Tobias Kaestli - Was war, ist wahr

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Was der Autor aus seinem Leben erzählt, ist sowohl individuell als auch allgemein, sowohl persönlich-privat als auch Teil der Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Geschichte enthält familiär bedingte Züge und ist doch vor allem zeitbedingt; sie ist typisch für einen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen und in günstigen Umständen aufgewachsenen Schweizer, der die Spannung zwischen der eigenen Privilegiertheit und der Armut und Not anderer Menschen spürt. Der Ausbruch aus dem bürgerlichen Milieu führt während des Studiums in der Zeit der Achtundsechziger Bewegung ins linksradikale Lager. Aufenthalte in Paris, London, Kalifornien und Ghana eröffnen eine neue, differenziertere Sicht auf die Welt.

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Jeden Tag fuhr ich mit dem Zug von Biel nach Bern an die Uni. Im Zug traf ich andere Studierende. Jean-Pierre Wolf hatte sich an der Sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eingeschrieben. Ich hatte gerade die «Dynamische Gesellschaft» von Richard Fritz Behrendt gelesen, und im Zug diskutierte ich mit Jean-Pierre darüber. Er äusserte sich ziemlich abwertend über Behrendt, der ein bürgerlicher Soziologe sei und davon ausgehe, dass es Klassengegensätze nicht mehr gebe oder dass sie jedenfalls keine wesentliche Rolle spielten. Linke, gesellschaftskritische Ansätze seien viel interessanter. «Ich bin froh», sagte er, «dass Behrendt von der Uni Bern weg ist und wir jetzt Urs Jaeggi haben.»

«Du kannst doch nicht einfach Teile der heutigen Soziologie von vornherein abschreiben und dich nur auf linke Soziologen einlassen», erwiderte ich.

«Warum nicht? Alles können wir sowieso nicht wissen. Wir müssen uns entscheiden, was uns wichtig ist. Ich bin parteilich, ich gehöre zur Linken.»

«Das finde ich ein wenig borniert. Als Studenten müssen wir doch offen sein, uns mit möglichst vielen Theorien auseinandersetzen.»

«Sicher, aber irgendwo müssen wir auch eine eigene Haltung haben. Es gibt keine allgemeingültige Wahrheit, aber aus meiner Perspektive, von dem her, was ich voraussetze, kann ich entscheiden, was ich gut und was ich schlecht finde. Und dass von bürgerlicher Seite aus immer wieder Lügen in die Welt gesetzt werden, die dazu dienen, gesellschaftliche Ungerechtigkeit zu kaschieren oder zu rechtfertigen, scheint mir offensichtlich.»

Darauf wusste ich nichts zu erwidern. Was Jean-Pierre sagte, imponierte mir einerseits, andererseits verursachte es mir Unbehagen. Ich versicherte mich meiner Meinung, indem ich ins Tagebuch schrieb: «Man sollte sich die Fähigkeit, zu fragen und sich nicht festzulegen, immer bewahren. Nur so kann man vermeiden, in eine Einbahnstrasse zu geraten. Armand Gatti sieht das Leben so: zuerst mehrspurig, dann durch gesellschaftliche Konventionen immer mehr verstümmelt, bis es eine Einbahnstrasse ist. Das mehrspurige Leben ist vielleicht mühsamer. Doch der Verzicht auf die Leitplanken, die Offenheit gegenüber allem, bringt einen grossen Reichtum in mein Leben. So lebt der Künstler. Das künstlerische Schaffen hilft ihm, dieses Leben zu bewältigen.»

War es mein heimlicher Wunsch, Künstler zu werden, so wie der französische Schriftsteller, Theater- und Filmregisseur Armand Gatti? Nein. Ich fand lediglich, die Künstler seien die interessanteren Menschen; mit ihnen wollte ich mich auseinandersetzen, ohne mich mit ihnen zu identifizieren. Nachdem ich Pasolinis Film «Il Vangelo secondo Matteo» gesehen hatte, dachte ich darüber nach, welche Absichten er als Regisseur hatte. Gleichzeitig fasziniert und abgestossen davon, wie er Christentum und Kommunismus miteinander verquickte, fühlte ich mich zur Frage angeregt, was eigentlich die Botschaft der Evangelien sei. «Pasolini zeigt liebevoll einzelne Menschen», notierte ich, «doch die Liebe zum Menschen muss zurückstehen hinter einem Fanatismus, der durch eine Revolution absolute Ansprüche befriedigen will. Jesus sagt: ‘Ich bringe das Schwert und nicht den Frieden.’ Er ruft zur Revolution auf. Als er stirbt, stürzen Mauern ein. So hat der Kommunist Pasolini das Evangelium verfilmt. Hat er damit die Botschaft des Rabbi Jesus anschaulich gemacht oder doch eher seine kommunistischen Ideen? Oder ging es ihm darum, die Bibel zu entlarven, die eben nicht nur eine Botschaft der Liebe ist? Gehört das Christentum in die Kategorie eines gewalttätigen Fanatismus, wie es der Kommunismus in der Zeit der Russischen Revolution war? Oder hat Pasolini die Bibel falsch verstanden? Oder wird sie von der heutigen Kirche falsch ausgelegt? Durch den Film habe ich zum ersten Mal vernommen, dass Jesus das Volk in demagogischer Art auf die Pharisäer hetzte. Diese Seite von Jesus wird von der Kirche verschwiegen, denn jetzt ist sie es, welche die bestehende Ordnung aufrechterhalten will.» – Solche Notizen verfasste ich zuhauf, und unmittelbar danach hatte ich jeweils das beglückende Gefühl, ich hätte etwas Wichtiges gelernt oder etwas diffus Gewusstes sei mir klarer geworden. Später kamen mir meine Erkenntnisse dann jeweils banal vor.

