„Ich dachte ich benötige noch eine Massage, bevor der Arbeitsalltag beginnt und da ich einen Freund habe der das super kann, - dachte ich mir ich komme mal her“.
„Das ist schön, komm bitte mit“, sagte der junge Mann und führte sie in eine der Kabinen. - „Dann leg dich mal hin, mach dich frei und ich hole solange das Öl“.
Emma hatte beschlossen sich an ihrem letzten freien Tag, bevor sie im Reha-Zentrum anfing, sich noch was Guten zu gönnen und sich von Kevin massieren zu lassen. Da er den Salon seines Vaters übernehmen würde, hatte er nicht so viel Glück gehabt wie sie und musste gleich am nächsten Tag nach der Prüfung im Salon stehen. Kevin kam mit einer Schale warmem Wasser und ein paar Fläschchen Öl zurück, die er ihr unter die Nase hielt.
„Ok, ich habe Eukalyptus, Orange, Zedernholz und einen mit Rosenduft“.
Emma entschied sich für Orangen-Duft Öl. Während Emma es sich auf der Liege bequem machte, träufelte Kevin das Öl in die kleine Schüssel mit Wasser.
„Wie ist es dir ergangen?“ fragte er sie, als er anfing sie an den Schultern zu massieren.
„Ganz gut. Gestern war ich mit Nelly noch einen Trinken. Dann hatte ich Sex, dann bin ich nach Hause und nun bin ich hier“.
„Du hattest … Sex. In dem Schuppen wo ihr wart? Aber sag mir nicht das du im TexHex warst“.
Das TexHex war eine Disco, in der die düsteren Gestalten der Stadt rum liefen. Im Grunde das krasse Gegenteil vom DaAbra.
„Emma sag das, das nicht wahr ist. Du hast nicht mit einem dieser düsteren Typen dein erstes Mal geteilt. Bitte Emma.“
Emma hatte Kevin erzählt, als sie vor längerer Zeit bei einem Kaffee zusammensaßen, dass sie noch unschuldig sei und auf den richtigen Warten wollte. Dass nicht er der Richtige sein würde wusste Kevin, das hatte Emma ihm schon früh gesagt. Sie wolle die Freundschaft zu ihm nicht aufs Spiel setzten, wenn sie miteinander Sex haben würden.
„Nein wo denkst du hin“, antwortete sie als Kevin anfing ihre Hüfte durch zu kneten.- „Wir waren im DaAbra “.
„Wooo?“ fragte er und hatte aufgehört zu kneten.
„Kevin, du hast mich verstanden. Also tue nicht so“.
„Emma du weißt aber schon, dass da nur die oberen Zehntausend rum rennen. Und du willst mir nicht erzählen, dass du dir da einen davon geschnappt hast“, sagte er als er wieder anfing sie weiter zu massieren.
„Nee. Ich glaub es war ein Angestellter oder der … Hausmeister“.
Kevin fing an zu lachen und forderte Emma auf sich zu drehen.
„Der Hausmeister! Wie kommst du darauf?“
„Naja er meinte er sei jeden Tag da und wer außer den Angestellten oder dem Hausmeister ist jeden Tag in einer Disco?“
„Hmm, der Chef zum Beispiel. Und welcher Hausmeister rennt abends oder nachts in einem Club rum?“
Emma hob den Kopf und stützte sich auf ihre Ellbogen und blickte Kevin erschrocken an.
„Nee Blödsinn. Der Chef vom DaAbra ist mindestens bestimmt sechzig Jahre alt und der sah ziemlich jung aus. Also kann das nicht der Chef sein. Und es gibt viele Hausmeister, die Abend Schicht haben. Aber lassen wir das … es war toll.“
Emma erzählte Kevin von David und schwärmte in den höchsten Tönen von ihm. Von seinem tollen Aussehen bis hin zu seinem Charme und wie toll er doch küssen konnte.
„Na hoffentlich irrst du dich nicht. Und nun leg dich wieder hin. Jetzt kommt nämlich das warme Gesichtstuch. Ich schau in fünf Minuten dann wieder nach dir“, sagte er, legte ihr das Tuch auf das Gesicht und verschwand, während Emma mit geschlossenen Augen auf der Liege lag und an David dachte. Emma fühlte sich wie neu geboren als sie eine halbe Stunde später den Salon verlassen hatte. Nun konnte ihr neues Leben beginnen. Und vielleicht sah sie ja bald David wieder, der ihr seid der gemeinsamen Nacht nicht mehr aus dem Kopf ging.
