Gunter Preuß - Briefe an die Geliebte

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In fünf Briefen an die ferne Geliebte, an das Mädchen im weißen Kleid, das beim Kinderspiel im Dorf D. «Fang mich doch!» gerufen hat und seitdem verschwunden ist, geht es dem Briefeschreiber, einem Schriftsteller, um die Frage: Wie leben? Er ist auf der Suche nach diesem Mädchen, auf der Suche nach dem Unerreichten, nach Erfüllung und ständiger Erneuerung. Er fragt, ob wir liebesfähig sind, und er fragt, was aus uns geworden ist. Er erzählt der Geliebten von Freunden, von gestandenen Männern, und hofft, dass sie ihm helfen, eine Brücke zu bauen, über die er gehen und sie erreichen kann.
Aus den wechselvollen Lebensläufen des Organisators Nanga Parbat, des Spielers Sechserpasch, des alten Arbeiters Förster-Rudi, des Artisten Saltomortale und des Kanuten Lachs erfahren wir ein Stück bewegte Zeitgeschichte.
Ob sich der Erzähler und das Mädchen im weißen Kleid auch zukünftig su-chen werden, ist nicht nur für sie eine Frage auf Leben und Tod.

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Ich weiß nicht, wo und wie Du heute lebst; aber in der Welt musst Du sein. Du könntest mir Sentimentalität vorwerfen, die sich in Melancholie wohlfühlt. Vielleicht idyllisiere ich meine Kindheit, weil ich mein Erwachsensein nur schwer bewältige. Wer die Gegenwart nicht meistert, flieht in die Erinnerung. Wer kein Dach über dem Kopf hat, erbaut sich ein Traumschloss. Millionen Menschen sind mit mir den Weg aus der Kindheit ins Erwachsensein gegangen, und sie scheinen nichts zu vermissen außer Dingen.

Inzwischen ist es mein Beruf geworden, Geschichten zu schreiben. Ich habe eine Familie, besitze ein kleines Haus mit Garten, lebe ohne materielle Not. Für das alles, für Familie, Arbeit und Haus, habe ich gekämpft. In all den Jahren ist mir etwas Wichtiges verloren gegangen, und ich hoffe, Du kannst es mir wiedergeben. Vielleicht stellt sich meine Arbeit, das Schreiben, meinem Naturell entgegen. Früher musste ich mich viel bewegen, jetzt verbringe ich die meiste Zeit des Tages sitzend vor meinem Schreibtisch. Das Alleinsein mit meinen Gedanken fällt mir oft sehr schwer. Wenn ich an einer Geschichte schreibe, bleibt mir zu wenig Zeit, mit lebendigen Menschen in Berührung zu kommen, die Dinge anzufassen und zu bewegen. Das geschieht in meinen Gedanken, und ich habe Gottes Stellung, Welt zu erschaffen, Menschen sich begegnen oder entzweien, sich lieben oder hassen zu lassen. Tatsächlich bin ich nur dem Gesetz der Literatur unterworfen, den drei Schwestern Fantasie, Wirklichkeit und Wahrheit, die den, der sich mit ihnen einlässt, ganz verlangen.

Ich muss Dir von Liebschels erzählen. Vielleicht hätte ich mich nicht an Dich erinnert, wenn ich diese Frau nicht kennengelernt hätte, die Hanna Liebschel. Das war vor ein paar Wochen, im Frühling, und doch erschien mir unsere Welt dem Winter näher. Obwohl ich mit den Liebschels schon etliche Jahre bekannt bin, habe ich Hanna erst durch den Tod ihres Mannes begriffen. Von Kurts Tod erzähle ich Dir später. Erst musst Du erfahren, wie ich mit den Liebschels in Berührung kam.

Ich galt damals als junger Autor, es war im Mai, Woche des Buches, und ich war zu Buchlesungen eingeladen. Eine Lesung hatte ich im, ein paar Kilometer von unserer Siedlung entfernten, Dorf D. (sein Name beginnt mit demselben Buchstaben wie das Dorf unserer Kindheit) vor Schülern im ehemaligen Vereinszimmer einer Kneipe. Im Raum roch es nach Bier und abgestandenem Tabakqualm, es war kalt und feucht, wir saßen auf Tischen, denn aus unerklärlichem Grund fehlten die Stühle. Ich war aufgeregt wie immer vor einer Lesung. Mein Publikum erschien mir besonders laut und unaufmerksam. Ich überlegte, mit welcher Geschichte die Mädchen und Jungen zu packen wären. Zwei Lehrerinnen, eine ältere und eine jüngere, versuchten vergebens, mit Drohungen und Vernunftappellen Ruhe und Aufmerksamkeit zu erzwingen. Sie erreichten das Gegenteil. Mädchen und Jungen waren darauf aus, sich zu zeigen, sie stießen einander, kreischten, verschütteten Limonade und ließen selbstgefaltete Papierflugzeuge durch den Raum segeln. Um Verständnis und Nachsicht zu beweisen, die ich im erforderlichen Maß nicht hatte, ließ ich den Zirkus lächelnd über mich ergehen, bis sich dann doch mein Ärger mit ein paar Worten Luft machte.

