Der junge, gutaussehende, hochgewachsene Harvard-Student Noé begegnet während einer Studienpause im Starbucks einer Servierkraft, die sich nicht in der verchromten Untertasse seines Caffè Latte spiegelt und ihn mit ihrem ersten Blick aus dem geregelten Gang seines Lebens hinauskatapultiert. Ist´s Traum, ist´s Wirklichkeit? Schon bald verliert sich Noé in den Tiefen der Schattenwelt, der Welt der Unsterblichen und dem Verlangen, dieses Mädchen zu besitzen. Doch Morgold, der Fürst der Dämmerung, will nicht zulassen, dass Noé sie in seine Welt rettet und setzt seine Schergen, die Varuns, auf ihn an. Also entscheidet sich Noé, als Vampir des Lichts in ihrer Welt zu bleiben und damit das größte Opfer zu bringen, zu dem ein Mann fähig ist...
Da denkt Silke: Mensch, das will ich selbst lesen , greift sich den Schmöker und flitzt zurück zu den historischen Romanen, um für Petra die Prinzessin von Vermont zu holen.
Man merkt deutlich, worauf ich hinauswill. Sie können mich nicht sehen - ich sitze grad mit den Händen auf meinem Kopf und raufe mir die Haare. Wie stell ich´s nur an? Eine Fledermaus muss aufs Cover. Klar, das auf jeden Fall, aber der Titel, der Titel? Ich muss ruhig bleiben, das Ganze logisch angehen! Jung muss er sein, der Held. Heldin kommt nicht so gut, denn soll die denn einen Typ auf ihr Pferd heben? Also Held und jung, ist doch schon ein Anfang. Ah, schön hat er zu sein, das muss man jetzt nicht extra erwähnen. Abgehakt. Dann muss da noch Sex rein, hätte ich fast vergessen. Und Eckzähne muss der haben. Aber sind die immer da oder fahren die nur aus, wenn´s Nacht wird? Das kann ich aber offenlassen, ein bisschen was zusammenreimen können die Leser sich schon selbst. Aber wie herausheben aus der inflationären Flut von Vampirromanen? Klar, es muss der letzte Vampir sein, danach darf nichts mehr kommen. So hol ich da doch den ultimativen Kick raus. Lass noch mal denken:
Der endgültig allerletzte, bildschöne, junge, verfickte Vampir . Nein, kommt nicht gut, aber ich bin nah dran. Da wird mir doch was einfallen, einfach intuitiv:
Vampire in Harvard ? Nein, zu intellektuell. Außerdem gibt´s schon Vampire in Brooklyn .
Twilight Night ; olala, könnte rechtliche Probleme geben.
The last mighty bite . Na bitte! Jung und schön und sexy fehlt zwar, aber da kann man doch getrost auf die Phantasie der Leser setzen, dass die sich nicht vorstellen, ein alter tattriger Typ, der keinen mehr hochkriegt, würde es mit den Übermächten der Schattenwelt aufnehmen wollen.
Abgewracktes Schloss vorne drauf - ich nehme aber statt den Kletterrosen Glyzinien - und da fliegt eine Fledermaus raus. Ich meine, aus dem Schloss. Soweit alles klar, aber soll ich das Pferd ins Spiel bringen und muss das ein Vampirpferd sein? Nein, die sollen mal schön was zu Fuß gehen.
Oder doch nicht? Denken wir das alles noch mal von vorne durch: 4,2 Prozent der Männer lesen noch, die sind als Kunden zu vergessen. Bei den Frauen greifen noch 8 von 100 zu Büchern, also muss mein Buch Frauen ansprechen. Nächster logischer Gedankengang: Was möchten Frauen? Am liebsten werden Vampirromane gekauft, das haben wir schon geklärt und das ist ja auch keine Erfindung von mir, sondern reine Statistik, also sollte was mit Vampiren im Titel vorkommen. Aber das dürfen keine alten Stink-Vampire sein, jung ist wichtig, oder, noch besser: Geil!
Das wäre mal geklärt. Am besten zur Erotik-Verstärkung noch was hinzugefügt: Wie wäre es mit Waschbrettbauch, nein Sixpack. Sixpack, so weit, so gut. Aber aller guten Dinge sind drei. Wovon träumen Frauen sonst noch? Familie? Naja, die, die Vampirromane kaufen, haben schon Familie und die haben den Traum auch schon ausgeträumt – vom Sixpack beim Alten keine Spur und die Kids, die überfallen schon Tankstellen, Familie lockt keine erwachsene Frau hinterm Ofen vor. Aber was ist ein wirklicher Magnet für Frauen? Schokolade! Schokolade, wieso bin ich da nicht früher draufgekommen?