Am darauf folgenden Samstag war die Disco wieder brechend voll. David begrüßte seine Gäste wie immer persönlich an der Tür. Eine mühselige Sache, aber er hatte auf seinen Vater gehört, der meinte der Chef müsste präsent sein wenn die Gäste kommen. Die wenigsten der Gäste interessierte es, ob er sie nun begrüßt hatte oder nicht. Aber egal. An diesem Abend schaute er sich jede Frau genau an. David hatte den Abend mit Emma genossen und wollte sie wieder sehen. Vielleicht wollte sie das ja auch und kam heute wieder, aber nachdem der Letzte drinnen war musste er feststellen, dass sie nicht dabei war.
„Na David - Ist sie nicht da?“ fragte Billy, der hinter ihn getreten war.
„Nein“, antwortete ihm David etwas enttäuscht.
„Vielleicht war es für sie doch nur eine einmalige Geschichte“.
David blickte Billy etwas irritiert an und runzelte die Stirn.
„Na, ich bin ja nicht blind und blöd auch nicht. Ich habe gesehen, wie du mit ihr in die Wäschekammer bist, aber nicht mehr raus … eins und eins sind zwei. Verstehst du was ich meine?“
Er nickte und drehte sich dann weg.
„Aber schön war es trotzdem“, murmelte er und ging in sein Büro, wo er wieder den ganzen Abend saß und an Emma dachte. Wann würde er diese Frau wieder sehen, die ihm seit ihrer gemeinsamen Nacht im Kopf umher schwirrte?
Überraschendes Wiedersehen
In der kommenden Woche wurde Emma ins Büro der Stationsschwester gerufen. Sie wollte eigentlich David am Wochenende wieder sehen hatte sich es dann aber doch anders überlegt und blieb zu Hause. Mittlerweile waren zwei Wochen seit ihrer gemeinsamen Nacht vergangen und sie vermisste ihn schrecklich. Immer wieder musste sie über sich selber schmunzeln, denn bisher war es ihr noch nie passiert, dass sie einen Mann kennengelernt hatte, der ihr sofort sympathisch war. Emma musste sich eingestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Liebe auf den ersten Blick sozusagen. Emma klopfte an die Tür und trat ein.
„Sie wollten mich sprechen?“
„Emma, Sie haben sich doch gut bei uns eingewöhnt, oder?“
„Ja natürlich“
„Gut, dann können wir sie nun auch in die Obhut unseres schwierigsten Patienten übergeben. Herr Abraham sitzt seit einem Unfall vor sechs Monaten im Rollstuhl, weigert sich die Reha hier im Zentrum zu machen und hat, - das muss ich leider zugeben schon drei Physiotherapeuten zum Teufel gejagt.“
„Und nun soll ich …“
„Ihr Glück versuchen. Sie sind jung und haben Ausdauer. Und sie können zurück bläffen. Das habe ich gesehen.“
„Hmm … Versuchen kann ich es ja mal. Und wo wohnt dieser Mensch“.
„Ich schreib es Ihnen auf, dann können sie gleich los wenn Sie wollen“.
In Emmas Dienstplan stand nichts mehr, das sie noch erledigen musste daher war es kein Problem, das sie gleich hinfuhr. Dreißig Minuten später stand sie vor dem Tor der riesigen Villa und klingelte. Eine ältere Dame machte auf und erkundigte sich, was sie wolle. Nachdem Emma ihr gesagt hatte, dass sie vom Reha-Zentrum käme, verzog sich ihre Miene zu einem Nichts sagenden etwas. In Emmas Augen war dies so viel wie Willkommen in der Hölle.
Sie wurde in das geräumige Wohnzimmer gebracht und kurz darauf kam auch schon der Herr des Hauses. Will Abraham saß in seinem Rollstuhl und machte keinen netten Eindruck.
„Guten Tag. Sie sind die neue Gymnastiktante.“
„Ihre neue Physiotherapeutin. Ja, das bin ich. Mein Name ist Emma Jakobson“.
„Hübsch. Dann hoffe ich doch das Sie das besser machen als diese alten Weiber, die meinten sie brächten mich innerhalb von sechs Monaten wieder auf die Beine“.
„Ok, dann wollen wir mal sehen … zuerst sollte ich wissen, wie das passiert ist. Und dann schauen wir nach ihren Reflexen und dann fangen wir mit leichten Massagen an“.
Will Abraham erzählte ihr, dass er einen Unfall mit dem Motorrad seines Sohnes hatte, - obwohl er es nie hätte fahren dürfen. Sich dabei das Bein zerschmettert hatte und er seither im Rollstuhl saß. Die Ärzte hatten nach der Operation alles gemacht was sie konnten und nun musste er von ganz allein Mithilfe einer Reha-Assistentin wieder laufen lernen. So schlimm war er doch gar nicht. Man durfte nur nicht blöd werden und ihm zwingen dann wäre alles kein Problem , -dachte sich Emma, während sie Will zuhörte.
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