Rey stand einige Gerät entfernt und ignorierte, wie fast immer, Mike und Erics Gespräche. Doch als sein Name fiel, horchte er auf.
»Was ist mit mir?«, fragte er in die Runde.
»Mike steht auf deine Kleine!«, erwiderte Eric, während Mike ihn mürrisch ansah. Er wollte das nun wirklich nicht weiter besprechen. Wieso ihm das so rausgerutscht war, wunderte ihn immer noch.
Rey trat an die Beiden heran: »Ihr lasst die Beiden gefälligst in Ruhe. Sie haben keine Ahnung davon, in welche Gefahr sie sich mit uns begeben würden.«
»Du willst sie schützen? Wovor?«, hakte Eric nach.
»Sind wir so schlimm?«, fügte Mike hinzu.
Rey sah beide mit einem durchbohrenden Blick an: »Ihr wisst genau, was ich meine. Sie sind zwei unschuldige und süße junge Mädels, die keine Ahnung davon haben, wie beschissen einem das Leben in die Karten spielen kann. Ihr lasst sie gefälligst in Ruhe ihr perfektes Leben führen.«
»Verstehe ... «, antwortete Eric augenzwinkernd.
Rey schnappte nach Luft.
»Wenn du sie nicht ansprichst und mit ihr ausgehst, mach ich das«, konterte Mike unberührt.
»Sag mal, hört ihr Dummköpfe mir überhaupt zu? Ja, ich mag sie. Aber nein, ich werde sie nicht ansprechen. Erstens, weil ich nicht gut genug für sie bin und zweitens, weil sie mit unserer Welt nicht klar kommen würde«, entgegnete Rey wütend.
Eric zuckte mit den Schultern: »Als wäre unsere Welt so schlecht. Sie macht wenigstens Spaß!«
***
Einen Moment später betrat Stene das Studio. »Hey, Mike, Eric, Rey! Wie geht’s?«
»Gut!«, antworteten die drei Jungs nacheinander. Dann wandte er sich den Mädchen zu: »Tag, Mädels!«
»Hallo!«, brachten sie gerade so heraus. Cara hatte sich angewöhnt, kurze Wörter zur Begrüßung zu benutzen, die ihre Freundin Lisy umgehend wiederholen konnte. Da Lisy Männern gegenüber stets ihre Schwierigkeiten hatte, vollständige Sätze zu formulieren.
Stene verschwand daraufhin in die Umkleide.
Rey folgte ihm, wie jedes Mal.
Anscheinend hatten sie gewisse Dinge zu besprechen, die unter vier Augen bleiben sollten.
***
Rey trat in die Umkleide. »Hey, Stene. Auch wieder da? Deine zwei Freunde da draußen scheinen heute mal wieder etwas locker in der Birne zu sein!«
Stene wandte sich zu ihm um: »Tja, die sind nun mal Dummköpfe! Nicht so wie DU und ICH!«
Rey horchte auf: »Was willst du? Ich kenne dich. Also?«
Stene lächelte ihn an: »Ertappt! Ich will Cara und du wirst dafür sorgen, dass ich sie bekomme!«
Rey schreckte zusammen: »Was willst du mit ihr? Du weißt, dass ich bereits ein Auge auf sie geworfen habe! Ich werde sie nicht in die ganze Sache hineinziehen.«
Stene packte ihn an der Schulter: »Deshalb ja! Bring sie zur Burg. Sie sind perfekt! Ich kümmere mich um Lisy, du holst Cara und den Rest lässt du meine Sorge sein. Verstanden?«
Er grinste höhnisch.
Rey versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen: »Was hast du vor, Stene? Du kriegst sie nicht für dein blödes Spiel!«
Aber Stene packte fester zu: »Ich dachte, du könntest mir behilflich sein, aber wenn du nicht magst. Ich kann der Polizei ja auch ein paar kleine Dinge über dich erzählen, das stört dich ja nicht!«
Rey verzog mürrisch das Gesicht. Stene hatte ihn in der Hand. Einen weiteren Eintrag in seiner Strafakte konnte er sich nicht erlauben.
»Nein, schon gut!«, Rey lenkte ein: »Ich tu es, aber wehe, wenn ihr was passiert!«
»Sie wird es überleben!«, Stene grinste wieder: »Es wird funktionieren. Und du wirst mir danach noch dankbar sein«, dann ging er zurück ins Studio. Rey blieb noch.
***
»Hey, Stene, wir haben sie beobachtet, was willst du wissen?«, Eric war total aufgedreht und stolperte fast über die Gewichte.
»Nun aber mal langsam, Eric, wir wollen doch hier keinen Lärm machen!«, wandte Stene ein. Mike schaute beide nur flüchtig an und kehrte dann zu dem Gerät zurück, an dem er gerade trainiert hatte.
