Nicolas Koch - Du sollst nicht morden

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Kein Buch der Welt deckt so ungeschönt menschliche Schattenseiten auf wie die Bibel: Da ermordet ein Bruder aus Neid den anderen, ein König tötet seinen Nachbarn, weil er scharf auf dessen Frau ist, und der nächste tötet, weil ihn die Gier nach dem Nachbarsgrundstück verzehrt … Die Anthologie „Du.Sollst.Nicht.Morden“ versammelt 12 Kriminalfälle der Bibel und versetzt sie – mehr oder weniger eng am Original bleibend – in die Gegenwart: Da werden Könige zu Abteilungsleitern, Weinbergbesitzer zu Hotelerben oder Maria wird zur Hartz IV-Empfängerin.

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NICOLAS KOCH (Hrsg.)

Die härtesten Kriminalfälle der Bibel Impressum Bibliografische Information - фото 1

Die härtesten Kriminalfälle der Bibel

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Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

ISBN 9783865066398

© 2013 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelgrafik: fotolia

Satz: Brendow PrintMedien, Moers

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

www.brendow-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel NICOLAS KOCH (Hrsg.) Die härtesten Kriminalfälle der Bibel

Impressum Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 9783865066398 © 2013 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers Titelgrafik: fotolia Satz: Brendow PrintMedien, Moers 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014 www.brendow-verlag.de

I. Abgesang auf einen König

JUTTA WILBERTZ

II. Machtkampf

BODO MARIO WOLTIRI

III. Botafogo

ALBRECHT GRALLE

IV. Der Finger Gottes

FABIAN VOGT

V. Der König ist tot

GITTA EDELMANN

VI. Kai und Axel

MISCHA BACH

VII. Tödliche Grundstücksgeschäfte

RAINER BUCK

VIII. Lea lügt nicht

REGINA SCHLEHECK

IX. Ein perfider Plan

MICKEY WIESE

X. Rufmord im Paradies

ANNEKATRIN WARNKE

XI. Der Rosenberg

GABRIELE KEISER

XII. Feel the heat!

HARRY MICHAEL LIEDTKE

Biblische Vorbilder/Inspirationsgrundlage

Die AutorInnen

I.

Abgesang auf einen König

JUTTA WILBERTZ

„Der spinnt doch! Jetzt müssen wir noch mal alles neu machen!“

Frustriert klappt Tanja die Mappe zu, die ich ihr vorbeigebracht habe. Ich versuche ein Lächeln, was mir nicht gelingt. Sie hat ja recht.

„Tut mir leid, ehrlich. Er wollte das so einfach nicht abzeichnen.“

Das sieht man – statt der erhofften Unterschriften unter den beiden Angeboten ist alles mit einem dicken roten Filzstift mehrfach wild durchgestrichen, dazu etliche Anmerkungen wie „unprofessionelle Formulierung“ und „Angebotspreis zu niedrig“, Letzteres mit fünf Ausrufezeichen.

„Aber uns rennt die Zeit weg – wenn wir jetzt nichts anbieten, springt der Kunde ab. Daniel hatte alles genau berechnet, und der König war doch einverstanden gestern, es ging nur noch um die formale Ausarbeitung!“

Auch das stimmt. Unser Chef, Paul Königsfeld, hatte abends mit Daniel in seinem Büro gesessen und die Kalkulationen durchgeschaut, er wirkte hochzufrieden und hat mir sogar ein Kompliment gemacht, als ich den Kaffee reinbrachte. Die beiden haben geplaudert und gelacht, es war schön; fast so wie früher, als es noch Spaß gemacht hat, die Assistentin des Chefs zu sein.

Aber diese Momente sind selten geworden. Heute Morgen war ich jedenfalls heilfroh, dass sein Büro, mit mir im Vorzimmer, ziemlich isoliert in der oberen Etage liegt. Hier sind sonst nur noch die Konferenzräume – peinlich, wenn jemand sein Fluchen und Toben gehört hätte. Er sei nur von Idioten umgeben, und Daniel sei der Schlimmste, der torpediere ihn mit voller Absicht. Und dann hörte ich einen lauten Rumms, vielleicht hat er etwas vom Schreibtisch gefegt, das kommt in letzter Zeit auch immer öfter vor.

Als seine Tür aufging, schnappte ich mir schnell den Telefonhörer und gab vor, mit einer Flugbuchung beschäftigt zu sein. Er würdigte mich keines Blickes und knallte nur die Mappe auf meinen Tisch.