Von geilen, aber nicht allzu aufdringlichen Vampiren, Ehemännern mit Sixpacks und Schokolade, die nicht dick macht! Brittanic Bold macht sich gut als Schrifttyp. Das kann schon was, das Word.
Warum Leon Skip?
Ganz einfach. Sowohl mein Vor- als auch mein Nachname sind zu lang, zu verbreitet und deshalb auf dem Weg zu Ruhm und Kunst ungeeignet. Ein Star hat nun mal wenige Silben sowohl im Vor- als auch im Nachnamen aufzuweisen. Nehmt nur David Bowie oder Stevie Wonder. Noch wer: Helge Schneider! Oder glaubt hier allen Ernstes jemand, eine Josephine Schmalzbüttelgruber lockt irgendwen hinterm Ofen vor? Selbst wenn sie ein Kleid aus Schnitzeln trägt wie Lady Gaga - wen würd´s kümmern?
Ok, ok… Eine Silbe vorn und hinten ist auch fetzig. Gebe ich zu. Hat einen ganz anderen Drive. Also die Künstlernamen mit zwei mal zwei Silben klingen so nach Lalli Lalla, das merkt man sich echt leicht. Die mit einmal einer Silbe gehen dann eher in Richtung Ratz Fatz - auch sehr einprägsam - zugegeben. Ist Geschmackssache. Die hört man einmal und kann sie partout nicht vergessen. Denken Sie an Max Goldt, Brad Pitt, Ben Hur oder Jay C. Da ich jedoch nicht monatelang darüber nachdenken kann, habe ich mich - Schluss aus - für eine Kombination aus Lalli Lalla und Ratz Fatz entschieden. Weiß nicht warum.
Und ich weiß auch nicht, warum mir das jetzt wichtig ist, aber hier noch was Philosophisches zum Thema Schreibblockade, derowegen so viele leidend und ratlos vor der Tastatur sitzen und sich absichtlich und sinnlos das Leben vermiesen, wobei – Achtung! - es zu berücksichtigen gilt, dass es mindestens zwei Arten von Blockade gibt.
Erstens die Blockade derjenigen, die keine Geschichte auf Lager haben. Da kann man nur sagen: Bleibt am Ball, Leute! Vielleicht wird das noch was . Nehmt ab und zu – aber wirklich nur ab und zu – Drogen, führt keine festen Beziehungen und entfernt den Fernseher aus eurer Wohnstätte.
Und dann wäre da noch die Blockade der großen Geister. In diesem Fall mangelt´s wahrlich nicht an Wort und Zeil, ganz im Gegenteil. Der Kopf ist voll und alles drängt nach außen. Es schreit förmlich nach Arial 11 in all seiner Pracht.
Doch es kommt nicht.
Obwohl es könnte.
Es kommt nicht.
Klar! Denn unbewusst durchlebt der große Geist die Qual, etwas zu schaffen, das er selbst vielleicht nicht mehr wird übertreffen können. Was soll danach noch kommen? Welche Tat könnte das Niederschreiben der großartigen Geschichte dann noch in den Schatten stellen?
Das Leben?
Ist der große Geist nicht erhaben über die Niederungen unseres evolutionären Dahinschleichens? Man erlaube mir die gewagte Behauptung: Der große, blockierte Geist schweigt, weil er ahnt, dass nach Verraten seiner großen These nichts Vergleichbares mehr kommt.
Wäre ich zum Tod durch den Strang verurteilt, was durchwegs hätte passieren können, wenn ich mein Unwesen in Ländern mit strengerer Rechtsprechung getrieben hätte, und man mich fragen würde, ob letzte Worte auf meinen Lippen brennen, so würde ich plappern wie ein Gebirgsbach.
Nur um Zeit zu schinden.
Klar, irgendwann treten sie dir den Schemel unter den Füßen weg, denn sonst würde das ja nie klappen mit dem Hängen, aber man kann da doch etwas Zeit schinden. Genauso verhält es sich mit der Blockade. Der große Geist schindet Zeit, bevor die garstige Klappe ihn für alle Zeiten verschluckt, denn dann kommt nix mehr. Reißt mir die Nasenhaare aus, wenn´s anders ist.
Kann natürlich auch ganz anders sein. Narzissten wie ich stellen einfach gerne unhaltbare Behauptungen auf.
Jetzt hör ich wen rufen: »Mensch, hat doch keine Seele, was der da schreibt«, und da sag ich: »Kann ja auch keine haben, Seelen gibt´s ja gar nicht!«
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