»Wartet es nur ab!«, sagte Stene: »Es verläuft alles nach Plan!«
***
Von dem ganzen Trubel bei den Jungs hatte ich nichts mitbekommen. Ich starrte unentwegt auf die Tür zu den Umkleiden. Lisy verfolgte, im Gegensatz zu mir, das ganze Geschehen. Erst als sie anfing zu lachen, wandte ich mich wieder zu ihr.
»Der ist so blöd! Stolpert über die Gewichte!«, sie grinste wieder wie ein Honigkuchenpferd. Ich musste schmunzeln.
Dann verschwand ihr Lächeln plötzlich.
Sie stammelte nur noch: »Hey, dein Süßer … kommt her!« Rey trat aus der Umkleide, gerade in dem Moment,
als ich nicht hingesehen hatte.
»Hey, Cara, der kommt zu uns! Hey, hörst du? Cara?«, sie rüttelte mich am Arm, als müsste sie mich aus einem hundertjährigen Schlaf wecken.
»Ja! Sei ruhig!«, war das Einzige, was mir einfiel.
»Hallo, Mädels!«, sagte Rey und ich brachte keinen einzigen Ton heraus.
Lisy antwortete stattdessen: »Hallo Rey!«
Rey blickte sie kurz an, wandte sich aber schließlich mir zu: »Dürfte ich dich kurz allein sprechen, Cara?«
»Hey, ich will auch wissen, was hier läuft!«, fiel Lisy mir gerade in dem Moment ins Wort, als ich antworten wollte.
Woraufhin ich zu Rey nur: »Klar!«, sagte und sie mit einem durchbohrenden Blick anschaute.
Dann stieg ich vom Laufband und lief mit ihm zu einem der Tische im Barbereich. Wir setzten uns in eine der ruhigeren Ecken.
»Was gibt es?«, fragte ich ihn.
»Ich wollte dich fragen, ob du Lust auf einen schönen romantischen Abend hättest?«, Rey stammelte etwas, was ich aber total süß fand.
Wir waren beide total aufgeregt.
»Gern und wo genau?«, antwortete ich.
»Ich hol dich ab, so gegen halb acht? Der Rest ist eine Überraschung! Also keine weiteren Fragen, bitte!«, er grinste mich an.
»Super!«, entgegnete ich sofort: »Weißt du denn, wo ich wohne?«
»Ja!«, sagte er auf einmal.
Das überraschte mich: »Aha?«
Aber er ging nicht weiter darauf ein: »Gut, dann bis heute Abend!«, war alles, was er darauf antwortete.
Dann stand er auf und ging zu Stene. Ich drehte mich noch einmal verwundert nach ihm um.
War das gerade ein Traum gewesen? Halluzinierte ich? Kneif mich mal jemand, dachte ich.
Als ich zurück zu Lisy ging, die uns natürlich keine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, schüttelte ich unentwegt den Kopf.
Das Erste, was sie fragte, war natürlich: »Was hat er gesagt? Was wollte er?«
Woraufhin mir nur übrig blieb, ihr alles zu erzählen: »Er hat mich eingeladen für heute Abend! Zu einem romantischen Ausflug.«
»Wow!«
Lisy war sprachlos.
Sie fiel fast vom Laufband. Ich wusste nicht genau, was ich ihr sagen sollte.
Würde sie sich einfach für mich freuen?
Ich kannte sie besser als jeder andere und ich wusste, dass sie sich ein Date mit Stene wünschte.
Deshalb jubelte ich auch nicht, sondern sagte nur: »Du sagst es!« Als ich aber gerade versuchen wollte, sie abzulenken, trat Stene auf einmal zu uns: »Darf ich kurz stören?«
Da stand er – ihr Schwarm – nur zwei Schritte von ihr entfernt. Ich glaube, ich habe in diesem Moment ihr Herz schlagen hören können.
»Du hast doch bestimmt nichts dagegen, wenn ich und die süße Lisy euch heute Abend begleiten! Oder?«
Ich runzelte verwundert die Stirn. Was hatte er gerade gesagt? Ich blickte Lisy an, die mich quasi mit ihren Augen anflehte, nichts Falsches zu sagen: »Äh! ... Nein! Ich hab nichts dagegen!«
Er grinste wieder: »Dann bis heute Abend, tschüss!«
Ich war total verwirrt.
Wieso fällt den beiden gerade heute zur selben Zeit ein, dass sie mit uns ausgehen wollen? Und jetzt auch noch zu viert?
Lisys lauter Schrei riss mich aus den Gedanken. »JA! Ich gehe mit Stene aus! Ich gehe mit Stene aus! Ich ...«
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