Germar Wiehl
Im Zeichen der Zwillinge
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Inhaltsverzeichnis
Titel Germar Wiehl Im Zeichen der Zwillinge Dieses ebook wurde erstellt bei
Prolog Prolog O schaurig ist's übers Moor zu gehn, Wenn es wimmelt vom Heiderauche, Sich wie Phantome die Dünste drehn Und die Ranke häkelt am Strauche, Unter jedem Tritte ein Quellchen springt, Wenn aus der Spalte es zischt und singt, O schaurig ist's übers Moor zu gehn, Wenn das Röhricht knistert im Hauche! … Annette von Droste-Hülshoff (Auszug aus "Der Knabe im Moor") Die Handlungen des Romans sind fiktiv, auch wenn sie mitunter in stattgefundene Ereignisse eingebunden sind. Die handelnden Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Einige erwähnte Lokale und Hotels gibt es tatsächlich.
Spurlos verschwunden
Leben wie Gott in Frankreich
Viktors Recherchen
Die Mosers
Aus Josef wird Joe
Joes große Liebe
Die Protagonisten
Experten und beste Freunde
Joes Heimkehr
Alte Liebe rostet nicht
Abenteuer in Florida
Neues Domizil
Joe kann's nicht lassen
Das neue Projekt
Sozialer Abstieg
Tourette-Syndrom
Schicksalsschlag
Felix, der Glückliche
Die Energiewende
Ein anonymer Brief
Aufmerksamer Nachbar
In die Enge getrieben
Mistral
Max denkt nach
Mühle, Meer und mehr
Zweikampf
Schüsse zum Abschied
In Vino Veritas
Jochberg
Hetzjagd
Felix, der Unglückliche
Fragen über Fragen
Es geschehen noch Wunder
Die Wandlung
Eine unglaubliche Geschichte
Kripo Rosenheim
Verrechnet
Ein geheimnisvoller Traum
Verweise
Quellenangabe
Impressum neobooks
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt,
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche! …
Annette von Droste-Hülshoff
(Auszug aus "Der Knabe im Moor")
Die Handlungen des Romans sind fiktiv, auch wenn sie mitunter in stattgefundene Ereignisse eingebunden sind. Die handelnden Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Einige erwähnte Lokale und Hotels gibt es tatsächlich.
August 2013
Ein glutheißer Tag. Vögel zwitscherten, der Springbrunnen plätscherte, es roch nach frisch gemähtem Gras, würzig duftete der Garten. Die Hitze ließ allmählich nach, ein laues Lüftchen kam auf, Zeit sich einen Aperitif zu gönnen. Jonas servierte Prosecco am Teich. Nach einem hektischen Arbeitstag wollte er nun mit seiner Frau Clara die Ruhe und die Abendsonne genießen.
Im unbebauten verwilderten Nachbargrundstück raschelte es, da bewegte sich was im Gebüsch. Neugierig beobachteten sie, was sich da drüben tat. Die Grashalme wogten, etwas Schwarzes lugte hervor. Eine Schwanzspitze! Ein Sprung! Ein schwarzer Kopf tauchte auf und schon hing ein stattlicher Kater am Maschendrahtzaun und zog sich nach oben. Nach dem Klimmzug hielt das Tier erst mal inne, schaute sich vorsichtig um, sah zwei Menschen am Teich sitzen, überlegte kurz und wagte den Sprung in den Garten. Eine Weile blieb der Besucher reglos stehen, beobachtete die beiden, nahm Blickkontakt auf und kam langsam näher.
»Ja, wer bist du denn?«, fragte Jonas freudig erstaunt.
»Mau!«, antwortete der Kater und berührte Claras Bein mit seinem weichen Fell.
Der nächste Morgen brachte wieder einen Sommertag mit strahlend blauem Himmel. Es duftete nach Kaffee. Obst, Croissants und frische Semmeln standen auf dem Tisch. Während sich die zwei das Frühstück schmecken ließen, sprang der Kater von gestern über den Zaun, gesellte sich zu ihnen und schaute Jonas erwartungsvoll an.
»Willst wohl auch was zum Frühstück, schwarzer Kater?«, vermutete Jonas und holte ein Scheibchen Gelbwurst aus der Küche. Der Gast ließ sich nicht lange bitten, genüsslich verzehrte er den angebotenen Happen. So plötzlich wie er aufgetaucht war, verschwand der Kater wieder.
