Sabine Hentschel
Impressum
Freiberufliche Autorin “Sabine Hentschel”
Inhaberin Sabine Trommer
Ludwig-Weimar-Gasse 6 - 07743 Jena
http: www.sabinehentschel.de
E-Mail: info@sabinehentschel.de
Lektorat, Korrektorat:
Juliane Niebling
Coverdesign:
Sabine Trommer
Illustrationen:
Dominique-Sophie Zimmer
© 2012 by Sabine Hentschel
4. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7531-1575-7
Alle Rechte vorbehalten. Veröffentlichung, Nachdruck etc., auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin.
Manchmal läuft das Leben an uns vorbei,
weil wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen.
Aber man muss sie bewältigen,
um die Zukunft neu gestalten zu können.
Caras ewiger Traum Caras ewiger Traum W enn wir träumen, dann erinnern wir uns an den Tag, an Erlebnisse, an Gutes oder Böses. Wenn ich träume, ist das anders. Ich habe nur den einen Traum – immer und immer wieder: Ich stehe allein in einem düsteren Raum. Es herrscht nichts außer einer vollkommenen Dunkelheit. Ich strecke meine Finger nach allen Seiten aus. Doch ich kann nichts ausmachen. Keine Wand, kein Boden. Ich spüre wie sich mein Atem wie ein Nebel auf meine Haut legt. Es fröstelt mich. Mein Puls beginnt zu rasen. Die Leere umfasst mich. Doch dann steht er vor mir. Ein Mann, eingehüllt in einen schwarzen Mantel. Er hat mir den Rücken zugedreht, sodass ich ihn nicht erkennen kann. Er bewegt sich nicht und doch habe ich das Gefühl, er ist kurz davor, sich mir zuzuwenden. Eine unglaubliche Wärme geht von ihm aus. Als würde uns etwas verbinden, das tiefer ist als Zeit und Raum. Die Wärme ergreift langsam Besitz von mir – zieht mich in ihren Bann. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, weil ich sein Gesicht sehen will. Aber er bleibt stumm. Ich gehe weiter. Einen Schritt, noch einen. Immer weiter auf ihn zu. Da streckt er plötzlich seine Hand, an der ich einen silbernen Ring mit einem Drachensiegel darauf erblicke, nach hinten aus und ergreift die meine. Das Gefühl wird stärker. Seine Wärme durchströmt meinen gesamten Körper. Mir wird schwindlig. Meine Beine beginnen zu schwanken. Die Sehnsucht nach ihm steigt in mir hoch, umfasst mein Herz, umfasst meinen Kopf und meine Gedanken. Alles um mich herum wird zweitrangig. In diesem Moment zählen nur wir. Dann dreht er sich zu mir um. Mein Herz beginnt zu rasen. ‚Wer bist du?’, frage ich ihn. Aber in dem Augenblick, als er seine Lippen bewegt, um mir zu antworten, – wache ich auf.
Der Morgen
Die Einladung
Dunkle Ruine
Dunkelheit
Rotes Morgengrauen
Der Hüter der Verdammten
Nebel oder Dunkelheit?
Wie lebt ein halber Mensch?
Freundschaft oder Liebe?
Wie hält man ein Gefühl fest?
Sterbliche Prüfungen
Die Entscheidung
Zurück ins Dunkel
Der Garten der Liebe
Was heißt Familie?
Feuer und Eis
Wo wohnen Drachen?
Der Rat der Drachen
Caras Entscheidung
Das Leben geht weiter
Personenregister
Wenn wir träumen, dann erinnern wir uns an den Tag, an Erlebnisse, an Gutes oder Böses. Wenn ich träume, ist das anders. Ich habe nur den einen Traum – immer und immer wieder:
Ich stehe allein in einem düsteren Raum. Es herrscht nichts außer einer vollkommenen Dunkelheit. Ich strecke meine Finger nach allen Seiten aus. Doch ich kann nichts ausmachen. Keine Wand, kein Boden.
Ich spüre wie sich mein Atem wie ein Nebel auf meine Haut legt. Es fröstelt mich. Mein Puls beginnt zu rasen. Die Leere umfasst mich.
Doch dann steht er vor mir.