1 Universität

An meinem ersten Tag an der Uni band ich mir eine Krawatte um, weil ich meinte, das gehöre sich so für einen Studenten. Ich musste dann feststellen, dass die meisten Kommilitonen in Hemd und Pullover herumgingen. Die Studentinnen trugen hübsche Röcke oder Jupes und Blusen, ihre Haare waren toupiert. Unter einander war das förmliche «Sie» nicht mehr üblich; man duzte sich. Die Professoren aber hielten an den alten Formen fest, erschienen in Anzug und Krawatte, liessen sich mit ihrem Titel ansprechen und sprachen ihrerseits die Studentinnen mit Fräulein und die Studenten mit Herr Soundso an. Ihre Vorlesungen und Seminare kündigten sie auf handgeschriebenen Zetteln an, die im Kasten in der Eingangshalle des Hauptgebäudes der Uni mit Reissnägeln befestigt waren. Die Studierenden konnten auswählen, welche Lehrveranstaltung sie besuchen wollten; die Studienfreiheit war fast absolut. Die Universität war ähnlich strukturiert wie einst die katholische Kirche. Die Inhaber eines Lehrstuhls, die Ordinarien, standen zuoberst in der Hierarchie. Weiter unten tummelten sich Honorarprofessoren, Privatdozenten, Lehrbeauftragte, Oberassistenten, Assistenten und Hilfsassistenten. Auf allen Stufen gab es, mit wenigen Ausnahmen, keine Frauen. Die Ordinarien nahmen an den Fakultätssitzungen teil, die von einem Dekan geleitet wurden. Das Leitungsgremium der Gesamtuniversität war der Senat, dessen Vorsitzender der jährlich wechselnde Rektor war. Die Universität verstand sich als alma mater , als Nährmutter aller Wissensdurstigen, und als autonome Gelehrtenrepublik, die sich gegen staatliche Eingriffe möglichst zu schützen versuchte. Ich war stolz, zu dieser Institution gehören zu dürfen. Noch bildeten die Angehörigen der Universität eine gesellschaftliche Elite, noch zelebrierten die farbentragenden Verbindungen die alte Burschenherrlichkeit. Am Dies acadmicus erschienen die Dekane und der Rektor im Talar und die Verbindungsstudenten im Vollwichs, das heisst in Stiefeln und weissen Hosen, mit Paradeschläger, Käpi und Schärpe in den Verbindungsfarben. Das fand ich lächerlich; es wäre mir nie eingefallen, da mitzumachen. Ansonsten freute ich mich auf das Studentenleben, versprach mir viel davon.

Zu Beginn meines Studiums suchte ich mein Wissen eher zu verbreitern als zu vertiefen. Neben den Vorlesungen und Proseminaren, die zum normalen Studiengang gehörten, besuchte ich auch die Vorträge zu fächerübergreifenden Themen, die unter dem Titel Studium generale angeboten wurden. Es war der Versuch, das zu tun, was ich am Gymnasium vermisst hatte, nämlich die Lücken zwischen den verschiedenen Fachgebieten zu füllen. Besonders interessant fand ich einen Vortrag unter dem Titel «Die Auffassung vom Menschen aus der Sicht der modernen Biologie». Referent war der berühmte Basler Forscher Adolf Portmann. Den «ewigen Menschen» gebe es nicht mehr, sagte er; der Gedanke der Evolution werde in der Biologie allgemein anerkannt. Die Wissenschaft habe vor dem Menschen nicht Halt gemacht, so dass heute erwogen werde, ihn künstlich zu verändern, damit er besser in die Umwelt passe, die er selbst geschaffen habe. Durch genetische Eingriffe sollten Menschen mit wünschenswerten Eigenschaften gezüchtet werden. Das sei notwendig, sagten gewisse Utopisten, weil sich die menschliche Rasse verschlechtert habe. Schuld daran sei das Christentum, das sich mit seiner Lehre, wonach jedes menschliche Leben erhaltenswert sei, der natürlichen Auslese entgegengestellt habe. Deshalb brauche es den Menschen aus der Retorte. Portmann warnte vor solchen gut gemeinten Absichten. Genetische Experimente seien beim aktuellen Stand der Kenntnisse unverantwortlich. Der Mensch habe schon viel Unheil angerichtet mit seinen Eingriffen in die Natur, deren Folgen er nicht abschätzen konnte. Portmann sprach von der Möglichkeit, ein Ei ausserhalb des Mutterleibs zu befruchten und auch reifen zu lassen. «Was tun wir mit dem ‘Produkt’, wenn das Experiment missglückt?», fragte er. Der Naturwissenschaftler, der zunächst nur die faszinierenden neuen Möglichkeiten sehe, brauche die Hilfe der Philosophie.

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