Um uns vor der Gefahr einer niederen Wiedergeburt zu schützen und um sicherzustellen, dass wir das Kontinuum unserer spirituellen Praxis Leben für Leben aufrechterhalten können, müssen wir Zuflucht zu den Drei Juwelen nehmen, nichttugendhafte Handlungen vermeiden und Geben, moralische Disziplin, Geduld, Bemühen, Konzentration und Weisheit üben. Praktizieren wir das Höchste Yoga Tantra auf dem festen Fundament dieses grundlegenden inneren Schutzes, dann können wir unsere Praxis zumindest durch den Tod und den Zwischenzustand in unser nächstes Leben mitnehmen, selbst wenn wir in diesem Leben keine höheren Verwirklichungen erlangt haben. Wir werden glücklich und mit Zuversicht sterben. Der Tod wird für uns wie eine Reise in den Urlaub sein.
Wie bereiten wir uns auf unsere zukünftigen Leben vor? Üben wir moralische Disziplin, so erschaffen wir die Ursache für eine höhere Wiedergeburt. Üben wir Geben, so erschaffen wir die Ursache für zukünftigen Reichtum. Üben wir Geduld, so erschaffen wir die Ursache für Schönheit. Bemühen wir uns in unserer Dharma Praxis, so erschaffen wir die Ursache, leicht spirituelle Verwirklichungen zu erlangen. Üben wir Konzentration oder Meditation, so erschaffen wir die Ursache, geistigen Frieden zu erleben. Und vermehren wir unsere Weisheit, so erschaffen wir die Ursache, die dauerhafte Befreiung von Leiden zu erlangen. Diese grundlegenden Übungen sollten wir in unseren Alltag integrieren.
Obwohl es offensichtlich sehr wichtig ist, dass wir uns vor einer niederen Wiedergeburt schützen, sollte für uns, als Praktizierende des Mahayana und insbesondere als Praktizierende des Höchsten Yoga Tantra, Mitgefühl die Hauptmotivation für unsere Zufluchtnahme sein. Um Mitgefühl zu erzeugen, beginnen wir damit, über die Möglichkeit nachzudenken, dass wir genau am heutigen Tag sterben könnten und konzentrieren uns auf das Gefühl, das dies hervorruft. Nach dem Tod werden wir, ganz gleich wo in Samsara wir wiedergeboren werden, unsägliches Leiden erleben müssen. Wenn wir in dieser Weise nachdenken und meditieren, entwickeln wir eine große Furcht vor einer Wiedergeburt in Samsara im Allgemeinen und in den niederen Bereichen im Besonderen. Ändern wir dann den Fokus unserer Kontemplation statt auf uns selbst auf andere, werden wir es schwierig finden, ihr Leiden zu ertragen, und Mitgefühl wird wie von selbst entstehen. Furcht vor einer samsarischen Wiedergeburt und Mitgefühl für all jene, die in Samsara gefangen sind, sind die beiden ersten Ursachen der Mahayana Zuflucht. Wenn wir den Geist entwickeln, der die Leiden samsarischer Wiedergeburt nicht ertragen kann, weder unsere eigenen noch diejenigen aller fühlenden Mutterwesen, werden wir ganz natürlich eine verlässliche Quelle der Zuflucht suchen.
Das Dharma Juwel, die Verwirklichungen der Stufen des weiten und tiefgründigen Pfades, ist unsere eigentliche Zuflucht. Das Buddha Juwel ist die Quelle unserer Zuflucht. Und das Sangha Juwel, die Versammlung der höheren Wesen, sind diejenigen, die die Zuflucht bereits vollendet haben. Errichten wir das Dharma Juwel in unserem Geist, so werden wir ein Sangha Juwel und schließlich ein Buddha Juwel. Dann können wir nicht nur uns selbst, sondern alle Lebewesen vor einer Wiedergeburt in den niederen Bereichen und vor Samsara im Allgemeinen beschützen. Wenn wir klar verstehen, dass nur die Drei Juwelen vollkommene und unfehlbare Zufluchtsobjekte sind, wird tiefes Vertrauen entstehen und Überzeugung in ihre Kraft, Lebewesen vor Leiden zu beschützen. Dies ist die dritte Ursache der Mahayana Zuflucht.
Kurz gesagt sind die Ursachen der Mahayana Zuflucht die Furcht, in Samsara wiedergeboren zu werden, das Mitgefühl für alle Lebewesen und das Vertrauen in die Drei Juwelen. Fördern wir diese drei Ursachen in unserem Geist, so spornt uns das an, Zuflucht zu den Drei Juwelen zu nehmen und nichttugendhafte Handlungen zu vermeiden.