Ich konnte meine Veranstaltung nicht beginnen. Da wurde noch einmal die Tür geöffnet, jemand rief:

"Nanga Parbat!", und augenblicklich herrschte Stille. Das war keine Stille, die sich unter Strenge und Furcht duckt, sie war eher achtungsvoll und freundschaftlich. Ein Ächzen, das Knarren der Dielen war zu hören, etwas Mächtiges bewegte sich, und dann zwängte sich, aus dem Dunkel des Flurs kommend, ein Mann durch den für ihn zu engen Türrahmen. Im Raum stand schniefend, sich mit einem Taschentuch übers schweißige Gesicht reibend, ein Koloss von Mensch. Nicht dass der Mann ungewöhnlich groß war, aber sein Umfang war der einer Tonne, seine Unterarme waren stärker als Männeroberschenkel, und den Bauch trug er wie eine Pauke vor sich her. Er war etwa vierzig Jahre alt, sein Kopf wirkte viel zu klein für den gewaltigen Körper, zumal aus seinem Gesicht die Augen gewitzt lächelten. Der Mann hob die fleischigen Hände, nickte den Kindern, den Lehrerinnen und dann mir zu, als befände er sich unter alten Bekannten. Er blickte sich suchend um, die Lehrerinnen waren in freudige Aufregung geraten, zwei Jungen wurden weggeschickt, die bald darauf mit zwei schweren Stühlen zurückkehrten. Der Mann rüttelte an den Stühlen, schob sie zusammen, setzte sich mit Vorsicht, dann aber doch aufplumpsend, er seufzte, stöhnte behaglich und sah mich erwartungsvoll an. Die ältere Lehrerin kam mit ihrem Mund meinem Ohr nahe und flüsterte: "Unser Kurt Liebschel." Von der anderen Seite raunte die junge Lehrerin: "Nanga Parbat. Nackter Berg. Sie verstehen."

Ich nickte heftig und begegnete dem beschaulich lächelnden Blick dieses Dreizentnermannes, den sie Nanga Parbat, nackter Berg, nannten, der mit seinem Eintritt eine friedvolle Atmosphäre geschaffen hatte.

Ich kann heute nicht mehr sagen, welche Geschichte ich vorgelesen habe; aber ich weiß noch genau, worüber wir lange sprachen: über das Kämpfen. Wie man Schläge wegstecken lernt. Dass man, umgeworfen, wieder aufzustehen hat. Hemingways Worte, die er den alten Fischer Santiago sagen ließ, machten die Runde:

"Aber der Mensch darf nicht aufgeben. Man kann vernichtet werden, aber man darf nicht aufgeben."

Mittelpunkt war Kurt Liebschel, Nanga Parbat, der das nicht herausforderte und nur hier und da einen Satz ins Gespräch gab. Er musste oft lachen, kollernd, sein mächtiger Körper geriet dabei in Schwingungen, die sich über die Dielen auf den Raum und schließlich auf uns übertrugen, als befänden wir uns in einem Fischerboot auf hoher See. Ich hatte den Eindruck, er brauchte das ihn erschütternde Lachen wie seine schnellen, asthmatischen Atemzüge. Während unseres Zusammenseins, das etwa zwei Stunden dauerte, trank er vier Flaschen Limonade und aß eine Unmenge Keks, der den Kindern wohl zu altbacken war.

Nach der Veranstaltung verließen wir die Kneipe, die Mädchen und Jungen stoben davon, die Lehrerinnen verabschiedeten sich mit Dank an den Schriftsteller und vor allem an Kollegen Liebschel, und sie gingen in derselben Richtung, aber auf entgegengesetzten Straßenseiten.

Kurt Liebschel lachte. "Hühner", sagte er. "Wollen Küken großziehen und hacken aufeinander ein." Es dauerte eine Minute, bis er sich mit knurrenden Lauten hinter das Steuer eines am Straßenrand parkenden Moskwitschs gezwängt hatte. Er zog krachend die Tür zu, kurbelte das Fenster herunter, stöhnte zufrieden und sagte, schwer atmend: "Wie lebt eigentlich so einer, der schreibt?"

Ich hatte bei Kurt Liebschel nicht den Eindruck, dass er eine Frage der Höflichkeit halber oder aus Langeweile stellte, er wollte eine Antwort, er wollte etwas vom anderen erfahren. Ich erzählte ihm, dass ich mit dem Ausbau des gekauften Hauses nicht weiterkäme. Ohne Beziehungen liefe wenig. Und zu bieten hätte ich eben nur ein paar in ein Buch gebrachte Geschichten. Kurt Liebschel startete den Motor und sagte diesen Satz, den ich noch oft von ihm zu hören bekam und der zeitweise in D. und näherer Umgebung zum geflügelten Wort wurde: "Da muss man dran drehen." Und er fügte hinzu: "Kommst Sonntag in der Frühe mal zu uns", erklärte, wo er im Dorf wohnte, ballte die linke Hand zur Faust und fuhr mit knatterndem Motor langsam davon.

Sonntagvormittag fuhr ich mit unserem klapprigen P 50 nach D. Es ist ein Dorf wie viele andere, buckelnde Häuschen, zwei, drei Bauernhöfe, die der Produktionsgenossenschaft gehören, Kirche, Friedhof, Bürgermeisterei, Gedenkstein für einen Antifaschisten, bellende Hunde, Enten, die ihre Küken über die staubige Straße zum Dorfteich führen, über das Kopfsteinpflaster segelnde Schwalben, alte Frauen, die aus schwarzem Tuch neugierig und misstrauisch auf den Fremden blicken. Das Dorf streckt sich lang, und an seinem einen Rand zieht sich ein hochaufgeschütteter, mit Gras bewachsener Damm hin, der sich kilometerweit nach beiden Seiten erstreckt, dahinter der Kanal, der im Bezirk Anglern und Badelustigen wohlbekannt ist. Auf der anderen Seite des Dorfes führt eine verkehrsreiche Fernstraße zur Bezirksstadt. Liebschels wohnten an dem kurzen Ende von D., keine zweihundert Meter von der Schweinemast entfernt, deren beißiger Geruch dem Ort anhaftet.

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