Jonas widmete sich dem Bayernteil der SZ und stieß auf die Schlagzeile "Mann im Chiemgau vermisst - Mord im Moor?" Beim Weiterlesen ließ er die Zeitung sinken, stierte vor sich hin und stammelte mit tränenerstickter Stimme: »Das kann nicht sein! Das darf nicht sein! Das gibt es nicht! Das kann doch nicht wahr sein!«
»Was ist denn los? Was ist passiert?«, fragte Clara erschrocken.
»Joe! Joe Moser! Vermisst! Auf mysteriöse Weise bei Grassau verschwunden! Vermutlich ermordet!«
Jetzt war auch Clara fassungslos.
»Das kann ich nicht glauben! Lies vor!«
»Da steht: Joe Moser, ein international anerkannter IT-Fachmann und Spezialist für Security aus dem Chiemgau wird seit gestern vermisst. Beamte der Polizeiinspektion Grassau haben seinen Porsche Cayenne in der Nähe des stillgelegten Torfbahnhofs in der Kendlmühlfilzen sichergestellt. Nach Zeugenaussagen fuhr der Mann immer abends in das Moorgebiet, um dort mit seinem Kater spazieren zu gehen. Nachdem er zu einer Verabredung nicht erschienen und auch am nächsten Tag zu Hause nicht anzutreffen war, hatte seine Nachbarin die Polizei verständigt …«
»Weiter! Lies weiter!«
»Die Polizei fand im Moor ein mit Blut getränktes Taschentuch, ein Verbrechen ist nicht auszuschließen. Eine umfassende Suche im Moor wurde eingeleitet, bis jetzt ohne Ergebnis.«
»Um Gottes Willen!«
Clara kamen die Tränen, sie schluchzte laut auf, etwas Furchtbares musste geschehen sein. Jonas lief es eiskalt über den Rücken, es war als würde sein Herz stillstehen, ein tiefer Schmerz lähmte ihn, für Minuten saß er da wie paralysiert.
»Nein, nein, nein«, brach es schließlich aus ihm heraus, »nicht Joe, doch nicht Joe!«, und er starrte entsetzt in die Ferne. Für Clara und Jonas war der Tag gelaufen, sie verharrten in Schweigen und waren nicht mehr in der Lage, Gedanken vernünftig zu Ende zu bringen, wussten nicht, wie sie mit dieser schrecklichen Nachricht umgehen und was sie denn nun weiter tun sollten.
Am nächsten Morgen fassten sie konkrete Pläne: Zuerst wollten sie nach Bad Aibling zum Moser Hof fahren. Das war Joes Elternhaus, sein Zwillingsbruder Max lebt dort mit seiner Frau Franziska und der Tochter Martina.
Wehmütig dachte Jonas an die gemeinsame Studentenzeit zurück. Oft und gern hat er seinen Kommilitonen Joe auf dem Hof besucht, da fühlte er sich wie zu Hause und gehörte fast schon zur Familie.
Clara und Jonas wollten mit den Mosers reden, dann in Grassau Joes Nachbarin befragen, mit der Grassauer Polizei Kontakt aufnehmen und den Tatort in der Kendlmühlfilzen aufsuchen.
Clara fragte: »Kennst du eigentlich die Kendlmühlfilzen?«
»Ja, vor ein paar Jahren war ich da mal mit Joe. Soviel ich weiß, ist es eines der größten Moorgebiete in Bayern, es liegt ganz in der Nähe von Grassau. Joe liebte diese Landschaft. Mir hat er mal gesagt, dass ihn diese Gegend an die Everglades in Florida erinnert und an die wunderbare Zeit, die er mit Patricia dort verbracht hatte«, erzählte Jonas sichtlich bewegt.
Das Treffen mit Max und Franziska war alles andere als informativ oder gar aufklärend. Franziska flennte vor sich hin, war wieder angetrunken, schickte böse Blicke in Richtung ihres Mannes, murmelte unverständliche Wortfetzen, die sich wie Vorwürfe gegen Max anhörten. Der war wortkarg, steinern, schimpfte auf die Polizei, die ihn schon mehrmals vernommen hatte.
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