„Lapis – wie?“
„Lapislazuli.“ Er betonte jede Silbe und ich lauschte dem Klang nach. Ein Zauberwort.
„Für die Ägypter war das der kostbarste Stein überhaupt. Erinnerst du dich an die Totenmaske von Tut-Anch-Amun?“
Ich nickte. Brian hatte sie mir in einem Bildband über ägyptische Kunst gezeigt und ich würde ihren Anblick niemals vergessen. „Das ist also der Stein für einen toten Pharao.“
„Ach du meine Güte – so habe ich das nicht gemeint.“ Brian schmunzelte.
„Aber warte.“ Er griff noch einmal in seine Brusttasche und zog etwas heraus. „Abrakadabra – für meine Prinzessin!“
Er hielt mir die geschlossenen Hände hin. „Rat mal, wo es ist.“
In mir kribbelte atemlose Vorfreude. Es war ein Spiel, das wir öfter spielten. Ich schloss die Augen, versuchte, zu erraten, in welcher Hand mein Geschenk versteckt war. Tippte dann auf die rechte. Er öffnete sie. Leer!
„Noch einmal.“ Er hielt die Hände hinter seinen Rücken, streckte sie dann wieder nach vorne.
Ich tippte noch einmal auf die rechte. Wieder nichts!
„Verdammt!“, entfuhr es mir.
„Na, na, wer wird denn hier fluchen!“, schimpfte Brian in gespielter Strenge. „Du musst dich besser konzentrieren, meine Prinzessin.“
„Also schön. Noch einmal?“
„Aller guten Dinge sind drei.“ Er hielt mir wieder die Hände hin. Diesmal wählte ich die linke. Er öffnete die Finger langsam und mir stockte der Atem. Noch ein Schwalbenschwanz, aber kleiner, eine Miniaturausgabe von dem, den Mum bekommen sollte.
Ich war so überwältigt, dass ich beinahe vergessen hätte, ihm zu danken.
„Gefällt er dir? Ich wollte ihn dir schon zu deinem Geburtstag geben, aber ich habe die Steine nicht rechtzeitig bekommen.“ Beinahe ängstlich sah er mich jetzt an, der große Mann.
„Oh Brian!“ Ich warf die Arme um seinen Hals, drückte mich an ihn. „Das ist das wunderschönste Geschenk von allen! Und es macht nichts, dass ich es später bekommen habe. Das ist jetzt wie ein zweiter Geburtstag!“
Er hielt mich fest und ich kuschelte mich an seine breite Brust, die warm von der Sonne war und nach Kräuterseife roch.
Er löste sich behutsam von mir, dann nahm er die Brosche und steckte sie an mein T-Shirt. Sie funkelte im Sonnenlicht, die blauen Steine blitzten.
„Aber nur kurz“, flüsterte er. „Deine Mum soll sie nicht sehen, sonst errät sie womöglich, was sie bekommt. Okay?“
Ich nickte und versuchte, sein verschwörerisches Blinzeln nachzuahmen, schaffte es aber, wie üblich, nicht, das linke Auge so lange zuzukneifen wie er.
Rasche Schritte erklangen auf der Terrasse und Brian ließ mich los. „Hallo Ferguson.“ Sein Gesicht, das eben noch gestrahlt hatte, verfinsterte sich.
„Hallo Connolly.“ Hamishs Gestalt warf einen riesigen Schatten auf uns. Wie immer, wenn er Brian traf, war er kurz angebunden und mürrisch. „Hallo April.“ Er schenkte mir ein schwaches Lächeln. „Ist Maureen da? Hab eine Lieferung für sie.“
Brian nickte. „Im Haus.“
Hamish hob grüßend die Hand und ging durch die Hintertür in das Cottage. Er brachte uns wahrscheinlich wieder Schellfisch.
„Ich glaube, er mag dich nicht besonders“, sagte ich in die Stille. „Warum?“
Ich ahnte natürlich die Antwort. Du hast ihm Mum weggenommen . Doch Hamish war jetzt mit Elsie verheiratet, also sollte es ihm nichts mehr ausmachen.
Brian zuckte mit den Schultern. „Nicht alle Menschen können sich mögen.“
„Aber ich mag dich. Sehr sogar.“ Und damit drückte ich ihm einen dicken Schmatz auf die Wange. „Du solltest Mum heiraten, dann können wir immer zusammen sein.“
Zu meinem Vergnügen wurde er rot bis zu den Haarwurzeln. „Ich glaube, das ist keine so gute Idee.“
„Warum nicht? Ich fände das toll!“
„Naja, wir haben weder bei mir noch bei euch genug Platz. Und den brauche ich nun einmal für meine Werkstatt.“
„Aber wir könnten doch anbauen“, schlug ich vor. „Hier ginge das bestimmt.“
„Ach Prinzesschen.“ Er seufzte tief. „Ich fürchte, so einfach ist es nicht. Manchmal ist es besser, wenn nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, glaube mir.“
Eine Wolke verdunkelte für einen Moment die Sonne. Der frische Atem des Sees hauchte über meine bloßen Arme. Ich schauderte und kuschelte mich wieder in Brians Arme. „Wir werden immer zusammen sein. Ganz bestimmt. Du bist mein Pirat und ich bin deine Prinzessin. Vielleicht heirate ich dich einfach, wenn ich groß bin.“
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