Tobias Kaestli - Was war, ist wahr

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Was der Autor aus seinem Leben erzählt, ist sowohl individuell als auch allgemein, sowohl persönlich-privat als auch Teil der Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Geschichte enthält familiär bedingte Züge und ist doch vor allem zeitbedingt; sie ist typisch für einen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen und in günstigen Umständen aufgewachsenen Schweizer, der die Spannung zwischen der eigenen Privilegiertheit und der Armut und Not anderer Menschen spürt. Der Ausbruch aus dem bürgerlichen Milieu führt während des Studiums in der Zeit der Achtundsechziger Bewegung ins linksradikale Lager. Aufenthalte in Paris, London, Kalifornien und Ghana eröffnen eine neue, differenziertere Sicht auf die Welt.

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1 Väter und Söhne

Zurück in Berlin widmete ich mich wieder stärker der Geschichte als der Literatur. Im Proseminar über «Bismarck und den Schleswig-Holsteinischen Krieg» ging es um die Frage, was genau die Ursache des Krieges gewesen sei, ob er zu vermeiden gewesen wäre oder ob ihn Bismarck bewusst losgetreten hatte, weil er glaubte, so seinem nationalstaatlichen Ziel näher zu kommen. Ein etwas älterer Kommilitone belebte die Diskussion durch Beiträge, die sich leicht ausserhalb dessen bewegten, was am historischen Institut der FU üblich war. Er fiel durch seine schlampige Kleidung und sein eher ungepflegtes Äusseres auf. Seine Redeweise wirkte fahrig und hatte einen spöttischen Unterton, doch seine Intelligenz überstrahlte seine irritierende Unernsthaftigkeit. Wenn man ihm genau zuhörte, merkte man, wie präzis seine Wortwahl war und wie genau die Analyse, die dahintersteckte. Er akzeptierte es prinzipiell nicht, wenn als Grund für politisches Handeln ideelle Motive genannt wurden, deckte stattdessen die «handfesten Interessen» auf. Mit grossem Fleiss suchte und fand er in den historischen Quellen Personen, Vereine und Institutionen, die Bismarck im Sinn ihrer wirtschaftlichen Eigeninteressen beeinflussten, indem sie darlegten, dass von ihren Vorschlägen eine gedeihliche wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten sei und letztlich ganz Preussen davon profitieren würde.

Einmal während des Mittagessens in der Mensa, sprach ich ihn an. Er stellte sich als Wolfgang vor, und wir waren sofort per du. Warum er in seinem Alter – ich schätzte ihn auf dreissig – und mit seinem umfassenden Wissen noch ein Proseminar besuche, wollte ich wissen. Er habe nach dem Abitur keine Lust gehabt, an die Uni zu gehen, sagte er, sei durch die Welt getrampt, habe dies und jenes getan. Jetzt wolle er aber doch noch einen Studienabschluss machen, und da müsse er eben zuerst die Einführungsveranstaltungen besuchen. Eigentlich wollte ich mit ihm gar nicht über das Studium sprechen, sondern über den SDS, denn ich nahm an, er gehöre dazu. Er kannte alle Genossen der Führungsriege, behauptete aber, er sei selbst nicht Mitglied. Welches die Ziele dieses Vereins seien, wollte ich von ihm wissen. Er meinte, dazu gebe es widersprüchliche Meinungen. Die einen interessierten sich nur dafür, wie die technokratische Studienreform verhindert werden könne, andere wollten eine linke Uni, was immer das heisse, und die dritte Gruppe wolle den Sozialismus verwirklichen, aber nicht nach dem Muster der DDR oder der Sowjetunion. Manche stünden noch der SPD nahe, aber immer stärker dominiere die Gruppe um Rudi Dutschke, die sich als revolutionär verstehe. Sie orientiere sich einerseits an Marx, andererseits an der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, also an Adorno, Horkheimer und Marcuse, teilweise auch am viel jüngeren Habermas. Für Rudi Dutschke spiele Ernst Blochs utopisches Denken eine wichtige Rolle. Eine stringente Theorie über einen künftigen Sozialismus habe niemand. Man wisse eher, wogegen man sei als wofür. Alle seien gegen die grosse Koalition und sähen die Notwendigkeit einer ausserparlamentarischen Opposition.

Was von Dutschke zu halten sei, fragte ich weiter. Der sei ein Genie, sagte Wolfgang mit leiser Ironie in der Stimme, und er erzählte, wie der aus der DDR stammende «Studentenführer» eine Demonstration vor dem Rathaus Schöneberg wie ein Feldherr geleitet und erfolgreich durch die Polizeiketten hindurch manövriert habe. Er sei auch innerhalb des SDS umstritten; vielen sei er zu radikal. Immer wieder werde kritisiert, dass er sich zu sehr nach vorne dränge und die Aufmerksamkeit der Medien auf sich lenke. Aber der Rudi könne eben nicht anders, es sei seine Natur, er sei ein Charismatiker. Zudem sei er dank seiner intensiven Lektüre der Klassiker des Marxismus den anderen immer eine Nasenlänge voraus.

