter erzählt als sie in den Kindergarten ging; aufgeschrieben nach ihrem 18. Geburtstag. Neben der roten Tomatensoße blubberten die Nudeln im großen Topf. Sie waren fast fertig und Stephie hielt schon den Löffel in ihrem kräftigen Fäustchen. Vom Topf zogen Dampfschwaden aus dem offenen Küchenfenster hinaus. „Papa, was ist Dampf?“ fragte sie plötzlich. „ Ja das sind viele, viele kleine Wassertropfen und jeder hat seine Geschichte.“ – „Bitte, bitte eine Geschichte!“ Doch da waren die Nudeln fertig und die wollten nicht auf die Soße warten und Stephie weder auf die Soße noch die Nudeln. „ Weißt du Töchting, die Geschichte ist noch nicht da. Ich muss sie erst einfangen und werde sie dir heute Abend als Gutenachtgeschichte erzählen. Nun gehen manche Nachmittage schneller vorbei als Geschichten gefangen werden können, doch ich hatte eine. Eine Geschichte von einem ganz besonderen kleinen Wassertropfen. Es war einer von denen, die im Nudeltopf mitgeblubbert hatten.
Die Flucht aus dem Nudeltopf
Wie der kleine Wassertropfen eine Blume füttert
Abenteuer in der Gewitterwolke
Wie der kleine Wassertropfen den Schmutz besiegte
Das Abenteuer in der Eisenhöhle
Das Wettergeheimnis
Der Weinberg
Die Reise durch den Menschen
Der kleine Wassertropfen macht Urlaub
Was der kleine Wassertropfen in der Unendlichkeit erlebte
Bei den Drachen in der Unterwelt
Der kleine Wassertropfen im Wirbelsturm
Der Geburtstag
Impressum neobooks
Der Beginn
Geschichten vom kleinen Wassertropfen
Meiner jüngsten Tochter erzählt als sie in den Kindergarten ging;
aufgeschrieben nach ihrem 18. Geburtstag.
Neben der roten Tomatensoße blubberten die Nudeln im großen Topf. Sie waren fast fertig und Stephie hielt schon den Löffel in ihrem kräftigen Fäustchen. Vom Topf zogen Dampfschwaden aus dem offenen Küchenfenster hinaus.
„Papa, was ist Dampf?“ fragte sie plötzlich. „ Ja das sind viele, viele kleine Wassertropfen und jeder hat seine Geschichte.“ – „Bitte, bitte eine Geschichte!“
Doch da waren die Nudeln fertig und die wollten nicht auf die Soße warten und Stephie weder auf die Soße noch die Nudeln.
„ Weißt du Töchting, die Geschichte ist noch nicht da. Ich muss sie erst einfangen und werde sie dir heute Abend als Gutenachtgeschichte erzählen.
Nun gehen manche Nachmittage schneller vorbei als Geschichten gefangen werden können, doch ich hatte eine. Eine Geschichte von einem ganz besonderen kleinen Wassertropfen. Es war einer von denen, die im Nudeltopf mitgeblubbert hatten.
Die Flucht aus dem Nudeltopf
Es war gar nicht so leicht aus dem Topf zu kommen, obwohl kein Deckel drauf war. Erst mal die vielen Nudeln, dann das Gedrängel ... Also, ganz unten am heißen Topfboden da holte unser kleiner Wassertropfen so richtig Kraft. Er konnte sogar eine winzige Blase machen und nach oben sausen. Doch der Weg war lang und schwer und gefährlich wegen der Nudeln. Die waren schon richtig dick, wollten aber immer mehr Wasser aufsaugen. Alle kleinen Wassertropfen, die den Nudeln zu nahe kamen, wurden von ihnen verschluckt. So wurden die dicken Nudeln noch dicker. Also passte unser kleiner Wassertropfen auf, dass er den Nudeln aus dem Weg ging. Der Aufstieg nach oben war aber immer noch lang und seine Kraft reichte zwei Mal nicht. Erschöpft musste der kleine Wassertropfen umkehren, weil zu viele andere Wassertropfen seine Kraft weggenommen hatten. Er schloss die Augen und trudelte zum Topfboden nach unten.
Doch beim dritten Mal erwischte er eine besonders heiße Topfstelle und schaffte es, mit vielen anderen kleinen Wassertropfen eine besonders große und richtig heiße Dampfblase zu bauen. In ihrer Blase schaukelten, wackelten und blubberten sie alle nach oben. Vorbei an den gierigen Nudeln und an allen anderen Wassertropfen bis zum Topfrand. Dort passierte etwas Wunderbares! Der kleine Wassertropfen konnte fliegen. Fliegen war noch viel schöner als blubbern. Mit einem Mal war der Topf ganz klein. Die Küche wurde sogar zu eng.
