K. Will
Sohn des Windes
- Der Hüter der Pferde -
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Inhaltsverzeichnis
Titel K. Will Sohn des Windes - Der Hüter der Pferde - Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Leseprobe
Impressum neobooks
Kieran saß nachdenklich in der kleinen Empfangshalle und hatte sein Kinn schwer auf seine Fäuste gestützt, die er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Es war schon eine ganze Weile her, dass der Bote ihm die Nachricht gebracht hatte. Aber er wusste noch immer nicht, was er davon zu halten hatte. Es gefiel ihm nicht, was er gehört hatte, natürlich nicht, aber da steckte noch mehr dahinter, als nur ein Aufbegehren gegen einen neuen Herrscher, wenn einer der Stammesfürsten der südlichen Länder mit ihm brach. Bei der Vereidigung vor einigen Wochen noch waren sie alle da gewesen und hatten ihm die Treue geschworen, die alten Bündnisse waren erneuert worden, und jetzt das? Kieran schüttelte unwillig den Kopf. Da steckte etwas anderes dahinter. Das wusste er nur zu genau. Aber was?
Er würde sich mit seinem Vater beraten. Am besten würde er ihm noch heute eine Nachricht zukommen lassen, dass er sich auf den Weg zu ihm machte.
Während er so dasaß, bemerkte er gar nicht, dass jemand den Raum betreten hatte. Erst als dieser jemand vor ihm stand, blickte er durch den Schleier seiner langen, schwarzen Haare, die ihm ins Gesicht gefallen waren, auf und musste lächeln.
„Schlechte Nachrichten?“ Emily setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und griff nach seinen Händen, während sie ihn mit ihren großen, grünen Augen besorgt ansah.
Kieran streckte eine Hand aus und griff nach einer Strähne ihrer langen, goldenen Haaren und ließ sie nachdenklich durch seine Finger laufen. Es war nur eine kleine unbedeutende Geste, aber er tat das immer, wenn er nachdenken musste. Seine junge Frau wusste das mittlerweile und sah ihn noch besorgter an. „Kieran?“, fragte sie vorsichtig nach.
Er atmete tief ein, bevor er antwortete.
„Ich weiß es nicht. Ich werde mit Vater darüber sprechen. Gut ist es jedenfalls nicht!“
„Wirst du zu ihm gehen oder hast du vor ihn herkommen zu lassen?“, fragte Emily nach. Sie freute sich stets auf ihren Schwiegervater. Auch wenn er bei einer solchen Unterredung wohl eher nicht viel Zeit für sie haben würde. Aber allein ihr Sohn freute sich immer wie wild seinen Großvater zu sehen, und Emily ergötzte sich jedes Mal an seinen leuchtenden Augen, wenn er ihn auf den Arm nahm.
„Ich denke, ich werde nach Al-Alef reiten.“, unterrichtete sie Kieran über sein Vorhaben. „Aber um ehrlich zu sein, möchte ich dich lieber hier wissen, als dir jetzt diesen Ritt aufzubürden.“
Emily schnaubte gespielt beleidigt.
„Ich bin schwanger, nicht krank!“
Kieran stand lächelnd auf, ging um den Tisch herum und trat hinter sie, um sie in den Arm zu nehmen. Seine Hand strich ihr liebevoll erst den Rücken herunter, dann um ihre Taille herum und blieben auf ihrem Bauch liegen.
„Ganz genau. Und das möchte ich auf gar keinen Fall in irgendeiner Art und Weise gefährdet wissen.“ Er strich ihr die langen Haare zur Seite, um ihren Nacken zu küssen.
„Warum kann er dann nicht einfach hierher kommen?“, wollte sie von ihm wissen.
„Weil ich mich mal wieder bei meinem Volk sehen lassen sollte.“, entgegnete ihr Kieran. „Gerade jetzt, wo der Fürst von Bahi-Dun mir seine Treue abgeschworen hat!“
„Er hat was? Aber warum?“ Emily war erstaunt. Es war doch erst einige wenige Wochen her, dass man ihn allseits als neuen Herrscher anerkannt hatte.
