„Warum denn nicht?“
Davids blaue Augen begannen zu leuchten und sie jedes Mal aufs Neue darin versinken wenn er sie ansah.
„Ganz einfach, - weil du für meinen Vater arbeitest“, sagte er und grinste sie dabei an. Sie blickte zum Haus und merkte, dass David sie immer noch in seinen Armen hielt und ihre Hände auf seinem Oberkörper lagen. Seine Hände lagen auf ihrer Hüfte und hielten sie fest. Emmas Bauch kribbelte, als ob Tausende von Schmetterlingen geradewegs los geflogen wären und ihre Beine gaben nach.
„David, so kommen wir nicht wirklich weiter“, mahnte sie.
„Emma.Es ist mir egal was oder wer du bist. Ich habe dich in meinem … im DaAbra gesehen und hatte nur noch Augen für dich. Ich habe …“
„Stopp! Wir hatten eine Nacht, - mehr nicht. Wir kennen uns noch nicht mal richtig. Mach es nicht kaputt. Es war zu schön … Lass dir alles noch mal durch den Kopf gehen, was du grade gesagt hast. Ich will nicht, dass … - versprich es mir …“
„Aber …“ Emma legte ihm ihre Finger an die Lippen die er sogleich küsste, schmiegte seine Wange an ihre Hand, ließ sie aber nicht los.
„Ich muss mir nichts durch den Kopf gehen lassen“, sagte er wurde aber von Emma unterbrochen.
„David denk drüber nach. Bitte“
„Aber …“
Emma schob ihn, bevor er weiter reden konnte sanft zur Seite, stieg in ihren Wagen und fuhr davon.
„Ich bin mir sicher! … Ich … Fuck! Ich liebe dich“, flüsterte er und lief zurück zum Haus.
Tränen waren in ihren Augen, als Emma die Hofeinfahrt hinausfuhr. Sie hatte sich in David Abraham verliebt und konnte es ihm nicht sagen, weil sie Angst hatte, dass sie recht behalten würde und sie doch zu verschieden waren.
Wie sollte sie die Reha hier weiter machen, wenn ständig David in ihrer Nähe war? Emma hatte keine Ahnung, aber irgendwie musste sie ihre Gefühle unter Kontrolle bringen.
„Wo hast du denn Emma kennengelernt?“ fragte Will, als David wieder das Haus betrat.
„Was? Ach … im DaAbra! Sie war das erste Mal da und ich habe mich ihrer angenommen, als ihr Drink sich über ihrem Oberteil ergoss“.
„David! Du hast doch nicht …“
„Doch! - Wir haben die Nacht zusammen verbracht. Im Club. Und ich muss sie wieder sehen. Ich habe mich in sie verliebt und ... Nein warte ... Ich liebe sie. Vater, ich habe noch nie bei einer Frau so gefühlt wie bei Emma.“
„Junge, ich wünsche dir ja das du endlich die Frau fürs Leben findest und ich wünsche mir auch das ich dann vielleicht … egal“. Den Satz mit den Enkelkindern sagte Will nun lieber nicht, denn er wusste wie David darauf reagierte.
„Aber dass du im Club - David du bist der Chef von dem Laden, das weißt du. Ich will dir nicht rein reden was du zu tun oder zu lassen hast, du bist alt genug mein Sohn, aber verführe nie ein Mädchen in deinem Club. Das schadet nur deinem Ruf.“
So wie es deinem geschadet hatte? - dachte sich David. Will Abraham hatte vor vielen Jahren eine Frau, - die am Ende zwar seine eigene wurde, in seinem Club verführt. Sie wurde schwanger und die Presse hatte es mitbekommen. Keine schöne Werbung für einen Club. Sie zerrissen ihn in der Luft. Wills Club war wie der von David heute, damals der angesagteste in der ganzen Stadt. Und dann wurde in allen Zeitungen über ihn geschrieben. Es begann eine Schlammschlacht über Tausende von Anwälten, was zur Folge hatte, dass Will seinen Club schließen konnte. David verdrehte nur die Augen, denn er kannte die Moralpredigten seines Vaters nur zu gut. Immerzu hörte er Sätze wie Tue dies nicht, lass das … Er hatte genug davon!
„Vater, ich weiß deine Sorgen wirklich zu schätzen,“ - auch wenn es nicht so war. „Aber ich bin wirklich alt genug. Vertrau mir einfach“.
„Na ja, deine Worte …“, fing er an wechselte dann aber schnell das Thema. „Vielleicht siehst du sie ja wirklich öfter. Emma ist nicht nur hübsch, jung und nett. Nein, sie ist auch talentiert und das will was heißen. Und glaub mir, mein Sohn - mit ihrer Hilfe werde ich in ein paar Monaten wieder laufen können.“
„Das hoffe ich doch“, sagte David und grinste, während Will nur mit dem Kopf schüttelte.