DIE ZUFLUCHTSOBJEKTE VISUALISIEREN
Wir visualisieren die Zufluchtsobjekte – das Buddha Juwel, das Dharma Juwel und das Sangha Juwel – wie folgt: Mit starker Überzeugungskraft stellen wir uns vor, dass im Raume vor uns der Gesegnete Buddha Shakyamuni in der Form des glorreichen Heruka Vater und Mutter erscheint, umgeben von der Versammlung der Gurus, Yidams, Buddhas, Bodhisattvas, Helden, Dakinis und Dharma Beschützer. Zu Beginn sollten wir einfach mit einem ungefähren Bild zufrieden sein. Das Wichtigste ist zu glauben, dass die heiligen Wesen tatsächlich vor uns anwesend sind. Indem wir uns vorstellen, dass das Hauptzufluchtsobjekt Guru Heruka von allen anderen heiligen Wesen umgeben ist wie der Mond von Sternen, sehen wir die Gurus, Yidams und Buddhas als Buddha Juwel, die Bodhisattvas, Helden, Dakinis und Dharma Beschützer als Sangha Juwel und die inneren Verwirklichungen der Stufen des weiten und tiefgründigen Pfades all dieser heiligen Wesen als Dharma Juwel. Während wir bedenken, dass nur die Drei Juwelen die Kraft haben, alle Lebewesen vor den Gefahren einer niederen Wiedergeburt, einer samsarischen Wiedergeburt sowie allen Leiden zu beschützen, erzeugen wir tiefes Vertrauen in die Drei Juwelen.
Zuerst erinnern wir uns an das Gefühl der Furcht, in Samsara im Allgemeinen und insbesondere in den niederen Bereichen wiedergeboren zu werden, und erzeugen Mitgefühl, indem wir verstehen, dass zahllose fühlende Mutterwesen in genau der gleichen Situation sind wie wir selbst. Dann entwickeln wir die tiefe Überzeugung, dass nur die Drei Juwelen die Kraft haben, uns vor diesen Gefahren zu beschützen. Mit diesen drei Ursachen der Zuflucht – Furcht, Mitgefühl und Vertrauen – fassen wir aus der Tiefe unseres Herzens den festen Entschluss:
Ich werde mich immer auf Buddha, Dharma und Sangha verlassen und sie als meine endgültige Zuflucht vollenden.
Während wir uns auf diesen Entschluss konzentrieren, rezitieren wir das Zufluchtsgebet aus der Sadhana:
Auf ewig werde ich Zuflucht nehmen
Zu Buddha, Dharma und Sangha.
Diese zwei Zeilen und die noch folgenden zwei Zeilen zu Bodhichitta sind sehr gesegnet und sind den tantrischen Schriften Buddha Vajradharas entnommen.
ANSTREBENDEN UND AUSÜBENDEN BODHICHITTA ERZEUGEN
Bodhichitta ist ein primärer Geist, der spontan Erleuchtung erlangen möchte und durch Mitgefühl und Liebe für alle Lebewesen motiviert ist. Die Art und Weise, wie Bodhichitta im Höchsten Yoga Tantra erzeugt wird, ist der Art und Weise, wie er im Sutra erzeugt wird, überlegen. In der Praxis des Heruka Tantra ist Bodhichitta zum Beispiel ein primärer Geist, der durch Mitgefühl motiviert ist und spontan Buddha Heruka werden möchte. Dieser Bodhichitta kann nur von Praktizierenden des Höchsten Yoga Tantra erzeugt werden, die genau wissen, wie sie durch die Praxis der Erzeugungs- und Vollendungsstufe des Heruka Tantra Buddha Heruka werden können. Wenn wir diesen Bodhichitta entwickeln, betreten wir den Pfad des Höchsten Yoga Tantra von Heruka.
Wir sollten den Unterschied kennen zwischen dem Schritt durch das Tor des Höchsten Yoga Tantra und dem Eintritt in den Pfad des Höchsten Yoga Tantra. Wir treten durch das Tor des Höchsten Yoga Tantra ein, indem wir eine Ermächtigung erhalten. Um jedoch in den Pfad des Höchsten Yoga Tantra einzutreten, müssen wir den außergewöhnlichen Bodhichitta des Höchsten Yoga Tantra entwickeln. Zu Beginn erzeugen wir einen geschaffenen außergewöhnlichen Bodhichitta, der sich später durch beständige Schulung in den spontanen außergewöhnlichen Bodhichitta umwandelt. Als wir die Ermächtigung des Heruka Körpermandalas erhielten, traten wir durch das Tor des Höchsten Yoga Tantra des Heruka Körpermandalas. Nur weil wir diese Ermächtigung erhielten, haben wir nun die Möglichkeit, diese Anleitungen zu studieren und umzusetzen.
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