Die beiden Jungen schwiegen und Robert sah mit hängenden Gesichtszügen aus dem Küchenfenster.
»Wir waren die letzten beiden Jugendfreizeiten immer zusammen in einem Bungalow«, sagte er plötzlich. »Er war ein fantastischer Gitarrist, hat jede Nacht am Lagerfeuer gespielt. Und die Mädchen standen sowas von auf ihn.«
Robert lachte traurig auf, als ihm bewusst wurde, dass er in der Vergangenheit sprach.
»Aber er hatte nur Augen für seine Freundin Teresa. Sie geht in die Zehnte, weißt du? Seit einer Woche ist sie nicht zur Schule gekommen.«
Nach einer langen Pause kommentierte Henrik:
»Das ist so eine Scheiße.« Sein Freund nickte nur in Gedanken. »Da kann ich ja froh sein. Immerhin lebe ich noch.«
Robert wurde augenblicklich aus seinen Gedanken gerissen.
»Sieh mich nicht so an! Manchmal habe ich das Gefühl, ich gehe nur allen auf die Nerven. Als würden sich alle nur Sorgen um mich machen, als sei mein Schicksal sooo schrecklich. Und dann sehe ich dich und meinen Vater und Melanie … und ihr leidet viel mehr. Die Eltern von Wilhelm leiden viel mehr.«
»Das kannst du nicht vergleichen.«
»Doch, das kann ich. Ich gehe anderen auf den Sack und diese Muko Scheiße geht mir auf den Sack. Diese Autogene Drainage, die Medikamente, die Inhalationen, einfach alles. Und dann passiert diese Scheiße mit Wilhelm und plötzlich merke ich, dass andere auch leiden. Und weißt du was? Ich finde es gut. Dass nicht alle nur auf mich sehen, sondern auch einmal auf andere, denen schlimme Dinge passieren. Auch wenn das jetzt blöd klingt.«
Robert schwieg einen Moment, um das Gesagte zu verarbeiten. Sein Freund litt. Er litt darunter, dass andere wegen seiner Krankheit litten. So wie Wilhelms Eltern litten, weil ihr Sohn gestorben war. Das Leben war einfach nicht fair.
Doch in Henriks Fall konnte man zumindest noch etwas unternehmen, er war noch nicht dem Tode geweiht. Mukoviszidose war zwar eine unheilbare Krankheit, doch konnte man die Lebenserwartung durchaus erhöhen.
Robert wollte mit seinem Freund das Abitur machen, später gemeinsam in eine WG ziehen und studieren. Das würde ihnen niemand, nicht einmal so eine lausige Krankheit kaputt machen.
Er lehnte sich seinem Freund entgegen und sah ihn eindringlich an.
»Ey, du weißt, wenn ich könnte, würde ich dir meine Lunge geben.«
»Ich weiß, Alter«, sagte Henrik traurig. »Ich weiß.«
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