Nachdem Emma bei Will Abraham war, fuhr sie noch mal in das Reha-Zentrum um ihren Bericht abzugeben. Sie hatte Will gesagt, dass Sie morgen wieder kommen würde, um dann mit den Übungen zu beginnen. Sollte sie wirklich wieder dahin? Sie hatte eine Nacht mit David gehabt und sie hatte sie genossen, ihn nun jeden Tag zu sehen, ohne ihn anfassen zu dürfen, das konnte sie nicht. Und seit sie sich sicher war, dass sie ihn liebte, ohnehin nicht. Mit einem Seufzer stützte sie ihren Kopf auf ihre Hände. Was soll ich denn nun tun? Aber Emma hatte schon einen Plan. Sie würde immer erst am Abend, nach ihrer Schicht, zu Will fahren, dann, wenn David schon weg war. So konnte sie ihm aus dem Weg gehen und würde vielleicht besser mit ihren Gefühlen zu ihm klarkommen. Oh David!- dachte sie sich, bevor sie ihren Heimweg antrat.
David kam an anderen Morgen hastig zur Hintertür herein. Er sah fürchterlich aus. Die Haare standen in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab, er war nicht rasiert und seine Kleidung hatte auch schon bessere Tage gesehen. Sein Vater saß im Wintergarten am Tisch und frühstückte. David schenkte ihm keinerlei Beachtung, sondern marschierte geradewegs in das Haus, durch die Küche, ins Bad, ins Wohnzimmer und dann wieder nach draußen.
„Guten Morgen David.“
„Ähm, guten Morgen Paps“
Will sah erschrocken zu seinem Sohn. Paps? So hatte er ihn schon seit fünfundzwanzig Jahren nicht mehr genannt und das dann auch nur dann, wenn es ihm gut ging.
„Möchtest du vielleicht einen Kaffee?“, fragte Will.
„Hmm? Ähm ... nein danke“, antworte ihm David und blickte immer wieder auf seine Uhr.
„Wahrscheinlich besser so. So nervös wie du heute Morgen wieder bist, hattest du schon genug Kaffee“, sagte Will und blickte zu David, der noch immer hibbelig vor ihm stand. - „Hast du noch einen Termin?“
„Nein! Warum?“
„Weil du ständig auf deine Uhr schaust! Setz dich hin, du machst mich ganz nervös. Was ist denn los mit dir?“
David setzte sich verkehrt herum auf einen der vielen Stühle, die um den Tisch herumstanden und legte seine Hände auf die Lehne.
„Ach nichts. Ich dachte nur, dass vielleicht Emma schon hier wäre, weil … weil ich noch mal mit ihr reden wollte“.
„Hattest gestern wohl keinen Erfolg?“
„Nein! Sie wollte nicht hören, was ich zu sagen hatte. Sie hat gesagt wir sind zu verschieden. Paps, ich liebe diese Frau. Doch sie denkt nur, weil ich einen Klub besitze bin ich stinkreich und wir passen nicht zusammen“.
„Aber du bist stinkreich“.
„Eben nicht. Ich bin … Ich habe ein wenig mehr Geld als andere, aber deshalb bin ich nicht stinkreich. Warum versteht sie das nicht? Ich wohne nicht in einer Villa wie du. Ich wohne in einer Fabrikwohnung …“
„Die super schick, riesen groß ist und jede Menge gekostet hat.“
„Was allerdings nicht ich bezahlt habe“.
„Stimmt auch wieder“, lächelte Will und biss herzhaft in das Brötchen. „Soll ich mal mit ihr reden, wenn sie kommt?“ murmelte er mit vollem Mund.
„Nein,- lass mal. Ich mach das schon“, sagte er und stand auf. Vielleicht sollt er ihr einen Besuch abstatten im Reha-Zentrum und sie dann zwingen mit ihr zu reden. Nein, das war keine gute Idee, so käme er auch nicht weiter.
„Ich geh dann mal. Muss doch noch ein paar Einkäufe machen“.
David murmelte noch das Frauen so stur sein müssen vor sich hin und verschwand durch die Tür so wie er hereingekommen war – nervös und desorientiert!
„Oh mein Gott, das ich das nochmal mitmachen muss“, sagte Will während er David hinterher sah wie er in Gedanken verloren zu seinem Wagen ging. Völlig in seinen Gedanken versunken bemerkte er nicht wie Frieda, die Köchin des Hauses hereingekommen war. Sie war schon lange im Haus beschäftigt und kannte die Familie gut. Will hatte sie eingestellt, als seine Frau vor zwanzig Jahren gestorben war und seither kochte sie für ihn. Lange hatte sie auch noch für David mit gekocht, aber als er dann vor einigen Jahren auszog um selbstständig zu werden, kochte sie nur noch für Will allein.
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