aus dem »Donnerhuf« dringen hörte. »Deine Schenke scheint ihrem Namen ja
wieder alle Ehre zu machen, Malvin, mein Freund.«
»Sie schlagen alles kurz und klein«, jammerte der Wirt und sah besorgt zur
offen stehenden Tür. »Dabei hat alles so harmlos begonnen.«
»Es beginnt immer harmlos«, brummte der Schwertmann und schwang
sich aus dem Sattel. »Um was ging es diesmal?«
»Um das Stoßspiel«, seufzte Malvin.
Der Schwertmann schüttelte den Kopf und bedeutete seinem Begleiter,
ebenfalls abzusitzen. »Narren. Jeder, der reiten kann, weiß doch, dass der
Horngrundweiler gewinnen wird.«
Sein Begleiter runzelte skeptisch die Stirn, verzichtete jedoch auf einen
Kommentar. Die beiden Pferdelords aus Garodems Wache rückten ihre
Schwertgurte zurecht und machten Anstalten, die Schenke zu betreten, als der
ältere unvermittelt die Hand hob und Malvin fragend ansah. »Ist das Esynes
Stimme?«
Malvin zuckte verlegen die Achseln. »Ah, keine Sorge, sie kann sich kaum
noch auf den Beinen halten.«
Der Wachführer runzelte die Stirn. »Ihre Stimme klingt aber noch recht
kraftvoll.« Er sah seinen Begleiter an. »Hol Baromil und seinen Gefährten.
Sie sind unten an der Töpferei.« Während der andere Schwertmann
davontrabte, blickte der Wachführer Malvin an. »Ein platzierter Schlag würde
sie wohl zum Schweigen bringen, aber es brächte keine Ehre ein. Schließlich
ist sie ein Weib.«
»Es ist Esyne«, wandte Malvin ein.
Der Schwertmann rieb sich das Kinn. »Auch wieder wahr.« Erneut drang
der Lärm eines zerbrechenden Möbels aus dem »Donnerhuf«, und er zuckte
die Achseln. »Nun gut, Malvin, bleib derweil draußen, ich will sehen, was
sich machen lässt, bevor dir nichts mehr zum Ausschenken bleibt.«
Die Argumente der Beteiligten hatten sich inzwischen weitestgehend
erschöpft, Gesichter waren zerkratzt, zwei Ohren zerbissen, und Esynes
Gewand war eingerissen, aber sie hatte die Robustheit ihres Schuhwerks
eindrucksvoll unter Beweis gestellt und drosch gerade noch mit einem ihrer
Stiefel auf einen Mann ein, der die Arme schützend über den Kopf hielt und
vor ihr her durch die Schenke flüchtete.
Die blonde Schuhmacherin war wohl eher verblüfft denn erschrocken, als
der einschreitende Schwertmann ihr den Stiefel mit einem Ruck entriss und
der zuvor Geschlagene hinter die breiten Schultern des Wachmannes in
Deckung flitzte. Esyne griff beherzt nach ihrem Stiefel, aber der Wachmann
hielt ihn ein Stück höher. »Es ist genug, Frau Esyne«, knurrte er grimmig.
»Du hast nun die Ohren der Gäste und manches mehr genug strapaziert.«
»Ich strapaziere gleich noch etwas ganz anderes«, zischte sie wütend und
versuchte den Mann zu erreichen, der sich ängstlich hinter dem Schwertmann
verbarg.
»Stelle meine Geduld nicht auf die Probe.« Der Schwertmann blickte über
die Szenerie. Keine wirklich ernsthaften Blessuren, die einen Pferdelord am
Reiten hätten hindern können, aber die Heilerin würde einiges zu nähen
haben, und das nur wegen eines Stoßspiels. Wie würde es erst am Abend nach
dem Turnier zugehen? »Sei froh, dass du ein Weib bist, sonst würde ich dich
schon zur Ruhe bringen.«
»Das ist kein Weib«, schrie der Deckungsuchende. »Sie hat mich gebissen.
Die hat Fänge wie ein Ork.«
»Ich und kein Weib?« Esyne riss empört das ramponierte Gewand
auseinander. »Ich zeige dir gleich, ob ich ein Weib bin.«
Der Schwertmann war durchaus beeindruckt, aber auch für die Ruhe in der
Stadt verantwortlich. »Bedecke dich, Weib, ich bin nicht in der Brunft.«
Mit anzüglichem Blick musterte Esyne den Schwertmann. »Aha, das
könnte Euch wohl gefallen, über ein schutzloses Weib herzufallen, was?«
In dem Moment spähte Malvin durch die Tür herein. »Ich störe euch nur
ungern, aber ich glaube, das Stoßspiel fällt aus.«
Der Schwertmann und Esyne blickten gleichermaßen verwirrt zu dem Wirt
hinüber. »Wie meinst du das?«, stammelten sie im Duett.
Auf der Straße war der Hufschlag vieler Pferde zu hören. Malvin wies
hinter sich. »Dorkemunt und Mortwin werden schon bald aus der Stadt reiten.
Mit Kormund an der Spitze. Es ist ein ganzer Beritt.«
Daran gab es nichts zu rütteln. Zwei der Favoriten des Stoßspiels ritten in
den vordersten Reihen eines kompletten Beritts von hundert Pferdelords die
Straße entlang auf die Burg zu. Sie alle waren voll gerüstet, doch führten sie
keinen Wimpel mit sich. Das konnte nur heißen, dass der Beritt das
Feldzeichen in der Burg empfangen würde, um dann direkt von dort wieder
auszuziehen.
Malvin betrachtete seufzend seine demolierte Schenke. Wieder sah es ganz
nach Neuigkeiten und durstigen Kehlen aus, doch dieses Mal würde er Mühe
haben, die Bedürfnisse seiner Gäste zu befriedigen. Nun, viele der Gäste
schienen im Augenblick auch keine derartigen Bedürfnisse zu haben.
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