Ich machte mir eine ungefähre Vorstellung von den Auseinandersetzungen im SDS. Die unterschiedlichen Positionen konnte ich allerdings nicht einordnen, denn bis dahin hatte ich nie auch nur eine Zeile von Habermas, Bloch, Marcuse, Horkheimer oder Adorno gelesen, und vom Marxismus hatte ich nur eine vage Vorstellung. Ich wollte der Sache auf die Spur kommen und schaffte mir die von Wolfgang empfohlenen Bändchen der «edition suhrkamp» an. Immer wieder suchte ich das Gespräch mit ihm und lernte von ihm. Es waren einseitige Gespräche; ich fragte, er gab die kompetenten Antworten. Er schien aber auch an mir Gefallen zu finden, wohl deshalb, weil ich, wie er sagte, ein «harmlos republikanisch-kleinstaatliches Selbstbewusstsein» mit mir herumtrug.

Ab und zu trafen wir uns abends in einer Kneipe. Unsere Gespräche wurden persönlicher. Jetzt war er es, der Fragen stellte und wissen wollte, in welcher familiären Konstellation ich aufgewachsen und wie mein Verhältnis zu Eltern und Geschwistern sei. Ich erzählte von meinem autoritären Vater, der als nüchtern denkender Bauingenieur meinen Entscheid für das Studium der Geschichte und der Literaturgeschichte nicht billige, von meiner Mutter, die im Rahmen der reformierten Kirchgemeinde Biel in einer Frauengruppe mitmache und sich für Leute engagiere, denen es nicht so gut gehe, was mein Vater als überflüssige Sentimentalität taxiere, von meiner Schwester, die früh der Familie entflohen sei und in Triest studiere, und von meinem älteren Halbbruder, der Theologe geworden sei und also einen Beruf ausübe, der in den Augen meines Vaters reines Schmarotzertum sei. Wolfgang wollte Näheres wissen, nahm Anteil, und ich merkte, dass er das, was mir als verknorzte und belastende Familienkonstellation vorkam, als Musterfall einer normalen und gesunden Familie wertete. Einmal, als wir schon einige Gläser Bier getrunken hatten, versank er in Trübsinn, und schliesslich erzählte er mir, dass sein Vater ein SS-Offizier gewesen war. Er sei von einem französischen Gericht im Abwesenheitsverfahren zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt worden, könne aber dank besonderer Umstände unauffällig und unbehelligt als kaufmännischer Angestellter in Westdeutschland leben. Er, Wolfgang, habe den Kontakt zum Vater abgebrochen, als er gemerkt habe, dass dieser die Familie über seine Tätigkeit während des Krieges im Unklaren gelassen und belogen habe. Er habe nur gesagt, er sei bei der Polizei gewesen und habe seine Pflicht bei der Bekämpfung des Verbrechens getan. In Wirklichkeit sei er als Obersturmbannführer bei der deutschen Sicherheitspolizei in Paris gewesen, wo er unter anderem für die Internierungslager und die darin vorgekommenen Hinrichtungen verantwortlich gewesen sei und auch die Deportation der Juden aus Frankreich mit organisiert habe. Wolfgang sagte es mit kühler Distanz, aber die innere Erregung war ihm doch anzumerken. Es sei schrecklich, einer Generation anzugehören, deren Väter allesamt Verbrecher gewesen seien, meinte er. Dass sein Vater nicht nur straflos geblieben sei, sondern auch kein Unrechtsbewusstsein habe, sei für ihn unerträglich.

Eines Tages nahm mich Wolfgang zu einer Filmvorführung an der Uni mit. Der Regisseur, ein Freund Wolfgangs, gab eine kurze Einführung: Sechs ehemalige Kriegskameraden reisen 15 Jahre nach Kriegsende im VW-Bus nach Griechenland, wo sie einst als Wehrmachtsangehörige stationiert waren. Die älter und dicker gewordenen Männer wollen das Dorf wiedersehen, in dem sie seinerzeit einquartiert waren. Fröhlich und forsch fahren sie als Touristen vor, unterhalten sich jovial mit der Dorfbevölkerung. Eine alte Frau erkennt einen der ehemaligen Soldaten, der damals dabei war, als ein Grossteil der Männer aus dem Dorf als Geisseln erschossen wurden. Sie erzählt es weiter. Die Deutschen reagieren mit Unverständnis, als sich die Einheimischen plötzlich abweisend oder gar feindlich verhalten, und sie reisen Hals über Kopf ab, als einer von ihnen ermordet wird. – Ein eindrücklicher Film über die Blindheit oder Dummheit der ehemaligen Soldaten, die jetzt biedere Bürger der BRD und vereinsmeiernde Sommertouristen sind.

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