Walter Berner
TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz (5): Testflug zum Deneb
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Inhaltsverzeichnis
Titel Walter Berner TERRA FUTURA - TESECO im Einsatz (5): Testflug zum Deneb Dieses ebook wurde erstellt bei
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Impressum neobooks
TERRA FUTURA
„ Testflug zum Deneb“
Die Hauptpersonen des Romans:
Thoo-Aran-Akima
Der Angehörige der norakischen Integritätsbewahrung geht auf große
Expedition mit Außernorakischen
Tom Carna, Nomo Teniate, Glenn Stark, Harriet James, Karin Schroeder
und Hanne Arminos
Die Kommandocrew der N'YAN NOR erkundet ferne Welten
Jeremia Youlou
Dem USF-Oberst bekommt ein Zwischenstopp überhaupt nicht
Roy Anthony
Der blonde Brite auf Abwegen in unbekanntem Terrain
Sarojini Nehru
Ein winziges Insekt wird der Exobiologin fast zum Verhängnis
Es war ein milder Abend und die ersten Sterne funkelten am Firmament hoch über dem Er-Nog-Taa-Kontinent Nor-Akimas. Die Sonne Nor stand als riesiger Ball, in einem dunklen Orangeton glühend, wie der, den überreife Neihja-Früchte hatten, tief im Westen über dem Horizont und überschüttete die Akima-Tarr-Bucht mit ihrem Licht, so dass es aussah, als füllte kein Wasser den fast kreisrunden, flachen Meereseinschnitt, sondern flüssiges Feuer. Es war ein prachtvoller, grandioser Anblick, den Thoo-Aran-Akima vom umlaufenden Balkon seines kugelförmigen Hauses aus genoss.
Von See her wehte eine kühle Brise heran, die den würzigen Duft von Salz und Tang mit sich trug und die hoch gewachsene, schlanke Gestalt des Noraki ein wenig frösteln ließ. Er zog sein hellbraunes, weites und wallendes Toomi-Gewand enger um sich und verschränkte seine Arme vor dem Brustkorb.
Der Blick seiner drei Augen wanderte langsam vom offenen Flachmeer hinein in die Bucht und hinüber an deren gegenüberliegendes Ufer, wo das Lichtermeer Norakeens, der Hauptstadt des Planeten, in der Ferne glitzerte und sich mit dem Sternenhimmel darum stritt, wer die größere Pracht entfaltete. Dahinter, im schwindenden Tageslicht kaum noch zu erkennen, erhob sich das Taa-Man-Zan-Tafelgebirge, mit dem wunderbaren Hochwald von Elor. Und jenseits des Gebirges, so wusste der noch junge Mann, erstreckte sich das Gebiet des Zentral-Raumhafens von Norakeen.
Dort würde Thoo-Aran-Akima in wenigen Tagen ein Raumschiff besteigen, welches ihn zum fernen Planeten Terra bringen sollte, der Heimatwelt ihrer neuen Verbündeten und Freunden, den Terranern. Die Hauptbehörde des technischen Elitariats hatte einen fähigen Offizier der Integritätsbewahrung, also der norakischen Raumflotte angefordert, als Teilnehmer eines Testfluges. Einem Forschungsteam aus Zweiaugen und Noraki war es nach der erfolgreichen Abwehr der Invasion des Sonnensystems gelungen, aus den zerstörten und beschädigten Raumschiffen der Invasoren wertvolle Daten zu gewinnen, die zur Weiterentwicklung der Triebwerkstechnik führten, eine Synergie aus drei unterschiedlichen Technologien. Dies hatte zur Entwicklung des Prototypen eines neuen, wesentlich leistungsfähigeren Hyperantriebs geführt, und das in der Rekordzeit von nur neun Monaten, nach Erdzeit gerechnet, sieben Zählperioden nach norakischer Zeitrechnung. Momentan wurde der neue Antrieb in ein Experimentalschiff eingebaut und eine Fernexpedition, ein Testflug vorbereitet. Daran sollte natürlich auch ein Noraki teilnehmen. Und so war die Wahl auf ihn gefallen, auf Thoo vom Stamme der Aran des Volkes Akima, der es, trotz seiner jungen Jahre, schon zum Offizier an Bord eines Schiffes der Integritätsbewahrung gebracht hatte. Er zeichnete sich durch hohe Intelligenz, rasche Auffassungsgabe und ein ausgeprägtes technisches Verständnis aus. Eine große Ehre für einen noch relativ jungen Noraki.
