Titelseite Wilhelm Cremer Die Entdeckung der Erde Wie Christoph Kolumbus, James Cook, Francis Drake und andere große Entdecker die Kontinente erschlossen Wikingerschiff
Altertum und Mittelalter.
Die Reisen des Marco Polo.
Christoph Kolumbus.
Vasco da Gama.
Fernando Cortez.
Francisco Pizarro.
Ferdinand Magalhaes.
Francis Drake.
James Cook.
Naturwissenschaftliche Forschungsreisen.
Der dunkle Erdteil.
Im Herzen Asiens.
Die nordwestliche und nordöstliche Durchfahrt.
Die Eroberung des Nordpols.
Die Entschleierung des Südpols.
Impressum
Wilhelm Cremer
Die Entdeckung der Erde
Wie Christoph Kolumbus, James Cook, Francis Drake und andere große Entdecker die Kontinente erschlossen
Wikingerschiff
Altertum und Mittelalter.
Lange Zeit, bevor noch die ersten geschichtlichen Ueberlieferungen aus dem Dunkel menschlicher Vergangenheit auftauchen, hat es schon auf der Erde einen ausgedehnten Handelsverkehr gegeben, sind wagelustige Seeleute ohne Kompass und Karten über weite und stürmische Meere gefahren, haben kühne Kaufleute durch die Sonnenglut der Wüsten und die eisigen Schrecken der Gebirgsländer ihren Weg gefunden. Kulturen sind entstanden, die ihre Beziehungen über ganze Erdteile ausgedehnt haben, und sie sind wieder vergangen, ohne dass von ihnen kaum mehr als ein Name übriggeblieben ist. Grosse Völkerstämme sind von ihren Wohnsitzen vertrieben worden und kämpfend in weite Fernen gewandert. Sie haben Länder verwüstet und Staaten zerstört und sind dann selbst wieder die Begründer neuer Staaten geworden. Und zu allen Zeiten haben sie mit ihren Nachbarn Tauschverkehr und Handel getrieben. Was irgendein Land an Schätzen und Kostbarkeiten, an nützlichen und wertvollen Erzeugnissen bot, das wurde auch ausgeführt und auf Lasttieren oder Schiffen bis zu den fernsten Punkten der Erde geleitet. Dabei müssen schon in diesen vorgeschichtlichen Zeiten ganz erstaunlich kühne und weite Seereisen gemacht worden sein, soweit wir uns nach den Funden der Archäologen ein Urteil erlauben dürfen. Wir wundern uns noch heute über die Kühnheit der Normannen, die schon ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus auf ihren offenen Booten Nordamerika entdeckt und eine Zeitlang besiedelt haben. Aber bereits unendlich viel früher hat es vielleicht Beziehungen zwischen Afrika und Südamerika gegeben. Anders lassen sich die peruanischen Pyramiden und die sonstigen Uebereinstimmungen mit der ägyptischen Kultur, ebenso wie die dortigen Nachbildungen von Elefanten, nicht erklären.
Die ältesten geschichtlichen Nachrichten über die Erdkunde verdanken wir griechischen Schriftstellern, und ein griechischer Dichter, Homer, hat uns auch die erste Landkarte gegeben. Es war der im 18. Gesang der Ilias beschriebene Schild des Achilles, auf dem der ganze Umkreis der damals bekannten Welt abgebildet war. Homer dachte sich die Erde als eine runde, rings vom Okeanos umflossene Scheibe. Die Sonne stieg des Morgens aus dem Okeanosfluss im Osten empor, tauchte abends im Westen wieder hinein und wurde während der Nacht auf einem goldenen Wunderschiff um die finstere Nordhälfte herum nach Osten zurückgebracht. Der Mittelpunkt der Erdscheibe war natürlich Griechenland mit dem Olymp. Durch das Schwarze, das Aegäische und das Mittelländische Meer wurde die Erde in zwei Teile geteilt, in eine nördliche Hälfte, die sich in das Dunkel der Kimmerier verlor, und in eine hellere südliche, die hauptsächlich Afrika umfasste, das im Altertum Libyen genannt wurde. Im Westen bildete die Strasse von Gibraltar, damals schon die Säulen des Herkules genannt, die Grenzen der Welt; der Osten ging bis Kolchis. Genau beschrieben werden nur Griechenland und ein Teil Kleinasiens. Italien war Homer unbekannt, doch erwähnt er Aegypten mit dem hunderttorigen Theben und die handeltreibenden Phönikier.