„Pass auf: nicht an die Fensterscheibe! Dort wirst du abgewischt!“schrie ein Nachbartropfen unserem kleinen Wassertropfen ins Ohr. Da war er aber schon aus dem offenen Fenster hinaus und hatte so viel Platz wie noch nie. Besonders nach oben. Und dort flog unser kleiner Wassertropfen jetzt hin. Flog immer höher. So hoch, dass das ganze Haus so klein wie ein Bauklötzchen aussah. Beim Fliegen machte er sich unsichtbar. Keiner konnte ihn sehen aber er war trotzdem die ganze Zeit da und flog immer höher. So hoch, dass die ganze Stadt nur noch so groß war wie die Gartenwiese. Der kleine Wassertropfen blickte sich um und sah immer mehr weiße Schwaden in der Luft. Er schwebte jetzt wie in einem großen Wattehaufen. Die Erde war gar nicht mehr zu sehen.
Dem kleinen Wassertropfen wurde kalt und er zitterte. „ Warum ist ihm kalt, es ist doch Sommer“, fragte Stephie. „Er war schon so hoch, höher als die höchsten Berge und auf denen liegt selbst im Sommer Schnee, weil es da oben so kalt ist.“
Als der kleine Wassertropfen schon vor Kälte klapperte sah er ein Stäubchen schweben. Das Stäubchen war so winzig wie er selbst und der kleine Wassertropfen kuschelte sich flink an das Stäubchen. So zusammen war es gleich nicht mehr so kalt und das Stäubchen konnte auch sehr gut fliegen. Leider blieben die beiden nicht lange allein. Immer mehr und immer dickere und frechere Wassertropfen drängelten sich an das kleine Stäubchen. „Nicht so drängeln – wir stürzen sonst noch ab“ rief der kleine Wassertropfen. Aber die anderen konnten nicht hören und drängelten immer dichter heran. „Genau wie im Kindergarten, da können die Jungs auch nicht hören“, sagte Stephie und nickte weise. „Genau“ Ja und als dann ein besonders dicker Tropfen nach dem Stäubchen grabschte war es passiert. Die Luft konnte das Stäubchen mit den vielen kleinen Wassertropfen, die sich alle angeklammert hatten, nicht mehr halten und ließ einfach los. Sie sausten alle zusammen runter. Puh, war das schnell. „Schneller als mein Fahrrad?“ !“Noch viel schneller als ein Auto!“– „So schnell?“ Ja so schnell rasten alle Tropfen zusammen auf die Erde zu. Unserem kleinen Wassertropfen wurde ganz schlecht und er klammerte sich an das Stäubchen. Immer schneller stürzten sie nach unten. Wie sollte das nur enden, da kann man sich ja alle Knochen brechen. „Wassertropfen haben doch keine Knochen, Papa“. Ja zum Glück, denn jetzt schlugen die Wassertropfen auf einen Stein auf. Alle ließen vor Schreck das Stäubchen los und unser kleiner Wassertropfen hopste neben eine rote Blume. Gerade als er die schöne Blume begrüßen wollte, wurde es dunkel um ihn und er konnte die Blüte nicht mehr sehen. „Was ist denn nun los“, fragte er erstaunt.
Doch das ist schon der Anfang einer neuen Geschichte.
Wie der kleine Wassertropfen eine Blume füttert
Der kleine Wassertropfen war unter der Erde. Die Erde hatte schon auf ihn gewartet und ließ ihn gern zu sich herein. Die braunen Krümelchen dufteten vor Freude, denn es hatte lange nicht geregnet. Als sich der kleine Wassertropfen nach unten schlängelte traf er auf ein helleres Krümelchen. Es sah aus wie ein Steinchen. Das Steinchen kuschelte sich überraschend an den kleinen Wassertropfen an. „Wie sich mein Teddy Bingo immer ankuschelt?“ fragte Stephie. „Wie dein Teddy Bingo“. Aber doch anders, denn kaum hatte sich das helle Steinchen angekuschelt war es verschwunden. „Wo bist du denn hin?“ fragte der kleine Wassertropfen. „Ich bin bei dir, aber unsichtbar. Du hast mich aufgelöst“, antwortete das helle Steinchen direkt aus dem runden Bauch des kleinen Wassertropfens. „Ich habe dich aufgelöst? Das stimmt nicht! Ich habe gar nichts gemacht!“rief der kleine Wassertropfen empört. „Ist doch egal, jedenfalls sind wir jetzt zusammen“.
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