Und doch beherrschten Thoo-Aran-Akima doch eher gemischte Gefühle, wenn er an die bevorstehende Aufgabe dachte. Er war noch nie mit außernorakischen Wesen zusammen gewesen. Zudem stand der Beginn des Kontaktes mit den Terranern unter keinem guten Stern. Eine hyperphysikalische Störungszone hatte den Kontakt Nor-Akimas mit dem Teil der Galaxis, den die Menschen besiedelten, für viele hundert Jahre stark behindert oder ganz unterbrochen. Aus diesem Grund wussten die Menschen umgekehrt bis vor kurzem auch nichts von den Noraki.
Als das Phänomen der Barriere schließlich abflaute, stellte man auf Nor-Akima schockiert fest, dass sich Außenposten Terras praktisch im Vorgarten des eigenen Bereichs befanden. Die norakische Führung, vor allem in den Befehlsetagen der Integritätsbewahrung, reagierte hektisch, unüberlegt und ohne gründliche Auswertung aller ermittelten Fakten. Dies verleitete zu einem Angriff auf den irdischen Mond und gipfelte in der Vernichtung des Sadir-Systems durch die Flotte Nor-Akimas. Erst dann griff die Regierung, der Nor-Dom, ein und entzog dem Kommando der Integritätsbewahrung die Befehlsgewalt und sorgte für umgehende Einstellung aller aggressiven Handlungen. Denn die Auswertung sämtlicher Fakten belegte nämlich, dass zu keine Zeit eine bewusste expansive Provokation seitens Terra vorlag, und die Einschätzung auf norakischer Seite in kulturell-gesellschaftlicher Hinsicht groben Fehlinterpretationen erlegen war. Man hatte also große Schande auf sich geladen.
Erst, als die Erde von einer fremden Robotflotte existenziell bedroht wurde, bot sich die Chance für die Noraki, sich von der Schuld rein zu waschen, indem man der bedrohten Menschheit zu Hilfe eilte. Kooperation sollte ab diesem Zeitpunkt die Konfrontation ersetzen und man nahm umgehend Verhandlungen auf, um dem interessanten Konstrukt der Stellaren Union beizutreten. Der Angriff durch die Invasionsflotte zeigte nämlich mehr als deutlich, dass man gemeinsam besser aufgestellt war, in einem riesigen Universum voller möglicher Gefahren und Unwägbarkeiten.
Doch all das tröstete Thoo-Aran-Akima für den Moment wenig. Er würde für viele Zählperioden seinen Lebenspartner Zktar-Frena-Akima, und ihre derzeitige Kindespartnerin Ulena-Okur-Akima nicht sehen können. Ulena erwartete einen Nachkommen und würde in einigen Zählperioden einen Würmling gebären und ihn anschließend in ihrer Bruttasche für sieben weitere Zählperioden austragen, bis er reif genug war, normale Nahrung zu sich zu nehmen und unabhängig von seiner Mutter zu existieren. Ab dann wäre Pflege und Erziehung die Sache der gesamten Dreiergemeinschaft. Thoo hatte immer gehofft, den Moment der Geburt miterleben zu können, doch dies war nun unmöglich. Das stimmte ihn sehr traurig.
Er hörte ein Geräusch hinter sich und wusste, ohne sich umzudrehen, dass es sein Lebenspartner Zktar war, der da den breiten Balkon betrat.
„Thoo, mein Gefährte ...“, ertönte dessen sanfte Stimme hinter seinem Rücken.
„Es wird kühl hier draußen, und du bist viel zu dünn bekleidet. Möchtest du nicht wieder hereinkommen?“
Zktar, die gute Seele, sein ruhender Pol. Thoo pries die Götter Nor-Akimas, dass sie ihrer beider Wege einst zusammengeführt hatten. Auf Zktar würde er sich immer verlassen können und er war es, den er in der kommenden Zeit am schmerzlichsten vermissen würde.
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