Die Erde nach Herodot.
Erst allmählich vergrösserten sich die geographischen Kenntnisse der Griechen, und um 450 v. Chr. bereiste dann Herodot Vorderasien, Nordafrika mit Aegypten und Skythien und beschrieb nach eigenen Anschauungen und genauen Erkundigungen die damals bekannten Länder. Auch für Herodot, dessen Weltbild so wesentlich grösser ist als das der homerischen Zeit, ist Europa der grösste Erdteil, der die ganze nördliche Erdhälfte einnimmt. Die Nord- und Ostgrenzen Europas kennt er nicht. Wohl aber kennt er Spanien, Italien, Thrakien und als grössten europäischen Fluss den Ister, die heutige Donau. Auch das heutige Südrussland, das Land der Skythen, beschreibt er. Asien kennt er bis Indien ziemlich genau, und er schildert schon Arabien. Seine Hauptdarstellung von Asien aber gilt dem damals sehr ausgedehnten Persien. Nach Afrika reiste er zu Schiff über das Mittelmeer und durchforschte recht gründlich Aegypten, das er südlich bis zur Stadt Elefantine besuchte. Er beschreibt das Wunderland, seine Bauten und seine Kultur ausführlich und erzählt auch, dass etwa um das Jahr 600 v. Chr. der König Necho von Aegypten durch phönikische Seeleute Afrika vom Roten Meer aus umsegeln liess. Diese Phönikier segelten nach Süden, und wenn es Herbst wurde, gingen sie ans Land und besäten ein Feld. Erst wenn sie dann eingeerntet hatten, fuhren sie weiter, so dass sie im dritten Jahre durch die Säulen des Herkules wieder nach Aegypten zurückkamen. Dabei erzählten sie, dass sie bei der Umsegelung Afrikas die Sonne im Norden gesehen hätten, was Herodot ganz und gar nicht glauben will. Uns aber ist gerade diese Angabe ein Beweis, dass sie sich wirklich auf der Südhälfte der Erde befunden haben. Westwärts kam Herodot wahrscheinlich bis nach Karthago, so dass er also diese Teile Afrikas aus eigener Anschauung schildert. Was er aber über die Völker südlich der Libyschen Wüste sagt, die er Aethiopier nennt, das ist mit allen möglichen Fabeln der Zeit geschmückt und zum Teil sehr phantastisch.
Karthago, ursprünglich eine phönikische Kolonie, war damals die Beherrscherin des Mittelländischen Meeres und hatte auf den grösseren Inseln und in Spanien Kolonien. Die Karthager besassen keine Scheu vor den Säulen des Herkules und drangen kühn in den Atlantischen Ozean vor bis zum heutigen Irland. Wie gross ihr Unternehmungsgeist war, zeigen zwei Entdeckungsreisen, die gerade zur Zeit Herodots von ihnen unternommen wurden: die Reise Hannos an der Westküste Afrikas entlang und die Himilkos nach den Nordküsten von Europa.
Der kurze Bericht Hannos ist in einer griechischen Uebersetzung erhalten geblieben und so interessant, dass man das Wichtigste daraus mitteilen muss. Mit 60 Fahrzeugen, auf denen sich 30 000 Männer und Frauen befunden haben sollen, fuhr Hanno durch die Strasse von Gibraltar nach Süden und gründete nach zweitägiger Fahrt eine Stadt, die er Thymiaterion nannte. Er umsegelte dann das Libysche Vorgebirge Soloe, gründete an der Küste noch mehrere Städte und gelangte schliesslich an die Insel Kerne (wahrscheinlich eine der Kap-Verde-Inseln oder die Insel Arguia).
»Von da aus«, heisst es in dem Bericht, »fuhren wir in einen grossen und breiten Fluss hinein, der voll von Krokodilen und Flusspferden war. Darauf segelten wir nach Süden an einer Küste entlang, die von Aethiopiern bewohnt war. Sie flohen bei unserer Annäherung, und unsere lixitischen Dolmetscher verstanden ihre Sprache nicht. Am zwölften Tage erreichten wir grosse Berge, die mit wohlriechenden Bäumen von verschiedenen Farben bedeckt waren, und befanden uns nach zwei anderen Tagereisen in einem sehr grossen Meerbusen, an den eine Ebene stiess.
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