Kieran zuckte mit den Achseln.
„Einen Grund dafür konnte mir der Bote auch nicht überbringen. Aber er schien mehr als angespannt zu sein. Fast so als hätte er große Angst und würde nicht einfach nur eine Nachricht aus rein politischem Kalkül überbringen.“
„Dann sollte ich mir wohl Sorgen machen, wenn ich dich alleine wegreiten lasse!“, entschied Emily, in der Hoffnung, dass er es sich vielleicht noch anders überlegen würde.
„Nein, nein.“ Kieran schüttelte schnell den Kopf. „Sorgen brauchst du dir nicht gleich zu machen. Es wird nichts geschehen. Wahrscheinlich will er einfach nur unabhängig und niemandem mehr verpflichtet sein. Das hat es schon öfter gegeben nach einem Machtwechsel.“
„Und deswegen hatte der Bote solche Angst?“ Emily hob die Augenbrauen und sah ihn an.
„Ach, Emily, ich weiß es doch auch nicht. Aber du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Ich werde sehe, was Vater von alledem hält und dann sehen wir weiter!“
Emily missfiel es, wenn er immer so tat, als wäre alles in Ordnung, nur um sie in Sicherheit zu wiegen, sich aber gleichzeitig selber Sorgen machte. Sie durchschaute ihn sehr genau, und Kieran wusste es eigentlich ebenso genau. Er konnte ihr nichts vormachen, und doch versuchte er es ständig. Und das konnte Emily nicht leiden. Sie war schließlich nicht dumm!
Jung und unerfahren vielleicht, aber nicht dumm.
Kieran sah ihren Blick und versuchte sie wieder etwas umzustimmen.
„Lass uns nicht darüber streiten. Ich weiß, dass ich dir nichts vormachen kann. Aber es reicht, wenn sich einer von uns Sorgen macht. Außerdem werde ich nicht gleich los reiten. Ich werde ihm erst einmal eine Nachricht schicken.“ Er drehte sie zu sich herum und blickte ihr tief in die Augen, und fingerte schon wieder an einer Haarsträhne herum. „Wo ist eigentlich Asrar?“, wollte er plötzlich wissen.
Emily neigte ihren Kopf zur Seite, um ihm damit anzudeuten, dass er draußen wäre.
„Culogh ist vorbeigekommen.“, sagte sie nur schlicht.
Kieran schüttelte schon wieder lachend den Kopf. Culogh! Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was dieser Faun an seinem Sohn fand, dass er beinahe schon jeden Tag herkam, um mit dem kleinen Jungen zu spielen. Er, ein erwachsener Faun und darüber hinaus ein Krieger Meraldas! Natürlich konnte Asrar jeden mit seinem unschuldigen Lächeln verzaubern, aber Culogh war der Einzige, der sich wirklich stets um ihn bemühte und Emily ihren Sohn immer wieder abnahm, damit sie sich zwischendurch anderen Aufgaben widmen oder einfach nur mal etwas verschnaufen konnte. Und er war auch der Einzige, der darauf bestand als Onkel bezeichnet zu werden!
Kieran trat hinter Emily durch die breite Eingangstür nach draußen und sah sich um. Keine Spur von dem Faun! Nur ein leises Flötenspiel verriet ihm, dass er mit seinem Sohn in der Nähe war. Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinunter, die sich um den mächtigen, alten Baum wand, in dem man ihnen ihr neues Zuhause gebaut hatte. Unten angekommen folgten sie den leisen Tönen aus Culoghs Flöte und kamen dann zum Fluss. Der Faun hatte sich mit dem Baby im Schoss im Gras nieder gelassen und spielte dem Kleinen sanfte Wiegenlieder auf seiner Flöte vor. Asrar rührte sich nicht. Er schien entweder wie gebannt auf die Lieder des Faun zu lauschen, die ihren eigenen Zauber hatten, oder war bereits eingeschlafen. Sehr leise traten sie an die beiden im Gras heran und Kieran grüßte Culogh mit einem Kopfnicken, bevor auch er und Emily sich ins Gras nieder ließen.
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