Ein Mann, eingehüllt in einen schwarzen Mantel. Er hat mir den Rücken zugedreht, sodass ich ihn nicht erkennen kann. Er bewegt sich nicht und doch habe ich das Gefühl, er ist kurz davor, sich mir zuzuwenden. Eine unglaubliche Wärme geht von ihm aus. Als würde uns etwas verbinden, das tiefer ist als Zeit und Raum.
Die Wärme ergreift langsam Besitz von mir – zieht mich in ihren Bann. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, weil ich sein Gesicht sehen will. Aber er bleibt stumm. Ich gehe weiter. Einen Schritt, noch einen. Immer weiter auf ihn zu.
Da streckt er plötzlich seine Hand, an der ich einen silbernen Ring mit einem Drachensiegel darauf erblicke, nach hinten aus und ergreift die meine.
Das Gefühl wird stärker.
Seine Wärme durchströmt meinen gesamten Körper.
Mir wird schwindlig.
Meine Beine beginnen zu schwanken. Die Sehnsucht nach ihm steigt in mir hoch, umfasst mein Herz, umfasst meinen Kopf und meine Gedanken. Alles um mich herum wird zweitrangig. In diesem Moment zählen nur wir.
Dann dreht er sich zu mir um.
Mein Herz beginnt zu rasen.
‚Wer bist du?’, frage ich ihn.
Aber in dem Augenblick, als er seine Lippen bewegt, um mir zu antworten, – wache ich auf.
Ich saß in meinem Bett. Draußen war es stockdunkel. Trotzdem rieb ich mir unbewusst die Augen. Dieser Traum hatte mich wieder einmal eingeholt.
Das erste Mal hatte ich ihn, als ich 12 war. In demselben Jahr, als mein Großvater starb. Er war etwas ganz Besonderes für mich gewesen.
Ich erinnere mich daran, dass er mich immer seine kleine Prinzessin nannte und versuchte, mir alle Wünsche zu erfüllen, egal was sie kosteten. Mein Großvater hatte mich bewacht und behütet. Nach seinem Tod füllte dieser Mann in meinen Träumen die entstandene Leere.
Es war einfach nur ein Traum, der mir half, die Geschehnisse zu verarbeiten. Als ich 13 wurde, verschwanden sowohl der Traum, als auch der seltsame Mann von heute auf morgen aus meinem Leben. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Schließlich war es eine schwierige Zeit.
Aber jetzt ist es etwas anderes. Seit drei Wochen ist er wieder da.
Jede Nacht schleicht er sich in meine Gedanken. Was ich als Kind als Wärme der Harmonie und des Glücks empfand, wird immer mehr zur Begierde, ihm nah zu sein. Diese Gefühle machten mir Angst und raubten mir den Schlaf. So konnte es nicht weiter gehen.
Ich setzte mich ans Fenster und lauschte in die Nacht. Es war so friedlich da draußen, wenn alles schlief. Die Bäume rauschten im Wind hin und her. Die Nachbarkatzen schlichen auf leisen Pfoten durch unseren Garten.
Ich saß, wie jedes Mal nach diesem Traum, bis zum Morgengrauen am Fenster. Die Gefühle, die er in mir hervorrief, hielten mich wach. Mein Kopf brummte vor Fragen, die ich ihm nicht stellen konnte.
Wer war er? Was wollte er von mir? Wieso suchte er ausgerechnet mich auf? Ich fand keine Antworten.
Als der Wecker schließlich klingelte, machte ich mich fertig für die Schule. Mit meinen langen, schwarzen Haaren hatte ich nach jenen Nächten immer zu kämpfen. Sie waren total zerzaust. Als ich in den Spiegel sah, wurde es auch nicht besser. Unter meinen blaugrauen Augen waren dicke Augenringe zu sehen. Aber egal, was ich auch versuchte, sie blieben.
Es half einfach nichts. Ich musste, so wie ich war, in die Schule. Deshalb stolperte ich schließlich die Treppe herunter, frühstückte und machte mich auf den Weg zum Unterricht.
***
Die Schule dauerte wieder ewig. Ich saß einfach die Fächer ab, bis die Uhr halb zwölf schlug.
»Noch fünf Minuten, dann ist Schluss!«, flüsterte ich und rutsche aufgeregt auf dem Stuhl umher.
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