Frank sah Arturo ernst an. „Da könntest du sogar Recht haben!“
„Weiß ich! Aber wenn du wirklich auf dicke Titten stehst, kann ich dir einen Tipp geben!“
Frank zog die Augenbrauen zusammen. „Und der wäre?“
„Micaela!“
„Micaela?“ Frank war bass erstaunt. „Josés Enkelin? Dein Boss?“
„Ja, verdammt!“ raunte Arturo. „Aber betone den Boss nicht so! Es ist für einen kolumbianischen Mann schon schwer genug, Befehle von einer Frau entgegen zu nehmen, auch ohne, dass ein Kerl wie du darauf herumhackt!“
„Warum tust es dann?“
„Was?“
„Ihre Befehle befolgen?“
„Mann Alter. Micaela ist ein echt geiles Weib, aber das eine kann ich dir sagen: Sie hat dickere Eier, als wir alle zusammen!“
Frank lachte heiser auf. „Wenn du es sagst!“
Arturo nickte. „Dicke Eier. Dicke Titten. Und sie steht auf dich!“
„Was?“ Frank war wieder sichtlich erstaunt.
Doch Arturo durchschaute seine Charade. „Ach, tu doch nicht so. So blöd und blind bist selbst du nicht. Ja, sie steht auf dich. Schon der erste Blick hat das gezeigt. Und ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum du sie nicht schon längst durchgerammelt hast! Sie geht uns nämlich manchmal echt tierisch auf den Zeiger. Regelmäßiger Sex mit kreischenden Orgasmen wäre da bestimmt hilfreich!“
„Und du meinst, dazu wäre ich in der Lage?“ fragte Frank mit einem undurchsichtigen Lächeln.
„Sie scheint das zu glauben! Und mal ehrlich: Welcher Bulle steht bei dieser Braut nicht stramm wie ein Betonpfahl?“
Frank blies die Luft in die Wangen und machte ein ratloses Gesicht. „Keine Ahnung!“
„Eben!“ bestätigte Arturo. „Und deshalb solltest du die Gunst der Stunde nutzen und sie…!“
„Sag mal, weiß Micaela eigentlich, wie du hier über sie sprichst?“ Palmer sah seinen Gegenüber, der abrupt verstummt war, an. „Über deinen Boss und deine Cousine?“ hakte Frank nach.
Arturos Augen wurden immer größer. „Natürlich nicht, Alter. Hör mal, das ist doch jetzt hier nur so unter uns! Das weißt du doch, oder?“ Er starrte Frank an und doch konnte Palmer in seiner Stimme schon eine Prise Drohung heraushören.
„Na klar!“ wehrte Frank ab und lachte auf. „Was denn sonst?“
Arturo nickte und war erleichtert, aber nicht vollkommen. „Okay! Sonst könnte ich glatt mal vergessen, dass ich dich eigentlich mag!“ Er deutete mit dem rechten Zeigefinger auf ihn, lächelte und schloss die Hand dann zur Faust, wobei er so viel Kraft hineinlegte, dass es knirschte.
Frank hatte verstanden. „Und ich will, dass das auch so bleibt!“ Er nickte seinem Nebenmann mit ernster Miene zu.
„Gut!“ Arturo löste seine Faust, nickte ebenfalls und atmete einmal tief durch. „Ich muss jetzt auch los!“ Doch anstatt die Tür zu öffnen, fischte er aus der Innentasche seines Jacketts zwei weiße, verschlossene Umschläge hervor. „Aber zuerst…!“ Er reichte sie Frank. „Hier! Der Lohn für euren Sieg!“
Palmer nickte und wollte zugreifen. „Danke!“
Plötzlich zog Arturo die Umschläge wieder zurück. „Micaela?“ Dabei hatte er seine Augen zu Schlitzen verengt und musterte sein Gegenüber mit ernster Miene.
„Ähm!“ Fast ließ sich Frank überrumpeln. „Nur du, ich, ähm und die Unendlichkeit!“ Er deutete unbestimmt in die Höhe.
Arturo nickte bedächtig. „Also gut!“ Er reichte Palmer die Umschläge erneut. „Euer Lohn! War übrigens echt ein geiles Rennen. Der Alte ist sehr zufrieden. Vielleicht sogar ein bisschen stolz. Ich hab auch auf euch gewettet!“
„Ach ja?“
Arturo nickte. „Aber die Quote war beschissen!“
„Wieso?“
Er verdrehte die Augen. „Fast jeder hat auf euch gesetzt!“
„Warum?“
„Na, weil Michael nicht dabei war!“ Michael Moore war Brite und McNallys Driver. Er war Palmers größter Konkurrent. Die beiden hatten sich schon so manchen heißen Kampf geliefert. Leider aber hatte der Engländer das glücklichere Ende öfters für sich verbuchen können, als umgekehrt. Das direkte Duell stand 5 : 3 für Moore.