Genau das macht Tanja auch gerade mit der Unterschriftenmappe – sie knallt sie auf ihren Schreibtisch und stößt einen frustrierten Schrei aus.

„Was ist denn nur los mit dem? Das macht er in letzter Zeit ständig! Ich verstehe überhaupt nicht, wie man so jemandem die Geschäftsführung überlassen kann. Irgendwann hat er alles kaputtgewirtschaftet.“

„Also, ich glaube, er säuft“, sagt Thomas, der schräg gegenüber von Tanja sitzt und bisher mit resigniertem Gesichtsausdruck zugehört hat. „Die klassische Persönlichkeitsveränderung. Du wirst es nicht glauben, aber früher war der echt ’ne Legende! Und ein toller Chef dazu!“

„Was?“ Tanja starrt ihn verblüfft an. Dann lacht sie kurz auf. „Der war gut! Du klangst ja richtig überzeugend.“

„Nein, wirklich! In der Krise damals hat er den Karren aus dem Dreck geholt!“ Nun mischt sich Hans-Peter ins Gespräch. Er sitzt mit seinem Kaffee auf Tanjas Schreibtischkante, die Personalabteilung, in der er arbeitet, ist direkt nebenan. „Ohne ihn wäre unsere Produktion heute in Tschechien. Und wir arbeitslos.“

Ja, es hatte wirklich alles auf Messers Schneide gestanden damals. Tanja ist ja noch relativ neu in der Firma, aber Thomas, Hans-Peter und ich, wir erinnern uns gut. Es war furchtbar, wir alle waren vor Angst wie gelähmt, denn in unserer Kleinstadt sind Jobs nicht gerade reich gesät. Aber Paul Königsfeld hatte gekämpft wie ein Löwe, um den Standort zu halten – und letzten Endes hatte er die Firmenleitung im fernen Amerika überzeugen können. Damals entstand sein Spitzname „der König“, und der war durchaus ernst gemeint: Er hatte uns gerettet.

„Er war großartig“, sage ich und setze tadelnd hinzu: „Und ich glaube nicht, dass er trinkt.“ Eigentlich wollte ich mich raushalten, immerhin bin ich seine persönliche Assistentin und im Prinzip eine loyale, vertrauenswürdige und diskrete Person, die Gespräche über ihren Chef tunlichst vermeidet. Aber ich bin auch nur ein Mensch – mit irgendwem muss ich reden. Er war mal jemand, auf den man sich verlassen konnte. Nun aber wechselt seine Stimmung von einer Minute auf die andere. Vielleicht trinkt er ja doch. Das wäre zumindest eine Erklärung für sein unberechenbares Verhalten – aber nein, das wüsste ich. Und deshalb ist das Ganze ja auch so … ja, es ist unheimlich. Eben noch der freundliche, souveräne und gut aussehende Chef, den ich so lange gewohnt war, dann plötzlich ein wild tobender Stier mit blutunterlaufenen Augen, der herumbrüllt und die Tür so heftig zuwirft, dass die Wände zittern. Und wieder fünf Minuten später niedergeschlagen und kleinlaut, sodass er mir leid tut. Dr. Jekyll oder Mr. Hyde, ich weiß nie, wen ich antreffe, wenn ich die Tür zu seinem Büro öffne. Und ich habe immer häufiger Magenschmerzen und schlafe schlecht.

„Der König als strahlender Held, na, ob ich das glauben kann …“ Tanja ist skeptisch. „Obwohl, wenn ich‘s mir überlege, als ich letztes Jahr hier angefangen habe, war er tatsächlich nicht so chaotisch. Da war er auch noch ein Herz und eine Seele mit Daniel – und hat nicht ständig auf ihm rumgehackt.“

„Der hat’s jetzt schwer“, sagt Thomas mitfühlend, „dabei hat der König ihn selbst in die Firma geholt und war völlig begeistert von ihm. Und er ist wirklich topp in seiner Arbeit!“

„Allerdings“, empört sich Tanja von Neuem, „total unfair! Der König ist doch bloß neidisch! Und Daniel lässt trotzdem nichts auf ihn kommen. Er will einfach nicht wahrhaben, dass der Alte ihn absichtlich ausbremst und dass das hier …“, sie hebt anklagend die Mappe hoch, „ … reine Schikane ist.“

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