„Michael!“ rief Palmer sofort gereizt aus. „Was hat das verdammt mit Michael zu tun?“
„Ja nix eben!“ bestätigte Arturo. „Er war ja nicht da!“
„Wir hätten trotzdem gewonnen!“
„Klar doch!“ Arturo nickte mitleidig.
„Und außerdem sollt ihr alle nicht immer so tun, als wären Leute wie Hal oder Ryker nur Mitläufer! Das sind allesamt hervorragende Fahrer und jeder von ihnen kann ein Rennen gewinnen!“ Frank war jetzt richtig sauer. „Ihr habt ja alle keine Ahnung!“
„Das wird es wohl sein!“ beschwichtigte Arturo. „Ihr habt gewonnen! Das kann niemand mehr wegdiskutieren. Basta!“
„Eben!“ Frank fühlte sich bestätigt und nickte.
„Dann alles Gute und bis zum nächsten Mal!“ Arturo drückte den Türöffner und schob sich schwerfällig aus dem Innenraum. Kaum war er draußen, drehte er sich nochmals herum und schaute zurück zu Palmer. „Ach übrigens, ich habe noch eine Nachricht vom Alten für dich!“
„Lass hören!“
„Er möchte, dass du morgen Abend zu Moe kommst. Um Mitternacht, um genau zu sein!“
„Mitternacht? Das klingt mysteriös!“
Arturo lächelte, denn José di Maria war bekannt dafür, dass er erst spät zu Bett ging und nur wenig Schlaf brauchte. Seine Mitarbeiter mussten sich wohl oder übel damit arrangieren. „Er will mit dir über die New Yorker Sache reden!“
„Ah!“ Franks Blick hellte sich auf.
„Was ist mit New York?“
„Das geht dich gar nichts an!“ wehrte Palmer freundlich ab.
„Ich werde es doch sowieso erfahren!“ erwiderte Arturo.
„Na dann!“ Frank grinste und schaute aus der Frontscheibe.
Arturo erkannte, dass er Palmer nichts entlocken konnte, brummte unzufrieden, drehte sich um und stand im selben Augenblick direkt vor Timothy Dixon. „Ach sieh an, der rasende Coyote!“ rief er halb erstaunt, halb amüsiert.
„Halts Maul, Knete-Zwerg!“ erwiderte Timothy mürrisch, während er zu dem anderthalb Köpfe größeren Kerl aufschaute.
Arturos Blick verdunkelte sich und er schaute an seinem Gegenüber herab. „Pass auf, was du sagst!“ sagte er abfällig. „Sonst mache ich dir auch noch das andere Knie dick!“ Er deutete mit dem Kopf auf Timothys Manschette am rechten Knie, die ihm die Sanitäter, zusätzlich zu einer Krücke, verpasst hatten.
„Damit sie so groß sind, wie deine Eier?“ Man sah Dixon an, dass er Schmerzen hatte und eigentlich nur noch nach Hause wollte.
Jetzt grinste Arturo. „Genau!“
„Du weißt aber schon, was man über Männer deiner Größe sagt?“
„Nein, was denn?“ Die Stimme der Riesen klang aber bereits voller böser Vorahnung.
„Das sie nur einen ganz kleinen…!“
„Kleinen was ?“ raunte Arturo und schubste Timothy mit seinem Körper von sich.
„Hey Mann, pass doch auf!“ rief Timothy sofort und hatte Mühe, sich am Wagendach festzuhalten. „Das war doch nur Spaß, Herrgott! Verstehst du keinen Spaß mehr?“
„Hey Arturo, lass das!“ rief Palmer aus dem Innenraum. „Timothy kämpft für die Familie, vergiss das nicht! Er hat sich verletzt und braucht jetzt Ruhe. Wenn er wegen dir bis zum nächsten Rennen nicht einsatzfähig ist, petzte ich das dem Alten!“
Arturo warf ihm einen mürrischen Blick zu und brummelte etwas in seinen gestutzten Bart. „Muss der Pimmelriese halt aufhören, so einen Quark zu erzählen!“
„Hast Recht!“ bestätigte Frank. „Timothy?“
„Ja?“
„Rein mit dir und Klappe halten!“
„Aber?“ Dixon war nicht einverstanden damit. „Was hab ich denn jetzt falsch gemacht?“ Er schaute Palmer mit großen Augen an.
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